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Vom Willen zur Verbundenheit. Der Gebetsruf provoziert Reaktionen

(iz). Zweifellos wird die Pandemie als ein Ereignis in die Geschichte eingehen, das die Digitalisierung der Gesellschaft vorangetrieben hat. Das soziale Leben findet heute in den Sphären des Netzes statt. […]

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Frischer Blick auf die Muslime in den neuen Bundesländern

(iz). Die ersten Ausgaben dieser Zeitung wurden Mitte der 1990er, als die Digitalisierung in ihren Kinderschuhen steckte, von einer Gruppe damals junger, deutscher Muslime in Weimar im sprichwörtlichen Sinne „montiert“. In dieser Zeit waren Muslime – von Metropolen wie Leipzig, Dresden oder Erfurt abgesehen – in Ostdeutschland eine Seltenheit. Entweder hielten sie sich zeitweise als Studenten in Universitätsstädten wie Jena auf, betrieben mit einigem Mut kleinere Geschäfte wie Imbisse oder hatten einen Exotenstatus. Gebetsräume, wenn es sie gab, wurden temporär in Plattenbauten, ehemaligen Garagen oder baufälligen Industrieruinen eingerichtet.

Jetzt schreiben wir 2021 und die Lage von MuslimInnen in Ostdeutschland hat sich fraglos weiterentwickelt. Das liegt in nicht geringem Maße am Zuzug vieler Flüchtlinge, die ab 2015 kamen. Bei vielen anderen Aspekten sehen die Dinge im Vergleich weiterhin anders aus. Zum einen sind die Zahlen nicht zu vergleichen. Auch haben sie keine vergleichbare Gemeinschaftsentwicklung, kaum Anbindung an die großen Dachverbände sowie einen viel geringeren Zugang zu nötigen oder gewünschten Ressourcen. Selbst in der muslimischen Community spielen sie keine nennenswerte Rolle oder sind kuriose „Exoten“, die im Osten leben (müssen).

Einen wichtigen Beitrag zur Aufklärung stellt die aktuelle Aufsatzsammlung „Muslimisches Leben in Ostdeutschland“ dar, die von Leonie Stenske und Tom Bioly für die Universität Leipzig herausgegeben wurde. In der Anthologie finden sich neben der Einführung in die muslimischen Verhältnisse in den fünf neuen Bundesländern auch konkrete Fallbeispiele zu bestimmten Aspekten muslimischen Lebens, Gemeinschaften und Erfahrungen. Ihren Ausgang nahm die Anthologie in der Arbeitsgruppe „Moscheegemeinden in Sachsen“, an dem Mitherausgeber Bioly mitwirkte. In ihrem Verlauf ergab sich der Wunsch nach Perspektivenausweitung: „einerseits auf die gesamten neuen Bundesländer und ihren jeweiligen Kontext, andererseits auf weitere Facetten muslimischen Lebens“.

Hauptunterschied zwischen den Communitys in beiden Teilen des Landes sind die Zahlen. Aus diesem leiten sich viele Differenzen in West und Ost ab. Nach Angaben der wegweisenden Studie „Muslimisches Leben in Deutschland“, die von einer Forschungsabteilung des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (BAMF) für die Deutsche Islamkonferenz (DIK) erstellt und 2020 veröffentlicht wurde, leben derzeit rund 5,3 bis 5,7 Millionen MuslimInnen in Deutschland (zwischen 6,4 bis 6,7 Prozent der Gesamtbevölkerung). Davon entfallen nur 3,5 Prozent auf den Osten. Im Vergleich: Westdeutschland hat ca. die doppelte Fläche und vier Mal so viele EinwohnerInnen. Der geringste Anteil von MuslimInnen entfällt dabei auf Sachsen (0,6 Prozent), der größte auf Sachsen-Anhalt (1,1) und Thüringen (1,0). Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern liegen dazwischen. Diese Zahlenverhältnisse wirken sich auch auf die Anzahl von Moscheegemeinschaften aus: Während laut dem Reader „gut 50 Moscheevereine“ in allen ostdeutschen Bundesländern existieren sollen, seien es alleine in Baden-Württemberg beinahe 600. Das bevölkerungsreichste Bundesland Nordrhein-Westfalen vereinigt rund ein Drittel „aller islamischen Vereinigungen in Deutschland überhaupt“.

Ein weiterer Unterschied, der sich ebenfalls aus der Genese muslimischen Lebens in Ostdeutschland ableitet, besteht darin, dass die Mehrheit der dortigen Moscheegemeinden mit keinem der bestehenden Großverbände, die ihre Zentralen im Westen haben, verbunden ist. Die Gründung von Moscheen, Vereinen und Gebetsräumen war in den letzten Jahren (insbesondere ab 2015) eine lokale Reaktion auf schnell entstehende Bedürfnisse der wachsenden muslimischen Bevölkerungszahl. Auch aus diesem Grund greift die in den alten Bundesländern etablierte „Norm“, von der die Herausgeber in ihrer Einleitung sprechen, hier auch nicht.

Das führe dazu, so Ayşe Almıla Akca, im einführenden Aufsatz dazu, dass die allermeisten Moscheegemeinschaften deutlich jünger seien als die im Westen. Ihre spezielle Genese und Mitgliederbasis (nicht die klassischen „Arbeiter“) gibt ihnen deutlich geringere Ressourcen für Aufbau und Unterhalt von Gemeinden und Gebäuden. Laut Akca wirke sich das niedrigere Niveau bei den Mitteln wie folgt aus: „Gemeindeaufbau und Moscheemanagement in Selbstorganisation, fehlende Räume und fehlendes religiös ausgebildetes Personal – also auch kein Imam –, wenig Finanzmittel, ambivalente Akzeptanz durch die einheimische Bevölkerung, rassistische Gewalt, wenig Kontakte und kaum Netzwerke.“ Ein Fakt ist hier allerdings auch wichtig, um das gegenwärtige Bild einschätzen zu können: In Ostdeutschland ist die muslimische Präsenz so jungen Datums und die Migrationserfahrung einer Mehrheit von Gemeindemitgliedern so jung, dass noch andere Aspekte für sie wichtiger sind als im Westen, wo MuslimInnen teilweise schon in der vierten Generation leben.

Die vorliegende Gemengelage hat nicht ausschließlich negative Folgen. Was viele (nicht alle) Communitys zwischen Erzgebirge und Ostsee unterscheidet, ist der Fakt, dass nicht jede „noch so kleine ethnische beziehungsweise sprachliche Gruppe (…) ihre eigene Moschee auf die Beine“ gestellt habe. Ähnlich wie in manchen westdeutschen Kleinstädten oder abgelegenen Ortschaften zwingen die äußeren Umstände MuslimInnen in Ostdeutschland dazu, den innewohnenden Drang zur ethnischen Abgrenzung und Volkstümelei zu überwinden. „Dieser Umstand prägt die gemeinsame Verkehrssprache Deutsch (…) und das kulturell-religiöse Leben im Osten deutlich anders als im Westen“, schreibt Ayşe Almıla Akca.

Hier ist man – von zwei bis drei Ballungsräumen wie Leipzig – darauf angewiesen, miteinander auszukommen und für viele verträgliche Lösungen zu finden. Man könnte durchaus sagen, dass durch die äußeren Zwänge das Ideal einer nicht-national definierten Community leichter zu verwirklichen ist. Anstatt die hiesigen Verhältnisse des muslimischen Lebens in Ostdeutschland nur und vor allem als Manko zu sehen, könnten die sehr viel ressourcenstärkeren Strukturen im Westen sie auch als Vorbild begreifen. Nämlich, wie sich eine mehrheitlich ethnische oder weltanschauliche Fixierung, wie sie stellenweise bei ihnen besteht, überwunden werden kann.

Zu den Faktoren, die in den neuen Bundesländern anders sind und die nicht direkt von den dortigen MuslimInnen zu beeinflussen sind, gehören andere politische und gesellschaftliche Gegebenheiten vor Ort in den jeweiligen Heimatorten oder -städten.

Wie Akca dokumentiert, sind sie einer teils viel größeren Feindschaft durch direkte Umfeld beziehungsweise durch lokal agierende anti-muslimische Bewegungen ausgesetzt. Evidente Beispiele dafür waren in den letzten Jahren die teils massiven Proteste und Kampagnen gegen den Neubau von Moscheen wie in Leipzig oder Erfurt. Bisher sei im Osten noch keine „als solche sichtbare Repräsentativmoschee“ entstanden.

Bis auf Weiteres spricht vieles dafür, dass sich die muslimische Landschaft in Ostdeutschland auch mittelfristig noch in einer anderen Geschwindigkeit verändern wird. Das kann allerdings kein Ausschlussgrund für die dortigen MuslimInnen sein, sich Gehör in der allgemeinen Community zu verschaffen. Und es ist kein Anlass für diese, ihnen nicht zuzuhören.

USA: Studie zur Integration und Pluralität in Moscheen

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Washington (KNA). US-amerikanische Moscheen spiegeln offenbar immer stärker eine Pluralität des islamischen Glaubens in den USA wider. Das geht aus einer am 3. August veröffentlichten Studie des Institute for Social Policy and Understanding hervor. Basierend auf einer Kombination aus Interviews und Fragenkatalogen mit hunderten Führern von Moscheen kommt die Studie zu dem Ergebnis, dass sie zu einem toleranten Verständnis des Islam neigen.

Dieses stütze sich „auf die fundamentalen Textquellen des Islam, ist aber offen für Interpretationen, die den Zweck des islamischen Gesetzes und moderner Gegebenheiten berücksichtigten“. Während in vielen anderen Ländern lediglich eine einzige Denkrichtung vorherrsche, vermischten Einwanderer in den USA Traditionen, um eine größere Gruppe an Gläubigen zu erreichen.

Während dasselbe Institut im Jahr 2000 noch festgestellt hatte, dass in 53 Prozent der US-Moscheen Englisch gesprochen werde, stieg der Anteil auf 72 Prozent. Mehr als jedes zweite islamische Gotteshaus (51 Prozent) hatte demnach einen amerikanischen Politiker zu Gast, der zu der Gemeinde sprach. Das ist laut Ihsan Bagby, dem federführenden Autor der Studie, ein höheres Maß an politischem Engagement als in christlichen Gemeinden.

Moscheen beteiligten sich auch in hohem Maß an ökumenischen Initiativen, hieß es. In zwei von drei Gemeinden hätten außerdem Frauen einen Sitz im Vorstand: „Amerikanische Moscheen sind aus der Geschlechter-Perspektive mehr integriert als anderswo.“

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Deutschlands schönste Fake-Moscheen (4)

(iz). Sie verfügen über goldene Kuppeln, prächtige Minarette und reich verzierte Innenräume. Nur betende Muslime trifft man in einigen der schönsten Moscheen Deutschlands nie an. Fabian Goldmann stellt Moscheen vor, […]

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Koalitionsvertrag: GroKo-Positionen zu „Islam" sind erschreckend

(iz). Die Große Koalition steht. Wieder. Der 170-seitige Koalitionsvertrag gelangte über Medien an die Öffentlichkeit und wird aus verschiedenen Blickwinkeln diskutiert. Nur wenigen scheint dabei aufzufallen, dass die Absätze bezüglich […]

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Zur Zukunft der muslimischen Selbstorganisation: Muslimische Zusammenschlüsse auf der Landesebene tragen wichtige Elemente der Gemeindearbeit

Norbert Müller ist 52 Jahre alt. Er arbeitet im Hauptberuf als Rechtsanwalt. Engagiert aktiv ist er als Vorstandsmitglied bei der SCHURA Hamburg. Müller war unter anderem Mitglied der Verhandlungskommission, die […]

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Festnahmen von vier mutmaßlichen Rechtsextremisten

Karlsruhe (dpa) Die Bundesanwaltschaft hat bei Razzien in mehreren Bundesländern am Mittwoch vier mutmaßliche Rechtsextremisten festnehmen lassen. Die drei Männer und eine Frau stehen demnach in dem dringenden Verdacht, gemeinsam mit anderen die rechtsterroristische Vereinigung «Oldschool Society» (OSS) gegründet und Anschläge auf Moscheen und Asylbewerberheime geplant zu haben.

Dafür sollen die Festgenommenen ersten Erkenntnissen zufolge Sprengstoff besorgt haben. Bei einer Durchsuchung wurden demnach pyrotechnische Gegenstände mit großer Sprengkraft sowie weitere Beweismittel sichergestellt. Inwieweit die vier konkrete Anschlagsziele ins Auge gefasst hatten, muss die Bundesanwaltschaft noch ermitteln. Zwei der Beschuldigten, ein 56-jähriger und ein 39-jähriger, sollen Rädelsführer der Gruppe gewesen sein.

Alle vier sollen noch am Mittwoch und am Donnerstag dem Ermittlungsrichter beim Bundesgerichtshof vorgeführt werden. Zuerst hatte «Spiegel Online» von den Razzien und Festnahmen berichtet.

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Mit ihrer Unterstützung für das „Muslimische Forum Deutschland“ überschreitet die Konrad-Adenauer-Stiftung Grenzen der politischen Intervention

„Das erweckt das Zeichen der Spaltung der Community, weil der Eindruck erweckt wird, man sei besser, man sei liberaler und demokratiefähiger. Damit wird im Grunde den anderen unterstellt, man sei […]

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Die Zukunft hängt von jungen muslimischen Frauen ab

(iz). Es ist eine Binsenweisheit: Ohne positive, junge muslimische Frauen hat keine islamische Gemeinde eine Zukunft. Um so wichtiger ist es, ihr aktuelles Engagement und ihre aktive Teilhabe an den […]

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Die Probleme der Konvertiten

„Egal was die Motivation am Ende ist, eine negative Darstellung von ‘Konvertiten’ hat auch den – gewollten oder unbeabsichtigten – Zweck, viele Europäer daran zu hindern, den Din für sich entdecken zu können.“
(iz). Der Begriff „Konvertit“ ist ein Unwort. Und das aus mehreren Gründen. Zunächst einmal ist er sachlich, also von der islamischen Lehre her, falsch. Wie Allah und die muslimische Tradition uns wissen lassen, wird jeder Mensch schon als Muslim geboren. „Nimmt“ er also den Islam an, dann ist das keine neue Sache, sondern Erinnerung und Bezeugung der Tatsache, dass wir alle als Muslime geboren werden. In der Öffentlichkeit schwingt darin, trotz de facto Entchristianisierung, ­etwas vom anti-kirchlichen Verräter mit. In der säkularen Variante wird auch schon mal gerne ein autoritärer Charakter oder ein psychologischer Defekt unterstellt.
Neu ist seit einigen Jahren, dass das Phänomen der salafistischen und dschihadistischen Sekten gerne als vorrangiges Problem von Konvertiten dargestellt wird. Kein Frage, es gibt die Vogels und Laus dieser Republik. Aber es gibt auch die Youssefs, die Abou Nagies und die vielen „Abus“ mit Migrationshintergrund, sodass es falsch wäre, das Problem auf ein bestimmtes Herkunftssegment zu verengen. Und vergessen wird, dass diese Leute ihre ideologische Schulung in der arabischen Welt erhielten beziehungsweise von dort beeinflusst wurden.
Eine muslimische Gemeinschaft, egal auf welcher Ebene, kann nur so gesund sein, wie es ihr gelingt, neue Elemente zu integrieren. Das war Jahrhunderte lang die Norm der muslimischen Geschichte. Alte Kulturen zerfielen, während neue Völker den Din für sich entdeckten. Ein Fakt, der insbesondere von Ibn Khaldun beschrieben wurde. Zieht eine lokale Gemeinde neue Muslime an beziehungsweise Menschen, die solche werden ­wollen, ist das ein gutes Zeichen.
Nun haben wir aber durchaus – was viele Gespräche der Redaktion zeigen – eine Lage, in der dieses Phänomen oft weder angestrebt noch überhaupt verstanden wird. Keine ­Frage, der ­sicherheitspolitische Diskurs und das Schreckensszenario radikalisierter „Konvertiten“ sind ein gefundenes Fressen für eine Effekt erheischende Berichterstattung. Aber nicht nur dort treffen neue Muslime auf ­Barrieren.
Innermuslimisch sind es gerade ethnisch geschlossene Formationen, die trotz sporadischer Übertritte in Mitgliedsmoscheen bisher kein sonderliches Interesse daran zeigten, dass die Menschen durch sie ihren Weg zur Tür des Islam finden. Viel offener sind hier vor allem übernationale Einrichtungen, Projekte, in denen Muslime der dritten Generation tonangebend sind, sowie einige sufische Tariqas, die eine sehr wichtige Rolle bei der Einladung zum Islam im Westen spielen. Anders als beispielsweise in den USA gibt es auch kaum Ansätze, neue Muslime zu sammeln und ihnen eine substanzielle islamische Bildung anzubieten, sodass sie nicht an Rattenfänger geraten. Und dieses Desinteresse verwundert durchaus, weil auf lokaler Ebene „Konvertiten“, insbesondere Frauen, bei unabhängigen Projekten und Einrichtungen eine sehr wichtige Rolle spielen. Die entsprechenden muslimischen Strukturen schneiden sich also ins eigene Fleisch, ihnen entgeht hier wichtiges Potenzial.
Und schließlich gibt es da noch eine kleine Personengruppe, die aus einem kruden Gemisch soziologischer Schlagworte, Ghetto­dünkel und abgefärbtem Ressentiment ein Problem mit „Konvertiten“ haben. Nicht, weil diese Muslime sind, sondern weil sie angeblich als „Weiße“ (einige auch noch als „Männer“) den „Migranten“ ihre kulturelle Identität wegnähmen. Das ist eine der negativen Folgen der multikulturellen Perspektive auf den Din, der so zum Bestandteil einer Nationalkultur gemacht wird.
Egal was die Motivation am Ende ist, eine negative Darstellung von „Konvertiten“ hat auch den – gewollten oder unbeabsichtigten – Zweck, viele Europäer daran zu hindern, den Din für sich entdecken zu können.