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Said Nursi über das Besingen des Maulid

Die Geburt des Propheten (Maulid) und seine Himmelfahrt zu besingen ist eine besonders schöne und segensreiche Gewohnheit und eine besonders angesehene islamische Tradition, ja mehr noch im gesellschaftlichen islamischen Leben eine sehr feine (latif), glanzvolle und überaus angenehme Art der Unterhaltung (sohbet), ja mehr noch der willkommenste, heitere Unterricht, um die Glaubenswahrheiten wieder in Erinnerung zu bringen, ja mehr noch die wirksamste und anregendste Möglichkeit, das Licht des Glaubens, die Liebe zu Gott (muhabbet) und die hohe Verehrung (aschk) für den Propheten darzustellen und zu ihr zu ermuntern.

Möge Gott der Gerechte diese Tradition ewig weiter bestehen lassen und möge Gott der Gerechte all denen gnädig sein, die wie Suleyman Efendi eine solche (Kasside wie) »Maulid« geschrieben haben und ihnen das Paradies als Wohnstätte bereiten, amen.

Da der Schöpfer des Alls nun einmal von jeder Art ein besonders erlesenes Exemplar erschaffen hat, das alle Vollkommenheit in sich enthält, und es als ein Musterbeispiel zum Stolz seiner ganzen Art gemacht hat. So ist es denn mit Sicherheit notwendig, dass Er durch die Erscheinung des Gewaltigsten unter all Seinen Namen auch aus dem gesamten Universum ein besonders erlesenes und vollkommenes Exemplar erschaffen wird. So wie es unter Seinen Namen den einen gibt, welcher »der gewaltige Name (Ismi A’dham)« genannt wird, so muss es auch unter Seinen Kunstwerken ein besonders vollkommenes Exemplar geben, ein Einzelstück, in dem sich alle Vollkommenheit des Universums vereinigt und besonders auf dieses Seinen Blick lenken.

Dieses Musterexemplar wird in jedem Fall ein Lebewesen sein. Denn unter den Arten im Universum die vollkommensten sind die Lebewesen. Und unter diesen Lebewesen wird dieses Exemplar in jedem Fall mit Bewusstsein begabt sein. Denn unter den Arten von Lebewesen die vollkommensten sind die bewusstseintragenden. Und dieses außergewöhnliche Individuum wird in jedem Fall ein Mensch sein. Denn unter den mit Bewusstsein begabten ist der, welcher zu höchster Entfaltung fähig ist, der Mensch. Und unter den Menschen wird in jedem Fall dieses eine Individuum Mohammed sein, mit dem Friede und Segen sei. Denn seit Adams Zeiten hat es bis heute noch niemals eine Geschichte gegeben, die uns eine Persönlichkeit gleich ihm vorgestellt hätte und wird uns auch nie von ihm berichten können. Denn diese Persönlichkeit hat das halbe Erdenrund und ein Fünftel der Menschheit unter seine geistliche Leitung genommen und seine geistliche Leitung in vollkommener Majestät über eintausenddreihundertfünfzig Jahre fortbestehen lassen und ist für alle Vollendeten (kemal) in allen Arten der Wahrheit zu einem Universalgenie geworden. Freunde und Feinde stimmten (zu seiner Zeit – A.d.Ü.) darin überein, dass er den höchsten Grad an guter Sitte und Moral besaß. Zu Beginn seines Auftrags hat er auf sich allein gestellt die ganze Welt herausgefordert. Er, der den Qur’an vorgestellt hat, der in seiner Verkündigung ein Wunder ist und in jeder Minute von mehr als hundert Millionen Menschen rezitiert wird, ist mit Sicherheit diese außergewöhnliche einmalige Persönlichkeit. Es könnte ein Anderer nicht sein. Er ist zugleich Saat und Frucht dieser Welt.

»Friede und Segen sei über ihm und seinen Gefährten nach der Anzahl der Arten des Kosmos und allem, was in ihm ist.« So magst du denn nun verstehen, was für eine frohe, stolze, lichtvolle, heitere, wohltuende, unterhaltende, erhabene, religiöse Veranstaltung es für die Gläubigen ist, welche diese Persönlichkeit als ihren Fürsten, ihren Herrn, ihr Vorbild (imam) und ihren Anwalt betrachten, (dieser Kasside über) seine Geburt (maulid) und seine Himmelfahrt zu lauschen, d.h. über Anfang und Ende seiner Laufbahn zu hören, d.h. die Geschichte seines geistlichen Lebens zu kennen.

Oh Herr! Zum Ruhme Deines Ehrenwerten Geliebten, mit dem Friede und Segen sei, und um Deines Gewaltigen Namens willen, lass in den Herzen derer, die diese Abhandlung veröffentlichen und ihrer Gefährten das Licht des Glaubens offenbar werden und lass ihre Federn die Geheimnisse des Qur’an veröffentlichen und schenke ihnen Leitung auf dem geraden Weg (sirata-l’mustaqim). Amen

Aus dem Risale-Nur Gesamtwerk, 24. Brief. 

Maulid: Muslime feiern den Prophetengeburtstag

(iz). Jährlich (am 12. Rabi’ Al-Awwal islamischer Zeitrechnung) gedenkt die muslimische Welt der Geburt des Gesandten Allahs, Muhammad, Allahs Segen und Friede auf ihm, dem Siegel der Propheten. Er wurde als Barmherzigkeit für alle Welten gesandt, als Rufer zu Allah und als eine strahlende Leuchte, Allah segne ihn und schenke ihm Frieden. Seine Geburt war mit großen Zeichen und besonderen Ereignissen verbunden.

Die Gedenkveranstaltungen zum Geburtstag des Propheten entstanden wenige Jahrhunderte nach der Etablierung des Islam. Die islamischen Gelehrten betrachten sie mehrheitlich als gut und empfehlenswert, denn sie dienen der Erinnerung an die Geburt und die Entsendung des Propheten Muhammad, an sein Leben und sein großes Vorbild, sowie die Wichtigkeit und Bedeutung, diesem vorbildlichen Leben zu folgen.

Rechtfertigung der Feier

Allah der Erhabene sagt im Qur’an: „Wahrlich, im Gesandten Allahs habt ihr ein vorzügliches Beispiel für den, der auf Allah und den Jüngsten Tag hofft und Allahs vielfach gedenkt.“

Zu diesem Gedenken werden Veranstaltungen anlässlich des Maulid An-Nabi (auch Maulud, arab. Geburtstag des Propheten) aus Liebe zum Propheten seit Jahrhunderten in allen muslimischen Völkern durchgeführt, auch wenn in letzter Zeit einige wenige Muslime diese als „unerlaubte Neuerung“ kritisieren, da vom Propheten selbst, wie auch von seinen Gefährten nicht bekannt ist, dass sie seinen Geburtstag entsprechend begingen, so wie ja allgemein das Feiern von Geburtstagen im Islam keine Tradition hat. Die überwiegende Mehrheit der Muslime und ihrer Gelehrten jedoch betrachteten und betrachten die Feierlichkeiten anlässlich des Prophetengeburtstags als eine lobenswerte und segensreiche Neuerung.

Einer der größten Gelehrten des klassischen Islam, Schaikh Ibn Hadschar Al-Asqalani, der Kommentator des Sahih Al-Bukhari, sagte: „Alles, was nicht während der Zeit des Propheten, möge Allah ihn segnen und ihm Frieden geben, bestand, wird Erneuerung genannt, aber einige sind gut, während es andere nicht sind.“ Der große Hadith-Gelehrte Imam Al-Baihaqi übermittelt in seinem Werk „Manaqib Asch-Schafi’i“, dass Imam Asch-Schafi’i, der Begründer einer der vier sunnitischen Rechtsschulen, sagte: „Es gibt zweierlei Neuerungen – diejenige, welche dem Qu’ran, der Sunnah und der einheitlichen Übereinkunft der Muslime zuwiderläuft, ist eine Neuerung der Täuschung, während eine gute Neuerung keinen Widerspruch zu diesen Dingen bedeutet.“

Imam An-Nawawî, ebenfalls einer der größten Gelehrten des Islam, sagte in „Tahzib al-Asma’ wa ‘s-Sifat“: „Neuerung bedeutet im Sinne der islamischen Rechtsordnung etwas einzuführen, was zu Zeiten des Propheten nicht existierte, und es ist zu unterscheiden zwischen guten und schlechten (Neuerungen).“ Diese Auffassung der rechtschaffenen früheren Gelehrten wird gestützt durch den bekannten Ausspruch des Gesandten Allahs, Segen und Friede seien auf ihm: „Derjenige, der einen guten Brauch (Sunnatun hassana) im Islam etabliert, erhält die Belohnung dafür, und die Belohnung all derjenigen nach ihm, die ihm folgen, ohne dass ihr Lohn um das Geringste gemindert würde; wer jedoch einen schlechten Brauch einführt, auf dem lastet die Strafe all derer, die danach handeln, ohne dass ihre Strafe um das Geringste vermindert würde.“

Imam As-Suyuti, der große Universalgelehrte aus Ägypten, machte in seinem „Al-Hawi li’l-Fatawi“ in einem besonderen Abschnitt mit dem Titel „Die Gute Absicht in der Erinnerung des Maulid“ folgende Aussage: „Es gibt eine Frage zur Erinnerung des Maulid des Propheten im Monat Rabi’al-Awwal. Was ist die legale Regelung im Din, ist es gut oder schlecht? Wird derjenige, der ihn begeht, belohnt oder nicht? Die Antwort, die mir dazu kommt, ist folgende: Sich an den Maulid zu erinnern bedeutet, die Leute zu versammeln, Teile des Qur’an zu rezitieren, Geschichten über den Propheten, möge Allah ihn segnen und ihm Frieden geben, zu erzählen sowie die Zeichen, die ihn begleitet haben. Dann wird Essen serviert. Danach trennen sich die Leute wieder. Dies ist eine der guten Neuerungen und derjenige, der sie praktiziert, wird belohnt, denn er verehrt den Rang des Propheten, möge Allah ihn segnen und ihm Frieden geben, und er drückt Freude aus über dessen ehrenhafte Geburt.“

Große Tradition der Lobgebete

In der islamischen Literatur und Dichtung gibt es eine große Tradition der Lobgedichte auf den Propheten. Der erste, der diese Tradition noch in Gegenwart des Propheten selbst begann, war der Prophetengefährte Hassan Ibn Thabit. Einer der berühmtesten Verfasser von Gedichten auf den Propheten ist Imam Al-Busairi, dessen Gedicht „Al-Burda“ in der ganzen muslimischen Welt das vielleicht berühmteste und bekannteste seiner Art ist. Sein zweites großes Werk „Al-Hamziya“ steht dem in nichts nach.

Von Marokko bis Indonesien bekannt und geschätzt ist auch das klassische Werk „Dala’il Al-Khairat“, eine Sammlung von Segenswünschen und Gebeten auf den Propheten, verfasst von dem aus Marokko stammenden Imam Al-Dschazuli. Es wird von vielen Muslimen täglich rezitiert. An Veranstaltungen zum Maulid, beispielsweise in Nordafrika von Marokko bis Ägypten, werden diese Lobgedichte und Segenswünsche traditionell rezitiert und gesungen. Es wird der Qur’an gelesen, gemeinsame Bittgebete gemacht und Lehrvorträge über die Geburt und das Leben des Propheten und sein Vorbild gehalten.

Ganz ähnlich laufen auch in den türkischen Moscheen die Zusammenkünfte anlässlich des Maulid ab. Da der Prophet und seine Geburt mit Licht in Verbindung gebracht wird, werden die Moscheen oft mit vielen Lichtern geschmückt. Neben der Lesung des Qur’an und gelehrten Vorträgen zur Erinnerung an den Propheten werden religiöse Lieder der türkischen Tradition, etwa von Yunus Emre, gesungen. In jedem Fall wird das bekannteste Maulid-Gedicht in der türkischen Tradition, das Mevlüt-i Serif von Süleyman Çelebi, rezitiert. Es wird nicht nur zum Geburtstag Muhammads vorgetragen, sondern auch zu anderen Gelegenheiten, denen eine besondere Bedeutung zukommt. Das Mevlüt-i Serif von Süleyman Çelebi liegt auch in einer sehr schönen Auszugsübersetzung von Prof. Annemarie Schimmel vor.

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Maulid: Gedenkfeiern zum Prophetengeburtstag in Deutschland. Von Yasin Alder

(iz) Vor wenigen Tagen gedachten Muslime weltweit des Geburtstags des Propheten Muhammad, möge Allah ihn segnen und ihm Frieden schenken. Auch in deutschen Moscheen und muslimischen Zentren traf man sich […]

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Augenzeugenbericht: Ein mörderischer Freitagmorgen in Kabul, von M.Belal El-Mogaddedi

(iz), 26.02.2010. Heute Morgen bin ich gegen 06 Uhr 30 durch eine gewaltige Explosion, deren Druckwelle die Fensterscheiben meines Schlafzimmers in Tausend Stücke zerbrechen ließ, aus dem Schlaf gerissen worden. […]

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