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Klimagipfel COP28UAE im Jahr der neuen Klimarekorde

Klimagipfel COP28UAE

Klimagipfel COP28UAE: Die Verhandlungen der Weltklimakonferenz in Dubai gehen weiter. 2023 war ein Jahr des Extremwetters.

Dubai (KNA, dpa, iz). Bei der Weltklimakonferenz in Dubai geht das Ringen um den Ausstieg aus fossilen Energieträgern weiter. Der Gastgeber und Präsident der Vereinigten Arabischen Emirate, Sultan Ahmed al-Dschaber, betonte bei einer Pressekonferenz am Montag, dass er Daten und Fakten aus der Wissenschaft vollumfänglich respektiere.

Zugleich kritisierte er eine einseitige Medienberichterstattung. Man solle die Konferenz danach beurteilen, was sie am Ende geliefert habe, so al-Dschaber.

UN-Emissionsbericht

Foto: COP28 / Christopher Pike), via flickr | Lizenz: CC BY-NC-SA 2.0

Beratungen auf dem Klimagipfel bis zum 12. Dezember

Bis 12. Dezember beraten Wissenschaftler, Politiker und Vertreter der Zivilgesellschaft über den Kampf gegen den Klimawandel und den Stand bei der Umsetzung des Klimaabkommens von Paris. Das 2015 geschlossene Abkommen sieht vor, den Anstieg der globalen Durchschnittstemperatur im Vergleich zum vorindustriellen Niveau auf unter 2 Grad zu begrenzen, nach Möglichkeit auf unter 1,5 Grad.

Am Wochenende hatte unter anderem der britische „Guardian“ Details aus einer Veranstaltung vom 21. November öffentlich gemacht. Darin wird al-Dschaber mit den Worten zitiert, es gebe „keine wissenschaftlichen Erkenntnisse“, die darauf hinwiesen, dass ein Ausstieg aus fossilen Brennstoffen erforderlich sei, um die globale Erwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen.

Später soll der Präsident hinzugefügt haben: „Zeigen Sie mir den Fahrplan für einen Ausstieg aus fossilen Brennstoffen, der eine nachhaltige sozioökonomische Entwicklung ermöglicht; es sei denn, Sie wollen die Welt wieder in der Höhle leben lassen.“

Bei der Pressekonferenz betonte der Vorsitzende des Weltklimarates IPCC, James Skea, es gebe unter Wissenschaftlern einen Konsens, dass bis 2050 der Erdölverbrauch deutlich zu reduzieren sei und der Ausstieg aus der Kohlenutzung erfolgt sein müsse. Andernfalls ließe sich das 1,5-Grad-Ziel nicht halten.

Foto: Michael D., Unsplash

Das Jahr der Klima-„Rekorde“

Extreme Hitze. Extremer Regen. Extreme Stürme. Im Jahr 2023 ist die Klimakrise in aller Welt zu spüren gewesen. Allein in Mitteleuropa und dem Mittelmeerraum waren Millionen Menschen betroffen: Im Juli gab es fast 50 Grad auf Sardinien, im August die verheerenden Waldbrände in Griechenland. Im September erschütterte eine schreckliche Starkregen-Katastrophe in Libyen mit Tausenden Toten.

Das laufende Jahr ist das wärmste seit Beginn der Industrialisierung. So hält es der EU-Klimawandeldienst Copernicus für ausgeschlossen, dass die verbleibenden Dezembertage am Hitzerekord 2023 noch etwas ändern. Einschließlich November habe die global gemittelte Temperatur 1,46 Grad über dem Durchschnitt der Jahre 1850 bis 1900 gelegen.

Bislang war 2016 das heißeste Jahr mit plus 1,3 Grad. Möglicherweise ist 2023 das wärmste Jahr seit Zehntausenden Jahren. Natürlich gab es da noch keine Messungen, aber die Wissenschaft kann mit der Analyse uralter Luftblasen tief im Eis auf das Klima in grauer Vorzeit schließen.

Die schlechte Nachricht: Mehr Extremereignisse sind auf Jahrzehnte hinaus vorprogrammiert – auch wenn die Treibhausgasemissionen rasch reduziert würden. „Der negative Trend wird sich bis in die 2060er Jahre fortsetzen“, sagt der Chef der Weltwetterorganisation (WMO), Petteri Taalas. Das liegt an den bereits ausgestoßenen Treibhausgasen, die noch so lange in der Atmosphäre wirken.

„Und bei den Berggletschern haben wir den Kampf schon verloren“, sagt er. „Wir erwarten, dass sie bis Ende des Jahrhunderts völlig geschmolzen sind.“ Der schädliche Treibhausgasausstoß müsse aber jetzt dringend so gedrosselt werden, damit die heutigen Kinder und ihre Nachkommen ab den 2060er Jahren ein besseres Klima erleben.

Buchmarkt 2022

Foto: Benita Welter

Mehr als 2.400 Lobbyisten der fossilen Energie

Dubai soll den Ausstieg aus Kohle, Öl und Gas besiegeln – doch nicht nur etliche Staaten, sondern auch Scharen von Lobbyisten stemmen sich dagegen: Auf dem Treffen sind nach einer Datenanalyse von Aktivisten mindestens 2.456 Vertreter der Kohle-, Öl- und Gasindustrie ganz offiziell akkreditiert, vier Mal mehr als in Ägypten vergangenes Jahr.

Das gab die Koalition „Kick Big Polluters Out“ am Dienstag bekannt, die unter anderem von den Organisationen Global Witness, Transparency International, Greenpeace und dem Climate Action Network getragen wird. Ausgewertet wurden öffentlich zugängliche Daten des UN-Klimasekretariats UNFCCC.

Der Analyse zufolge haben die Lobbyisten mehr Zugangspässe erhalten als alle Delegationen der zehn durch die Erderwärmung verwundbarsten Staaten. Somalia, der Tschad, Niger, Guinea-Bissau, Mikronesien, Tonga, Eritrea sowie der Sudan, Liberia und die Solomonen stellen demnach zusammen lediglich 1.509 Delegierte.e beim COP24UAE

Der deutsche Klimaforscher Ottmar Edenhofer ist vom Einfluss der Lobby nicht überrascht. Der Großteil der Reserven an Kohle, Öl und Gas müsse künftig im Boden bleiben, „was ja im Kern bedeutet, dass die Vermögen von Öl, Kohle und Gas entwertet werden“, sagte der Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung der Deutschen Presse-Agentur. „Dass das nicht einfach so hingenommen wird, sondern dass die dann versuchen, sich dagegen zu wehren – damit musste man rechnen.»

Der deutsche Entwicklungsstaatssekretär Jochen Flasbarth sagte mit Blick auf den Ausstieg aus den Fossilen, auf der COP28 seien „viele unterwegs, denen das nicht richtig passt“. Es gebe heftige Debatten, doch sei dies „das letzte Aufflackern der fossilen Welt“. Unter anderem hatte Anfang der Woche der Ölstaat Saudi-Arabien öffentlich Widerstand bekundet.

Zur Zahl der Lobbyisten für Kohle, Öl und Gas sagte Flasbarth: „Ich bin da ganz entspannt.“ Er habe nie wahrgenommen, dass auf Lobbyisten bei den Klimakonferenzen eins zu eins gehört werde. Und auch die Umwelt-NGOs hätten großen Einfluss. „Insofern ist es richtig, dass wir die Türen dieser Klimakonferenzen seit jeher immer offen gehalten haben. Und dann werden sich die Argumente schon richten – da bin ich mir ganz sicher.“

Misereor zieht positive Zwischenbilanz

Eine positive Zwischenbilanz der Konferenz zog das Hilfswerk Misereor. Das Treffen sei mit einer starken Entscheidung gestartet, sagte Madeleine Wörner der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).

Die energiepolitische Expertin des Hilfswerks bezog sich auf den direkt zu Beginn der Zusammenkunft eingerichteten Fonds für Schäden und Verluste, der Ländern bei der Bewältigung der schon jetzt eingetretenen Folgen des Klimawandels helfen soll. Ein solcher Schritt sei vor eineinhalb Jahren noch undenkbar gewesen.

„Wir begrüßen diese Entwicklung sehr, denn gerade für unsere Partnerinnen und Partner im Globalen Süden ist er überlebenswichtig. Immerhin sind es die Menschen in diesen Ländern, die schon heute die drastischen Auswirkungen der Klimakrise spüren und die Verluste und Schäden tragen“, betonte Wörner. „Diese Entscheidung hat der Konferenz eine enorme Aufbruchstimmung gegeben – auch wenn die monetären Zusagen selbstverständlich noch nicht annähernd ausreichend sind.“

Superreiche leben wie ökologische Vandalen

Berlin (dpa). Die Superreichen in aller Welt leben einer Oxfam-Studie zufolge wie ökologische Vandalen. Sie verursachen demnach zigfach mehr klimaschädliche Treibhausgase als der Rest der Menschheit. Dagegen bleiben die Pro-Kopf-Emissionen der ärmeren Hälfte der Weltbevölkerung auch 2030 weit unter der angestrebten 1,5-Grad-Grenze bei der Erderhitzung. Die reichsten zehn Prozent überschreiten 2030 den Wert aber voraussichtlich um das Neunfache, das reichste Prozent sogar um das 30-fache.

Die Studie wurde von Oxfam auf der Weltklimakonferenz in Glasgow vorgestellt. Sie beruht nach Angaben der Entwicklungsorganisation auf Untersuchungen des Instituts für Europäische Umweltpolitik (IEEP) und des Stockholmer Umweltinstituts (SEI).

Das reichste ein Prozent – das sind weniger Menschen als die Bevölkerung Deutschlands – wird laut Oxfam bis 2030 für 16 Prozent der globalen Gesamtemissionen verantwortlich sein. Nafkote Dabi, Klimaexpertin bei Oxfam, sagte dazu: „Eine kleine Elite gönnt sich einen Freifahrtschein für die Zerstörung unseres Klimas.“ Dies habe katastrophale Folgen für Millionen Menschen, die bereits jetzt mit tödlichen Stürmen, Hunger und Not konfrontiert seien. Mit einem einzigen Weltraumflug verursache ein Milliardär mehr Emissionen, als jemand aus der ärmsten Milliarde Menschen in einem ganzen Leben zusammenbringe.

Die Studie zeigt den Angaben zufolge zudem, dass sich die geografische Verteilung bei den Treibhausgasemissionen zunehmend nicht mehr hauptsächlich aus den traditionellen Industrieländern zusammensetzt. Fast ein Viertel (23 Prozent) des reichsten ein Prozent werden Chinesen sein und ein Zehntel (elf Prozent) Inder.

Tim Gore, Autor der Studie bei IEEP, erklärte dazu, Regierungen müssten ihre Maßnahmen auf die extrem Reichen ausrichten. „Dazu gehören sowohl Maßnahmen zur Einschränkung des CO2-Verbrauchs für Luxusgüter wie Megajachten, Privatjets und private Raumfahrt, als auch zur Begrenzung klimaintensiver Investitionen wie Aktienbesitz in der fossilen Brennstoffindustrie.“

Erst am Donnerstag war EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen wegen eines rund 20-minütigen Charterflugs aus Wien nach Bratislava in die Kritik geraten. Sowohl vom Europäischen Steuerzahlerbund als auch aus dem Bundestag kamen deutliche Worte. Der Flug sei eine „ökologische Sünde“, sagte der Generalsekretär des Steuerzahlerbundes, Michael Jäger, der „Bild“-Zeitung.

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