,

Argan – ein verstecktes botanisches Wunder

argan arganbaum

Arganbäume liefern nicht nur wertvolles Öl, sondern spielen eine Rolle für Ökologie und Lebensunterhalt. (IPS). Eine dringend benötigte Pause inmitten so vieler alarmierender Nachrichten, mit einer kurzen Geschichte über einen […]

IZ+

Weiterlesen mit dem IZ+ (Monatsabo)

Mit unserem digitalen Abonnement IZ+ (Monatsabo) können Sie weitere Hintergrundbeiträge, Analysen und Interviews abrufen. Gegen einen Monatsbeitrag von 3,50 € können Sie das erweiterte Angebot der Islamischen Zeitung sowie das ständig wachsende Archiv nutzen.

Abonnenten der IZ-Print sparen beim IZ+ Abo 50%.

Wenn Sie bereits IZ+ Abonnent sind können Sie sich hier einloggen.

* Einfach, schnell und sicher bezahlen per Paypal, Kredit-Karte, Lastschrift oder Banküberweisung. Das IZ+ Abo verlängert sich automatisch um einen Monat, wenn es nicht vorher gekündigt wurde. Sie können ihr bestehendes Abo jederzeit auf der Mein Konto-Seite kündigen.

,

Wie funktioniert die „grüne Moschee“?

Eine Moschee ist mehr als ein Ort des Gebets, auch wenn dies ihre wichtigste Bestimmung ist. Da die islamische Lebensweise durch das Festhalten an der Lebensweise des Propheten Muhammad und […]

IZ+

Weiterlesen mit dem IZ+ (Monatsabo)

Mit unserem digitalen Abonnement IZ+ (Monatsabo) können Sie weitere Hintergrundbeiträge, Analysen und Interviews abrufen. Gegen einen Monatsbeitrag von 3,50 € können Sie das erweiterte Angebot der Islamischen Zeitung sowie das ständig wachsende Archiv nutzen.

Abonnenten der IZ-Print sparen beim IZ+ Abo 50%.

Wenn Sie bereits IZ+ Abonnent sind können Sie sich hier einloggen.

* Einfach, schnell und sicher bezahlen per Paypal, Kredit-Karte, Lastschrift oder Banküberweisung. Das IZ+ Abo verlängert sich automatisch um einen Monat, wenn es nicht vorher gekündigt wurde. Sie können ihr bestehendes Abo jederzeit auf der Mein Konto-Seite kündigen.

, ,

Vom Wissen zur Sorgsamkeit

Viele, wenn sie die islamische Offenbarung lesen, sind beeindruckt von der Rolle, die die Natur darin spielt. Gleiches gilt für die Ausgewogenheit, die in Allahs Schöpfung herrscht. Uns fällt es oft schwer zu verstehen, was dies für uns in einer Situation bedeutet, die bei jeder traditionellen Kultur in ihrer Wirkung und Form so nicht vorgesehen ist. Von Abbas Mustafa

Dies mag einer der Aspekte der Unordnung sein, die die „Religiosität“ in der muslimischen Welt befallen hat. Jene Länder, die über eine besonders „islamische“ Selbstwahrnehmung verfügen, scheinen die gleichen oder gar schlimmere Probleme in den Bereichen der gesunden Ernährung und des ökologischen Bewusstseins zu haben als Länder, für dies nicht gilt.

Was sich daraus auf jeden Fall ableiten lässt, ist die Notwendigkeit einer sofortigen und anwendbaren Beschäftigung mit der Offenbarung, um einen Handlungsstrang in Sachen Umwelt und gesunde Ernährung zu bekommen. Einer der Zugänge dazu liegt in der Beschäftigung mit relevanten Qur’anversen. Diejenigen, die damit vertraut sind, wissen, dass das Motiv der Natur immer wieder darin erscheint.

Der Muslim ist prinzipiell optimistisch, denn das ist die Grundstimmung, die Allah von uns wünscht. Es ist bezüglich der inneren Einstellung mehr als nur empfehlenswert, eine gute Meinung von Ihm und Seiner Schöpfung zu haben. Trotz aller großen Widerstände war der Prophet freundlich und optimistisch. In unserem Lebensstil – nicht in unserer Ideologie – müssen wir Zeugen für eine Lebensweise werden.

Was bedeutet es, wenn wir aus der anderen Ecke der Welt Früchte einfliegen, während sie zeitgleich bei uns reif sind? Es bedeutet, dass wir unsere Beziehung zu dem, was wir zu uns nehmen, entwertet haben. Wir sind entfremdet von der Erzeugung unserer Nahrung wie von der Freude, gutes Essen mit anderen zu teilen. Manche Kinder geben mittlerweile bei Befragungen an, dass sie nicht mehr wissen, was eine Birne ist.

Unsere Beziehung zur Nahrung steht für unsere Beziehung mit der Umwelt und der Weise, wie wir leben. Unsere Geschäfte gehören Anteilseignern, die niemals ihre Firmen besucht haben – ganz zu schweigen von den Bedingungen, unter denen die Arbeiter tätig sind. Zeitgleich transportieren Medien weiterhin ungebremst jene Ideale, die jene Entfremdung hervorgebracht haben. Unser Verständnis von Wirtschaft reflektiert dies, wenn es von einem unendlichen Wachstum auf einem Planeten begrenzter Ressourcen träumt.

Wir stellen uns die falschen Fragen. Ist der Mensch im Krieg mit der Natur, weil er sich im Krieg mit sich selbst befindet? Stellen wir diese Frage, dann sehen wir, dass beide Teile untrennbar miteinander verbunden sind. Der Krieg mit sich selbst bedeutet den Konflikt mit der eigenen Natur. Krieg mit der Natur bedeutet einen Konflikt mit allem, dem wir unseren Unterhalt – Nahrung, Unterkunft, Energie – verdanken. Wir können nur dann im Konflikt mit der Natur sein, wenn wir uns als davon getrennt verstehen.

Welcher Traum reduziert die Sehnsucht nach „Erfolg“ auf einen Anstieg des Bruttosozialprodukts? Nach dem Hurrican „Katrina“ stieg des Bruttosozialprodukt der USA an. Je mehr Medikamente und Pestizide wir kaufen und je mehr Kriege wir führen, desto mehr steigt unser Bruttosozialprodukt an. Äquatorialguinea und Griechenland haben beide ungefähr das gleiche Bruttosozialprodukt. Bedeutet das eine Gleichheit in den Lebensbedingungen und der Zufriedenheit der Menschen? Die Lebenserwartung in Griechenland ist um 30 Jahre höher.

Islam und ökologisches Denken verweisen beide auf die Einheit unserer Existenz. Die Ökologen versuchen, die Verbundenheit der Dinge zu verstehen und die Dinge miteinander zu sehen, die als getrennt gelten. Dies bedeutet, Dinge wie Luft, die wir verschmutzen, oder Nahrung, die wir teilen, als etwas mit uns Verbundenes anzusehen. Die Lösung unserer Probleme kann nur im Zusammenkommen gelingen. Wir müssen unser Weltbild vom Menschen als Beherrscher der Welt hin zu dem vom Menschen als Kalifen, als Sachwalter auf der Erde, dem diese anvertraut wurde, verändern.

,

Klimawandel: Nach islamischem Recht hat die Verhinderung von Schaden Priorität

(The Conversation). Als sich diesen November mehr als hundert globale Führer auf der UN-Klimakonferenz in Glasgow trafen, richtete sich die Aufmerksamkeit unter anderem auf eine Handvoll einflussreiche Wirtschaftsmächte in der Hoffnung, COP26 würde eine Wende beim Klimawandel einleiten. Für echten Fortschritt muss jedes Land seinen Anteil tun – dazu gehören auch Staaten mit muslimischer Bevölkerungsmehrheit.

Mit einer globalen Bevölkerung von 1,8 Milliarden in mehr als 56 Staaten machen Muslime mehr als 23 Prozent der Menschen in aller Welt aus. Sie leben in der Regel in Entwicklungsländern und haben meistens keinen großen Anteil an den globalen CO2-Emissionen. Aber sie müssen Teil des Gesprächs über und der Lösung dieser globalen Krise sein.

Das islamische Denken in der heutigen Welt hat sich oft auf Themen wie Radikalismus, Terror, Sicherheit und den Umgang mit dem Erbe des westlichen Imperialismus und der Entstehung der modernen Wissenschaft konzentriert. Der Klimawandel und die ökologische Nachhaltigkeit nehmen noch keinen wichtigen Platz ein.

Die Pionierarbeit von Personen wie Seyyed Hossein Nasr über ein islamisches Verständnis von der Sorge um die Schöpfung hat nur gelegentlich zu weiterer Forschung und Handlung angeregt. Nasr bezog sich auf die spirituellen und metaphysischen Dimensionen innerhalb der islamischen Tradition, um die Wichtigkeit der Umwelt und der menschlichen Pflicht zu ihrem Schutz zu betonen. In den letzten Jahren hat sich die weltweite Besorgnis von der Nachhaltigkeit und dem Verlust der biologischen Vielfalt auf die dringenden und ernsthaften Bedrohungen durch den vom Menschen verursachten Klimawandel verlagert.

Angesichts der sich verschärfenden Krise veröffentlichten muslimische Umweltaktivisten und Wissenschaften eine „Islamische Erklärung über den globalen Klimawandel“. Sie wurde 2015 kurz vor der Pariser Klimakonferenz auf einem Symposium in Istanbul vorgestellt. In ihr wurde der Versuch unternommen, die Klimawissenschaft gemeinsam mit der relevanten qur’anischen Weisheit zu denken.

Das Dokument macht sich keine Illusionen: Darin wurde jede Person dazu aufgerufen, als „Sachwalter oder Stellvertreter (arab. khalifa)“ in dieser Zeit zu agieren. Die gegenwärtige Frequenz des Klimawandels sei nicht mehr aufrechtzuerhalten und „wir sind in Gefahr, das Leben auf unserem Planeten zu beenden, wie wir es kennen“. Hier findet sich eine krasse Anerkennung des menschlichen Scheiterns in der Ausübung dieser Sachwalterschaft sowie des Effekts, den solche Missbräuche für die Ordnung der Schöpfung hatten.

Die Erklärung schließt mit einer Reihe an Forderungen und Punkten. Verlangt wird eine Rechenschaftspflicht. Darüber hinaus gibt es spezifische politische Aufrufe an wohlhabende Nationen, erdölproduzierende Staaten und Firmen sowie die Finanzwelt und die Industrie.

Das Dokument aus dem Jahre 2015 schließt mit einem Aufruf an alle Muslime: „Wo auch immer Sie sein mögen (…), um Gewohnheiten, Mentalitäten und die Grundursachen des Klimawandels, der Umweltzerstörung und des Verlusts der biologischen Vielfalt in ihrem jeweiligen Einflussbereich zu bekämpfen, folgen Sie dem Beispiel des Propheten Muhammad (Friede und Segen seien auf ihm), um eine Lösung für die Herausforderungen herbeizuführen, vor denen wir heute stehen.“

In dem Text finden sich viele Bezüge zum Qur’an. Allerdings sind das häufig isolierte Stellen, welche die allgemeine Richtung des Arguments unterfüttern sollen, ohne damit eine haltbare Theologie zu formulieren. Die Kritik an der Erklärung bezeichnete sie als „defensiv, wenn nicht gar apologetisch“ und behauptete, sie stelle „angesichts des Ausmaßes der heutigen Umweltkrise“ keine ausreichenden Fragen. Indem die Erklärung die Wissenschaft des Klimawandels unter Berufung auf den Qur’an beschreibt, verankert sie das Problem nichtsdestotrotz im Herzen des Islam, was Muslime nicht ignorieren können.

Der weltweite Schaden, der durch menschliches Handeln verursacht wurde, befindet sich an einem kritischen Punkt. Nach islamischem Recht ist die Verhinderung oder Eingrenzung von Schaden eine Priorität. Sorge um Umwelt und ein Handeln, dass den Klimawandel begrenzt oder sogar umkehrt, sollte für muslimische Völker, Organisationen und Regierungen den Stellenwert einer kollektiven Pflicht (arab. fard kifaja) haben. Im Gegensatz zur individuellen bedeutet diese, dass ihre Erfüllung durch eine Gruppe von Muslimen diese für alle erfüllt. Daneben muss der Schutz der Schöpfung auch einen persönlichen Stellenwert für Muslime haben.

Aus einer aktivistischen Perspektive kann die Möglichkeit des Umweltschutzes auch durch das islamische Konzept von „Dschihad“ abgedeckt werden – insbesondere für Einzelne und Organisationen. Im religiösen Sinne ist das ein wichtiger Oberbegriff. Er bezieht sich auf alle persönlichen Herausforderungen, die man überwinden muss, um Erfolg zu haben. In diesem Hinblick kann Umweltaktivismus dem Konzept zugeschrieben werden. Friedlicher Aktivismus, der sich mit aufrichtigen Absichten gegen Quellen und Kräfte richtet, die der Umwelt Schaden zufügen, ist eine legitime Form, die Allah im Jenseits belohnen wird, wie die islamische Lehre verspricht.

Jede Person und jeder Haushalt hat eine nachweisbare Kohlenstoffbilanz. Solange sie keine Anstrengungen zu ihrer Reduzierung unternehmen, wird die Schädigung an der Umwelt nicht geringer werden: Es wird schlimmer werden. Da die Schädigung der Erde immer mehr zunimmt und die bisherigen Maßnahmen die Situation nicht umkehren, ist jeder Muslim dazu verpflichtet, selbst aktiv zu werden.

Das heißt aber nicht, dass die Pflicht organisierter Gruppen von Muslimen, die größere Ressourcen, Geldmittel und Fähigkeiten haben, damit erledigt wäre. Jede Struktur und Institution muss sich am Umweltschutz beteiligen. Zumindest jede kann ihre Ökobilanz verbessern, indem sie bewusst umweltfreundlich arbeitet und ihre Mitarbeiter und die Gemeinschaft, der sie dient, über die Notwendigkeit des Umweltschutzes aufklärt.

Selbst dieses Handeln dürfte nicht ausreichen. Die Regierungen der mehrheitlich muslimischen Länder sind darüber hinaus in der Pflicht, weil die Kultur- und Wirtschaftspolitik eines Landes einen großen Einfluss auf seinen CO2-Fußabdruck hat. Sie müssen aktiv daran arbeiten, die globale Politik zum Klimawandel über internationale Organisationen zu beeinflussen.

Eine Umkehr der Auswirkungen von Klimawandel verlangt Opfer von allen Menschen. Sie müssen weniger Ressourcen verbrauchen und weniger Müll erzeugen. Durch seine Theologie der Umwelt und die Kraft seiner ethischen Haltung kann der Islam zusammen mit anderen Weltreligionen dieses entscheidende Ergebnis erleichtern.

Dieser Beitrag wurde im Rahmen einer CCL-Lizenz veröffentlicht und übersetzt.

,

Kommentar zum Tag der offenen Moschee (TOM) 2013

(iz). Na also, wir Muslime müssen nicht immer nur reagieren. Wir können auch – wenn wir gut organisiert sind – ein Thema offensiv besetzen. Am Tag der Offenen Moschee ging […]

IZ+

Weiterlesen mit dem IZ+ (Monatsabo)

Mit unserem digitalen Abonnement IZ+ (Monatsabo) können Sie weitere Hintergrundbeiträge, Analysen und Interviews abrufen. Gegen einen Monatsbeitrag von 3,50 € können Sie das erweiterte Angebot der Islamischen Zeitung sowie das ständig wachsende Archiv nutzen.

Abonnenten der IZ-Print sparen beim IZ+ Abo 50%.

Wenn Sie bereits IZ+ Abonnent sind können Sie sich hier einloggen.

* Einfach, schnell und sicher bezahlen per Paypal, Kredit-Karte, Lastschrift oder Banküberweisung. Das IZ+ Abo verlängert sich automatisch um einen Monat, wenn es nicht vorher gekündigt wurde. Sie können ihr bestehendes Abo jederzeit auf der Mein Konto-Seite kündigen.

Umweltschutz und der ganzheitliche Zusammenhang

„Nur wer die Offenbarung nicht mehr ganzheitlich denken kann oder will, wird aber die ‘Umwelt’ als einen von der Ökonomie getrennten Bezirk behandeln. Der Zusammenhang zwischen dem Umgang mit der Natur und unserer Geldschöpfung, die die ‘Naturgesetze’ außer Kraft setzen will, ist ja offensichtlich.“

(iz). Deutschland gilt als Heimat und Ursprung der grün-politischen Bewegung. Dachte ich zumindest. Im Nationalmuseum Kasachstans in Almaty finden sich handgeschriebene Flugblätter aus den 1950er Jahren, die in kasachischer Sprache gegen die sowjetischen Nukleartests in der Gegend protestieren. Das mutige Aufbegehren der Muslime damals war hochgefährlich. Eine politische Bewegung konnte sich unter den diktatorischen Verhältnissen der Sowjetunion nie entwickeln.

Deutschland gilt als Heimat und Ursprung der grün-politischen Bewegung. Dachte ich zumindest. Im Nationalmuseum Kasachstans in Almaty finden sich handgeschriebene Flugblätter aus den 1950er Jahren, die in kasachischer Sprache gegen die sowjetischen Nukleartests in der Gegend protestieren. Das mutige Aufbegehren der Muslime damals war hochgefährlich. Eine politische Bewegung konnte sich unter den diktatorischen Verhältnissen der Sowjetunion nie entwickeln.

Die Bürgerinitiative musste wenig später den Bau eines Atommeilers in Fessenheim – auf der anderen, französischen Rheinseite – hinnehmen. In Frankreich hatte die Atomlobby freie Bahn und der Widerstand von der anderen Rheinseite konnte in Frankreich nicht Fuß fassen. Der Reaktor läuft noch heute, gilt als extrem unsicher und gefährdet noch immer die „grünen“ Komfortzonen in der nahe gelegenen Universitätsstadt Freiburg.

Aus dem unmittelbaren Bürgerprotest dieser Tage entwickelten sich die Grünen als Partei. Der lange Marsch durch die Institutionen begann. Die grüne Philosophie wurde von der Idee getragen „böse“ Technologien, wie Atomkraft, möglichst bald durch „gute“ Technologien, wie „Photovoltaikanlagen“, zu ersetzen. Insbesondere der Kampf gegen die Atomkraft wurde zu einem Symbol der Grünen, gegen eine Technik gerichtet, die neben allen ihren Segnungen auch fundamentale Grenzen überschreitet.

Die deutsche Nachkriegsphilosophie warnte gleichzeitig vor der verbreiteten Technikgläubigkeit. Die technische Welt ist eine Wirklichkeit jenseits von gut und böse. In Freiburg hatte Martin Heidegger in seiner Schrift „Die Technik und die Kehre“ die moderne Technik im Ganzen als ein „Herausfordern der Schöpfung“ definiert.

Dass wir die Schöpfung immer wieder herausfordern, wird heute angesichts verschmutzter Meere und drängender ökologischer Schicksalsfragen überdeutlich. Die Frage ist nur, mit welcher Macht diese entfesselte Technik überhaupt noch gemäßigt werden kann. Heidegger hatte eher pessimistisch darauf hingewiesen, dass nicht etwa wir die Technik, sondern die Technik uns in der Hand hätte.

Den Zusammenhang zwischen Umweltzerstörung, menschlichen Machtphantasien und den Möglichkeiten des Kapitals beschäftigte schon das Universalgenie Goethe. Die treibende Kraft hinter der „Unterwerfung“ der Erde war für den Dichter zweifellos – wie er schon im „Faust“ beschrieb – die moderne Finanztechnologie. Die Möglichkeit endloser Kapitalgewinnung durch die Erfindung des Papiergeldes schuf schon zu Zeiten Goethes ungeheure neue Aussichten.

Das Vermögen, Geld zu drucken, wurde das Versprechen der Macht, ein Politikum. Die Trennung von Geld und Ressourcen und die Schaffung des Geldes ohne Eigenwert war schlussendlich der magische Schlüssel zur Technisierung und Unterwerfung eines ganzen Planeten.

Erst die „imperiale“ Einführung von Banken in der islamischen Welt beendete dort die muslimischen Traditionen echten Geldes und fairen Handels. Der islamische Modernismus sah in der Technik nur die faszinierende Möglichkeit der Machtsteigerung, ohne aber die Einflüsse der Technik selbst auf das Leben der Menschen kritisch zu hinterfragen. Nicht zufällig fehlt es dem politischen Islam in allen seinen Facetten bis heute konkret an einer Geldkritik und allgemein an tieferen Reflexionen über das Wesen der Technik.

Der Zusammenhang von Geld und Technik problematisierten übrigens auch die Grünen kaum. Ihre Wirtschaftspolitik blieb gegenüber den Banken und Zentralbanken eher bürgerlich zurückhaltend. Grüne Politik lehrte zwar eine höhere, der Schöpfung verpflichtete Moral, aber die Forderung nach einer „Ethik“ der Geldproduktion blieb der Partei grundsätzlich fremd.

Heute stehen die Grünen sogar vor der Hochzeit mit der CDU, die früher eher ein Feindbild war. Die politische Dialektik hat sich aufgelöst. Das grüne Aufbegehren könnte in den sicheren Hafen des bürgerlich-religiösen Establishment unseres Landes münden. Kritiker sehen darin eine endgültige Integration der grünen Bewegung in die bestimmende Welt der Ökonomie.

Es ist eine gute Idee, dass wir Muslime endlich den Umweltschutz als ein relevantes Thema entdecken. Die erfolgreiche Aktion des „Tags der offenen Moschee“ setzt dieses Jahr zweifellos einen wichtigen inhaltlichen Schwerpunkt. Allerdings: Ohne die sinnvolle Verknüpfung des Themas mit dem, was wir durch die Offenbarung wissen, muss die Debatte oberflächlich bleiben!

Natürlich ist die Frage nach dem Schutz der Schöpfung und dem Respekt vor dem Schöpfer nicht mit begrüßenswerten Auflagen für den Wasserverbrauch bei der Gebetswaschung erfüllt. Das Verbot von Riba und das Gebot freien Handels – bis hin zur Freiheit, unsere Zahlungsmittel selbst zu bestimmen – sind die entscheidenden Grundlagen, die den Sinn einer Ökonomie mit Maß überhaupt erst bergen.

Ein Kapitalismus, der entfesselt agiert, wird weder zur Harmonie mit der Schöpfung in der Lage, noch zu seiner Mäßigung gewillt sein. Nur wer die Offenbarung nicht mehr ganzheitlich denken kann oder will, wird aber die „Umwelt“ als einen von der Ökonomie getrennten Bezirk behandeln. Der Zusammenhang zwischen dem Umgang mit der Natur und unserer Geldschöpfung, die die „Naturgesetze“ außer Kraft setzen will, ist ja offensichtlich.

Das Religiöse, dass die wundersame Geldvermehrung heute in sich trägt, muss echtem Glauben eher suspekt sein. Das Prinzip endlosen Wachstums, dass heute gepredigt wird, bleibt in seinem Kern irrational und widerspricht auch ironischerweise der Logik der Aufklärung. Es bleibt dabei: Ohne eine Mäßigung und ohne Begrenzung der Möglichkeiten der Kapitalerhebung wird der Mensch die Schöpfung immer weiter herausfordern.

Brauchen wir einen Öko-Islam in Deutschland?

Dieser Beitrag wurde als Positionen zur Tagung „Wie ‘grün’ ist der Islam? – Umwelthandeln und Klimaschutz aus muslimischer Perspektive“ in der Evangelischen Akademie Loccum, Niedersachsen, am 5.11.2010 vorgetragen und ist hier für die IZ aktualisiert.

(iz). Als Vorstandsmitglied der Schura Niedersachsen, als Geologe und Muslim, mit der Erfahrung privater Mitwirkung in Umweltgruppen und 30 Jahren beruflicher Tätigkeit im kommunalen Umweltschutz, Umweltverwaltungsrecht und Umweltbildung in Südniedersachsen, erwächst aus dem Thema der Tagung „Wie grün ist der Islam“ unmittelbare Verantwortung. Deshalb gilt besonderer Dank der Evangelischen Akademie Loccum, denn das Thema Umweltschutz und Islam muss in Deutschland noch erweckt werden und in der Tat hat diese Tagung im November 2010 Anstöße gegeben!

Vorweg einige provokante Fragen
Hätte der frühe Homo sapiens – wäre er schon Christ gewesen – das Mammut nicht ausgerottet?
Wären Fischer aus Sansibar nachhaltiger auf Walfang gegangen als Fischer aus Nantucket?
Deutsche Flüsse 1970 – 201; die Gewässergüte wurde von Klasse 3-4 auf 1,5-2 angehoben: Wo ist der religiöse Einfluss?
Wer hat gesagt: „Du bist ein Gast der Natur, benimm Dich!“? Diese Erkenntnis scheint mir ganz ohne Offenbarungsreligion daher zu kommen.
Solardach, Fassadendämmung und Dreifachverglasung am Moscheeneubau in Deutschland: motiviert dazu der Islam, das Einsparen von Energiekosten oder zwingt nicht dazu ganz schlicht das moderne Baurecht mit der Energieeinspar-Verordnung?

Vorweg meine These: Wir brauchen keinen Öko-Islam in Deutschland!
In den islamischen Quellen (Qur’an und Sunna) gibt es zwar zahlreiche Prinzipien und Praktiken, die einen ethischen Umgang mit der Schöpfung und konkretes Umwelthandeln (u.a. Naturschutz, Wasserschutz) berühren und anschlussfähig wären für eine Entwicklung von Öko-Islam.

Umweltschutz in seiner komplexen Ursache-Wirkungsbeziehung – denken wir nur an die globale Erderwärmung und den Klimaschutz – erschließt sich eher kaum aus dem qur’anischen Islam; eher noch punktuell aus dem Vorbild des Propheten. Umweltschutz ist aber vielmehr ein Thema praktischer Vernunft und der Erkenntnis mit dem Ziel des Gemeinwohls. Dessen Wahrung und Entwicklung jedoch ist islamisches Gebot.

Die Bewahrung der Schöpfung ist im Qur’an genau so wenig wie in der Bibel ein Leitthema, denn zur Zeit der Textgenese war die faktische Einwirkung des Menschen auf die Umwelt – im Vergleich zu den heutigen Dimensionen – eher gering. Gleichwohl gab es massive Probleme – aber wohl eher ohne Problembewusstsein: die paläolithische Ausrottung von Mammut, Wollhaarnashorn, Höhlenbär, Riesenhirsch und anderen eiszeitlichen Großsäugern, wie oben in der Frage angedeutet, sowie die römische Entwaldung perimediterraner Räume für (Schiff-)Bauholz; dies aber mit bereits gravierenden regionalen Folgen des Klimawandels und der Agrarbedingungen.

Wir müssen also heute nach Argumenten für die Schöpfungsbewahrung im Qur’an geradezu suchen. Dies ist aber Gebot, denn der Qur’an entfaltet seine Wirkung überzeitlich. Die Entwicklung einer schöpfungsorientierten Blickweise – wenn nach ihr Bedarf besteht – steht weitgehend für den Islam in Deutschland aus. Hier kennt jeder Muslim bereits ein zentrales Hadsch-Gebot: im Ihram, also während des Weihezustandes auf der Pilgerfahrt nach Mekka, darf man keine Pflanzen pflücken oder Tiere jagen. Das Sich-selbst-Zurücknehmen wird jährlich im Ramadan eingeübt. Die Sozialabgabe (Zakat) knüpft begrifflich an die Pflicht an, sein Einkommen als Gottesgabe erst dann sich aneignen zu dürfen, wenn man es durch Teilen zugunsten von Bedürftigen „gereinigt“ hat.

In den „modernen“ Gesellschaften dominiert nicht die Erwartung, als höchstes Glück eines jüngsten Tages Gottes Angesicht teilhaftig zu werden; hier stellt sich das „Glück“ durch erfolgreiche Teilhabe am weltlichen Konsum ein. Wie schlimm, dass so viele Muslime im Lande sich auch hier hinein integrieren! Heißt es doch im Qur’an in der Sure Al-Takatur (Das Streben nach Mehr):

Im Namen Gottes, des Allerbarmers, des Barmherzigen
Das Streben nach Mehr lenkt euch ab, bis ihr die Gräber besucht.
Aber nein! Ihr werdet es bald erfahren.
Wiederum: Aber nein! Ihr werdet es bald erfahren.
Aber nein! Wenn ihr es nur mit Gewissheit wüsstet! Ihr werdet das Höllenfeuer sehen.
Doch, ihr sollt es noch mit dem Auge der Gewissheit sehen.
Dann werdet ihr, an jenem Tage, nach dem Wohlstand befragt.

Klarer ist aus Qur’an und Sunnah das Gebot der Gerechtigkeit abzuleiten, hier als Anspruch des gleichen allgemeinen Zugangs zu den natürlichen Ressourcen, die wir als Gabe des Schöpfers zu unserem Wohle auffassen dürfen. Dazu gehört horizontale Gerechtigkeit, also zwischen den Menschen heute; mehr noch: Gerechtigkeit in der Zeitachse, also zwischen den Generationen. Im hiesigen Kontext als Nachhaltigkeit bezeichnet, ein frühneuzeitlicher Leitgedanke der deutschen Forstwirtschaft. Generationengerechtigkeit: im Islam lässt sich anknüpfen an das wiederholte qur’anische Verbot des Verbrauchs des Vermögens von Waisenkindern durch Pflegeeltern. Bei näherer Betrachtung finden wir, dass das islamische Familienrecht vorrangig auf die Existenz- und Identitätssicherung der je nachwachsenden Generation, also der Kinder, abstellt. Die Entwicklung der öffentlichen Haushalte lehrt uns, dass unsere Generation jetzt schon auf Kosten der Enkelkinder lebt; die Bankenkrise, eigentlich nur ein Fenster in die Krise der kapitalistischen Gesellschaftsordnung, hat dies überdeutlich gemacht. Das Zinsverbot im Islam ist ein starkes Argument in der finanzwirtschaftlichen Ausrichtung der Gesellschaft im Hinblick auf mehr Generationengerechtigkeit.

Wenn also der Islam in Deutschland und der „modernen“ Welt etwas zum Umweltschutz beitragen kann, dann ist es vielleicht dieser Gedanke der Generationengerechtigkeit, der als Leitbegriff weiterzuentwickeln wäre. Dies betrifft die nachhaltige Bewirtschaftung erneuerbarer Ressourcen (Holz, Wasser, Landwirtschaft und Fischerei, aber auch Atemluft), aber ebenso die vorausschauende Sicherung der Verfügbarkeit fossiler Ressourcen nach Menge, Wirtschaftlichkeit und Zugang: Öl-Gas-Kohle, Erze, Steine und Erden. Dazu gehört auch die sichere Verwahrung atomarer Hinterlassenschaft.

Gerechte Verteilung knapper Güter
Der Islam nahm seine geschichtlich geographische Entwicklung aus überwiegend ariden Gebieten. Wasser ist Lebenselixier und knapp. Seine Bewirtschaftung, also Gewinnung, gerechte Verteilung, Reinhaltung und sparsame Nutzung als Trinkwasser, besonders aber für die Landwirtschaft stellt stets eine außerordentliche Herausforderung dar. Rechtsgeschichtlich betrachtet, stellt sich das Wasserrecht als das älteste und regional bis heute tradierte Rechtsgebiet der Menschheit dar. Das Wasserrecht wiederum zählt zum Kernbereich des Umweltrechtes. Der Islam hat eigene Rechtselemente mitgebracht und in den Ländern existierende Rechtsordnungen und Technologien übernommen und weiterentwickelt. Zentral ist – neben Reinhaltungsgrundsätzen – die Regelung, wonach Wasser Gemeingut ist und nicht gehandelt werden darf: ein äußerst aktuelles Thema weltweit, aber zur Zeit auch in Impulsen einer diesem zuwider laufenden europäischen Gesetzgebung.

Überragende Beispiel der orientalischen Wasserwirtschaft sind die zum guten Teil noch heute bewirtschafteten Bewässerungsanlagen im maurischen Andalusien, besonders aber die Qanate im Iran. Diese mit unzähligen Lichtlöchern und ausschließlich mit Schlegel und Eisen bzw. Hacke, Kratze und Trog vorgetriebenen „Wasserläufe“ (bergtechnisch für horizontale Stollen zur Wasserführung) entnehmen natürlich gespeicherte Sickerwässer der Schuttfächer von Gebirgsfüßen und führen das i.d.R. ganzjährig verfügbare Wasser als Trink-, Kraftwasser und für die landwirtschaftliche Bewässerung über oft dutzende von Kilometern unter verflachendem Terrain bis in die Siedlungen bzw. Städte. Die Qanate sind mit z.T. 5.000 Jahren weit älter als der Islam, ihre Technik und Bewirtschaftung wurden übernommen und bis heute unverändert weitergeführt. Ein altes Beispiel ist das Qanat von Gonabad, mit einem Mutterbrunnen von 350 m Tiefe und einem Alter von über 2.500 Jahren. Zum Vergleich: der berühmte Ernst-August-Stollen im Westharz (fertiggestellt 1864) misst samt Flügelörtern gut 30 km, etliche Qanate im Iran messen über 60-100 km!

Hinter Verteilungsgerechtigkeit und Generationengerechtigkeit steht als Ziel der gute alte deutsche Begriff des Gemeinwohls. Als maslaha kommt es im Kontext des islamischen Rechts vor, ja, es ist hier auch als Handlungsgebot zu verstehen. Dies korrespondiert mit dem qur’anischen Verbot der Verschwendung. Damit hätten wir drei starke islamische Triebfedern eingegrenzt: Schöpfungsbewahrung, Generationengerechtigkeit und Gemeinwohl. Eine reine oder anteilige Orientierung an „Natur“, also Natur als Ersatzreligion, ist Schirk!

Umweltästhetik
Natur, heile Natur, die reine Schöpfung ist uns Menschen mit ihrem Sinn für Ästhetik auch stets ein Ort von Schönheit: Wälder, alte Bäume, Seen, der Strand und die Felsen, Berge und Flussauen, artenreiche Grassteppen, Dünen, der Dschungel und die Wüsten, das ewige Eis, die Farben und der Duft der Blumen und Blüten: all dies bezeugt in ihrer Schönheit, Lieblichkeit und Gewaltigkeit den Schöpfer. Der Mensch bedarf solcher Orte und solcher Momente für die Hygiene seiner Seele. Sie verkommt in der Betonwüste. Natur- und Artenschutz, Landschafts- und Naturdenkmalschutz und damit auch die Vorsorge für die Erholung des Menschen in der Natur fallen zutiefst in die Vorstellungswelt des Islam. Man betrachte nur die Szenerien iranischer oder osmanischer Miniaturmalerei, die Vierzeiler Omar Khayyams, das Mathnawi von Rumi, die Kunst und Tradition der Gärten: realiter oder virtuell – auf Teppichen.

Zurück in den Alltag
Den Muslimen in ihrer Mehrheit in Deutschland fehlen in Bezug auf den Umweltschutz weitgehend identitätsstiftende Vorbilder innerhalb ihrer Community. Solche müssen wachsen. Umweltschutz stand – auch infolge der sozialen Genese der muslimischen Gemeinschaften in Deutschland – nicht auf der Agenda der Verbände oder Ortsmoscheen. Auf die Agenda ist aber im Zuge der Integrationsdebatte und des Nachrückens der nachwachsenden Generation in das Bildungsbürgertum hinein das Gebot der Partizipation in zivilgesellschaftlichen Einrichtungen – mithin auch solcher des Umweltschutzes – getreten. Als gläubige Bürger können sich Muslime in vielen solchen Organisationen beteiligen und gute eigene Ideen und Werte einbringen. Auch soweit sie Migranten sind, sind sie nicht Menschen, die noch an einer Religiosität festhalten; als Gläubige handeln sie in dieser Gesellschaft aus ihrer Verantwortung vor Gott, durchaus im Sinne der Präambel des Grundgesetzes. Hierzu die Muslime und ihre Jugend zu erziehen, das ist eine exzellente Aufgabe im Spannungsfeld zwischen öffentlichen Bildungsträgern, Landesverband und Mitgliedgemeinden.

Was könnte Schura Niedersachsen für einen grünen Islam in Niedersachsen leisten? Gäbe es etwa Leuchtturmprojekte? Ziel wären vorrangig Bildung und daraus abgeleitet eine Partizipation von Muslimen und ihren Gemeinden mit Umweltverbänden:

Ausloten der Potentiale für einen „Grünen Islam“ im Kontext der derzeit laufenden Verhandlungen der muslimischen Verbände mit dem Land über den Abschluss eines Staatsvertrages.
Entwicklung eines umfassenden Halal-Gedankens in Bezug auf die Ernährung und ihre Produktionsbedingungen: „Jeder Ort ist ein Schlachthaus und jeder Tag ist Ramadan!“ könnte man in Anlehnung an eine andere islamische Parole ausrufen. Das heißt: eine sozial, umwelt- und gesundheitsgerechte Ernährung über das ganze Jahr – auch im Sinne von Enthaltsamkeit – und tierschutz-, flächen- und klimaschutzorientierte Fleischproduktion und ein ebensolcher, durch Zurückhaltung geprägter Fleischkonsum. Strikt halal geschächtet, aber voller Masthormone, Schadstoffe und transportbedingten Leidens? Viel Fleisch – Wohlstand – man ist angekommen! Rund um die Uhr in jedem Supermarkt die viele Meter lange Kühltheke mit billigem Fleisch und z.T. undurchsichtigen Fleischprodukten. So etwas hat es in der ganzen Geschichte der Menschheit noch nie gegeben! Morgens den Schalter mit bismallah umgelegt und zigtausend Hähnchen laufen bis Feierabend durchs nach Mekka ausgerichtete Elektromesser: halalzertifiziert, aber was hat dieser Fleischrausch mit Islam zu tun? Sollten wir nicht – als Vorbild für die ganze Gesellschaft – die Ernährungsweise des Propheten (s.a.s.) vorleben, der auch in guten Zeiten seinen Magen nie ganz füllte: „Ein Drittel Essen, ein Drittel Trinken, ein Drittel Luft“. Wie oft hat unser gesegneter Prophet überhaupt Fleisch gegessen, der uns doch sonst in allem als Vorbild gilt?
Schächtverbote in Deutschland führen zu unnötigen Tiertransporten, deutsche Schafhalter unterliegen der neuseeländischen Konkurrenz, überschüssiges, aber natur- und artenschutzwürdiges Grünland bedarf der Beweidung; hier sollten niedersächsische Schafzüchter und muslimische Verbraucher an einem Strang ziehen; sie haben gemeinsame Interessen!
Verbandsintern kann der Umweltschutzgedanke, auch durch Berufung eines/einer Umweltbeauftragten im Vorstand fest institutionalisiert werden, wie dies schon seit vielen Jahren bei den Kirchen bewährte Praxis ist.
Rahmenvereinbarungen mit Umweltverbänden mit Rückkopplung an die Schura-Mitglieder, also die Moscheevereine, zur Entwicklung von Modellprojekten und zur Umweltbildung.
Dazu kann auch die modellhafte Entwicklung einer „grünen“ Moschee gehören, etwa als zukünftige großstädtische zentrale Haupt- oder Freitagsmoschee. Umweltschutz findet draußen statt: Muslime in der Zuwanderungsgesellschaft leben extrem urban. Exkursionen in die niedersächsische Landschaft, also qualifizierte Führungen zu Natur, Umwelt, Heimat und regionaler Geschichte für alle Generationen sind hilfreich. Wo sie stattfinden, ist das Echo stets positiv.
In der islamischen Tradition hat die Gartenbaukunst hohen Stellenwert; hier ist – gerade auch für Menschen aus agrarischem Milieu – ein weites Betätigungsfeld. Gute Erfolge liegen ja mit internationale Schrebergärten vor: Integration und Umweltinformation beim Plausch überm Gartenzaun.
Schon banal ist die Vermittlung haushaltsnaher Alltagsinformationen: Infos und Beratung etwa über Mülltrennung (Grüner Punkt), Wasser- oder Energieeinsparung (Drosseln, Heizungsventile) kommen besser an, wenn sie mehrsprachig vorgelegt und in die Tiefe der Haushalte – gern auch durch Auslage in Moscheen – verteilt werden.

Vorweg stand meine These: Wir brauchen keinen Öko-Islam in Deutschland! Damit wollte ich überzogene Hoffnungen dämpfen. Aber wir brauchen Hoffnung, Zuversicht und Vertrauen. Mir gab dies vor 25 Jahren ein Buch des britischen Paläontologen Dougal Dixon: „After Man“, in dem der Autor die Entwicklung der Stammbäume und Arten nach dem Aussterben der Hominiden recht linear fortschrieb. Damit kommen wir zur Übereinstimmung mit dem Qur’an: Der Mensch ist nur ein Teil, ein austauschbarer Teil der Schöpfung. Vögel, Pflanzen: Alles hat sein Gebet. Damit sagt Gott auch: wir können Sein Schöpfungswerk nicht vernichten, nicht beeinträchtigen. Seine Schöpfung ist größer. Wenn es die Menschen eines Tages nicht mehr gibt: nichts, aber auch gar nichts wird im ganzen Universum davon Notiz nehmen. Der wahre Islam kennt kein anthropozentrisches Weltbild. Der Mensch steht nicht im Mittelpunkt der Schöpfung und ist nicht Ziel der Schöpfung, ist nicht Gottes Abbild. Gott sagt im Qur’an sinngemäß: Wenn ihr Menschen versagt, ersetze Ich euch durch eine andere Schöpfung. Nur eine Statthalterschaft wird erwähnt, unsere Aufgabe ist es, in dieser die Pflicht zur Verantwortung und zum Respekt vor der Schöpfung zu sehen, aus Liebe zum Schöpfer.

Wir sehen, Islam ist ein Kern von Umweltschutz. Dessen Umsetzung in konkretes Umwelthandeln beruht aber auf den besonderen Geschenk Gottes an die Menschheit: der Vernunft. Deshalb habe ich – um am Beispiel der Bewältigung des sansibarischen Dynamitfischens in tropischen Korallenriffen zu bleiben – „Bauchschmerzen“, das bessere Handeln aus konkreten und im islamischen Recht fixierten Begriffen festzumachen, hier wird aus der Vernunft abgeleitetes Handeln sekundär im Islam eingeordnet. Der Islam wird zum Vehikel; die Umsetzung wird den Ulema als örtlichen Multiplikatoren schmackhaft gemacht, wenn man ihm nur viel islamischen „Stallgeruch“ verleiht. Wenn es der Umwelt zuliebe funktioniert, dann soll es im Einzelfall so sein. Mir scheint der Islam dort vergewaltigt, wo wir das klare Sprechen aus Erkenntnis und Vernunft hintanstellen.

Denken und Handeln aus Vernunft bedarf eines soliden Fundaments aus Wissen, mithin Bildung. Bildung ist die Voraussetzung für eine innere Freiheit im Denken zur Erlangung von Erkenntnis, religiöser wie wissenschaftlicher. Bildung ist ein Menschenrecht. Der Islam aber stellt nicht nur auf Rechte ab, er kennt auch Pflichten. Bildung ist im Islam eine Pflicht, für die Gemeinschaft und jedes Individuum.

Ob das umweltwidrige Handeln haram – oder im Deutschen gar Sünde – ist und wie es im theologischen Diskurs mit Folgen belegt ist, das wäre eine Aufgabe von Forschung. Hier einen Weg umwelttheologischer Rechtfertigung für Deutschland zu finden, das wird eine reizvolle Aufgabe für die neu eingerichteten Lehrstühle für Islamische Studien, etwa in Osnabrück, Münster, Frankfurt oder Tübingen.

„Noch heutigen Tages verlässt der Iranier, sooft er nur kann, die Stadt und lässt sich in der weiten, sandfarbenen Ebene, die für ihn das Land darstellt, mit einem neuen Teppich und einem Samowar an einem Bächlein nieder. Wenn er dann in seinem Garten aus Wolle, dem einzigen farbigen Flecken weit und breit, neben seinem dampfenden Wasser sitzt und Gedicht von Hafiz rezitiert, möchte er mit niemandem auf der Welt tauschen.“ (A. Godard: Die Kunst des Iran.;Berlin 1964; S. 171.)

Das von jungen Muslimen getragene Projekt HIMA arbeitet für ein besseres Umwelthandeln

(iz). Islam und Umwelt – geht das zusammen? Und wenn ja, wie? Obwohl das Verhältnis von Islam zur Ökologie immer häufiger in den letzten Jahren auf Fachkonferenzen und -seminaren thematisiert, wird es bisher noch nicht so heiß diskutiert wie andere Fragen. In den letzten Jahren haben sich dazu verschiedene Initiativen gebildet. Das von jungen Muslimen getragene Projekt HIMA – Umwelt und Naturschutz aus islamischer Perspektive gehört dazu. Wir interviewten Yasemin Aydemir,die in die Arbeit der Initiative einführt.

Islamische Zeitung: Liebe Yasemin Aydemir, Du engagierst Dich bei HIMA – Umwelt und Naturschutz aus islamischer Perspektive. Was macht ihr bei HIMA?

Yasemin Aydemir: HIMA ist eine muslimische Initiative, die inspiriert und motiviert von islamisch-ethischen Handlungsprinzipien zu Umwelt- und Naturschutzthemen sensibilisiert. So geben wir in erster Linie Muslimen Impulse zu einem besseren Umwelthandeln. Auch für Nichtmuslime bietet diese islamische Umweltethik eine innovative Möglichkeit zur Auseinandersetzung mit Umwelthemen.

Zu Beginn unserer Arbeit haben wir festgestellt, dass die bisherigen Umweltorganisationen Muslime meist aus sozio-kulturellen Gründen nicht erreichen konnten. Mit HIMA möchten wir Muslimen diesen Partizipationsraum im Umweltbereich bieten und somit auch einen interreligiösen und interkulturellen Dialog im Umweltschutz fördern. Schließlich ist die Natur unser größter gemeinsamer Nenner. 
Islamische Zeitung: Islam und Umweltschutz – die sind Begriffe, die selten in einem Atemzug genannt werden. Wodurch zeichnet sich im Islam das Verhältnis des Menschen zur Umwelt, aber auch zu seinem Schöpfer aus?

Yasemin Aydemir: Gott hat durch Seine Gesandten und Seine Schrift den Menschen angewiesen, für den Schutz der Erde einzustehen. Diese Anweisung ist sowohl spirituell als auch naturwissenschaftlich zu verstehen. Durch die Wissenschaft gelangen wir zu mehr Wissen über die Schöpfung und wie man am besten Sorge dafür tragen kann. Im Islam jedoch sagt Gott uns auch deutlich, dass wir Menschen einen Einfluss auf das, was Er geschaffen hat, haben und uns dabei gleichzeitig Wege zeigt, wie wir diesen Einfluss zum Positiven nutzen können. Der Islam umfasst eine Vielfalt an Prinzipien, die uns helfen die Einheit in Gott und seiner Schöpfung zu erkennen. Den Kern dieser islamisch-ethischen Prinzipien bilden diese Begriffe:

„Tawhid“ – die gesamte Schöpfung ist im Zusammenhang mit seinem Schöpfer zu betrachten. Alles kommt von Allah und kehrt zu Ihm zurück.

„Ayat“ – alles in der Natur ist ein Zeichen unseres Schöpfers. Nicht umsonst wird im Koran der Vers: „Darin liegen Zeichen für Leute, die nachdenken.“ so häufig wiederholt.

„Khalifa“ – Menschen wurden aus Erde erschaffen und sind Statthalter bzw. Sachwalter Gottes auf Erden. Im Koran heißt es auch, dass der Mensch in bester Form erschaffen wurde und so sollten wir dieser Verantwortung über die Schöpfung und unserem Schöpfer gegenüber versuchen gerecht zu werden, in dem wir für Umwelt, Tier und Mensch gerecht einstehen.

„Amana“ – die Erde ist ein uns Menschen anvertrautes Gut. Sie zu schützen und zu wahren liegt in unserer Verantwortung.

„Adl“ – wenn wir die Erde als eine „Moschee“ (wörtlich Ort der Niederwerfung) ansehen, bedeutet das, dass wir die Natur in einer fairen und gerechten Weise behandeln sollten. Teilweise ist es unser Wirtschaftssystem, das zu einem ungerechten Zugang zu lebensnotwendigen Ressourcen führt. In diesem System wird die Natur nur als eine Möglichkeit zur Rohstoffgewinnung angesehen. Wir sind aber dazu angehalten sicherzustellen, dass jeder den gleichen Zugang zu unseren begrenzten Ressourcen hat.

„Mizan“ – Alles in der Schöpfung ist so geschaffen, dass es in einem perfekten Gleichgewicht existiert. Angefangen von der Gravitation bis hin zu einem ausgeglichenen Tagesablauf von Schlaf, Arbeit, Gebetszeiten etc. 
Islamische Zeitung: Sehen Muslime „Umwelt“ wie der Rest der Welt, oder gibt es hier eigene Ansätze?

Yasemin Aydemir: Als Muslim betrachtet man die Umwelt als eine Schöpfung Allahs, das bringt schon eine Verantwortung ihr gegenüber mit sich. Muslime glauben schließlich auch, dass sie über ihr Handeln auf der Erde zur Rechenschaft gezogen werden.

Viele praktische Lösungen bietet das Leben des Propheten Muhammad, Friede sei auf Ihn, der zum Beispiel von der Verschwendung von Ressourcen auch dann abgemahnt hat, wenn sie auch unerschöpflich erschienen. In einigen seiner Aussagen gibt er den Menschen gute Tipps für eine gesunde und nachhaltige Ernährung, indem er zu regionalem Essen rät und uns empfiehlt, den Magen zu einem Drittel immer frei zu lassen. Diese Empfehlungen könnten uns als heutige Konsumgesellschaft nur zu Gute kommen.

Islamische Zeitung: Das Islamic Foundation For Ecology and Environmental Studies sieht ein ungerechtes Finanzsystem als Ursache für die globalen Umweltprobleme. Spielen solche grundlegenden Analysen eine Rolle bei euch?

Yasemin Aydemir: Wir sind auch danach bestrebt, eine ganzheitliche Umweltethik zu erkennen und diese umzusetzen. Klar hängt das Finanzsystem mit einer Schieflage, die wir heute erleben, stark zusammen. Unser Lebensstil, insbesondere unser unreflektierter (Massen)-Konsum bestärkt die globale Ungerechtigkeit. Daran möchte HIMA etwas ändern.

Wir möchten mehr Menschen dazu bewegen bewusster zu leben. Dieses Umdenken wollen wir auch in muslimischen Gemeinden, Moscheen und Institutionen generell verankern. Nur so kann mehr Druck von unten entstehen, damit mehr Firmen gerechter handeln. In den Worten eines Unternehmers: Wenn die Nachfrage steigt, wird der Anbieter gezwungen sein Handeln umzudenken.

Daneben finden wir, dass viele Intiativen wie „Wir haben es satt“ oder Demonstrationen und Petitionen gegen Nahrungsspekulationen sehr sinnvolle Mittel sein können, um Druck für einen Wandel in der Politik auszuüben.

Islamische Zeitung: Richtet ihr euch bei HIMA an eine bestimmte Altersgruppe? Wenn ja, wieso?

Yasemin Aydemir: Bei HIMA richten wir uns ausschließlich an „Junge“ Menschen. Denn „Jung“ geblieben ist meiner Ansicht nach jeder, der aktiv im Leben steht, neugierig ist und zu lernen bereit ist. Mein Vater wird dieses Jahr inscha'Allah 71 und ist meist sogar „ jünger“ als ich. Sprich, wir sind offen für Alle.

Islamische Zeitung: Es gibt mittlerweile einige, wenige bekannte Initiativen weltweit, die im Bereich des Umweltschutzes praktisch arbeiten. Beinhaltet eure Arbeit auch praktische beziehungsweise angewandte Elemente?

Yasemin Aydemir: Leider noch nicht, bisher haben wir unseren Fokus hauptsächlich auf die thematische Auseinandersetzung mit der islamischen Umweltethik und das Organisieren von Informationsveranstaltungen gelegt. Aber für die Zukunft ist es eines der Ziele HIMAs, auch praktische Arbeit zu leisten.

Islamische Zeitung: Wer kann wie bei HIMA mitmachen und wie können Interessierte direkten Kontakt zu euch aufnehmen?

Yasemin Aydemir: Jeder, der dazu bereit ist, für eine gerechtere Welt und ein ökologisch nachhaltiges Umweltbewusstsein in der Gesellschaft einzustehen ist herzlich dazu eingeladen, aktiv bei HIMA mitzuwirken. Auch wer sich noch zu wenig über diese Themen informiert fühlt und etwas dazu lernen möchte, kann sich bei uns melden und gleich unseren Newsletter über unsere Homepage abonnieren. Wie viele Organisationen arbeiten auch wir bisher ehrenamtlich und um unsere Arbeit weiterführen zu können und damit wir weiterhin produktiv bleiben können sind wir natürlich auf Mitglieder und Spenden angewiesen. Nähere Informationen findet ihr unter: www.hima-umweltschutz.de.

Yasemin Aydemir: Liebe Yasemin, vielen Dank für das Gespräch.

,

Unsere Traditionen sind aktueller denn je

(iz). Der Mensch wurde als letztes beseeltes Lebewesen erschaffen, aber von Allah mit seiner Stellung als Khalif (Stellvertreter) bedacht – auch gegenüber den anderen Schöpfungen wie den Engeln und Dschinnen. […]

IZ+

Weiterlesen mit dem IZ+ (Monatsabo)

Mit unserem digitalen Abonnement IZ+ (Monatsabo) können Sie weitere Hintergrundbeiträge, Analysen und Interviews abrufen. Gegen einen Monatsbeitrag von 3,50 € können Sie das erweiterte Angebot der Islamischen Zeitung sowie das ständig wachsende Archiv nutzen.

Abonnenten der IZ-Print sparen beim IZ+ Abo 50%.

Wenn Sie bereits IZ+ Abonnent sind können Sie sich hier einloggen.

* Einfach, schnell und sicher bezahlen per Paypal, Kredit-Karte, Lastschrift oder Banküberweisung. Das IZ+ Abo verlängert sich automatisch um einen Monat, wenn es nicht vorher gekündigt wurde. Sie können ihr bestehendes Abo jederzeit auf der Mein Konto-Seite kündigen.

,

Ein faszinierendes Konzept beginnt, Wirklichkeit zu werden

(iz). Ökologisch ausgerichtete Moscheen sind ein interessanter neuer Ansatz, der zur Zeit vor allem im englischsprachigen Raum beginnt, sich auch in praktischen Beispielen zu verwirklichen. Wir sprachen darüber mit Mounir […]

IZ+

Weiterlesen mit dem IZ+ (Monatsabo)

Mit unserem digitalen Abonnement IZ+ (Monatsabo) können Sie weitere Hintergrundbeiträge, Analysen und Interviews abrufen. Gegen einen Monatsbeitrag von 3,50 € können Sie das erweiterte Angebot der Islamischen Zeitung sowie das ständig wachsende Archiv nutzen.

Abonnenten der IZ-Print sparen beim IZ+ Abo 50%.

Wenn Sie bereits IZ+ Abonnent sind können Sie sich hier einloggen.

* Einfach, schnell und sicher bezahlen per Paypal, Kredit-Karte, Lastschrift oder Banküberweisung. Das IZ+ Abo verlängert sich automatisch um einen Monat, wenn es nicht vorher gekündigt wurde. Sie können ihr bestehendes Abo jederzeit auf der Mein Konto-Seite kündigen.