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Srebrenica: Die Welt muss von dem Massaker lernen

Srebrenica Bosnien

Srebrenica : Das schlimmste Massaker in Europa seit dem Zweiten Weltkrieg ereignete sich im Juli vor 28 Jahren. Vom 11.-19.07.1995 ermordeten bosnisch-serbische Streitkräfte 7.000 bis 8.000 muslimische Männer und Jungen […]

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Gedenken: Srebrenica aus europäischer Sicht

Srebrenica

Wenn wir Muslime über Vergangenes und Geschehenes, über Geschichten in Raum und Zeit reflektieren, dann um die Bedeutung und den Sinn von Geschichte zu erfassen. Bei unserem heutigen Thema ist es zunächst notwendig, nochmals einige historische Eckdaten aus dem Logbuch der Geschichte zu erfassen und auf uns wirken zu lassen. Leider zeigen diese Ereignisse der 90er Jahre, dies sei vorab gesagt, einige typische, sich wiederholende Merkmale der Moderne auf. Genannt seien das Lager, das nach dem italienischen Philosophen Agamben zum „Nomos der Moderne“ gehört, und das Prinzip der Massenvergewaltigung, für den Philosophien Foucault der Ausdruck einer modernen Biopolitik.

Der Balkankrieg macht zudem wieder einmal deutlich, was es heißt, wenn sich Volksgruppen ausschließlich als „Ethnie“ definieren. Die Grundlage des Barbarischen, Antireligiösen ist damit bereits gelegt. „Der ethnisch definierte Mensch“, so schreibt die Ombudsfrau für Bosnien, Gret Haller, „hat gar keine Autonomie als Mensch mehr und wird völlig auf seine ethnische Zugehörigkeit reduziert“. Recht verletzen und Recht haben verkommt zu einer ethnischen Frage.

Vergegenwärtigen wir uns also noch einmal emotionslos einige historische Fakten, die im Grunde für sich sprechen:

1991: Letzte Volkszählung vor dem Krieg. Srebrenica: 73 Prozent der Einwohner bezeichnen sich als Muslime.

6.3.1992: Beginn der Kämpfe in Bosnien-Herzegowina. August 1992: Erste Berichte über Gefangenenlager der Serben (Roy Gutman in „Newsday“). Oktober 1992: Die Serben haben die Macht in ihren Siedlungsgebieten konsolidiert, diese territorial verbunden und „ethnische Säuberungen“ vorgenommen. Dazu haben sie das von den bosnischen Muslimen bewohnte Ostbosnien bis auf sechs Enklaven, darunter Srebrenica, erobert. Auch die Hauptstadt Sarajevo sowie Bihac in Westbosnien sind von Serben eingeschlossen.

6.5.1993: Alle belagerten bosnischen Enklaven – Srebrenica, Sarajevo, Tuzla, Zepa, Gorazde und Bihac – werden zu UN-Schutzzonen erklärt (Resolution 824). 10.6.1993: Die NATO übernimmt den Schutz der UNPROFOR aus der Luft, die Abstimmung über Einsätze erfolgt in einem komplizierten Zwei-Schlüssel-System mit der UNO. Die NATO-Flugzeuge sollten aber nie wirklich zum Schutz der Bosnier zum Einsatz kommen. 24.5.1995: Der französische General Bernard Janvier, Kommandeur der UNO-Truppen in Ex-Jugoslawien, schlägt dem Sicherheitsrat die Aufgabe der Schutzzonen vor. [General Janvier war einer der härtesten Gegner von möglichen NATO-Angriffen gegen serbische Landziele während der Eroberung Srebrenicas. Er ließ das schlecht vorbereitete „Dutchbat“ alleine.]

6.-11.7.1995: Serben erobern die Schutzzone Srebrenica trotz der Anwesenheit von 419 Blauhelm-Soldaten. Der Befehlshaber der bosnischen Serben, General Mladic, leitet die Aktion persönlich. Dreißig niederländische Blauhelm-Soldaten als Gefangene in der Gewalt der Serben.

10.7.1995, 19.00 Uhr: Das niederländische Bataillon „Dutchbat“ fordert Luftunterstützung an. General Janvier zögert, weist drei solcher Aufrufe ab. Flugzeuge erreichen Srebrenica, kehren aber wieder um.

11.7.1995: Erst um 14.30 Uhr greifen NATO-Flugzeuge serbische Panzer an. Um 15.00 Uhr wird die Beendigung der Angriffe verlangt wegen der Gefahr von Geiselnahmen. 16.00 Uhr: Eroberung Srebrenicas. 20.30 Uhr: Treffen Karremans/Mladic [Berüchtigter Sektglas-Empfang]. Präsident Izetbegovic ruft die UNO vergeblich zur Rückeroberung auf. [Viele niederländische Soldaten haben sich niemals mit dem Ziel ihres Einsatzes identifiziert; Zitat: „This is not my war!“]

12.7.1995: „Dutchbat“ wird von den Serben praktisch entmachtet. Zehntausende Frauen und Kinder, die Schutz bei der UN-Basis Potocari gesucht haben, werden mit Bussen deportiert. 12.7. bis 18.7.1995: Etwa 7.500 bis 8.000 muslimische Jungen und Männer (Soldaten und Zivilisten) werden von serbischen Militärs und Militärpolizisten der bosnischen Serben bei Srebrenica ermordet.

11.7.1995: Die niederländischen Blauhelme verlassen Srebrenica. [Es hat nach den Ereignissen keine wirklichen Worte des Bedauerns seitens der beteiligten „Dutchbat“-Offiziere oder Mannschaften gegeben. Der kommandierende Offizier Karremans wurde später befördert.]

Erst am 26.7.1995 stimmt der US-Senat für die Aufhebung des Waffenembargos gegen Bosnien-Herzegowina.

12.10.1995: Waffenstillstand in ganz Bosnien und Herzegowina, letzte Kämpfe am 21.10.1995. 14.12.1995: Das im November ausgehandelte Friedensabkommen von Dayton wird von den Präsidenten unterschrieben. Srebrenica wird, wie andere früher mehrheitlich muslimische Gebiete auch, Teil der „Republika Srpska“ der bosnischen Serben.

[Quellen: Unter unseren Augen, von Hajo Funke und Alexander Rhotert, Verlag Das Arabische Buch, Berlin 1999; Srebrenica – Ein Prozess, Herausgegeben von Julija Bogoeva und Caroline Fetscher, Suhrkamp, Frankfurt/Main 2002]

Soweit also zu den nüchternen historischen Fakten. Sie sprechen wie gesagt eigentlich schon für sich. Dennoch, was gehört aber noch zur weiteren Geschichte dieses Krieges? Wenn wir heute gemeinsam dem Schicksal der Tausenden von Opfern in Srebrenica gedenken, dann verrichten wir nicht nur eine notwendige gemeinsame Trauerarbeit, sondern wir tauchen auch in den besonderen Erfahrungshorizont europäischer Muslime ein. Seit dem 11. September ist etwas in Vergessenheit geraten: Dass gerade im letzten Jahrhundert die Muslime in Europa nicht etwa Aggressoren, sondern immer wieder auch Opfer waren. Der Krieg auf dem Balkan und insbesondere die unvergesslichen Bilder aus Srebrenica sind und bleiben damit der natürliche Teil unserer gemeinsamen kollektiven Erinnerung.

Zur Verortung und zum Denken eines „europäischen Islam“ gehören zweifellos Städte wie Sarajevo und Cordoba, gehört der west-östliche Diwan Goethes, gehört das Denken Ibn Al-’Arabis und gehört Srebrenica gleichermaßen. Mit europäischen Muslimen meine ich, wenn ich dies ausdrücklich anmerken darf, diejenigen Muslime, die europäische Sprachen sprechen.

Ich würde gerne einige weitere Aspekte der geschichtlichen Deutung, aus europäischer und muslimischer Sicht, hier ansprechen. Zunächst ist festzustellen: Der Krieg auf dem Balkan war auch, aber nicht nur, ein ethnischer Konflikt zwischen verfeindeten Volksgruppen. Diesen Umstand versteht man besser, wenn man sich für einen Moment die Symbolsprache der Konflikte auf dem Balkan vergegenwärtigt. Einen weltweiten Bekanntheitsgrad haben diese tragischen Ereignisse auf dem Balkan ja immer wieder durch das umkämpfte Amselfeld erlangt, auf welchem im Jahr 1389 die Türken das Heer der Serben geschlagen haben. Dieser Ort, der sich im heutigen Kosovo befindet, wurde immer wieder zum Symbol für das serbische Nationalbewusstsein (und, wenn ich diese Anmerkung hier machen darf: jedes Nationalbewusstsein in Europa ist natürlicherweise in der Gefahr, in ein rassisches Bewusstsein umzuschlagen).

Für Milosevic war es ein Leichtes, an dieser Stelle, mit seiner weniger berühmten als berüchtigten Rede, die Balkankriege der 90er Jahre einzuleiten, indem er auf die damals genau sechs Jahrhunderte zurückliegende Schlacht bewusst Bezug nahm. Es ist dabei nicht überraschend, sondern vielmehr vielsagend, dass während des Krieges von der serbischen Propaganda den Bosniern gerade eine ethnische Identität nicht wirklich zugebilligt wurde. Die Bosnier wurden, auf ihre islamische Identität anspielend, von der serbischen Propaganda immer wieder als „Türken“, also gerade nicht als Europäer, bezeichnet. So wurde verdeutlicht, dass man den Muslimen weder ein eigenes Territorium zubilligte, noch ihre Identität als europäische Volksgruppe überhaupt anerkennen wollte. Hieraus speist sich wohl auch der totalitär-unmenschliche Zug der Kriegsführung. Es sind vor allem drei weitere Aspekte der Aufklärung und Würdigung der Ereignisse in Bosnien, die auch zehn Jahre nach Srebrenica aus meiner Sicht nicht in den Hintergrund geraten dürfen und nach weiterer Aufklärung verlangen. Diese Aspekte seien – natürlich in aller Kürze – hier genannt: Die Rolle der orthodoxen Kirche in Bosnien, die Rolle der Westmächte, von Srebrenica bis Dayton, und die Rolle der Täter-Opfer-Perspektive.

Zur Rolle der orthodoxen Kirche in Bosnien

Schwere Vorwürfe gegen die Serbisch-orthodoxe Kirche hat zu Recht die Gesellschaft für bedrohte Völker International (GfbV) nach der Veröffentlichung des so genannten Srebrenica-Videos erhoben. „Die Serbisch-orthodoxe Kirche hat die Ermordung und Vertreibung der bosnischen Muslime und damit die Auslöschung des 500 Jahre alten mitteleuropäischen Islam aus Bosnien bedingungslos unterstützt“, stellte der Präsident der GfbV International, Tilman Zülch, neulich fest. Zülch weiter: „Das Video belegt einmal mehr, wie unmittelbar diese Kirche in den Genozid an den bosnischen Muslimen verstrickt ist.“ In dem Video war zu sehen, wie der in Serbien populäre Abt Gavrilo aus dem Kloster des heiligen Erzengels in Privina Glava bei Sid im Nordwesten von Belgrad die serbischen Mörder von sechs muslimischen Zivilisten aus Srebrenica segnete. Eine ähnliche Szene ist auf einem weltweit verbreiteten Foto der Agentur Reuters zu sehen, das wenige Tage nach der Erschießung von mindestens 7.800 bosnischen Männern und Knaben aus der ehemaligen UN-Schutzzone durch serbische Einheiten in Ostbosnien am 25. Juli 1995 aufgenommen wurde. Auf dem Bild reicht Patriarch Pavle, der höchste Geistliche der serbisch-orthodoxen Kirche, den heute mit internationalem Haftbefehl gesuchten Hauptkriegsverbrechern Radovan Karadzic und Ratko Mladic in Sokolac bei Sarajevo geweihtes Brot. Dem ist eigentlich nichts hinzuzufügen.

Zur Rolle der Westmächte

Immer wieder diskutiert wurde die Rolle der NATO-Staaten in diesem Konflikt. Wir wissen heute, dass die UNO sowie die Militärführungen und Regierungen mehrerer NATO-Staaten mindestens vier Monate vor dem Fall der ostbosnischen UNO-Schutzzone Srebrenica im Juli 1995 sehr konkrete Informationen über die Angriffsvorbereitungen und Eroberungspläne der bosnischen Serben hatten. Doch Überlegungen im New Yorker UNO-Hauptquartier, den militärischen Schutz Srebrenicas zu verstärken, wurden nach einer Intervention der Clinton-Administration Anfang April 1995 gestoppt. Diese neuen Erkenntnisse, die im Widerspruch zu dem im November 1999 vorgelegten Srebrenica-Untersuchungsbericht von UNO-Generalsekretär Kofi Annan stehen, erbrachten gemeinsame Recherchen der taz und des niederländischen Radiosenders VPRO.

Wir können hier nur noch einmal an die skandalöse Folgenlosigkeit der Untersuchungen der Akte Srebrenica erinnern. Dunkel bleibt die Rolle von Militärs und Politikern, sieht man einmal vom Rücktritt der niederländischen Regierung Kok am 16.4.2002 nach Veröffentlichung eines Reports über Srebrenica durch das Niederländische Institut für Kriegsdokumentation (NIOD) ab. Bis heute verweigert sich Frankreich wirklichen Untersuchungen über die Rolle der französischen Politik und Militärs, so zum Beispiel über die dubiose Rolle des französischen Generals Janvier.

Es bleibt nach wie vor eine offene Frage, inwieweit das „humanitäre“ Engagement oder Nicht-Engagement, das Gewähren und Nichtgewähren von Hilfe, die Rolle von Embargos und so weiter auch von geopolitischen Gesichtspunkten und Zielvorstellungen geprägt war.

Zur Täter-Opfer-Perspektive

Schon der Dayton-Vertrag an sich birgt – aus Sicht vieler Bosnier – das Problem, dass die Vertragsmodalitäten in Dayton den serbischen Despoten Milosevic als gleichrangigen Verhandlungspartner anerkennen. Der Daytonvertrag hat sicher einige juristische Schwächen, die indirekte Akzeptanz Milosevics ist jedoch seine evidente moralische Schwäche und hat die Regierungszeit Milosevics wohl mit entscheidend verlängert.

Aber auch zehn Jahre nach dem Krieg gibt es weitere handfeste Zweifel an der gerechten Aufarbeitung der Tragödie. Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch hat beispielsweise der NATO schwere Versäumnisse bei der Suche nach den als Kriegsverbrecher angeklagten bosnischen Serben Ratko Mladic und Radovan Karadzic vorgeworfen. Zehn Jahre nach dem Massaker von Srebrenica befinden sich der einstige bosnisch-serbische Militärführer und der bosnisch-serbische Ex-Präsident noch immer auf freiem Fuß. Die Leiterin der Abteilung für Europa und Zentralasien von Human Rights Watch, Holly Cartner, klagt: „Dass Karadzic ein Jahrzehnt nach Srebrenica noch immer frei herumläuft, ist ein schweres moralisches Versäumnis“. Laut Human Rights Watch gab es von Seiten der NATO-Friedenstruppen in den vergangenen zehn Jahren nur drei bestätigte Versuche, Karadzic zu verhaften.

Auch ein Weiteres möchte ich in diesem Zusammenhang anführen. Ich war vor drei Jahren Zeuge, als drei bosnische Generäle wegen Verletzung des Kriegsrechts in Den Haag angeklagt worden sind. In einigen Dutzend Fällen war es laut Anklageschrift in ihren Einheiten zu Lynchjustiz und Übergriffen gekommen. Auf dieses Verfahren angesprochen, erklärte mir Alija Izetbegovic, man dürfe nicht vergessen, dass in dem untersuchten Zeitraum bis zu 110.000 Bosnier und Bosnierinnen ums Leben kamen. Dies spricht natürlich nicht gegen einen Prozess gegen die Generäle, wohl aber gegen das Vergessen der eigentlichen Verursachung des gesamten Krieges. Sicher gehört es zu den moralischen Grundverpflichtungen der Bewertung dieses Krieges, Aggressor und Opfer immer wieder klar auseinanderzuhalten. Meine verehrten Anwesenden, was bleibt nun also aus europäisch-muslimischer Sicht? Als wir Mitte der 90er Jahre in Weimar einige Veranstaltungen zum Thema Bosnien organisiert hatten, waren wir immer wieder über das fehlende Interesse der europäisch-bürgerlichen Eliten erstaunt. Für mich war dies besonders unverständlich, da wir doch in der Schule gelernt hatten, dass eine Verfolgung aufgrund der religiösen Zugehörigkeit sich in Europa keinesfalls wiederholen dürfe. Jetzt aber wurde man am Fernsehschirm Zeuge von jahrelang andauernden Übergriffen, Säuberungen und Verfolgungen. Für mich ein Trauma. Srebrenica hat allerdings auch – wie man es beispielsweise an der Politik des deutschen Außenministers ablesen kann – zu einem Bewusstseinswandel geführt. Srebrenica, so heißt es, hat die Idee eines deutschen Pazifismus erledigt. Zumindest auf, oder besser gesagt allerdings leider nur auf dem Balkan. Tatsächlich leisten ja auch heute noch Soldaten der Bundeswehr, vor einigen Jahren noch undenkbar, einen Beitrag zur labilen Sicherheitslage in der Region.

Aber kommen wir zurück zu unserem eigentlichen Thema, den Menschen in Bosnien. Ich habe die positive Haltung der bosnischen Muslime nach den schrecklichen Kriegsereignissen immer bewundert. Die oft betonten Charaktereigenschaften eines angeblich „kriegerischen“ Islam treffen auf den Islam in Bosnien augenscheinlich nur wenig zu. Das ist eine wichtige Botschaft.

Es ist kein Zufall, dass Huntington bei seiner düsteren Vision des angeblich drohenden „Clash der Zivilisationen“ den bosnisch-europäischen Islam nicht erwähnt, oder besser nicht erwähnen kann. Die bosnisch-europäischen Muslime jedenfalls haben zu dem Konflikt der Kulturen- in jeder Hinsicht – herzlich wenig beigetragen. Mehr noch, die Existenz der europäischen Muslime und die Existenz ihrer Kultur zeigt gerade, dass dieser angebliche Kulturkampf zwischen Europa und dem Islam eine Fata Morgana darstellt.

Eine andere Frage wäre es, ob auf dem Balkan ein neuer Konflikt droht, dessen mögliche Ursachen weniger kultureller als eher politisch-ökonomischer Natur sind. Der Balkan droht im sich abzeichnenden „Weltinnenraum des Kapitals“, so nennt Sloterdijk die neue globale Ordnung, zu einer vernachlässigten Außenzone zu werden. Heute ist das Wort „Balkanisierung“ längst eine Art politisches Schimpfwort geworden. Es verwundert nicht, dass es keine wirkliche öffentliche Debatte über einen EU-Beitritt Bosniens gibt. Ich halte diesen Umstand, unabhängig vom Ergebnis, für zutiefst unlogisch. Eine solche Debatte wäre aus den genannten Gründen für das geschichtliche Selbstverständnis Europas ungeheuer wichtig und als Debatte übrigens gerade für diejenigen schwer zu führen, die den Islam allein als eine fremde Religion von Ausländern definieren und ausgrenzen wollen. Der Fall Bosniens zeigt, dass der Islam und Europa geschichtlich durchaus zusammengehören. Im Gegensatz zur Türkei dürfte auch die geografische Zugehörigkeit Bosniens zu Europa völlig außer Frage stehen.

Viele Geschichten, die das 20. Jahrhundert geprägt haben, beginnen und enden in Sarajevo. Sarajevo ist eine europäische Stadt. Ein Blick auf die Stadt gehört zu den europäisch-geschichtlichen Erfahrungen. Blickt man auf das Tal, so sieht man wie an einer Schnur geschichtliche Abläufe und ihre architektonischen Ausdrucksformen aneinander gereiht. Geschichte ist sozusagen in jeder Epoche zum Greifen nah. Osmanisch geprägter Islam, österreichisch-ungarische Kaiserzeit, säkulare Ideologien, bis hin zum Olympiastadion und seinen Massengräbern.

Eine meiner bewegendsten Begegnungen fand vor einigen Jahren mit dem mittlerweile verstorbenen Alija Izetbegovic statt. Der ehemalige Präsident war von seiner tragischen Geschichte schwer gezeichnet und berichtete über seine, eigentlich von ihm nie gewollte, politische Karriere. Der Islam, so Izetbegovic, hatte ihn vor allem als eine ökonomische Lehre fasziniert, die die damals herrschende Lehre des Kommunismus zurückwies. Das Gespräch drehte sich dann schnell um die negativste der gegenwärtigen Möglichkeiten auf dem Balkan: einen neuen, sich wiederholenden Bürgerkrieg. Dies wäre, wie wir gemeinsam feststellten, auch deswegen eine Tragödie, weil dies auch ein neuer Bürgerkrieg zwischen jungen Serben, Kroaten und Bosniaken wäre, jungen Leuten, die alle im Grunde nicht mehr so genau wissen würden, was der eigentliche „kulturelle“ Unterschied zwischen ihren Völkern und Nationen ist.

Schlussendlich: Ich habe, wie gesagt, die Zurückhaltung der bosnischen Muslime nach den schrecklichen Ereignissen immer bewundert. Auch dies gehört hierher: Ein Selbstmordattentat, ausgeführt durch einen bosnischen Muslim, ist, religiös und existenziell, Gott sei dank undenkbar. Eine Lehre oder ein Lehrer, die oder der solche Taten als „religiös“ verklärt, zum Glück auch. Exemplarisch sei die folgende, zusammenfassende Antwort von Mufti Mustafa Ceric zur Rolle Bosniens im aktuellen Spannungsfeld Europa – Islam – Terrorismus genannt.

Ceric, in einem Interview mit der tageszeitung: „Man kann nur beschämt sein über das, was geschah, und dass man es zugelassen hat. Wenn wir in Bosnien jetzt in die terroristische Ecke gestellt werden, dann hat dies etwas mit dem schlechten Gewissen uns gegenüber in Europa zu tun. Dabei gab es hier in Bosnien nach dem Ende des Krieges keine Revanche gegenüber den Tätern, obwohl es viele Gründe dafür gegeben hätte. Wir haben uns zivilisiert benommen. Während des Krieges mussten wir jegliche Hilfe annehmen, weil Europa zögerte, uns gegenüber der Aggression zu verteidigen. Deshalb kamen so genannte Mudschaheddin ins Land, die solidarisch mit uns sein wollten. Das liegt also auch in der europäischen Verantwortung. Zudem muss man sich fragen, was der Wahhabismus eigentlich ist. Es gibt einen politischen und religiösen Wahhabismus; der politische wurde vom Westen kreiert, um das türkisch-osmanische Reich zu schlagen. Saudi-Arabien ist nach wie vor Verbündeter des Westens. Der ideologische Wahhabismus, die Theologie, ist uns bosnischen Muslimen fremd geblieben. Wir haben ein anderes Verständnis von Staat und Gesellschaft; die bosnischen Muslime werden sich darin nicht verändern, da können sie sicher sein.“ Man kann sich, verehrte Anwesende, zur Geschichte des letzten Jahrhunderts mit ihren verheerenden Kriegen, maßlosen Ideologien und menschenverachtenden Lagern letztlich nicht geistig indifferent verhalten. Am Schlimmsten wäre wohl, als Konsequenz dieser Ereignisse, eine fatalistische oder nihilistische Haltung.

Als Gläubiger, unabhängig von der Konfession, gehört die Akzeptanz des Schicksals, wie schwer es auch sein mag, zur geistigen Konstitution. Ein bosnischer Freund hat mir einmal nach einem Gespräch über dieses Thema gesagt: „Nach Srebrenica hört man entweder auf zu beten, oder man beginnt damit“. Wir haben dann gemeinsam das Abendgebet verrichtet und einen neuen Tag begonnen.

* gehalten am 2. Juli 2005.

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Pflegekinder: Ein neues Zuhause finden

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Pflegekinder: Ayse Gerner über Lage in Familien und den Nachholbedarf der Community beim Thema. (iz). Ayse Gerner ist Psychologin, Familientherapeutin und Trauma-Pädagogin. Sie arbeitet seit Jahren als Familientherapeutin mit dem […]

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Crowdfunding – die Macht der Gemeinschaft

Crowdfunding

Die Crowdfunding-Plattform Commonsplace knüpft an eine muslimische Praxis an, die bis Salman Al-Farisi zurückreicht.

(iz). In der faszinierenden Geschichte von Salman Al-Farisi, möge Allah mit ihm zufrieden sein, einem herausragenden Gefährten des Propheten Muhammad, offenbart sich uns die beeindruckende Kraft des gemeinschaftlichen Engagements und der Solidarität sowie die erstaunlichen Resultate, die daraus entstehen können. Von M. Samy Adamou & Samim Faiz

Salman, ein Sklave, der von Meister zu Meister weitergereicht wurde, strebte nach der Wahrheit und fand schließlich den Propheten und in Medina sein spirituelles Zuhause.

Doch die Fesseln seiner Knechtschaft konnten nur durch die entschlossene Unterstützung seiner Brüder im Islam zerschlagen werden. Auf Befehl des Propheten halfen seine Gefährten, Salman beim Freikauf zu helfen, und jeder trug nach seinen Möglichkeiten bei. Schließlich wurde Salman befreit und entwickelte sich zu einer Persönlichkeit, die der gesamten Umma großen Nutzen brachte.

Salman al-Farisi war nicht nur ein befreiter Mann, sondern entwickelte sich zu einem hervorragenden Mitglied der Umma. Sein Wissen und seine Weisheit waren beeindruckend, und er spielte eine maßgebliche Rolle bei der Verbreitung und Verteidigung des Islam.

Er wurde von seinen Gefährten hochgeschätzt und als „Vater der zwei Bücher“ bezeichnet, da er sowohl die christlichen Schriften als auch den Qur’an kannte. Salman Al-Farisi war ein leuchtendes Beispiel für einen Muslim, der seine Talente und Ressourcen zum Wohl der Gemeinschaft einsetzte.

Vorläufer des Crowdfundings finden sich in der prophetischen Praxis

Das Beispiel des Propheten, in dem er seine Gefährten dazu aufforderte, sich um „ihren Bruder“ zu kümmern, ist vergleichbar mit commonsplace – der deutsch-muslimischen Crowdfunding-Plattform. Crowdfunding bezeichnet den Zusammenschluss einer Gruppe von Menschen, die individuell entsprechend ihrer Möglichkeiten für einen gemeinsamen Zweck spenden, um eine Initiative zu unterstützen, die ihnen wichtig ist.

Während damals in Medina die beste Gemeinschaft sich vereinte, um ihrem Bruder zu helfen, nutzt Commonsplace, die deutsch-muslimische Crowdfunding-Plattform, die Kraft einer zumindest größeren Gemeinschaft, um gemeinschaftlich großartige Ideen und Projekte der Community umzusetzen. 

Die Funktionsweise von Commonsplace beruht auf dem Prinzip des Crowdfundings. Beim Crowdfunding wird eine Vielzahl von Personen, in unserem Fall die Community, eingeladen, jeweils kleine bis mittlere Beträge beizusteuern, um Projekte zu finanzieren.

Dieser Ansatz ermöglicht es Einzelpersonen, Organisationen, Unternehmen usw., ihre Visionen mit der Gemeinschaft zu teilen und innovative, großartige und nachhaltige Projekte und Ideen zu realisieren, die ohne die finanzielle Unterstützung der Community möglicherweise nicht umsetzbar wären.

Dieser Prozess erinnert an die Gemeinschaft in Medina, die sich vereinte, um gemeinsam Salman zu befreien – welcher ein unverkennbarer Wert für die Umma war. In dieser Tradition greift Commonsplace auf die Kraft einer viel größeren Gemeinschaft zurück, um großartige Ideen und Projekte gemeinsam zu verwirklichen.

Foto: Commonsplace

Commonsplace – Plattform für Muslime in Deutschland

Mit Commonsplace bieten wir Muslimen in Deutschland eine Plattform, um geschwisterlich zu wirtschaften, Ressourcen zu bündeln, innovative Projekte zu unterstützen und gemeinsam Großartiges zu schaffen. Unsere Plattform ermöglicht es Muslimen, ihre Ideen und Initiativen zu präsentieren und Unterstützung von ihrer deutsch-muslimischen Community zu erhalten.

Diese Community repräsentiert ein breites Spektrum an Talenten, Wissen und Erfahrungen, das genutzt werden kann, um Innovationen, soziale Projekte und vieles mehr voranzubringen. Durch das Crowdfunding-Modell von Commonsplace wird die finanzielle Belastung auf viele Schultern verteilt und die Realisierung von Projekten ermöglicht, die sonst vielleicht nur schwer finanzierbar wären.

Gleichzeitig fördert es das Gefühl der Gemeinschaft, da jeder Beitrag, unabhängig von seiner Größe, zum Erfolg des Projekts beiträgt. Es stärkt den Zusammenhalt, fördert die Partizipation und ermöglicht eine direkte Beteiligung an der Gestaltung der Gemeinschaft und der Gesellschaft.

Foto: Commonsplace

Die Reise begann vor zwei Jahren mit mehreren Schlüsselimpulsen.

Erstens wollten wir die muslimische Selbstorganisation in Deutschland stärken und unabhängig von Drittmitteln im In- und Ausland machen. Durch die Fokussierung auf die Unterstützung innerhalb unserer Gemeinschaft haben wir eine Plattform geschaffen, die es der muslimischen Gemeinschaft ermöglicht, selbstbestimmt und unabhängig zu handeln.

Zweitens war es uns ein Anliegen, die bisher als unprofessionell wahrgenommene finanzielle Infrastruktur der muslimischen Gemeinschaft in Deutschland zu stärken. Commonsplace bietet als Community-Alternative eine Plattform, auf der Projekte professionell und transparent präsentiert und finanziert werden können.

Drittens wollten wir Innovationen innerhalb der Community fördern. Die Plattform gibt nicht nur Hilfsorganisationen eine Bühne, sondern schafft auch Raum für generischere Projekte wie Moscheeprojekte. Dadurch können eine Vielzahl von Bedürfnissen und Interessen innerhalb der muslimischen Gemeinschaft in Deutschland abgedeckt und gestärkt werden.

Viertens haben wir uns zum Ziel gesetzt, die Narrative neu zu denken und das Engagement der Muslime in Deutschland sichtbar zu machen. Ein Nebeneffekt unserer Plattform ist, dass wir durch die Vorstellung verschiedener Projekte ein „Digitales Museum des muslimischen Engagements“ präsentieren können. Dadurch betonen wir die Vielfalt und das Engagement der Muslime in Deutschland.

Diese Impulse haben uns in den letzten zwei Jahren geleitet, und wir sind stolz darauf, was wir gemeinsam mit unserer Community erreicht haben. Wir freuen uns darauf, auch in Zukunft mit der Community zusammenzuarbeiten, um diese Impulse zu vertiefen und die muslimische Gemeinschaft in Deutschland weiter zu stärken.

Foto: Commonsplace

Deutsch-muslimisches Crowdfunding funktioniert

In den letzten zwei Jahren konnten wir unsere Konzepte und Annahmen bestätigen und hautnah miterleben, wie Commonsplace im deutsch-muslimischen Raum an Dynamik gewonnen hat. Gemeinsam haben wir in der Community mehr als 120 verschiedene innovative, humanitäre, religiöse und soziale Projekte und Ideen realisiert.

Dabei konnte Commonsplace mehr als 15.000 Unterstützer in ganz Deutschland mobilisieren und insgesamt über 600.000 Euro an Fördergeldern für verschiedene Projekte sammeln. Allein während des Ramadans 2023 konnten über Commonsplace mehr als 100.000 Euro zusammenkommen. Diese Zahlen sind inschallah erst der Anfang und zeigen uns, dass gemeinschaftliches Wirtschaften viel Gutes bewirken kann.

Ein bemerkenswertes Beispiel für ein bisheriges Projekt auf unserer Plattform ist das Projekt von Dima e.V. (vorher: Interkulturellen Institut für Inklusion e.V.) das ehrgeizige Verbesserungen anstrebt. Dima e.V. setzt sich mit großem Engagement dafür ein, die Inklusion in der (muslimischen) Gesellschaft zu fördern und Barrieren abzubauen. Ihr Fokus liegt auf der Schaffung von Chancengleichheit für Menschen mit Behinderungen und der Förderung interkultureller Verständigung.

Dank der Unterstützung durch die deutsch-muslimische Community und mehr als 400 Unterstützern konnte Dima e.V. über 15.000 Euro sammeln. Dies ermöglichte es ihnen, als erstes Institut in Deutschland Videos über den Islam in Deutscher Gebärdensprache zu produzieren und somit tauben und schwerhörigen Menschen den Zugang zum Islam zu erleichtern. Mit diesem Projekt haben sie eine Lernplattform für taube und schwerhörige Muslime aufgebaut, die es ihnen ermöglicht, grundlegendes islamisches Wissen wie die Säulen des Islams zu erlernen.

Dieses Projekt ist ein herausragendes Beispiel dafür, wie durch die gemeinschaftliche Unterstützung innovative und inklusive Initiativen realisiert werden können. Wir sind stolz darauf, solche inspirierenden Projekte auf unserer Plattform zu sehen und freuen uns darauf, weiterhin dazu beizutragen, dass solche wichtigen Vorhaben erfolgreich umgesetzt werden.

Ein weiteres erfolgreich unterstütztes Projekt stammt von WaliAktiv aus Dortmund. Ihr Ziel war es, während des Ramadan täglich Iftar-Mahlzeiten für Studenten, Bedürftige und alleinstehende Menschen anzubieten. Dank erfolgreicher Spendenaktionen konnten insgesamt ca. 6000 Euro gesammelt werden, um dem Verein die finanziellen Mittel zur Verfügung zu stellen, um jeden Tag im Ramadan Iftar zu kochen und auszuteilen.

Besonders für Gemeinden, die in der Regel auf Spenden angewiesen sind, um ihre laufenden Kosten zu decken, hat sich Commonsplace als äußerst effektives Mittel erwiesen, um zusätzliche Ressourcen zu beschaffen. Das Projekt von WaliAktiv zeigt deutlich, wie die Plattform dazu beiträgt, wichtige Initiativen zu unterstützen und Menschen sozial zu helfen.

Auch in Fällen von kurzfristigen Anliegen und Notfällen konnte Commonsplace der deutsch-muslimischen Gemeinde dabei helfen, schnell handlungsfähig zu werden. Ein bemerkenswertes Beispiel ist das Projekt von Asiyah International e.V., einer humanitären Organisation, die angesichts der verheerenden Auswirkungen des Erdbebens in der Türkei und Syrien aktiv wurde. Ihr Ziel war es, den betroffenen Gemeinden in beiden Ländern dringend benötigte Hilfe und Unterstützung zukommen zu lassen.

Angesichts der erschütternden Ereignisse konnten hier mehr als 1000 Unterstützer mobilisiert und überzeugt werden, ihre Spenden beizusteuern. Innerhalb weniger Tage kamen beeindruckende 80.000€ zusammen, die einen bedeutenden Beitrag zur Unterstützung der betroffenen Gemeinden leisteten. Al-Hamdulillah.

Foto: Commonsplace.de

Crowdfunding ermöglicht schnelle Hilfe

Dieses Projekt verdeutlicht, wie Commonsplace in Krisensituationen eine rasche und effektive Unterstützung ermöglichen kann. Es zeigt die Stärke und Solidarität der deutsch-muslimischen Gemeinde und ihre Bereitschaft, in Zeiten der Not zusammenzustehen und zu helfen.

Eine beeindruckende Anzahl weiterer Projekte wurde erfolgreich auf unserer Plattform realisiert. Ein zukünftiger Schwerpunkt besteht darin, die finanzielle Unterstützung von Innovationen und Gründung von Start-ups und Unternehmen in der deutsch-muslimischen Community stärker voranzutreiben. Durch diese Unterstützung können neue Arbeitsplätze geschaffen und wirtschaftliche Chancen genutzt werden.

Die vielfältige Bandbreite an finanzierten und umgesetzten Projekten spiegelt die Stärke und den Tatendrang der deutsch-muslimischen Gemeinschaft wider. Sie verdeutlicht eindrucksvoll, dass bedeutende Veränderungen und Fortschritte durch gemeinsame Anstrengungen und die Unterstützung durch Crowdfunding möglich sind. Die Vielfalt der Projekte unterstreicht die kreative und vielseitige Natur unserer Community und ihre aktive Gestaltung der Zukunft.

Gemeinsam haben wir bewiesen, dass durch die Bündelung unserer Ressourcen und die Zusammenarbeit auf unserer Plattform eine außergewöhnliche Kraft entsteht. Wir sind fest davon überzeugt, dass wir auch in Zukunft Großartiges erreichen können. Die deutsch-muslimische Gemeinschaft spielt eine entscheidende Rolle bei der Förderung von Innovationen, sozialem Wandel und wirtschaftlichem Wachstum.

Unsere Erfolge sind ein klares Zeichen dafür, dass wir gemeinsam eine starke und dynamische Zukunft aufbauen können. Wir sind zuversichtlich, dass wir auch in Zukunft unsere Plattform nutzen können, um die Community weiterhin zu unterstützen und zu inspirieren. Es erfüllt uns mit Stolz, Teil einer solch positiven Veränderung zu sein, und wir freuen uns darauf, gemeinsam mit der Community weitere bedeutende Projekte umzusetzen.

Für die Möglichkeit, einen positiven Einfluss zu haben, sind wir von Herzen dankbar, und wir werden weiterhin unser Bestes geben, um sicherzustellen, dass wertvolle Hilfsprojekte erfolgreich realisiert werden können.

Es ist unsere feste Überzeugung, dass unsere Plattform nicht nur einen bedeutenden Beitrag zur Identitätsentwicklung der muslimischen Gemeinschaft in Deutschland leistet, sondern auch die gesamte Gemeinschaft stärkt und miteinander verbindet. Daher sind wir bestrebt, kontinuierlich auf das Feedback unserer Community zu hören und die aktuelle Website fortlaufend zu modernisieren und zu aktualisieren, sofern es Allah will.

Sei auch du Teil dieser Erfolgsgeschichte. Besuche jetzt commonsplace.de und starte dein eigenes erfolgreiches Projekt oder unterstütze zahlreiche spannende Vorhaben. Gemeinsam können wir Großartiges erreichen!

Wir freuen uns darauf, dich auf unserer Plattform willkommen zu heißen.

Innovation und Ursprung

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Innovation und Ursprung: Die technologische Entwicklung entzieht sich der politischen Kontrolle. Das Ende ist offen.

(iz). Wer hat nicht einmal über das perfekte muslimische Leben nachgedacht. Wer sich auf diesen Gedanken einlässt, wird sich dabei von Erinnerungen an die Gemeinschaft in Medina inspirieren lassen. Man sinnt über die Charaktereigenschaften der ersten Muslime nach, ihr Leben in der Moschee und auf dem Marktplatz, an ihre sozio-ökonomischen Einrichtungen. Überhaupt glauben wir an die Idee einer solidarischen und gerechten Gesellschaft, die die Schöpfung nicht nur bewahret, sondern preist.

Fern scheint diese Realität, wenn man sich die islamische Wirklichkeit im einundzwanzigsten Jahrhundert vergegenwärtigt. Generationen von Muslimen haben sich damit beschäftigt, wie das Erbe und die Tradition neu gelebt werden können. Die Ansätze variieren zwischen Fundamentalisten, die das Rad der Geschichte anhalten wollen, Pragmatikern, die ihre Praxis auf das beschränken, was möglich erscheint oder den Muslimen, die die Innovationen gerade als Chance ansehen, dem ursprünglichen Vorbild wieder nahezukommen.

Die Zukunft des Islam in der Moderne dreht sich um die Frage der Technik. Für die einen sind die technologischen Innovationen mehr oder weniger Verführungen des Teufels; für die Anderen eine Möglichkeit, das Erbe in der Moderne neu zu etablieren. Dass die Technik nicht einfach aus unserem Alltag verdrängt werden kann, zeigt eindrucksvoll der Siegeszug des Smartphones.

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Innovationen haben das Leben aller Muslime verändert

Ob es uns gefällt oder nicht, diese Neuerung hat das Leben von de facto allen Muslimen unabhängig von ihrem Hintergrund radikal verändert. Deutlich wird dies auf der Pilgerreise, wo es unzählige Pilger auf ihrem Aufenthalt begleitet. Die Phantasie einer Rückkehr in das Mittelalter wird hier eindeutig durch die Faktizität technologischer Anwendung decodiert.

Fakt ist: Die Lehre und unsere Weltanschauung werden entscheidend von den neuen Kommunikationstechniken bestimmt sein. Die Konsequenzen der Revolution, die Realität von Erfindungen wie Blockchain, ChatGPT oder virtuellen Währungen verändern unsere Gegenwart.

Die Hoffnung bleibt, dass diese Metamorphose zu Verbesserung der Lebensumstände des Menschen beitragen. Neben den bekannten negativen Einflüssen der Techniken wie der sozialen Medien auf unser Dasein gilt es, die Frage zu beantworten, ob diese neuen Möglichkeiten uns Kinder der Neuzeit auf überraschende Weise an das ursprüngliche Modell zurückführen.

Beispiele für diesen Trend gibt es bereits: Man denke nur an das erfolgreiche Crowdfunding, das die Idee der Solidarität unterstützt, oder an Internetseiten, die die lokale Verteilung der Zakat effektiv organisieren. Selbst die alte Einrichtung der Gilden, die Netzwerke der Kompetenz, erlebt mit Hilfe der Angebote der sozialen Medien eine Renaissance.

Die verlorene Einheit von Moschee und Marktplatz, die die muslimische Zivilisation über Jahrhunderte prägte, könnten Gemeinden mit der Etablierung virtueller Handelsplätze überwinden. Ist es eine Utopie, dass wir eines Tages neben dem Gebetsraum Räume finden, die Start-Ups beheimaten oder uns Bildschirme anbieten, mit deren Hilfe wir in die globale Halal-Ökonomie eintreten? Willkommen im 21. Jahrhundert!

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Die Kernfrage nach dem Geld

Der Natur dieses Zeitalters entsprechend ist es die Frage des Geldes, die den Streit zwischen den Ursprüngen unserer Kultur und dem Einfluss der Innovation deutlich zeigt. Über Jahrhunderte war der Tausch von Zahlungsmitteln in Form von Gold und Silberwährungen der Motor der Globalisierung der Ökonomie. In der islamischen Welt waren der Dinar und der Dirham fixierte Gewichtseinheiten der Rohstoffe.

Das internationale Währungssystem verdrängte die reinen Substanz-Währungen. Die Einführung der Papiergeldwährungen wurde in der Geschäftswelt zunächst nur akzeptiert, weil sie bis 1971 durch den sogenannten Goldstandard gedeckt waren.

Diese Praxis beendete die US-Regierung, die eine enorme Geldsumme für die Finanzierung des Vietnamkrieges benötigte. Mit Hilfe Saudi-Arabiens und dem Handel mit Öl in der amerikanischen Währung begann das „goldene“ Zeitalter der Petrodollars.

Gleichzeitig entbrannte eine Diskussion um die Ethik der neuen, von keiner logischen Grenze gehegten Geldproduktion. An dem Streit um eine gerechte Geldordnung beteiligen sich politische, ökonomische und traditionell auch religiöse Lehren. Der provokante Slogan, Geld kenne keine Moral, forderte das ethische Handeln heraus.

Die wundersame Geldvermehrung ist nicht folgenlos und verstärkt auf der ganzen Welt die Spaltung der Gesellschaften in Arme und Reiche. Und, die ökonomische Krise, rund um die Themen der Verschuldung und der Inflation, erinnerte die Muslime an die Fundamente ihrer eigenen Wirtschaftsordnung.

Die Wahl der Zahlungsmittel – sei es beim Einkauf, dem Handel oder bei der Zahlung der Zakat – ist eine elementare Frage. Nur welches Geld in den Staaten erlaubt ist, entzieht sich in freiheitlichen Systemen der Entscheidung des Einzelnen. Auf der internationalen Ebene gibt es seit einigen Jahren Bewegungen und Alternativen auf diesem Feld.

Karte Naher Osten Iran Yuan Einfluss

Foto: Shutterstock

Die reichen Ölstaaten orientieren sich neu

Es ist paradox, dass ausgerechnet Saudi-Arabien den amerikanischen Dollar als Leitwährung in Frage stellt. Die Ankündigung des Landes, seine Öllieferungen nach Fernost mit der chinesischen Währung abzuwickeln leitet vermutlich eine Zeitenwende ein.

Es ist wichtig, zu verstehen, dass die technologische Revolution, in der wir uns aktuell befinden, die machtvollsten Einrichtungen der letzten Jahrzehnte in Frage stellt: die Existenz der Banken und das Währungssystem überhaupt. Mit Hilfe der Blockchaintechnologie sind Kreditinstitute für die Vermittlung vieler Geschäfte nicht mehr nötig und das Monopol der Geldproduktion der nationalen Staaten wird durch alternative Währungen herausgefordert. 

Hier sind nicht nur Regierungen, sondern mächtige, private Global Player am Start. Völlig neu ist zum Beispiel das Phänomen, dass Techfirmen wie Facebook oder Amazon über die Einführung eigener Währungen nachdenken und damit indirekt ein Kreditsystem anbieten.

In den letzten Jahren war es vor allem „Bitcoin“, das die Vision einer anderen Wirtschaft befeuerte.

Die virtuelle Währung ist dezentral organisiert, nicht manipulierbar und wird von keiner zentralen Stelle reguliert. Die Schöpfung der Einheiten ist ein energieaufwändiger, mathematisch komplizierter Prozess. Vor allem ist die Menge der Bitcoins auf ca. 21 Millionen begrenzt. Damit steht diese Grenze der Möglichkeit, endlos Geld zu drucken diametral entgegen. Über die Jahre ist eine bunte Bewegung entstanden, die deswegen die Vorteile der neuen Währung preist.

Ihre Gegner verweisen auf den turbulenten Verlauf der Preisentwicklung der künstlichen Münzen, die als reine Kunstprodukte keinen in sich wohnenden Wert haben. Unlängst ist mit dem „Islamic Coin“ eine muslimische Variante der Kryptowährung entstanden. Das Unternehmen wird von prominenten Persönlichkeiten aus den Vereinten Emiraten unterstützt.

Foto: Jan Chipchase | Lizenz: CC BY-SA 3.0

Auch Papiergeld wird kritisch beäugt

Die Gelehrten streiten, ob diese Alternative sich im Rahmen des islamischen Rechts bewegt, allerdings hört man ähnliche Vorwürfe gegenüber der Nutzung von inflationärem Papiergeld. Und in Sachen Gold gibt es Kritik an den manipulierten Preisen und an dem Fakt, dass niemand genau weiß, wo die Goldreserven gelagert sind. Wie kaum bei einer anderen Diskussion wird klar, dass die reine Lehre, unter den gegebenen Umständen, schwer zu formulieren ist.

Fest steht, die Auseinandersetzungen um das Geld wird in der modernen Massengesellschaft nicht nur von der Werthaltigkeit des Zahlungsmittels, sondern ebenso von der Praktikabilität entschieden. Die simple Frage, welches Geld sich am einfachsten mit Smartphones disponieren lässt, ist künftig entscheidend. Neben den üblichen Papiergeldwährungen, die wir mit unseren Kreditkarten nutzen, sind es die Krypto- und Goldwährungen, die Verbreitung finden. Bewegung in dieser Frage gibt es in der ganzen Welt.

Im Jahr 2023 ließ das amerikanische Bundesland Arkansas mit der Ankündigung aufhorchen, Gold und Silber wieder als gesetzliche Zahlungsmittel zuzulassen. Die Goldmünzen, die beim Kauf keiner Mehrwertsteuer unterliegen, werden eine harte Alternative zum US-Dollar sein. Und das Gold wird in diesem Fall nicht nur eine Anlageform sein, sondern ein Tauschmittel des Alltags; vermutlich nicht durch den Einsatz physischer Münzen, eher werden die Nutzer goldgedeckte Debitkarten erhalten.

Mit der Rückkehr in die vortechnologische Vergangenheit hat dieses Phänomen wenig zu tun. Eine offene Frage ist, ob die amerikanische Zentralbank die Existenz einer harten Währung, die inländisch in Konkurrenz mit dem Dollar tritt, auf Dauer tolerieren wird.

Wie immer sich das Rad der Geschichte dreht, es wird spannend zu beobachten sein, wohin die technologische Innovation führt und wie sie unsere Gesellschaften verändert. Die Politik hat nur begrenzte Macht den Schwung der Veränderungen aufzuhalten.

Ob man diese Fakten mit Optimismus oder mit Pessimismus zur Kenntnis nimmt, entscheidet über den spirituellen Zustand der kommenden Generationen. Es wäre erstaunlich, wenn die alten muslimischen Einrichtungen, die Marktplätze, die Gilden, die Handelsverträge und das reale Geld ihre Aktualität zurückgewinnen. Damit wäre wieder ein Anlass gegeben, das islamische Wirtschaftsrecht genauer zu studieren.

Sind wir unpolitisch? Muslime gehören zweifellos zu den Stützen der Gesellschaft

Politik Muslime

Von Muslimen geprägte Politik muss in die Zukunft weisen, ohne ihre  Traditionen vollständig aufzugeben.

(iz). Im letzten Jahr veröffentlichte der Schriftsteller Feridun Zaimoglu ein wichtiges Buch: „Bewältigung“. In der schonungslosen Aufarbeitung der deutschen Vergangenheit besucht ein „Autor“, der ein Buch über Hitler schreiben will, die Originalschauplätze der deutschen Geschichte. In Bayreuth oder Dachau wird ihm der ganze Wahnsinn der Rassen-Ideologie und der Abgrund der Judenverfolgung bewusst.

Langsam verliert sich der Protagonist in der Sprache des Unheils und muss sein Experiment schließlich abbrechen. Sein deutsches Umfeld zeigt sich ignorant. Ein Freund des Autors spricht es aus: „Nicht Deine Geschichte! Dafür bist Du nicht zuständig! Mach doch was über deine Leute!“

Foto: r.classen, Shutterstock

Muslime, die sich als Teil der Gesellschaft sehen

Für den muslimischen Leser, der seine Zuständigkeit anerkennt und sich als Teil der deutschen Gesellschaft sieht, ist das Werk ein guter Ausgangspunkt, um über den von Erfahrung geprägten Umgang mit dem Politischen nachzudenken. Die Lehre ist simpel: Was immer Islam ist – eine Religion, eine Lebenspraxis oder eine soziologische-ökonomische Ordnung –, niemals darf diese Haltung zu einem politisch-ideologischen System mutieren.

Dass der Islam keine Ideologie ist, gehört zu dem Grundverständnis ausgeübter Religion. Argumentiert man so in der Debatte mit Muslimen, wird oft die Gegenfrage gestellt: Sind wir Muslime denn ganz unpolitisch?

Die Antwort kann nur sinnvoll ausfallen, wenn die Differenzierung zwischen politischem Einsatz und ideologischer Verbohrtheit gelingt. Das Zusammenspiel muslimischer Praktiken und die Idee eines geschlossenes Systems schließen sich aus.

Muslime sind verbunden

Auf der anderen Seite haben Menschen, die wie die Muslime durch ein soziales Band verknüpft sind, eine politische Dimension. Sie nehmen – zumindest im Idealfall – wie alle anderen Gruppen der Gesellschaft gleichberechtigt an der Debatte und der politischen Willensbildung teil.

Kaum wie eine andere sprachliche Konstruktion beherrscht der Begriff des politischen Islam das Bild der Muslime in Deutschland. Die Untaten muslimischer Terroristen in Europa, die Angst und Schrecken als Teil ihrer Agenda ansehen, hat dazu einen entscheidenden Beitrag geleistet. Das kann in der Öffentlichkeit so weit gehen, dass jeder Versuch von Gläubigen einer Selbstorganisation unter einen politischen Verdacht fällt.

Foto: zurijeta, Freepik.com

Bezeichnenderweise sind viele Muslime froh, dass die größten Krisen der letzten Jahre, die im Zusammenhang mit Umwelt, Gesundheit und Krieg stehen, sie zeitweilig aus dem Fokus der Berichterstattung genommen hat.

Gibt es eine positive Rolle?

Es ist an der Zeit, die politische Rolle der Muslime positiv zu formulieren. Fakt ist, die Verschwörungstheorie rund um die angebliche Islamisierung Europas hält einer sachlichen Überprüfung nicht stand.

Es mag einzelne Gruppen geben, die über die Idee eines europäischen Gottesstaates fantasieren oder sich in politische Parallelgesellschaften flüchten, der großen Mehrheit der Muslime mangelt es eher an sichtbarer und akzeptierter Teilnahme im politischen Feld. Die Machtausübung im Sinne einer feindlichen Übernahme findet nur im ewigen, biopolitisch geprägten Feindbild rechtskonservativer Kreise statt. 

In den letzten Jahren erringen eine größere Zahl gut gebildeter Muslime und Muslimas berufliche Spitzenpositionen. In den Parlamenten und anderen repräsentativen Einrichtungen ist ihre Zahl dagegen überschaubar. Dieses Missverhältnis ist es, was auf Dauer Sorge macht.

Viele junge Muslime könnten sich in ein permanentes Außenseitertum verabschieden, ihre Motivation verlieren, statt in den gesellschaftlichen Prozessen aktiv teilzunehmen. Die Demokratie ist gut beraten, sich um dieses Klientel zu kümmern und ihnen Wege der Partizipation aufzuzeigen.

Probleme eines gesonderten Engagements

Natürlich ist es für Muslime so legitim wie naheliegend, sich in politischen Parteien einzusetzen. Diese Option stößt auf zwei Schwierigkeiten. Zum Einen sind die Parteien nicht sehr bemüht, dass VertreterInnen der muslimischen Community auf ihren Wahllisten auftauchen.

Zum anderen gibt es wohl keine Partei, der es gelingt, wesentliche Überzeugungen der muslimischen Wählerinnen umfassend abzubilden. Die Dialektik zwischen Liberalen und Konservativen ist überholt, Muslime sind, um nur ein paar Beispiele zu nennen, in der Familienpolitik konservativ, im ökonomischen Interessenfeld liberal und in gesellschaftlichen Fragen solidarisch.

Foto: igmg.org

Hin und wieder taucht in Deutschland die Utopie einer islamischen Partei auf. Diese Absicht wäre demokratiepolitisch legitim, besonders chancenreich ist sie zumindest auf der nationalen Ebene nicht. Real ist die Option, auf kommunalpolitischer Ebene erfolgreich Politik zu gestalten.

Muslime fehlen auf europäischer Ebene

Bedauerlich ist die fehlende Präsenz auf der Ebene der Europäischen Union, wäre es doch die europäische Idee, die eine große Mehrheit der Muslime gegenüber dem Rückfall in alte Nationalismen bevorzugen. Es sind hier die antiquierten ethnischen Trennungen und weniger eine gesellschaftliche Intrige der anderen, die einer europäisch-muslimischen Bürgerliste die Aussicht auf Erfolg nehmen.

Zweifellos vertritt der Islam moral-ethische Maximen, deren Umsetzung Politik erfordert. Dieser Ansatz wird besonders in der Außenpolitik deutlich. Viele Muslime sind von Erfahrungen geprägt, die mit ihrer Herkunft oder Familienbeziehungen zusammenhängen.

Sie beklagen Doppelstandards im Umgang mit der muslimischen Welt. Sie sind aber auch politisch gebildet, schätzen die Idee freier Meinungsäußerung hierzulande. Es fällt ihnen durchaus auf, dass viele sogenannte islamische Staaten über gar keine Standards verfügen. 

Es gibt ja kein Zweifel, dass in Deutschland NGOs und muslimische Gemeinschaften sich frei entfalten können und ihren Einfluss der Zahl ihrer MitgliederInnen entsprechend ausbauen. Warum sollte dies ein Grund für Hysterie sein? Der politische Einsatz für die Ziele der Muslime, auch wenn sie Kontroversen anstoßen, darf weder ein Tabu sein noch der Sicherheit des Schweigens weichen.

Zakat

Foto: Ibrahim Poran

Was sind unsere Themen?

Themen, zum Beispiel im Dialog mit der Regierung, gibt es genug. Um ein aktuelles Beispiel zu nennen: die Zakatnahme und die zunehmend lokale Verteilung in Deutschland wirft steuerpolitische Fragen zum Beispiel für die Empfänger dieser Sozialleistung auf. Daneben gehört es längst zum Konsens, dass Imame besser die Sprache des Landes sprechen, in dem sie wirken wollen.

Wie für alle anderen Religionen misst sich die Relevanz einer Überzeugung unter anderem daran, ob sie in wichtigen politischen Fragen Antworten anbietet. Politisches Denken agiert in Europa seit Jahrhunderten nicht völlig losgelöst von metaphysischen Einflüssen.

Muslimisch geprägte Politik muss in die Zukunft weisen, ohne ihre Traditionen vollständig aufzugeben. Wer aus der Religion heraus die Grenzen der Technik definiert, die Bewahrung der Schöpfung anmahnt oder die Ethik der Geldproduktion hinterfragt, wird in diesen Debatten Gehör finden. Dann wird auch klar, dass der Islam mit den Begriffen des Politischen nicht vollständig erfasst werden kann.

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