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Die Nafs des Künstlers in der Moderne

kunst kreativität Künstler

Künstler, ob Dichter, Architekten, Maler oder Schriftsteller, waren ein wesentlicher Bestandteil der menschlichen Erfahrung. (Traversing Tradition).  Als ich in London lebte und mein Masterstudium absolvierte, ging ich oft in die […]

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Kunst und Einheit. Das Verhältnis von Kreativität zur göttlichen Einheit

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Kunst wird im Islam dann spannend, wenn sie einen Bezug von der Kreativität zur göttlichen Einheit herstellt. (iz). Von Allah kommen wir und zu Ihm kehren wir zurück. Was wir […]

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Über Kunst und Gott: „Eine Tochter der Freiheit“

Kunst

Kunst: Ohne den Bezug zur Schönheit droht die islamische Lebenserfahrung in einem kalten System von Gesetzen zu erstarren. (iz). Seit Menschen denken, beschäftigt sie das Phänomen der Schönheit. Warum findet […]

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Das Werk verweist auf den Schöpfer

Die Vielfalt der künstlerischen Stile in der islamischen Welt ist eine Reflexion ihrer Fähigkeit, durch verschiedene Landschaften und Kultur hindurch zu scheinen. Sie bietet „eine grundlegende ästhetische Einheit innerhalb der […]

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Kalligraphie ist einer der originellsten Beiträge der muslimischen Welt zur Kunst

Kalligraphie ist zweifelsohne der originellste Beitrag der muslimischen Welt zu den bildenden Künsten. Für Muslime ist die Kunst des Schönschreibens zuerst eine religiöse Erfahrung. Die meisten Nichtmuslime im Westen schätzen […]

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Kunst spiegelt das Verhältnis zu Gott und zur Welt wider

(iz). Seit Menschen denken, beschäftigt sie das Phänomen der Schönheit. Warum findet man etwas schön, unter welchen Voraussetzungen erfahren wir das Schöne und wie stehen wir heute zu den Werken der Klassik? „Wer mit dem Schönen und Göttlichen umgeht, wird selbst schön und göttlich“, lehrte Platon. Nach seiner Philosophie erkennt der Mensch das Erhabene in sich und Anderen, dann in den Seelen und so findet er zu der übergeordneten, allgemeinen Idee des Schönen. Über viele Jahrhunderte waren diese Erfahrungen mit der Existenz des Göttlichen verknüpft. Bis in die moderne Dichtung war dieser Leitgedanke stets präsent. „Alle, die in Schönheit gehn, werden in Schönheit auferstehn“, heißt es in einem Gedicht Rainer Maria Rilkes.

In der heutigen Zeit, geprägt von der Entzauberung der Welt, sind die gewohnten Begriffe kompliziert geworden. Die Erfahrung des Schönen, die Beschreibung der Schönheit dreht sich um die Frage, ob sich das Phänomen allein aus der subjektiven Bestimmung des Individuums oder aus objektiven Kriterien heraus ableiten lässt. Die moderne Kunst spiegelt diese Verunsicherung, die mit den scheinbar allgemein gültigen Eigenschaften der Ästhetik einhergehen. Sie bietet keine verbindliche Definition an, sondern fordert auf, über das Wesen des Schönen nachzudenken. Die Objektivisten vertreten in diesem Kontext die Ansicht, dass Schönheit ein geistesunabhängiges Merkmal der Dinge ist. Die Gegenposition ist der Auffassung, dass der Einzelne oder eine Gruppe von Menschen dieses Urteil fällen.

Die Debatte um diese Fragen reicht weit zurück in die deutsche Geistesgeschichte. Ästhetische Urteile basieren nach Kant auf privaten, subjektiven Empfindungen des Gefallens oder der Abneigung, der Lust oder Unlust. Schönheit sei eine „Zweckmässigkeit ohne Zweck“. Der Philosoph stellt fest: Über das Angenehme lässt sich nicht streiten, denn jeder empfindet etwas anderes als angenehm. Ästhetische Urteile dagegen sind zwar persönlichen Ursprungs, sie haben jedoch Anspruch auf Allgemeingültigkeit. Nach dieser Logik bedeutet es, über die Schönheit eines Gegenstandes zu richten, zugleich, ein Urteil zu fällen, dem auch andere zustimmen müssten. Die Kunst und der mögliche Konsens über das Schöne und Wahre, wird zu der eigentlichen kulturstiftenden Kraft einer Epoche. Sie tritt damit zunehmend in Konkurrenz zur Religion.

Für Schiller ist die Kunst eine Tochter der Freiheit. „Lebe mit deinem Jahrhundert, aber sei nicht sein Geschöpf, leiste deinen Zeitgenossen, aber was sie bedürfen, nicht was sie loben“, schreibt er in seinen Briefen über die ästhetische Erziehung. Für den Dichter ist der Mensch ganz Mensch, wo er spielt, dichtet und erschafft und sich in seiner Freiheit von persönlichen Begierden, aber auch von den Machenschaften und den Zwängen des Politischen fernhält. Die Anschauung des Schönen schafft einen mittleren Zustand, in einer glücklichen Mitte zwischen den Gesetzen der Gesellschaft und den Bedürfnissen des Einzelnen. Seine Maximen führen ihn von der Schönheit zur Wahrheit und schließlich zur Pflicht. „Der Mensch in seinem physischen Zustand erleidet bloß die Macht der Natur, er entledigt sich dieser Macht in dem ästhetischen Zustand, und er beherrscht sie in dem Moralischen“, fasst Schiller seine Philosophie zusammen.

Wie kommt man aber in diesen Zustand? Der freie Mensch lässt sich möglichst unvoreingenommen von den herrschenden religiösen Überzeugungen auf die Objekte ein. In den Mittelpunkt der Erfahrung rückt dabei der Betrachter selbst, der, in aller Offenheit, seinen Blick auf das Ding an sich richtete. Der chinesische Maler Wang Yüan Ch’i ermahnte seine Schüler, die das Wesen einer Kiefer erfassen wollten, von der Kiefer selbst zu lernen. Dabei sollte nicht ihr Ego für eine Abwägung oder Kategorisierung gebraucht werden. Die Aufgabe war es vielmehr, in das Objekt einzudringen, bis ihnen ihr unergründliches Wesen offenbart wird. In seinem Text „Über die Seele“ (1917) ergänzt Herman Hesse, dass nur mit einem Schauen, das reine Betrachtung ist, die Seele der Dinge, also ihre Schönheit, erscheint. Diese Phänomenologie erlaubte eine Form der religiös anmutenden Erfahrung, ohne sich gleichzeitig auf eine konkrete Religion einzulassen.

Die moderne Kunst stellt mit dem Ende der Metaphysik und ihrer allgemeinverbindlichen Gewissheiten zunehmend die traditionellen Konventionen und Ursprünge der Welt in Frage. Françoise Gillot, Lebensgefährtin des spanischen Künstlers Picasso, berichtet („Mein Leben mit Picasso“) über das Kunstverständnis des Malers. Für ihn sei die Kunst der Griechen von ihren gemeinsamen Regeln und Traditionen bestimmt gewesen, diese Überzeugungen gerieten in Vergessenheit, es begann der Individualismus, der Impressionismus und damit das Ende der klassischen Malerei. Die Werke verstanden sich nicht mehr als Lobpreisung des Göttlichen, sie drückten eine individuelle Erfahrung aus. Die Kunst wurde zur Religion des Säkularen. Was sich dem Menschen in den Kunstwerken offenbarte, war nicht unbedingt Ausdruck der Nähe zu der Existenz eines Gottes oder einer transzendenten Idee.

Spätestens seit den Erfahrungen der Weltkriege verstanden sich die Künstler als Teil einer revolutionären Kraft. Ihre Überzeugung war es, dass eine wahre Kunst die erlebte Zerstörung durch die Ideologien reflektieren müsse. Pablo Picasso verewigt diese Sicht mit seinem Bild über Guernica, einer von einem deutschen Luftangriff zerstörten Stadt. Dadaisten und Surrealisten kämpften gegen das bürgerliche Verständnis der Kunst an. Die Entfernung zu den Ursprüngen aller Werke war nicht mehr zu übersehen.

In der Malerei, in der Dichtung, in der Musik wurde experimentiert, provoziert und schockiert. In den Museen trafen die Menschen auf Kunstwerke, die die Sehgewohnheiten vergangener Jahrhunderte in Frage stellten. Das Bürgertum empörte sich über die Zumutungen oft mit der Klage: Das ist nicht schön! Die Künstler selbst wurden Teil einer Avantgarde, ihre Werke mutierten nur wenige Jahrzehnte später zu teuer verkauften Konsumartikeln. Die Kommerzialisierung der Kunst war nicht aufzuhalten. „Kunst hat immer die Kraft, Menschen zu begeistern und kulturelle und geistige Transformationen zu beflügeln. Das wird aber nicht gelingen, solange der Kunstbetrieb total kommerzialisiert ist und sich, was Kunst ist, nicht durch Schönheit, sondern durch seinen Marktwert definiert“, kritisiert der Philosoph Christoph Quarch diesen Trend. Auch wenn immer mehr Museen gebaut werden, der Traum einer revolutionären, weltverändernden Kunst gehört heute längst der Kunstgeschichte an.

In der islamischen Welt war über Jahrhunderte die Kunst traditionellen Normen unterworfen. Der niederländische Schriftsteller Cees Nooteboom hielt das muslimische Kunstverständnis zunächst für unmenschlich. „Es gibt kein Gesicht und keine Gestalt, an denen man sich festhalten kann, die Religion lässt keine menschliche Darstellungen zu, diese Kunst ist nichts als Form, Konstruktion und Geometrie.“ Später erkannte er bei einem Besuch der Alhambra in Granada eine andere Dimension, er entdeckte in den Verzierungen, den Arabesken, eine Schrift und damit einen Raum, der sich mit fließenden Worten selbst beschreibt. Auf diese Weise ergriffen, ahnte er, dass nicht nur die Menschen Reisende sind, sondern ebenso der Kosmos und die Buchstaben in steter Bewegung sind. Die Schönheit dieser Erfahrung spiegelt sich in jeder Zeile, die dem Dichter in seinem Text („Der Blinde und die Schrift“) zufließen.

Navid Kermani beschreibt in seinem Buch „Gott ist schön“ die Ästhetik des Islams und verweist darauf, dass der Qur’an selbst Zeugnis über seine ästhetische Wirkung gibt: „Gott hat herabgesandt die schönste Kunde“ (Az-Zumar, Sure 39, 23). Für Kermani dominieren die ethisch-moralischen und für die Gesetzgebung und die gesellschaftliche Normgebung relevanten Elemente den heutigen Eindruck über das Leben der Muslime. Der Qur’an ist keine Poesie, aber die Erfahrungen der Schönheit, insbesondere die Harmonie der Rezitation, gehört zu einer ganzheitlichen Lebenspraxis dazu. „Im kulturellen Gedächtnis der muslimischen Gemeinde tritt ihr Verlangen, den Koran zu hören, als ein ästhetisches auf, wird davon ausgegangen, daß es – nicht allein, aber doch als ein wesentlicher Faktor, die sprachliche Gestalt des Textes war, die auf die Zeitgenossen Muhammads wirkten“, schreibt er. In vielen Moscheen, unabhängig davon, ob die Gläubigen arabisch-sprachig sind oder nicht, ist das Wunder dieser Vermittlung heute zu beobachten. Liebe und spirituelle Erfahrungen sind für Kermani aus dem Mittelpunkt einer maßvoll ausgeübten Religion nicht wegzudenken. Ohne den Bezug zur Schönheit, argumentiert der Schriftsteller, droht die islamische Lebenserfahrung in einem kalten System von Gesetzen zu erstarren. Hier mag man sich wieder an die Philosophie Schillers erinnern und an seine Mahnung, die Lebenskunst und die Freiheit in ihrer Einheit zu verstehen. Unter den Verhältnissen des Zwanges entfaltet sich keine Schönheit.

Wer auf der Reise nach Mekka die Millionen Pilger gesehen hat, die um das Haus Allahs kreisen, wird dies mit dem Begriff der Harmonie verbinden. Mensch, Schöpfung und Schöpfer bleiben aufeinander bezogen. Es ergibt sich eine Gestalt, die aus mehr besteht als nur aus ihren Teilen. In ihrem Grundkern wirkt die ästhetische Erfahrung unverändert fort. In Qadi Ijads „Asch-Schifa“ findet sich ein Kapitel zur Schönheit des Propheten. Seine Erscheinung wird darin detailliert beschrieben und eine Beschreibung des Abu Huraira wiedergegeben: „Nie habe ich etwas Schöneres gesehen als den Gesandten Allahs! Es war, als strahle die Sonne aus seinem Gesicht, und wenn er lachte, strahlte es zurück von den Wänden.“

Feuilleton: In einer ungerechten Gesellschaft kann es keine wahre Zivilisation geben. Von Ahmad Gross­

(iz). Nichts geschieht ohne Notwendigkeit. Im Deutschen spricht das Wort „Notwendigkeit“: Es besteht aus den beiden Worten „Not“ und „wenden“. Erst die Not wendet, verändert die Situation ­eines Menschen. Heidegger sprach von der „Not der Notlosigkeit“. Solange die Menschen nicht wissen, dass sie in der Not sind, solange kann sich an ihrem Zustand auch nichts ändern.

Schaikh Ad-Darqawi sagte in einem ­seiner berühmten Briefe über die Not: „‘Hätten die Menschen die Geheimnisse und Segnungen gekannt, die in der Not sind, so hätten sie nichts ande­res als die Not gebraucht.’ Es heißt, dass sie anstelle des Größten Namens steht.“ So gesehen ist die heutige Finanzkrise, die in Wirklichkeit eine fundamentale Systemkrise ist, ein reiner Segen. Indem sie die Schleier der gescheiterten Projek­te lüftet, zwingt sie uns zur Veränderung, also zum Leben selbst. Uns Muslimen sind Kreisbewegungen sehr vertraut. Mindestens einmal im Leben versammeln wir uns aus der ganzen Welt in Mekka für eine Kreisbewegung um das Haus Allahs. Zudem wird diese Kreisbewegung bekanntlich auch von den geometrischen Figuren der Linie (dem Gang zwischen Safa und Marwa) und des Punktes (dem Stehen auf einem Punkt auf der Ebene von Arafat) begleitet. Solange wir uns also auch „lineare Ziele“ setzen und damit irgend­wann auch „auf den Punkt kommen“, haben wir kein Problem damit, uns im Kreis zu drehen. Ganz im Gegenteil. Entscheidend ist nur, dass wir uns um die richtigen Dinge drehen.

Dieses Kreisen um das gleiche ­Thema benennt Goethe einmal mit einem Begriff aus der Chemie als „cohibieren“: Durch immer höhere Konzentration zum Wesentlichen, zur Essenz einer ­Sache vordringen. Es erinnert an die Homöopathie: Manchen Menschen erscheint sie als Schwindel und Placebo. Anderen hilft sie, durch Allahs Befehl. Der große Sufi Sidi Ali al-Dschamal sagte sinngemäß: Das Unsichtbare beherrscht das Sichtbare. Die Ideen des unsichtbaren Ruh (arab. Geist) rufen nach der Manifestation in der sichtbaren Welt, nach Erde, nach Menschen und ihren Taten.

Woher kommt der Begriff „Kultur“? Der Begriff „Kultur” meinte ursprüng­lich die Kultivierung von Seele und Geist. Seine neuzeitliche Bedeutung in den Schriften deutschsprachiger Denker des 18. Jahrhunderts (Kant, Pestalozzi, Herder). Als geistiges Kind von Descartes, Erasmus und Francis ­Bacon bestellte ihr so genannter ­Rationalismus den Boden für den Atheismus des 19. und den Nihilismus des 20. Jahrhunderts. Wie konnte das geschehen? Indem sie das Kind (den kindlichen Glauben an unseren Schöpfer) mit dem Bade (die irrationale Doktrin der Kirche) ausschütteten. So wurde Gott, der Herr der Welten, der Schöpfer und Erhalter des Universums, so wurde aus Allah nach und nach eine bloße Idee des Verstandes; eine Idee, die bewiesen werden musste, damit man sie glauben ­konnte.

Alles geriet aus den Fugen. Allah sagt im Qur’an: „Und Ich habe die Dschinnen und die Menschen nur erschaffen, damit sie Mich anbeten.“ (Adh-Dharijat, 56) Doch nun spielte das Geschöpf Schöpfer. „Die Welt ist die Hände der Menschen gefallen“, wie Rilke schrieb. Angesichts von Inquisition und Hexen­verfolgung versteht man die humanistische Begeisterung für die Freiheit und Helle der Antike. Doch wer brachte sie ins Europa der Renaissance? Die muslimischen Übersetzerschulen von Al-Andalus – so viel zur Zugehörigkeit des Islam zu Europa. Doch ohne die entscheidende Rückbindung zum Göttlichen wurde aus den Statuen des Phidias bald der frierende, nackte Mensch der Neuzeit, Agambens homo sacer der Lager. Wie anders empfand es noch Goethe. Als 1831 viele Menschen an der Cholera starben, tröstete er ­Louise Adele Schopenhauer: „Hier kann niemand dem andern rathen; beschließe was zu thun ist jeder bey sich. Im Islam leben wir alle, unter welcher Form wir uns auch Muth machen.“

Da wir Europäer so durch die Jahrhunderte unsere gelebte Religion verlo­ren, machten wir unsere Kultur zur Religion. Laut Rilke will alle Kunst und Dichtung rühmen, preisen. Im 18. Jahrhundert vergaßen die Europäer jedoch, wen sie preisen sollten. Im 19. und 20. Jh. verging ihnen das Preisen überhaupt und das große Klagen begann. Wenn der Mensch glaubt das Höchste zu sein, wenn sich die Schöpfung die Eigenschaften des Schöpfers anmaßt, dann mündet die Wirklichkeit des Menschen ins Menschenunwürdige: Der „Übermensch“ impliziert den „Untermenschen“. Ohne Gott ist laut Dostojewski alles erlaubt. Ohne Ihn gibt es keine allgemein verbindlichen Regeln, keine Schranken mehr. Aber auch kein Ge­länder mehr am Abgrund. Und nieman­den, Der einen auffängt.

Heute scheinen die bedeutendsten Köpfe Europas – Denker, Dichter und Wissenschaftler – auf ihre je eigene Art und Weise ein allgemein greifbares Gefühl zu bestätigen: Dass das Schiff sinkt. Wer kann heute sagen, er leiste mehr, als „die Verluste zu zählen“, wie es Botho Strauß nannte? Wer vermag heute mehr, als die Meditation über den „Knacks“ (Roger Willemsen) unserer Sterblichkeit?

Als ich den spanischen Historiker und Ibn-Khaldun-Experten Sidi Karim Viudes nach seinem Begriff von „Kultur“ befragte, winkte auch er eher trocken ab. Je mehr von „Kultur“ die Rede ist, desto weniger habe man vermutlich (…) Als er meine Ratlosigkeit bemerkte, schob er nach, dass dieser Begriff eigentlich erst im 18. und 19. Jahrhundert in Mode kam. Die Antike gebrauchte ihn – außer für die Kultivierung im agrarischen Sinne – nur zur Bezeichnung der Erziehung der Kinder in der Schule. Später griff ich zum „besten deutschen Buch“ (laut Nietzsche), Eckermanns „Gespräche mit Goethe“. ­Darin sagt Goethe zu Eckermann: „Wir bewundern die Tragödien der alten Griechen; allein recht besehen, sollten wir mehr die Zeit und die Nation bewundern, in der sie möglich waren, als die einzelnen Verfasser.“ Jede kulturelle Einzelleistung der Griechen „(haftet) nicht bloß einzelnen Personen (an), sondern (…) sie (gehört) der Nation und der ganzen Zeit an und (war) in ihr in Kurs.“ (24. April 1827) Wer sich von seinem Schöpfer abwendet und glaubt, ohne einen alltäglichen Bezug zu Ihm existieren zu kön­nen, der muss – der Mensch ist zur Anbetung geschaffen – sich seine Ersatz-Götter, seinen Pseudo-Din (Arabisch für Religion/Lebensweise) schaffen. Wer keinen Din hat, der macht sich seine Kultur zum „Din“. Im Bild des Hausbaus gesprochen: Wer die variable Ausschmückung eines Hauses mit seiner mathematischen, universalen Statik verwechselt, der hüte sich vor dem Zusam­menbruch seines Hauses! Allah schütze uns davor, indem Er uns einen klaren Din (Religion, Lebensweise des Islam) und Unterscheidungskraft (Furqan) gewährt, sodass wir niemals Din und Kultur verwechseln! Wir wissen dass der Din (die Statik menschlicher Existenz) keine Kultur, sondern ein Filter für jede Kultur ist, der sie reinigt und veredelt.

Wir wissen – heute mehr denn je zuvor – dass das, was einst im Europa zwischen dem Mittelalter und dem 19 Jahrhundert den Namen „Kultur“ verdient hat, heute vom „Staub des Wuchers“ (wie es der Prophet vorausgesagt hat) bedeckt ist. In einer ungerechten Gesell­schaft, einer Gesellschaft, die Wohlstand monopolisiert, kann es keine Kultur geben, die die Bezeichnung Kultur oder Zivilisation verdient. Lassen wir den Begriff der „Kultur“ auf sich beruhen und wenden wir uns der Bildung zu. Das Deutsche und die slawischen Sprachen unterscheiden zwischen „Bildung“ und „Erziehung“, während im Englischen und in den lateinisch-romanischen Sprachen das Wort „education/educación“ genügt: Lat. ēducāre „auf-, großziehen, ernähren“.

„Erziehung“ im Deutschen und Slawischen ist etwas, das den Menschen von außen kommend erzieht/aufzieht, also eher den pädagogischen Vorgang der Schul-Erziehung beschreibt. „Bildung“ steht dagegen für die weiter gefasste Erziehung, die man auch aktiv selbst unternimmt, die das Selbst auf seinem Weg zur Verfeinerung, Reinigung, Veredelung unternimmt. Bilden bedeutet „Gestalt annehmen“, das „Sich-Bilden“, die Formung von etwas. Der Begriff „Bildung“ ist mit dem griechi­schen Begriff der Paideia verwandt.

Das Bild, nach dem wir Muslime uns formen/bilden, ist das Bild, das uns von Allahs Propheten Muhammad, Friede und Segen seien auf ihm, als Besten der Schöpfung überliefert wird. Um den Propheten Muhammad, Friede und Segen seien auf ihm, überhaupt in einen unvoreingenommenen, freieren Blick nehmen zu können, musste Europa nach „Al-Andalus“ Jahrhunderte warten. Goethe und Thomas Carlyle sind hier zu nennen. Goethe und Schiller haben wie weni­ge ihrer Zeitgenossen geahnt, was Bildung im besten Sinne sein kann. Goethe schrieb die beiden Schlüsselromane, welche die literarische Gattung des Bildungsromans, begründeten: Wilhelm Meisters Lehrjahre und Wilhelm Meisters Wanderjahre.

Ein wiederkehrendes und zentrales Motiv des Romans ist die Entsagung, der Abwendung von der diesseitigen Welt. Die berühmteste Abschnitt ist wohl jene Episode, in der Wilhelm und sein Sohn Felix die so genannte „Pädagogische Provinz“ aufsuchen. Dies ist ein landschaftliches Areal der Lehre und des Lernens, in dem ungewöhnliche Sitten herrschen und eine eigene pädagogi­sche Philosophie und Methode angewandt werden: Musik, insbesondere Gesang ist wesentliches Element der dort praktizierten Pädagogik; Fremdsprachen, Poesie, ein ausgeprägter Sinn für Respekt, Bescheidenheit und Ehrfurcht bilden den Kern dieser Weltsicht. Es wird vermutlich immer Leute geben, denen die Künste und alle ­Dinge, die wir traditionell unter Kultur verstanden haben – Literatur, Malerei, Musik, Theater – ein Herzensanliegen sind. Was ist die Rolle von Kultur, von Dichtern, Künstlern? Für Roger Willemsen ist Kultur „im Kern (…) eine Über­brückung von Einsamkeit“. Für Heidegger ist es das dichterische Denken, für Rilke das denkende Dichten. Vielleicht braucht es, bevor wir wieder zu einem gerechten Austausch kommen, auch Künstler, die sich des ­unhaltbaren Status quo des Wuchers auf ihre je eigene Art und Weise annehmen.

Welcher Schiller ruft uns heute zum Kampf gegen die Tyrannei der „Märk­te“ und für unsere Freiheit auf? Welcher Regisseur dreht heute einen Film wie Truffauts „Fahrenheit 451“, in dem die Gefahren eines sorglosen Gebrauchs der Technik geschildert werden? Ein Zeitgenosse Goethes, Johann Peter Hebel, (1760-1826) schrieb: „Wir sind Pflanzen, die, – wir mögens uns gerne gestehen oder nicht, – mit den Wurzeln aus der Erde steigen müssen, um im Aether blühen und Früchte tragen zu können.“

Der Text ist die gekürzte Variante eines längeren Vortrags zum Thema Erziehung.

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Interview: Die marokkanische Künstlerin Mouna Affa stellte in Hannover aus. Von A. Belli

(iz). Der interkulturelle und interreligiöse Dialog ist der Schwerpunkt der aktuellen Sendereihe der evangelischen Talkshow „Tacheles“. In diesem Zusammenhang veranstaltete Tacheles die Ausstellung internationaler junger Kunst in der hannoverschen Marktkirche […]

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