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Gedenken an Opfer des rassistischen Attentats in Hanau

Opfer Terror Rassismus Hanau Kurtović

Vor vier Jahren mussten im hessischen Hanau neun Menschen sterben, als ein Attentäter aus rassistischen Motiven tötete.

Hanau (KNA) Mit einer Kranzniederlegung und einem stillen Gedenken ist am Montag auf dem Hauptfriedhof in Hanau sowie an weiteren Orten an die neun Opfer des rassischen Amoklaufs vom 19. Februar 2020 erinnert worden. „Die Mahnung, die aus dem rassistischen Terror vor vier Jahren in Hanau folgt, könnte nicht aktueller sein. Von Matthias Jöran Berntsen

Denn die Wegbereiter rechtsextremer Gewalt, die selbst aus unseren Parlamenten heraus ihre menschenverachtende Hetze verbreiten, sind in den letzten vier Jahren lauter und stärker geworden“, sagte Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) anschließend.

Hanau: Offizielle Kranzniederlegung

Sie nahm am Vormittag gemeinsam mit dem stellvertretenden hessischen Ministerpräsidenten Kaweh Mansoori und Hanaus Oberbürgermeister Claus Kaminsky (beide SPD) an der offiziellen Kranzniederlegung teil. Auch der Bundesopferbeauftragte Pascal Kober (FDP) und Hessens Landtagspräsidentin Astrid Wallmann (CDU) waren vor Ort.

Ministerpräsident Boris Rhein (CDU) sagte im Vorfeld: „Gökhan Gültekin, Sedat Gürbüz, Said Nesar Hashemi, Mercedes Kierpacz, Hamza Kurtovic, Vili-Viorel Paun, Fatih Saracoglu, Ferhat Unvar und Kaloyan Velkov: Die Namen der Opfer und das Leid der Hinterbliebenen mahnen uns, Rassismus und Menschenfeindlichkeit endlich zu überwinden und jederzeit aktiv dagegen anzugehen.“

Ein digitales Denkmal

Hanau pflegt im Internet die Seite Hanau-steht-zusammen.de. „Mit dieser Website wollen wir ein digitales Denkmal setzen, das immer wieder aktualisiert wird und so die Erinnerung an das Geschehen lebendig halten und Wege in die Zukunft weisen soll“, wie Oberbürgermeister Kaminsky dort schreibt.

Die Anteilnahme war auch bei den Religionsgemeinschaften groß. So betete Imam Macit Bozkurt (Islamischer Verein Hanau) an den Gräbern der auf dem Hauptfriedhof Bestatteten und zitierte aus dem Koran. Der Zentralrat der Juden in Deutschland schrieb auf X: „Wir erinnern an die Opfer und sind mit unseren Gedanken bei den Angehörigen.“

Und in der Wallonisch-Niederländischen Kirche sollte am Montagabend ein ökumenischer Gedenkgottesdienst stattfinden. Der Fuldaer katholische Bischof Michael Gerber sagte: „Unsere Gedanken und Gebete sind vor allem bei den Angehörigen der Opfer, die ein Leben lang unter dem Verlust ihrer Lieben leiden müssen. Der Tod der jungen Menschen mahnt uns gerade jetzt, als Zivilgesellschaft im Einsatz für die unbedingte Würde eines jeden Menschen – unabhängig von seiner Herkunft oder Weltanschauung – einzutreten.“

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Angriffe mit intensiver Härte fortgesetzt: Opferzahlen steigen rasant weiter

Angriffe

Angriffe auf Gaza: Nach der Fortsetzung der Angriffe ist der ganze Gazastreifen betroffen. 2 Mio. sind auf der Flucht.

Gaza/Tel Aviv/Berlin (dpa, iz). Die israelische Armee hat nach der Wiederaufnahme der Angriffe in Gaza ihre Operationen auf den Rest des Gebiets ausgeweitet. Momentan finden sie im Zentrum von Khan Younis statt.

Philippe Lazzarini, Leiter des UN-Hilfswerks UNRWA geht davon aus, dass die humanitäre Hilfe vor dem Zusammenbruch steht. „Die begrenzte humanitäre Hilfe, die uns gewährt wird, erschwert unsere Operationen. Die Belagerung könnte zu einer Haupttodesursache werden“, schrieb auf der Onlineplattform X.

„Eine weitere Welle der Vertreibung ist in #Gaza im Gange – die Situation wird jede Minute schlimmer. Es gibt keine ‘sichere‘ Zone, der gesamte #GazaStreifen ist zu einem der gefährlichsten Orte der Welt geworden. Nirgendwo gibt es Schutzräume, auch nicht bei @UNRWA , sind überfüllt”, schrieb die Organisation ebenfalls bei X.

Sanktionen USA Blinken

Foto: rawpixel.com / U.S. Department of State

US-Regierung geht von intensiven Attacken bis Januar aus

In der US-Administration wird laut einem Medienbericht davon ausgegangen, dass Israels massive Bodenoffensive im Süden noch bis zum Januar andauert. Wie CNN unter Berufung auf US-Regierungsbeamte berichtete, könnte Tel Aviv demnach in einigen Wochen zu einer „weniger intensiven, stark lokalisierten Strategie übergehen“, die auf spezifische Hamas-Terroristen und -Führer abziele.

Das Weiße Haus sei „zutiefst besorgt“ darüber, wie sich die israelischen Operationen in den nächsten Wochen entwickeln werden, wurde ein Beamter zitiert. Die Meinung der Weltöffentlichkeit wende sich zunehmend gegen die gegenwärtige Bodenoffensive, bei der Tausende von Zivilisten getötet werden, berichtete der Sender weiter.

Foto: A-One Rawan, Shutterstock

IKRK-Präsidentin Spoljaric mahnt Schutz von Zivilbevölkerung an

IKRK-Präsidentin Spoljaric forderte bei einem Besuch in Gaza am 4. Dezember den Schutz von Zivilisten und die Einhaltung der Kriegsgesetze. Sie bekräftigte die Forderung des Internationalen Komitees des Roten Kreuzes nach der sofortigen Freilassung der Geiseln.

Spoljaric sagte: „Das Ausmaß des menschlichen Leids ist unerträglich. Es ist nicht hinnehmbar, dass die Zivilbevölkerung im Gazastreifen keinen sicheren Zufluchtsort hat, und angesichts der militärischen Belagerung ist derzeit auch keine angemessene humanitäre Hilfe möglich.

Ziel meines Besuchs ist es, die Bemühungen um eine Linderung der verzweifelten humanitären Lage voranzutreiben. Ich werde meine tiefe Besorgnis über die Notlage der Zivilbevölkerung zum Ausdruck bringen und betonen, dass das IKRK alles in seiner Macht Stehende tun wird, um ihr Leid zu lindern.

Wir haben dringend dazu aufgerufen, das Leben der Zivilbevölkerung auf allen Seiten im Einklang mit dem humanitären Völkerrecht zu schützen und zu respektieren, und ich wiederhole diesen Aufruf heute.“

Der Palästinensische Rote Halbmond (PRCS) leistet seit der Eskalation der Kämpfe im Gazastreifen unter extrem gefährlichen Bedingungen Krankenpflege und andere wichtige Gesundheitsdienste. „Viele Mitarbeiter von humanitären Organisationen und des Gesundheitswesens, darunter auch Mitglieder des PRCS, sind in den letzten Wochen bei der Ausübung ihrer Tätigkeit auf tragische Weise ums Leben gekommen.“

Foto: Anas-Mohammed, Shutterstock

Washington mahnt mehr Hilfslieferungen an

Zeitgleich mahnte ein Regierungssprecher die Regierung Netanjahu. Es müsse sich um mehr Hilfsgüter für den Gazastreifen bemühen. „Im Moment wird nicht genug getan“, sagte er am Dienstagabend. Die Zahl der Lastwagen, die derzeit ankomme, belaufe sich in etwa auf 100 pro Tag. Die Menge sei geringer als während der aabgelaufenen Feuerpause. „Sie muss höher sein.“

Das UN-Menschenrechtsbüro beklagte, dass die israelischen Angriffe, die auf zivile Infrastruktur abzielten oder diese träfen, „Anlass zu ernsten Bedenken hinsichtlich der Einhaltung des humanitären Völkerrechts gebe und „das Risiko von Gräueltaten“ erheblich erhöhe.

Nach Angaben des von der Hamas kontrollierten Gesundheitsministeriums sind inzwischen mehr als 16.200 Menschen in Gaza getötet worden. Unabhängig lässt sich dies gegenwärtig nicht überprüfen, die UN und Beobachter weisen aber darauf hin, dass sich die Zahlen der Behörde in der Vergangenheit als insgesamt glaubwürdig herausgestellt hätten.

Foto: Deutscher Bundestag, Marc Urban

Bundestagsvizepräsidentin Özoguz warnt vor sozialem Riss durch den Krieg

Bundestagsvizepräsidentin Aydan Özoguz sieht durch den Gaza-Krieg auch in Deutschland Spaltungen der Gesellschaft. „Ein tiefer Riss droht durch unser Land zu gehen. Viel Frustration auf allen Seiten, tief verletzt und verständnislos ziehen sich mehr und mehr Menschen zurück“, schrieb die SPD-Politikerin in einem Gastbeitrag für den „Tagesspiegel“ (Mittwoch).

Die einen – Jüdinnen und Juden – verstünden nicht, warum die Solidarität ihnen gegenüber nach dem Massaker vom 7. Oktober in Deutschland nicht noch deutlicher gezeigt werde. Andere beklagten, dass unschuldige Menschen in Gaza bombardiert würden. „«Was leider viel zu wenig Beachtung findet, ist, dass die Linien nicht ausschließlich und immer zwischen Menschen jüdischen und muslimischen Glaubens verlaufen.“

Es brauche diejenigen, die sich trauten, trotz widriger Umstände miteinander zu reden und zu streiten. „Die deutlich sagen: Wir verurteilen Terror und Terrororganisationen, wir stehen an der Seite des Staates Israel als Zufluchtsort für Jüdinnen und Juden weltweit. Wir verurteilen gleichzeitig jeden Generalverdacht und sind nicht immer mit allem einverstanden, was die israelische Regierung in Gaza oder dem Westjordanland macht.“ Das heiße für sie, selbstbewusst Verantwortung zu übernehmen.

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Kommunikationsprobleme: Mehrheitsgesellschaft und muslimische Minderheit haben abweichende Erfahrungsräume

Kommunikationsprobleme Feuerpause

Kommunikationsprobleme belasten das Verhältnis von Mehrheitsgesellschaft und muslimischer Minderheit. Habecks Rede zeigt Bruchlinien auf.

(iz). Wie ein Staatsmann: Im dunklen Anzug erklärt Vizekanzler Robert Habeck in einer Videoansprache die deutsche Nahostpolitik. Er erinnert an das Versprechen Deutschlands, für die Sicherheit Israels im Rahmen des Völkerrechts einzustehen.

Der Wirtschaftsminister fordert ein klares Bekenntnis der deutschen Gesellschaft, jüdisches Leben im Land zu schützen. Er prangert den Antisemitismus von linken, rechten und muslimischen Zeitgenossen an, der in „keiner Gestalt“ zu tolerieren sei. Muslimische Verbände hätten sich zum Teil klar von den Taten der Hamas distanziert, „aber nicht alle, und manche zu zögerlich“.

Der Grünen-Politiker erhält für seine klare Rhetorik, die ihn innenpolitisch vermutlich vorteilhaft positioniert, viel Lob. Allerdings spricht hier nicht nur der Berufspolitiker. Seine persönliche Erschütterung angesichts der Bilder des Massakers an der israelischen Gesellschaft wirkt ehrlich. Wie reagieren deutsche Muslime auf diese Rede?

Kommunikationsprobleme: Versuchen wir es zunächst mit einer Selbstkritik

Der 7. Oktober und die folgenden Tage waren wahrlich keine Sternstunden der Kommunikation – von muslimischer Seite gesehen. Die Bilder der brutalen Ermordung, Schändung von Zivilisten und die Entführungen lassen für vernünftige Menschen keinen Interpretationsspielraum. Unter normalen Umständen würde man unter dem Eindruck dieses Horrors schweigen.

Unstrittig bestand eine Notwendigkeit – zumindest, wenn Muslime öffentliche Verantwortung tragen –, nach den angemessenen Worten zu ringen, um der Anteilnahme Ausdruck zu verleihen. Dieses Zeitfenster, das hätte ehrlicher Empörung gewidmet sein müssen, schloss sich viel zu schnell.

In der Folge entfaltete sich ein grundsätzlicher Unterschied der Erfahrungsräume der Mehrheitsgesellschaft und der muslimischen Minderheit. Die einen blickten zurück, erinnerten sich an die dunkelsten Stunden der deutschen Vergangenheit. Die anderen blickten nach vorne – in Erwartung einer absehbaren Reaktion des israelischen Militärs. Die Gesprächsfäden rissen ab und gegenseitiges Verstehen wurde schwierig. 

Große Teile der Öffentlichkeit stiegen erst an diesem Punkt der Geschichte in das Geschehen ein, während Juden und Muslime seit Jahrzehnten die Narrative des „ewigen Krieges“ erzählen; und aus existentieller Betroffenheit heraus das Schicksal von Freunden und Verwandten verfolgen. Die berühmte Satzkonstruktion des „ja, aber…“ verdrängte einerseits schnell die notwendige Trauerarbeit. Andererseits kann man sich eine Kontextualiserung nicht auf Dauer ersparen oder nur auf die israelische Sicht beschränken.

Foto: Islamrat, X

Ein Zeitpunkt zum Innehalten

Es gibt Momente, in denen man den Automatismus von Aktion und Reaktion gerne anhalten würde. Nach dem Terroranschlag der Hamas wäre eigentlich der Zeitpunkt gewesen, inne zu halten und die Strategien aller politisch Beteiligten in den letzten Jahren zu hinterfragen.

Das heißt aus muslimischer Sicht, den Zynismus dieser Terrororganisation zu ächten und den Abgrund dieser selbstmörderischen Strategie des Kampfes gegen eine der größten Armeen der Welt zu erkennen – ausgetragen auf dem Rücken der eigenen Zivilbevölkerung. Diese Klarheit der Analyse zur trostlosen Erfolgsbilanz dieser Organisation hat mir in der ersten Reaktion der muslimischen Verbände besonders gefehlt.

Wie wir wissen, hat die Geschichte ihren Lauf genommen. Es ist klar, dass Hamas zu keinem Zeitpunkt in der Lage war, die Existenz Israels real zu gefährden. Dieses Faktum schließt Propagandaerfolge für sie nicht aus. Unter dem Eindruck des Bombenhagels und unter dem Druck der furchtbaren Bilder aus Region reagiert die muslimische Gemeinschaft in diesen Tagen zunehmend empört. In die Reaktionen mischt sich Verzweiflung: Viele deutsche Muslime kennen Zivilisten persönlich, die unter den Schutthaufen sterben.

Die Frage sei erlaubt, warum so viele den Eindruck haben, es fehle auf der politischen Ebene an echter Empathie gegenüber den tausenden palästinensischen Opfern. Verständlich ist auch die Irritation über die Behauptung, fünf Millionen Muslime hätten nichts zur Suche nach dem moralischen Kompass unserer Gesellschaft beizutragen.

Foto: Fars Media Corporation, via Wikimedia Commons | Lizenz: CC BY 4.0

Jede Differenzierung hat es zunehmend schwer

Die innermuslimische Debatte, die – wenn überhaupt vorhanden – meist nur kurz in sozialen Medien aufblitzt, verkürzt sich gerade dramatisch auf eine Botschaft: Israel ist schuld am Tod tausender, unschuldiger Zivilisten! Jede Differenzierung hat es zunehmend schwer.

Widerspruch wird als „Verrat“ an der islamischen Sache zurückgewiesen. Die Ereignisse vom 7. Oktober spielen entweder keine große Rolle mehr oder werden als „Betriebsunfall des Widerstands“ abgehakt. Es gibt keine einzige Forderung des organisierten Islam nach einer Kapitulation der Hamas – die offen angekündigt hat, genauso weiterzukämpfen.

Die Qualifizierung als „Befreiungsorganisation“ wird von einigen unkritisch übernommen; angeblich weil die Besatzungspolitik jede Form des Widerstands rechtfertigt. Und die Logik des Völkerrechts wird meist nur noch auf die israelische Seite angewendet.

Foto: שי קנדלר, via Wikimedia Commons | Lizenz: CC BY-SA 4.0

Hat Robert Habeck also Recht?

In vielen Punkten ja. Allerdings ist seine moralische Position zu einfach aufgezogen. Neben dem Vorwurf an den sogenannten politischen Islam fehlt eine Beschäftigung mit den politisch-extremistischen Rändern im Judentum.

Vernichtungsphantasien gibt es nicht nur aufseiten der Hamas, sondern auch in extremen und religiös fanatisierten Kreisen der israelischen Regierung. Das dies keine Phantasie von blinden Israelkritikern ist, zeigt die Lektüre des israelischen Tagebuches von Saul Friedländer. Er weist darauf hin, dass die politische Landschaft Israels im Jahr 2023 „zu einem Dschungel mit einigen sehr gefährlichen Raubtieren geworden ist“.

Ist ein Genozid am Volk der Palästinenser im Rahmen der Terrorbekämpfung tatsächlich undenkbar, oder will man diese Gefahr nicht sehen? Es ist bezeichnend, dass Kritik an der israelischen Reaktion auf den Terrorismus eher in israelischen als in deutschen Tageszeitungen zu finden ist. Hier muss eine glaubwürdige deutsche Politik – auch Robert Habeck – klar Stellung nehmen.

Der allgemeine Verweis auf die Grundsätze des Völkerrechts wurde in der Rede erwähnt. Aber wo sind klare Formulierungen zur roten Linien der Bundesregierung; zum Beispiel in Form einer Garantie, am Ende des Weges keine neue Vertreibung der Palästinenser zuzulassen? Sind etwa Kriegsverbrechen akzeptierter Bestandteil der Bekämpfung des Terrorismus?

Die Vernichtung der Hamas, die ohne Rücksicht auf Kollateralschäden fortgeführt wird, wirft die Frage auf, wie viele tote Zivilisten auf palästinensischer Seite – Frauen und Kinder – diese Zielsetzung tolerieren kann? Hier herrscht noch immer ein Defizit in der Kommunikation.

Es wäre zu billig, wenn sich das rechtskonservative Erklärungsmodell durchsetzt, die Bombardierung des Gazastreifens sei mit der Bombardierung deutscher Großstädte im 2. Weltkrieg zu vergleichen.

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Gewalt gegen Journalisten: Mindestens 31 im Krieg getötet

Gewalt journalisten

Gewalt trifft auch Medienarbeiter: Im aktuellen Krieg wurden bisher mindestens 31 Journalisten getötet.

Gaza/Tel Aviv (dpa, iz). Im gegenwärtigen Krieg zwischen Hamas und der israelischen Armee (IDF) sind nach Angaben einer Nichtregierungsorganisation (NGO) bisher 31 Journalisten getötet worden.

Unter ihnen seien 26 Palästinenser und vier Israelis sowie ein Libanese, teilte das in den USA ansässige Komitee zum Schutz von Journalisten (CPJ) am Dienstag mit.

„Neben der Gefahr für Leib und Leben leiden Medienschaffende im Gazastreifen unter den allgemeinen Anti-Terror-Maßnahmen der israelischen Streitkräfte wie der verschärften Blockade und der Forderung an alle Zivilistinnen und Zivilisten, den Norden des Gebiets zu verlassen. Von außen kommen derzeit keine Journalistin und kein Reporter in den Gazastreifen hinein“, heißt es auf der Webseite von Reporter ohne Grenze (RSF).

Foto: Eric Huybrechts, via flickr | Lizenz: CC BY-ND 2.0

Gewalt richtet sich gegen Medienarbeiter

Der Krieg fordere von Journalisten einen hohen Tribut. In Gaza seien Journalisten „angesichts einer Bodenoffensive (…), verheerenden Luftangriffen Israels, unterbrochener Kommunikation und ausgedehnten Stromausfällen“ besonders hohen Risiken ausgesetzt.

Bisher wurden dem CPJ zufolge acht Journalisten verletzt, neun weitere gelten als vermisst oder festgenommen. Zudem gebe ist nicht bestätigte Berichte über weitere Todesfälle, Fälle von Verschwinden sowie Bedrohungen gegen und Schäden an Büros von Medienhäusern und Wohnstätten von Journalisten. 

„Journalisten in der Region erbringen große Opfer, um über diesen herzzerreißenden Konflikt zu berichten“, hieß es. Vor allem diejenigen im Gazastreifen würden einen „beispiellosen Tribut“ zahlen und seien „außerordentlichen Bedrohungen“ ausgesetzt.

„Das zuletzt verifizierte Opfer ist Ruschdi Sarradsch, der am 22. Oktober bei einem israelischen Luftangriff auf sein Wohnhaus starb. Sarradsch arbeitete zuletzt als freier lokaler Mitarbeiter für Radio France und ist Mitgründer der Filmproduktionsfirma Ain Media“, berichtete die Organisation Reporter ohne Grenzen (RSF).

Foto: Omr Chatriwala, via flickr | Lizenz: CC BY-NC-ND 2.0

Liste von Toten und Verletzten veröffentlicht

Die Organisation veröffentlichte eine Liste der bisher bestätigten Todesopfer und Verletzten. Darunter sind Mitarbeiter von Nachrichtenseiten und -agenturen, von Radio- und Fernsehsendern.

Das israelische Militär hatte den Nachrichtenagenturen Reuters und Agence France Press (AFP) zuvor mitgeteilt, die Sicherheit von deren Mitarbeitern im Gazastreifen nicht garantieren zu können. Beide Häuser hatten vorher um Zusagen gebeten, dass ihre Journalisten nicht Ziel israelischer Angriffe werden.

„Wir können die Sicherheit Ihrer Mitarbeiter nicht garantieren und raten Ihnen, alle nötigen Schritte für deren Sicherheit zu unternehmen“, zitierte die Agentur Reuters aus einem Brief des israelischen Militärs.

Keine Pressefreiheit in Gaza

Die Organisation Reporter ohne Grenzen (RSF) bezeichnet den Gazastreifen als ein besonders feindliches Gebiet mit Blick auf die Pressefreiheit.

Die dort herrschende Hamas sowie die militante Palästinenserorganisation Islamischer Dschihad würden Journalisten, die der Zusammenarbeit mit Israel verdächtigt werden, schikanieren und behindern.

Israel wiederum habe die Berichtersatttung über den Gazastreifen seit Kriegsbeginn „stetig unterdrückt“, teilte RSF mit. Das israelische Militär würde „alles nur mögliche tun, um die Verbreitung von Bildern zu verhindern“, erklärte RSF-Generalsekretär Christophe Deloire etwa zwei Wochen nach Kriegsbeginn.

Humanität im Krieg: Wer denkt an die Opfer?

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Humanität beweist sich im Krisenfall: Dazu gehört, bei den Opfern innezuhalten, bevor der „Diskurs“ weitergeht.

(iz). Dass der israelisch-palästinensische Konflikt „seit jeher“ auch in Bildern ausgetragen wird, gehört nach Ansicht des deutschen Historikers Joseph Croitoru in der ZEIT zu seinen Konstanten.

Humanität beweist sich zuerst im Umgang mit den Opfern

Croitoru hat Recht: Mit Beginn der terroristischen Hamas-Aktion wurde das Netz als Arena des Krieges mit Videos der barbarischen Angriffe auf die Zivilbevölkerung geflutet. Kurze Zeit später, als Reaktion auf den Terror, fallen Bomben und Raketen auf Gaza. Auch sie produzieren bekannte Bilder.

Foto: Yoav Keren, via Wikimedia Commons | Lizenz: CC BY-SA 4.0

Das erweist sich seit mehr als zwei Wochen als Problem. Obwohl diese Darstellungen in der medialen Kriegsführung zumeist negative Emotionen erzeugen (sollen), verschwinden die Toten und Verletzten hinter ihnen.

Auf Seiten der Hamas kann man mit Fug und Recht davon ausgehen, dass sie Fotos und Videos von zivilen Opfern als Teil ihrer Propaganda nach außen einsetzt.

Die Opfer verschwinden hinter den Bildern

Im Zeitalter der sozialen Medien, der totalen Verfügbarkeit digitaler Inhalte und der hiesigen Aufladung besteht die Gefahr, dass wir sie hinter uns lassen.

Was fehlt, ist ein Innehalten. Ein Stillstehen vor dem Schmerz konsequenter Menschlichkeit, vor dem Schock über die höchste Zahl ermordeter Juden seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges ebenso wie vor der ständig wachsenden Anzahl getöteter christlicher und muslimischer Zivilisten in Gaza.

Foto: A-One Rawan, Shutterstock

Stattdessen wird reflexartig ein Schritt weg vom Geschehen selbst getan – entweder zur Relativierung der Tat oder Rechtfertigung einer Kriegsführung, die in den Augen vieler in Teilen ein Kriegsverbrechen darstellt.

Nach dem ersten Schock angesichts des Terrors in Israel beziehungsweise der steigenden Opferzahlen in Gaza sind wir sozial wie individuell gefährdet, die Toten und Verletzten als Argument für unsere Vorstellungen zu benutzen. Die Abfolge der Argumente geht weiter…

Auch dieser Krieg und seine Hintergründe müssen analysiert werden

Daraus kann sich nicht ergeben, dass sich Konflikt und Gewaltraum der Region und seine über 75-jährige Geschichte einer Analyse entziehen würden. Kontextualisierung und Differenzierung bedeuten keine Relativierung, wie Slavoi Zizek in einem Beitrag für die Wochenzeitschrift „Freitag“ mit Recht betonte.

Foto: Frankfurter Buchmesse / Marc Jacquemin

Für den slowenischen Philosophen liegt die Wahl nicht zwischen den Hardlinern beider Seiten, „sondern zwischen den Hardliner-Fundamentalisten und denjenigen, die für eine Koexistenz auf beiden Seiten offen sind“. 

Auch hier müsse man sich gegen ein Moment simpler Dichotomien wenden. Oder, um es anders zu sagen: Verstand und Humanität sind weit genug, um mit israelischen Terroropfern und palästinensischen Kriegsopfern zeitgleich mitzufühlen.

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Angriff auf Krankenhaus in Gaza: Hunderte Tote und Verletzte

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Nach Angriff auf das Al Ahli Arab-Krankenhaus schieben sich beide Seiten die Schuld zu. Fest steht: Hunderte Menschen starben.

Gaza (dpa, UN Media, KNA, iz). Bei einem Raketenangriff auf das christliche Al Ahli Arab-Hospital in Gaza sind am Dienstagabend Hunderte Menschen getötet und verletzt worden. Die von der Hamas kontrollierte Gesundheitsbehörde machte die israelische Armee dafür verantwortlich.

Diese wiederum beschuldigte die Organisation „Islamischer Dschihad“ im Gazastreifen. Es habe sich um eine fehlgeleitete Rakete gehandelt. Eine unabhängige Untersuchung des Angriffs steht aus. Die Ereignisse lösten in vielen Ländern der Welt spontane Proteste aus.

Die Weltgesundheitsorganisation verurteilte den Angriff und forderte den sofortigen Schutz der Zivilbevölkerung und der medizinischen Versorgung in der palästinensischen Enklave. „Die WHO verurteilt den Angriff auf das Al Ahli Arab Hospital aufs Schärfste“, sagte der Generaldirektor der UN-Gesundheitsorganisation, Tedros Adhanom Ghebreyesus, auf der Social-Media-Plattform X.

Das Hospital war bereits am Samstag bei einem Luftangriff beschädigt worden. Dabei wurden nach Angaben der anglikanischen Kirche vier Menschen verletzt. In einem früheren Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) erklärte die Krankenhausdirektorin Suhaila Tarazi, das Haus „basiert auf unserem christlichen Glauben und der Nächstenliebe“. Die Mehrheit des Personals und der Patienten sind Muslime, nicht zu diskriminieren sei Teil der Mission und Vision.

Screenshot: X (Twitter)

Angriff auf Hospital: „Das ist völlig inakzeptabel“

Tareq Abu Azzoum von Al Jazeera berichtete aus Gaza, dass das Areal, in dem der Luftangriff stattfand, „voller Vertriebener“ war. „Dieses Gebiet (in dem die Bombardierung stattfand) ist dicht bevölkert, voller Geschäfte, Wohnhäuser und sogar voller Vertriebener, die ihre Häuser evakuiert haben, nachdem sie von der IOF den Befehl zur Evakuierung erhalten hatten“, so Azzoum.

„Mir fehlen die Worte“, erklärte der UN-Menschenrechtsbeauftragte Volker Türk in der Nacht. Bei dem massiven Angriff auf die Einrichtung seien Patienten, medizinisches Personal und Familien, die dort Zuflucht gesucht hatten, „auf schreckliche Weise“ getötet worden.

„Wieder einmal die Schwächsten. Das ist völlig inakzeptabel.“ Krankenhäuser seien unantastbar und müssten um jeden Preis geschützt werden. „Wir kennen das volle Ausmaß dieses Massakers noch nicht, aber es ist klar, dass die Gewalt und das Morden sofort aufhören müssen“, unterstrich Türk.

Zivilisten müssten geschützt werden, humanitäre Hilfe müsse die Bedürftigen dringend erreichen können, die Verantwortlichen müssten zur Rechenschaft gezogen werden, betonte der UN-Beauftragte. Das Gesundheitsministerium im Gazastreifen teilte mit, in der Klinik seien tausende Flüchtlinge aus dem Norden der Küstenenklave untergebracht gewesen.

Foto: ICRC

Evakuierungsaufrufe kann das Gesundheitswesen nicht bewältigen

Das Al Ahli Arab Krankenhaus war betriebsbereit, und Patienten, Gesundheits- und Pflegepersonal sowie Binnenvertriebene seien dort untergebracht gewesen, so die WHO in einer Erklärung. Es war eines von 20 Hospitälern im Norden des Gazastreifens, das von Evakuierungsforderungen des israelischen Militärs betroffen war.

„Der Evakuierungsbefehl konnte angesichts der gegenwärtigen Unsicherheit, des kritischen Zustands vieler Patienten und des Mangels an Krankenwagen, Personal, Bettenkapazität des Gesundheitssystems und alternativen Unterkünften für die Vertriebenen nicht ausgeführt werden“, so die WHO.

Die UN-Organisation appellierte an den sofortigen aktiven Schutz der Zivilbevölkerung und der Gesundheitsversorgung. „Die Evakuierungsbefehle müssen rückgängig gemacht werden. Das humanitäre Völkerrecht muss eingehalten werden, was bedeutet, dass die Gesundheitsversorgung aktiv geschützt werden muss und niemals ins Visier genommen werden darf.“

UN-Generalsekretär Guterres ruft zu Waffenruhe auf

UN-Generalsekretär António Guterres hat zu einer Waffenruhe aufgerufen. „Ich rufe zu einer sofortigen Feuerpause auf, um genug Zeit und Platz bereitzustellen, damit meine beiden Aufrufe realisiert und das epische menschliche Leid gelindert werden kann“, sagte er am Mittwoch in Peking. Damit bezog er sich auf seine Aufrufe an die Hamas, Geiseln freizulassen, und an Israel, humanitäre Hilfe nach Gaza zu lassen.

Guterres reist angesichts der Eskalation der Gewalt nach Kairo. Dort will er nach UN-Angaben ab Donnerstag unter anderem den ägyptischen Staatschef Abdel Fattah al-Sisi treffen, um eine Öffnung des Grenzübergangs Rafah von der Sinai-Halbinsel nach Gaza zu erreichen.

Diplomatische Bemühungen angesichts der Tragödie stark beeinträchtigt

Jordanien hat nach dem Anschlag ein für Mittwoch geplantes Treffen zwischen König Abdullah II. und US-Präsident Joe Biden abgesagt. Das Treffen, an dem auch Ägyptens Staatschef Abdel Fattah al-Sisi teilnehmen sollte, werde erst stattfinden, wenn es eine Vereinbarung gebe, den Krieg zu beenden und „diese Massaker“ zu stoppen, sagte Außenminister Aiman al-Safadi dem jordanischen Fernsehsender Al-Mamlaka. Militante Palästinenser und die israelische Armee hatten sich gegenseitig für den Raketenbeschuss verantwortlich gemacht.

Saudi-Arabien verurteilte das „abscheuliche Verbrechen“ aufs Schärfste – und machte Israel dafür verantwortlich, wie es in einer Erklärung des saudischen Außenministeriums hieß. Riad verurteilte die „anhaltenden Angriffe der israelischen Besatzung“ auf Zivilisten. Auch die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) gaben Israel die Schuld.

Marokko verurteilte die „Bombardierung“ der Klinik «durch israelische Streitkräfte» ebenso «aufs Schärfste». Zivilisten müssten „von allen Seiten geschützt werden“. Bahrain schloss sich der Kritik am „israelischen Bombenanschlag“ an.

UN Vereinte Nationen

Foto: UN Photo, Evan Schneider

UN-Sicherheitsrat soll sich mit Angriff befassen

Der Weltsicherheitsrat soll sich am Mittwoch mit dem Raketenangriff befassen. Die Vereinigten Arabischen Emirate und Russland beantragten am Dienstag eine Dringlichkeitssitzung des UN-Gremiums für Mittwochmorgen New Yorker Zeit, wie die Deutsche Presse-Agentur aus Diplomatenkreisen erfuhr.

Brasilien, das dem Gremium derzeit vorsitzt, bestätigte zudem, dass der Rat in der Sitzung ab 10 Uhr New Yorker Zeit (16 Uhr MESZ) über einen vorliegenden Entwurf für eine Nahost-Resolution abstimmen soll.

Der Text, der auf eine Initiative Brasiliens zurückgeht, fordert neben dem Zugang für humanitäre Hilfe in den Gazastreifen unter anderem, dass Israel – ohne das Land direkt zu nennen – seine Aufforderung zur Evakuierung der Zivilbevölkerung aus dem nördlichen Teil der Küstenregion zurücknimmt. Zudem müssten sich alle Konfliktparteien an das Völkerrecht halten.

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Hamas-Terror fordert Hunderte Tote: Israel erklärt Krieg

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Hamas-Terror und seine Folgen: Seit gestern herrscht offiziell Krieg zwischen Israel und der Hamas. Beschuss aus dem Libanon. Ein erster Überblick der Ereignisse

Berlin (dpa, kann, iz). In den frühen Morgenstunden des 7. Oktober erklärte die Hamas, die den Gazastreifen kontrolliert, den Beginn einer „Militäroperation“. Das sagte Militärchef Mohammed Deif am Samstagmorgen. Seit Beginn schoss die Organisation tausende Flugkörper auf Israel ab.

Hamas-Terror in bisher unbekanntem Ausmaß. Sorgen um Entführte

Neben den bekannten ungelenkten Raketenangriffen auf Ziele in Israel kam es zu massiven Angriffen jenseits des Grenzzauns. Einheiten überwanden die Grenzsperren zu Fuß, mit Fahrzeugen und mit Ultraleichtfahrzeugen. Sie griffen mehr als 14 Siedlungen, Städte sowie Stützpunkte an.

Neben einer hohen Zahl entführter Bürger und Soldaten starben mehr als 500 Zivilisten durch Terroraktionen. Aus Israel ist inzwischen von mehr als 600 Toten und unzähligen Verletzten die Rede. In Gaza sollen nach Angaben der Gesundheitsbehörden mindestens 370 Menschen bei israelischen Luftangriffen getötet worden sein.

Foto: Fars Media Corporation, via Wikimedia Commons | Lizenz: CC BY 4.0

Hamas hat bei ihrem Angriff nicht nur zahlreiche Menschen ermordet, viele Bewohner der Grenzregion wurden verschleppt. Darunter sind Deutsche. Schätzungen, die von Medien kolportiert werden, gehen über die offizielle Zahl hinaus: Demnach sollen sich rund 170 Israelis in Gefangenschaft im Gazastreifen befinden – auch alte Menschen und Kinder.

An mehreren Orten gelang es der israelischen Armee, von der Hamas als Geiseln genommene Israelis zu befreien. Die Bemühungen um die Befreiung weiterer Geiseln dauern an.

Angriff kam unerwartet

Der massive Angriff aus dem Gaza-Streifen kam unerwartet. Allerdings hatte sich die Lage vor allem im besetzten Westjordanland zuletzt wieder zugespitzt. Ministerpräsident Netanjahu muss sich inzwischen unangenehme Fragen von Bevölkerung, Medien und Opposition gefallen lassen: Zum Zeitpunkt des Terroranschlags befand sich ein großer Teil aktiver Einheiten in den palästinensischen Gebieten des Westjordanlands.

Im Gazastreifen leben nach UN-Angaben mehr als zwei Millionen Menschen unter schlechten Bedingungen. Die von der EU, den USA und Israel als Terrororganisation eingestufte Hamas hatte 2007 gewaltsam die alleinige Macht übernommen. Tel Aviv verschärfte daraufhin eine Blockade des Küstengebiets, die von Ägypten unterstützt wird.

Der israelische Oppositionsführer Jair Lapid forderte den Premierminister auf, eine Notstandsregierung zu bilden. Er habe dem Regierungschef angeboten, Differenzen beiseitezulegen, um die Gefahr eines sich ausweitenden Krieges zu bewältigen. Mit dem gegenwärtigen extremistischen Sicherheitskabinett könne er keinen Krieg führen.

Foto: World Economic Forum / Manuel Lopez, via flickr | Lizenz: CC BY-NC-SA 2.0

Netanjahu: „Wir sind im Krieg“

„Bürger Israels, wir sind im Krieg“, verkündete Ministerpräsident Benjamin Netanyahu am Samstag aus dem Militärhauptquartier. Offiziell wurde das Land in Kriegsbereitschaft versetzt. Als Reaktion auf den Angriff hätten Kampfflugzeuge den von der Hamas kontrollierten Gazastreifen angegriffen, bestätigte ein Armeesprecher.

„Der Feind wird einen Preis zahlen, wie er ihn noch nie zuvor gekannt hat“, sagte er in einer ersten Reaktion auf den anhaltenden Raketenbeschuss aus dem Gazastreifen in einer Videobotschaft auf dem Portal X.

„Die Hamas hat heute Morgen einen schweren Fehler begangen und einen Krieg gegen den Staat Israel begonnen“, sagte der israelische Verteidigungsminister Joav Galant am Samstag. Soldaten kämpften „an allen Stellen, an denen eingedrungen wurde“. Derzeit würden die verbliebenen Hamas-Einheiten auf israelischem Gebiet bekämpft.

Dabei soll es nicht bleiben. Nachdem die Streitkräfte in den Kriegszustand versetzt wurden, zieht Tel Aviv verfügbare Einheiten und Reservisten zusammen. Sie sollen Gaza nicht nur aus der Luft, sondern auch vom Boden aus angreifen.

Foto: imago/UPI Photo

Teheran „gratuliert“ zum Terror

Im Gegensatz zu weiten Teilen der Welt „gratulierte“ der Sprecher des iranischen Außenministeriums der Hamas nach ihrem Angriff. Die Operation sei „ein Wendepunkt in der Fortsetzung des bewaffneten Widerstands des palästinensischen Volkes gegen die Zionisten“, sagte Nassar Knaani der Agentur ISNA am Samstag.

Am selben Tag riefen Abgeordnete im Teheraner Parlament zu Beginn der Sitzung „Nieder mit Israel“. Ein hochrangiger Militärberater von Staatsoberhaupt Khamenei äußerte sich nach dem Großangriff zustimmend. „Wir unterstützen diese Operation, und wir sind sicher, dass auch die Widerstandsfront dieses Anliegen unterstützt“, meinte Kommandeur Rahim Safavi.

Am Sonntag erklärte ein Hamas-Sprecher vor Journalisten, man habe dafür iranische Hilfe erhalten. Ein Vertreter Khameneis bestätigte dies.

Libanesischen Medienberichten zufolge begrüßte die vom Iran unterstützte Hisbollah die Angriffe der Hamas. Die „siegreiche Operation“ sei eine entscheidende Antwort auf die ständigen Verbrechen der Besatzer und die Entweihung von Heiligtümern, heißt es demnach in ihrer Erklärung.

Foto: World Economic Forum / Manuel Lopez, via flickr | Lizenz: CC BY-NC-SA 2.0

UN warnt vor „Mehrfrontenangriff“

Der UN-Sonderkoordinator für den Nahostfriedensprozess, Tor Wennesland, verurteilte in einem X-Beitrag den „Mehrfrontenangriff“ auf Israel.

„Diese Ereignisse haben zu schrecklichen Gewaltszenen und zahlreichen israelischen Todesopfern und Verletzten geführt, von denen viele vermutlich innerhalb des Streifens entführt wurden“, so Wennesland, der ein sofortiges Ende der Gewalt auf Zivilisten forderte.

Der Angriff habe „schreckliche Auswirkungen auf die israelische Zivilbevölkerung“, sagte der UN-Hochkommissar für Menschenrechte Volker Türk laut einer Mitteilung. Er forderte ein sofortiges Ende der Gewalt und rief Tel Aviv auf, bei seinen Vergeltungsschlägen in Gaza „alle Vorsichtsmaßnahmen zu ergreifen, um zivile Opfer zu vermeiden“.

Außenministerin warnt vor „großer Eskalation“

Bundesaußenministerin Annalena Baerbock warnte nach dem Großangriff vor einer Eskalation in der Region. „Dieser Tag ist eine Zäsur, ein beispielloser Akt der Eskalation durch die Hamas“, sagte die Grünen-Politikerin am Samstag in Berlin. „Durch diese Terrorangriffe besteht nun die unkalkulierbare Gefahr einer großen regionalen Eskalation.“ Sie könne nur „auf das Schärfste davor warnen, dass sich andere diesem Terror anschließen“.

„Nichts rechtfertigt unterschiedslosen Raketenbeschuss, Kommandoangriffe auf friedliche Zivilisten, die brutale Entführung von unschuldigen Menschen“, so Baerbock. Die Geiselnahmen der Hamas seien „abscheulich und verstoßen gegen das humanitäre Völkerrecht“.

Der Terror der Hamas müsse sofort beendet werden. Die Bundesregierung stehe solidarisch an der Seite Israels. Das Land habe laut dem internationalen Recht einen verbrieften Anspruch auf Selbstverteidigung. Zugleich forderte sie die Palästinenser auf, sich vom Terrorismus und dem Vorgehen der Hamas zu distanzieren.

„Deutschland verurteilt diesen massiven und rücksichtslosen Angriff auf Zivilisten aus der Luft und vom Land aus“, schrieb der deutsche Botschafter in Tel Aviv, Steffen Seibert, auf X.

Vor dem Bundespräsidialamt, dem Kanzleramt und dem Bundestag wehte am Sonntag die israelische Flagge. Auf das Brandenburger Tor wurde sie am Samstagabend Fahne projiziert. Bundesweit wurden die Sicherheitsvorkehrungen vor israelischen und jüdischen Einrichtungen erhöht.

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Die USA forderten alle Seiten auf, von Gewalt und Vergeltungsangriffen abzusehen. Der Angriff der Hamas-Terroristen werde „unmissverständlich verurteilt“, zitiert die Zeitung „Haaretz“ aus einer Stellungnahme des US-Büros für palästinensische Angelegenheiten.

Die chinesische Führung verlangte ein Ende der Gewalt.  China sei zutiefst besorgt über die jüngste Verschärfung der Spannungen, hieß es am Sonntag in einer Mitteilung des Pekinger Außenministeriums. Alle Beteiligten sollten „Zurückhaltung üben, das Feuer sofort einstellen, die Zivilbevölkerung schützen und sicherstellen, dass sich die Situation nicht weiter verschlechtert“.

Der einzige Weg zu einer Beilegng sei die Umsetzung einer „Zwei-Staaten-Lösung“ und die Gründung eines unabhängigen palästinensischen Staates.

Koordinationsrat der Muslime verurteilt Gewalt und fordert sofortiges Ende

„In Israel und Palästina kam es wieder zur Gewalteskalation. Die Hamas startete einen Angriff gegenüber Israel, bei der auf beiden Seiten mehrere hunderte Menschen ums Leben gekommen sind. Tausende Menschen wurden verletzt und befürchten, dass die Kämpfe weiter anhalten“, hieß es in einer Pressemitteilung des Koordinationsrates der Muslime (KRM).

„Wir als KRM verurteilen die Raketenabschüssse und Gewalt gegen die Zivilbevölkerung und appellieren an alle Parteien, der Gewalt ein Ende zu setzen und auf keinen Fall noch weiter eskalieren zu lassen.“ In diesen Zeiten sei Besonnenheit und Mäßigung gefordert, „ansonsten droht die Gefahr, dass es zu fürchterlichen Gewaltexzessen und -überschreitungen kommt“. (sw)

Bangladesch: Mehr als Tausend Tote wegen Dengue-Fieber

bangladesch

In Bangladesch starben nach Behördenangaben bisher mehr als 1.000 Menschen an dem Dengue-Virus.

Die Todeszahl sei deutlich höher als in den Vorjahren, hieß es aus dem Gesundheitsministerium in Dhaka. 2022 wurden demnach 281 Todesfälle erfasst, im Jahr davor 105. Für das Jahr 2020 sind nur sieben Tote registriert. Die Statistik reicht bis ins Jahr 2000 zurück.

Dhaka (dpa). Bei Bangladeschs schlimmsten Dengue-Ausbruch seit Statistikbeginn sind inzwischen mehr als Tausend Menschen an der Krankheit gestorben.

Foto: Las, via Wikimedia Commons | Lizenz: CC BY-SA 4.0

Bangladesch: Mehr als 206.000 bestätige Dengue-Fälle

Insgesamt habe es in diesem Jahr bereits mehr als 206.000 bestätigte Dengue-Fälle gegeben, hieß es weiter. Das Dengue-Virus wird von Aedes-Stechmücken übertragen, die in tropischen und subtropischen Klimazonen zuhause sind. Sie brüten in stehendem Wasser.

Auch in einigen Ländern Südamerikas kam es in diesem Jahr vermehrt zu Dengue-Fällen. Die Regierung Guatemalas rief deshalb sogar den Gesundheitsnotstand aus.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) zeigte sich besorgt wegen der Ausbreitung des Erregers. Inzwischen sei die Hälfte der Weltbevölkerung einer Dengue-Gefahr ausgesetzt, hieß es.

Dengue-Fieber wurde früher Knochenbrecher-Fieber genannt, weil es starke Gliederschmerzen verursachen kann. Gegen Dengue gibt es Impfstoffe, allerdings mit teils starken Nebenwirkungen, aber keine speziellen Medikamente, außer solchen, die das Fieber senken.

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Klimawandel spielt eine Rolle bei Ausbreitung

Klimatische Veränderungen in den Endemie-Gebieten spielten eine Rolle bei der Ausbreitung, sagte kürzlich Sebastian Ulbert, Abteilungsleiter Impfstoffe und Infektionsmodelle beim Fraunhofer-Institut für Zelltherapie und Immunologie in Leipzig. „Es wird wärmer und feuchter, die Mückendichte steigt. Die Menschen leben enger beieinander, was eine Übertragung durch die Insekten erleichtert.“

Aedes-Mücken, die Dengue übertragen können, gebe es bei uns auch schon, und Reiserückkehrer brächten das Virus auch hin und wieder mit. Bisher sei es hierzulande aber nicht warm genug, dass sich das Virus gut in den Mücken vermehren und dann übertragen werden könne. Dengue sei keine harmlose Virusinfektion. Kleine Kinder seien vor allem gefährdet.

„In den südeuropäischen Ländern ist das Klima mittlerweile ausreichend, dass in der warmen Jahreszeit die Viren über die Mücken übertragen werden“, hatte Peter Kremsner, Direktor des Instituts für Tropenmedizin, Reisemedizin und Humanparasitologie am Universitätsklinikum Tübingen, kürzlich erklärt. „Auch hier wird es zukünftig eher mehr Übertragungen geben.“

Bangladesch ist nach UN-Angaben eines der am wenigsten entwickelten Länder der Welt. Zudem ist das südasiatische Land sehr dicht besiedelt, weshalb sich das Virus dort besonders gut ausbreiten kann. Ein staatliches Dengue-Impfprogramm gibt es bisher nicht.

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Libyen: Schwierige Versorgung der Opfer in den Überschwemmungsgebieten

Libyen: Die verheerende Lage in den Katastrophengebieten des Bürgerkriegslandes stellt Rettungsteams vor enorme Herausforderungen. Zufahrtsstraßen sind weggeschwemmt, Brücken unter Schlamm begraben. Hilfsorganisationen rufen zu Unterstützung auf.

Bengasi (dpa/KNA/iz). Nach den verheerenden Überschwemmungen in Libyen stehen die Rettungsteams vor gewaltigen logistischen Herausforderungen. Die Fluten haben Zufahrtsstraßen zur besonders schwer betroffenen Hafenstadt Darna weggeschwemmt, wichtige Brücken sind unter Schlammmassen begraben.

Foto: Jonathan Stutz, Adobe Stock

Libyen leidet unter Bedingungen eines Bürgerkriegs

Insbesondere der Osten der Stadt sei weiter vom Rest abgeschnitten, berichteten Augenzeugen vor Ort der Deutschen Presse-Agentur. Kommunikationsverbindungen seien teilweise abgerissen.

Auch andere Orte in dem Bürgerkriegsland sind auf Unterstützung angewiesen. Nach Einschätzung des Nothilfebüros der Vereinten Nationen brauchen Hunderttausende Menschen dringend Hilfe.

Das Welternährungsprogramm (WFP) hat unterdessen die Versorgung Tausender Familien in Libyen mit Lebensmitteln aufgenommen. Man habe damit begonnen, dringend benötigte Nahrungsmittelhilfe für mehr als 5000 Familien bereitzustellen, teilte die Organisation mit.

„Diese verheerenden Überschwemmungen haben ein Land heimgesucht, in dem eine tiefe politische Krise bereits so viele Menschen in eine verzweifelte Lage gebracht hat. Neben dem tragischen Verlust von Menschenleben sind nun Tausende von Familien in Darna ohne Nahrung und Unterkunft“, sagte die Exekutivdirektorin des WFP, Cindy McCain.

Foto: EU, Copernicus Sentinel-2, via Wikimedia Commons | Lizenz: Commission Delegated Regulation (EU) No 1159/2013

UN-Büro ruft zu Nothilfen auf

In einem Dringlichkeitsappell rief das UN-Büro für humanitäre Hilfe zu Soforthilfen in Höhe von 71,4 Millionen Dollar (rund 67 Millionen Euro) auf, „um den dringenden Bedarf von 250 000 am stärksten betroffenen Libyern zu decken“.

Die Lage im Nordosten des Landes sei kritisch. Fast 900.000 Menschen in fünf Provinzen des Landes lebten in Gebieten, die vom Sturm „Daniel“ und den dadurch ausgelösten Sturzfluten „direkt und in unterschiedlichem Ausmaß“ betroffen seien.

Eine erste Hilfslieferung des Technischen Hilfswerks (THW) traf unterdessen in Libyen ein. Zwei im niedersächsischen Wunstorf gestartete Bundeswehrflugzeuge mit insgesamt 30 Tonnen Hilfsgütern an Bord seien am Donnerstagabend in der Hafenstadt Bengasi gelandet, sagte ein THW-Sprecher. Es handelte sich den Angaben nach um 100 Zelte mit Beleuchtung, 1.000 Feldbetten, 1.000 Decken, 1.000 Isomatten, 1.000 Wasserfilter und 80 Stromgeneratoren.

Foto: Fotis A., via Wikimedia Commons | Lizenz: CC BY-SA 4.0

Sturmtief „Daniel“ erfasste Libyen

„Daniel“ hatte das nordafrikanische Land am Sonntag erfasst und heftige Regenfälle ausgelöst. Nahe der Stadt Darna brachen zwei Dämme, ganze Viertel der 100 000 Einwohner zählenden Stadt wurden regelrecht ins Meer gespült.

„Wir erwarten eine sehr hohe Zahl von Opfern“, sagte Bürgermeister Abdel-Moneim al-Gheithy dem arabischen Fernsehsender Al-Arabija. Ausgehend von den zerstörten Stadtbezirken könnten es „18.000 bis 20.000 Tote sein“.

UN-Nothilfekoordinator Martin Griffiths sagte: „Ganze Wohnviertel sind von der Karte verschwunden.“ Die Lage sei „schockierend und herzzerreißend“. Die vordringlichste Aufgabe sei es nun, die Ausbreitung von Krankheiten zu verhindern.

Nach Einschätzung des Leiters der Libyen-Delegation beim Internationalen Roten Kreuz, Yann Fridez, könnte es „viele Monate, vielleicht Jahre dauern, bis die Anwohner sich von diesem riesigen Ausmaß an Zerstörung erholt haben“.

Angesichts der verheerenden Naturkatastrophen in Libyen wie auch in Marokko, wo ein schweres Erdbeben vor einer Woche Tausende in den Tod gerissen hatte, ruft das Deutsche Rote Kreuz (DRK) zu Spenden auf.

DRK-Präsidentin Gerda Hasselfeldt sagte der „Rheinischen Post“ (Freitag): „Wir wissen, dass die Betroffenheit angesichts des Erdbebens in Marokko sowie der Flutkatastrophe in Libyen auch in der deutschen Bevölkerung groß ist und der Wunsch, den Menschen vor Ort Unterstützung zu bieten, ebenso.“

Foto: DITIB Zentralmoschee Köln

Muslime sollen am Freitag für Libyen und Marokko spenden

Muslime in Deutschland sollen sich am Freitagsgebet beteiligen und dabei für die Menschen in Libyen und Marokko spenden. Dazu hat der Koordinationsrat der Muslime (KRM) am Donnerstagabend in Köln aufgerufen.

In vielen deutschen Moscheen würden Spenden gesammelt für die Opfer von Erdbeben und Überflutungen und deren Angehörige.

Zum KRM gehören neben dem Zentralrat der Muslime in Deutschland (ZMD) und dem Islamrat die Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion (DITIB), der Verband der Islamischen Kulturzentren, die Union der Islamisch Albanischen Zentren in Deutschland und der Zentralrat der Marokkaner in Deutschland.

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Marokko ordnet Staatstrauer an: Mehr als 2.000 Tote nach Erdbeben

marokko erdbeben

In Marokko kam es in der Nacht zum 9. September zu einem schweren Erdbeben. Deutsche Muslime rufen zu Spenden auf.

Rabat/Berlin (dpa/iz). Nach dem schweren Erdbeben seit Jahrzehnten in Marokko haben die Menschen in den Katastrophengebieten die zweite Nacht in Unsicherheit und Trauer um die Opfer verbracht.

In Marokko steigen die Opferzahlen weiter an

Die Zahl der Toten stieg nach Behördenangaben auf inzwischen 2012. Mindestens 2.059 weitere Menschen wurden verletzt, mehr als die Hälfte davon schwer, wie marokkanische Medien in der Nacht auf Sonntag unter Berufung auf das Innenministerium berichteten.

Das Beben vom späten Freitagabend war das schlimmste seit mehreren Jahrzehnten in dem nordafrikanischen Land. König Mohammed VI. ordnete eine dreitägige Staatstrauer an.

Trotz zahlreicher Hilfsangebote aus aller Welt hat die Regierung des Landes bislang offiziell keine Unterstützung angefordert. Dieser Schritt ist nötig, bevor ausländische Rettungskräfte eingesetzt werden können.

marokko erdbeben

Foto: Maghreb Post 2023

Dennoch halten sich Einsatzkräfte des Technischen Hilfswerks (THW) und von weiteren Hilfsorganisationen in Deutschland und anderen Ländern für einen möglichen Flug in das Katastrophengebiet bereit. „Von unserer Seite ist alles in die Wege geleitet“, sagte eine Sprecherin des THW am Samstagabend der Deutschen Presse-Agentur.

Wie das marokkanische Portal Hespress meldete, ist ein erstes spanisches Team mit Suchhunden in Marokko eingetroffen. 

Die Staats- und Regierungschefs der EU boten in einem Brief an den König ihre Hilfe an und drückten ihre Anteilnahme aus. „Als enge Freunde und Partner Marokkos sind wir bereit, Ihnen in jeder Weise zu helfen, die Sie für nützlich halten“, heißt es in dem Schreiben.

Weltgesundheitsorganisation geht von 300.000 Betroffenen aus

Das Epizentrum lag gut 70 Kilometer südwestlich von Marrakesch im Atlasgebirge. Dort liegen Ortschaften entlang steiler und kurvenreicher Serpentinen. Da Erdbeben in Nordafrika relativ selten auftreten, sind Gebäude nach Einschätzung von Experten nicht robust genug gebaut, um solchen starken Erschütterungen standzuhalten. Das Beben der Stärke 6,8 hatte am späten Freitagabend Panik ausgelöst.

Besonders betroffen sind die abgelegenen Dörfer im hohen Atlas, dem Epizentrum des Erdbebens, dort wurde bis jetzt eine hohe Zahl an Todesopfern verzeichnet. Die Bewohner versuchen mit allen möglichen Mitteln, ihre Nachbarn unter den Trümmern zu erreichen. Nach Angaben des Portals „Maghreb Post“ ereigneten sich die meisten Toten im ländlichen Bezirk Al Haouz.

Foto: Max Brown, Unsplash

In Gebieten vom Atlasgebirge bis zur Altstadt von Marrakesch wurden einige Gebäude zerstört und berühmte Kulturdenkmäler beschädigt. Das Beben sei in einem Umkreis von 400 Kilometern zu spüren gewesen, sagte Nasser Jabour, Leiter einer Abteilung des Nationalen Instituts für Geophysik, der marokkanischen Nachrichtenagentur MAP.

Blockierte Straßen hindern Krankenwagen daran, die Verwundeten zu erreichen. Während sich die Behörden bemühen, die Trümmer zu beseitigen, gestalten sich die Rettungs- und Hilfsmaßnahmen angesichts des bergigen Geländes als äußerst schwierig.

Deutschlands Muslime rufen zu Spenden auf

Direkt nach Bekanntwerden des Bebens und seiner Ausmaße riefen muslimische Organisationen und Helfer in Deutschland zur Nothilfe für das marokkanische Erdbebengebiet auf. 

Am Samstag startete die Hilfsorganisation Islamic Relief Deutschland einen ersten Aufruf. „Spende jetzt und hilf den betroffenen Menschen in Marokko!“, hieß es auf ihrer Webseite: https://www.islamicrelief.de/erdbeben-marokko/

Die Tuisa hilft Stiftung veröffentlichte am Sonntagmorgen einen Spendenaufruf für die Menschen im Erdbebengebiet. Mehr dazu findet sich auf ihrer Webseite: https://tuisa.de/

Der Koordinationsrat der Muslime drückt den Marokkanerinnen und Marokkanern Beileid aus und ruft zur Erdbeben-Nothilfe auf:

„Wir sind tief betroffen angesichts der Folgen des Erdbebens in Marokko. Aktuellen Zahlen zufolge sind über 800 Menschen ums Leben gekommen. Es ist zu befürchten, dass diese Zahl noch weiter ansteigen könnte. Möge Allah die Verstorbenen in seiner Barmherzigkeit aufnehmen. Mögen die Verletzten schnell und vollständig genesen“, hieß es auf der Webseite des Verbands.

Alle seien aufgerufen, sich an der Hilfe „für das marokkanische Volk“ zu beteiligen. Partner-Hilfsorganisationen der KRM-Mitglieder hätten jetzt schon mit der Koordinierung der Hilfe begonnen.

Auf der Webseite der Crowdfundingplattform Commonsplace finden sich mehrere Spendenaufrufe für das Erdbebengebiet: https://www.commonsplace.de/