Die Türkei schafft Korridore für militärischen Nachschub kurdischer Einheiten

(iz/anadolu). Der türkische Außenminister Mevlut Cavusoglu bestätigt, dass die Türkei ab sofort Korridore für paramilitärische Verbände kurdischer Milizen aus dem Irak schaffen werde, wie die türkische Nachrichtenagentur Anadolu berichtet. So solle eine militärische Versorgung der eingekesselten Stadt Kobane (Ain al-Arab) im Norden Syriens gesichert werden. Massoud Barzani, Präsident der Autonomen Region Kurdistans, hatte zuvor um Erlaubnis zur Passierung der Türkei durch Peshmerga-Einheiten gebeten.

Mitte September startete die Terrormiliz IS eine Großoffensive auf die kurdische Enklave an der Grenze zur Türkei. Seit dem war eine Debatte um die Rolle der Türkei im Krieg im Nachbarland entbrannt. Die Stadt Kobane wird vornehmlich von kurdischen Kämpfern der YPG gehalten, die von den türkischen Behörden als syrischen Ableger der PKK verstanden wird, welche von der Türkei, wie auch von der EU und den USA, als Terrororganisation eingestuft wird. Aber auch Kämpfer der Freien Syrischen Armee, den von der Türkei im syrischen Bürgerkrieg unterstützten Rebellen, haben Stellungen gegen die IS in Kobane bezogen.

Die türkische Regierung betonte noch am Sonntag, sie werde keine Waffen an die PKK liefern, so auch nicht an PKK-nahe Gruppen. Die Nato erhöht den Druck auf Präsident Erdogan und verlangt weiterhin eine Bodenoffensive der türkischen Armee gegen die Terrormiliz IS. Die Türkei möchte aber keinen Alleingang wagen und verlangt stärkere Beteiligung der Partner, besonders auch bei der Aufnahme von Flüchtlingen.

Indessen warfen US-amerikanische Flugzeuge Waffenlieferungen an die kurdischen Einheiten in Kobane ab. International gab es Diskussionen darüber, ob die Luftschläge seitens der US-Luftwaffe und Verbündeter in Syrien und dem Irak überhaupt effektiv seien. Einige kurdische Offizielle, wie auch andere Rebellengruppen in Syrien, verlangen weiterhin Unterstützung auf dem Boden durch Verbündete. „Wir unterstützen Peshmerga-Truppen dabei nach Kobane zu gelangen“, sicherte nun aber der türkische Außenminister Mevlut Cavusoglu zu.

Unterdessen gaben FSA und YPG bekannt, ihnen sei es gelungen die IS-Kämpfer aus einigen zuvor eroberten Teilen der Stadt zurückzudrängen.

Eskalation in St. Georg: In Hamburg kam es zu Randale und gewaltsamen Ausschreitungen

Hamburg (dpa/iz). Das derzeitige Drama im syrisch-türkischen Grenzgebiet hat nach Ansicht deutscher Muslime das Potenzial, zu Spannungen innerhalb der muslimischen Community sowie zwischen unterschiedlichen Exilgruppen zu führen beziehungsweise bestehende noch zu steigern. In den sozialen Netzen dominierte der Wunsch nach Harmonie innerhalb der Gemeinschaft sowie das Verlangen, dass es nicht zu einem Überschwappen der Konfliktes nach Deutschland kommt.

Aktueller Anlass waren Ausschreitungen am Abend des 07. Oktobers in Folge einer friedlichen Spontandemonstration von Kurden in der Hamburger Innenstadt gegen den wahrscheinlichen Fall der syrischen Stadt Kobane an Kämpfer des syrisch-irakischen Islamischen Staates. Später zogen Demonstranten in den Stadtteil St. Georg weiter. Zu einer Eskalation kam es, nachdem radikalisierte, mutmaßliche Sympathisanten der PKK auf ebenso aufgeheizte, mutmaßliche „Salafisten“ trafen. Das ganze spielte sich unter anderem vor der Al-Nur-Moschee in St. Georg ab, wie ein Sprecher der Polizei am Mittwoch sagte.

Dort stellten sich ihnen den Angaben zufolge etwa 400 mutmaßliche „Salafisten“ entgegen. Zwischen Mitgliedern beider Gruppen, die teilweise bewaffnet gewesen sein sollen, habe es „gewalttätige körperliche Auseinandersetzungen“ gegeben. Ein dpa-Fotograf vor Ort berichtete in der Nacht, die Polizei habe die Zufahrtsstraßen zur Moschee komplett abgesperrt. Einsatzwagen blockierten den Sichtkontakt zwischen den Gruppen. Die Lage sei „ausgesprochen gewalttätig“ gewesen. Die Polizei setzte Wasserwerfer ein, um die Parteien zu trennen. Verletzte wurden in Krankenhäuser gebracht, wie ein Sprecher der Feuerwehr sagte. Der Einsatz dauerte bis zum frühen Morgen an.

Erschwerend kam hinzu, dass nach Berichten in den sozialen Netzerken Facebook und Twitter „Salafisten“ die betroffene Moschee gegen den Willen ihrer Betreiber besetzt haben sollen. Vermittlungs- beziehungsweise Deeskalationsversuche seitens der SCHURA Hamburg, einem Zusammenschluss Hamburger Moscheegemeinden, sollen erfolglos geblieben sein. Nach Angaben eines SCHURA-Vertreters gegenüber der Hamburger Lokalpresse sei die Polizei bei der Moscheebesetzung „überfordert“ gewesen. MAn habe es versäumt, die Besetzer aus der Moschee zu lassen beziehungsweise zu räumen, wodurch normale Mitglieder und Besucher zwischen die Fronten geraten seien.

Erklärung der betroffenen Al-Nur-Moschee vom 8.10.2014:
http://www.alnour-moschee.com/index.php/de/