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Niger: Zunahme von Gewalt

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Im westafrikanischen Niger ist die Sicherheitslage auch nach dem Coup der Militärs weiterhin kritisch. (KNA). Im Juli putschte im Niger die Armee – angeblich um die grassierende Gewalt im Land […]

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Niger: Das Great Game läuft in Echtzeit

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Der Staatsstreich in Niger ist der sechste in Westafrika in nicht einmal drei Jahren. Mittlerweile stehen vier Länder ohne gewählte Regierung da. (iz/IPS/GFP.com). Am 26. Juli 2023 trat Oberst-Major Amadou […]

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Niger: Ecowas-Sanktionen belasten Bevölkerung

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Im Niger steht eine Militär-Intervention nach dem Staatsstreich zwar nicht direkt bevor. Doch belasten Ecowas-Sanktionen das Land.

Niamey (KNA) Die nach dem Staatsstreich in Niger verhängten Sanktionen haben gravierende Folgen für die dortige Bevölkerung. Bereits vor dem Putsch am 26. Juli waren in dem Land nach UN-Angaben 3,3 Millionen Menschen von schwerer Ernährungsunsicherheit betroffen. Bleiben die Sanktionen bestehen, wird sich die Lage weiter verschärfen.

Niger: Politische Zukunft nach Putsch weiter ungewiss

Die Westafrikanische Wirtschaftsgemeinschaft Ecowas hatte die Strafmaßnahmen verhängt, um die Junta um General Abdourahmane Tiani zum Einlenken zu zwingen und die Freilassung von Präsident Mohamed Bazoum zu erwirken. Erfolgreich war das bisher nicht. Bazoum wird weiter festgehalten und soll nach dem Willen der Junta wegen Hochverrats angeklagt werden.

Die Sanktionen treffen allerdings die Zivilbevölkerung. Die katholische Bischofskonferenz im Nachbarland Benin fordert deshalb, die Maßnahmen, wozu beispielsweise Grenzschließungen gehören, zu beenden oder zumindest zu entschärfen. Schon jetzt leide Niger unter Armut und Elend. Im Entwicklungsindex der Vereinten Nationen belegt das Land Platz 189 von 191.

Über Sanktionen und deren Auswirkungen sprach in Nigeria nun auch Bundesentwicklungsministerin Svenja Schule (SPD) mit Ecowas-Präsident Omar Touray. Schulze ist Präsidentin der Geberländer-Gruppe „Sahel-Allianz“ und betonte, im Zentrum müsse eine friedliche Lösung stehen. Nach Mauretanien besuchte sie am Mittwoch und Donnerstag Nigeria.

Foto: Rawpixel Ltd.

Fünfter Staatsstreich seit Unabhängigkeit

Im Krisenland Niger, das seit seiner Unabhängigkeit 1960 von Frankreich bereits seinen fünften Staatsstreich erlebt, kehrt derweil trotz neuer Ausnahmesituation recht schnell wieder Alltag ein. „Als humanitäre Organisation ist es uns gelungen, einige Tage nach dem Staatsstreich wieder unsere Arbeit aufzunehmen“, sagt Paolo Cernuschi, Landesdirektor des International Rescue Committee (IRC), der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).

Dennoch sind die Konsequenzen des Putsches nicht zuletzt für die Hilfsorganisation allgegenwärtig. „Aufgrund der geschlossenen Grenzen können Mitarbeiter nicht zurück ins Land kommen.“

Der Ernährungssektor ist von den Grenzschließungen betroffen, medizinische Produkte können ebenso wenig importiert werden. „Aktuell können wir arbeiten“, so Cernuschi. Ändere sich die Situation nicht, könne es mittelfristig zu Engpässen kommen.

Unklar ist außerdem, ob und wann es Einschränkungen bei der Bargeldversorgung gibt. Nach einem anfänglichen Ansturm auf Banken habe sich die Lage zwar beruhigt. Ein kontinuierlicher Zugang sei aber für Cash-Transfer-Programme wichtig, sagt Cernuschi. Sie werden zunehmend genutzt, um Haushalte in Notlagen schnell und unbürokratisch zu unterstützen.

Zu beobachten sind überdies Preissteigerungen bei Lebensmitteln. Nach Angaben des Welternährungsprogramms stieg der Preis für Reis in der Woche nach den angekündigten Sanktionen um 17 Prozent. Wenn Ware, etwa aus dem Nachbarland Nigeria nicht mehr nach Niger kommen, erhöhen sich die Preise für die noch vorhandenen Vorräte.

Foto: Mercy Corps | Lizenz: CC-BY-SA 3.0

Sicherheitslage beeinträchtigt Helfer

Das katholische Hilfswerk Misereor sieht auch wegen der heiklen Sicherheitslage die Arbeit von Partnerorganisationen im Niger zunehmend beeinträchtigt. Am Donnerstagmorgen sagte Hauptgeschäftsführer Pirmin Spiegel: „Der Zugang zu benachteiligten Bevölkerungsgruppen in abgelegenen Regionen wird komplizierter und riskanter, die für die Arbeit notwendigen Ausrüstungen, Strom und Treibstoff werden knapper.“

Auch gebe es immer wieder Angriffe auf Mitarbeitende und Versuche bewaffneter Gruppen, Fahrzeuge und Materialien zu entwenden.

Am Dienstag kam es unterdessen zum ersten Terroranschlag seit dem Putsch. In der Region Tillaberi im Südwesten, die an die Nachbarländer Mali und Burkina Faso grenzt, wurden nach Angaben der Armee 17 Soldaten ermordet und 20 verletzt. In dieser Region unweit der Hauptstadt Niamey ist vor allem die Terrorgruppe Islamischer Staat aktiv.

Auch wenn dem Niger keine unmittelbare Militär-Intervention mehr bevorsteht und sich Berichten zufolge auch die Afrikanische Union gegen eine solche aussprach, treffen sich am Donnerstag und Freitag die westafrikanischen Armeechefs. Ihr Ziel: Sie wollen gemeinsam über die Aufstellung einer Einsatztruppe beraten.

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Jeder Zweite sieht eine Gefahr in ihnen: Wer sind die Reichsbürger?

Polizei Gewalt

Am 7. Dezember hat die Polizei 25 Personen verhaftet. Nach weit mehr als 120 Hausdurchsuchungen wurde ihnen die Planung eines Putsches zur Last gelegt. Insgesamt laufen laut Behörden Ermittlungen gegen mehr als 50 mutmaßliche Mitglieder des Netzwerkes Ermittlungen. Von Claire Burchett

(The Conversation/iz/dpa). Die Gruppe wird beschuldigt, Heinrich XIII. Prinz Reuß (den Angehörigen eines alten Adelsgeschlechts) durch einen Staatsstreich an die Macht bringen zu wollen. Unter den Festgenommenen waren auch „Reichsbürger“. Hierbei handelt es sich um eine formlose Bewegung von Netzwerken und Einzelpersonen, von denen viele rechtsextreme Ansichten haben. Sie wurden schon früher von Gewalttaten abgehalten. Aber dieser jüngste Vorfall und sie haben größere Besorgnis ausgelöst.

Eine „ernste Gefahr“ für die Ordnung

Etwa die Hälfte der deutschen Bevölkerung glaubt, dass von sogenannten Reichsbürgern eine ernste Gefahr für die Demokratie und ihre Repräsentanten ausgeht. Bei einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov aus dem Jahre 2016 vertraten 53 Prozent der Teilnehmer diese Ansicht. 31 Prozent der Befragten sehen eine solche Gefahr nicht. 15 Prozent der Teilnehmer der repräsentativen Umfrage im Auftrag der Deutschen Presse-Agentur äußerten sich zu dieser Frage unentschieden.

Im Westen wird die Gefahr den Angaben zufolge etwas größer eingeschätzt als im Osten Deutschlands. Während im Westen rund 56 Prozent der Bevölkerung der Ansicht sind, dass diese Extremisten eine ernste Gefahr für die Demokratie und ihre Repräsentanten sind, glauben das in den neuen Bundesländern nur 44 Prozent der Menschen.

Dass Reichsbürger auch für sie selbst eine Bedrohung darstellen könnten, denkt nur eine Minderheit. 63 Prozent der Menschen in Deutschland sehen ein solches persönliches Risiko laut Umfrage nicht. Knapp jeder fünfte (19 Prozent) gab an, er fühle sich durch diese Extremisten etwas bedroht. Lediglich sieben Prozent der erwachsenen Bürgerinnen und Bürger sind der Meinung, dass Reichsbürger für sie persönlich sehr bedrohlich seien.

Ein Adliger und eine Richterin

Unter den Verhafteten befand sich eine frühere Bundestagsabgeordnete der AfD, die bis zu ihrer Verhaftung Richterin in Berlin war. Birgit Malsack-Winkemann vertrat die Partei von 2017 bis 2021. Darüber hinaus wurden mehrere ehemalige und aktive Soldaten im Zusammenhang mit Putschvorbereitungen verhaftet. Dies gibt den Ermittlungsbehörden Anlass zu großer Sorge, da solche Verbindungen gefährlichen Extremisten Zugang zu Waffen und ausgebildeten Personen verschaffen könnten.

Anfang 2022 wurde Reuß von Medien als der Reichsbürgerszene nahestehend und Anhänger von Verschwörungstheorien bezeichnet. Das veranlasste seine Familie, sich öffentlich von ihm zu distanzieren. Abgesehen von einer Rede im Jahr 2019 auf der WorldWebForum-Konferenz in der Schweiz, die eine antisemitische und geschichtsrevisionistische Botschaft enthielt, wurde er kaum bekannt. Die Beteiligung eines Aristokraten spricht für die monarchistischen Beweggründe einiger Reichsbürger, die wieder einen Kaiser als Staatsoberhaupt einsetzen wollen.

Keine zentralisierte Struktur, aber gemeinsame Überzeugungen

Die Reichsbürger haben keine zentralisierte Struktur, aber nach neuesten Zahlen mindestens 23.000 Anhänger. Ihre wichtigste Überzeugung ist, dass der derzeitige deutsche Staat sowie seine Institutionen und demokratisch gewählten Vertreter nicht legitim sind. Sie verweigern sich der Anerkennung staatlicher Autorität, wenn es beispielsweise um Steuern geht. In der Pandemie wurden sie berüchtigt, da sie sich der Einhaltung von COVID-19-Beschränkungen verweigerten.

Einige halten offizielle Dokumente wie Personalausweis und Reisepass für illegitim. Andere ziehen es vor, sich mit einem Staatsbürgerschaftsnachweis auszuweisen, während ein Teil illegale Reisepässe und Führerscheine fabriziert. 2021 wurde ein Beamter aus dem Dienst entfernt, nachdem er einen Reisepass beantragte, in dem das Königreich Bayern aus Geburtsort aufgeführt werden sollte.

BRD GmbH oder die Ablehnung des Staates

Die Mitglieder der Gruppe glauben mehrheitlich, dass eine frühere Version des deutschen Staates die rechtmäßige Form ist – es bestehen Unstimmigkeiten darüber, welche. Einige meinen, dass die wahre Form Deutschlands zwischen 1871 und 1918 bestand. Andere führen die Verfassung der Weimarer Republik in der Zwischenkriegszeit als die des eigentlichen Staates an. Ein Rest konzentriert sich auf das Jahr 1937, um zu zeigen, was sie als die legitimen Grenzen des Staatsgebiets ansehen, das damals das ehemalige Königreich Preußen, Teile des heutigen Polen und Russland, nicht aber Österreich umfasste, das 1938 annektiert wurde.

Ein verbindender Glaube aller ist, dass der gegenwärtige Staat keinerlei Souveränität besitze. Sie meinen, die westlichen Alliierten Frankreich, Großbritannien und die USA würden weiterhin die Kontrolle haben, obwohl ihre Besetzung Westdeutschlands 1955 endete. Daher betrachten sie die Bundesrepublik als „Marionettenregime“, die nicht den Interessen der Deutschen diene. Manchmal bezeichnen sie diese als BRD GmbH, die keine Macht beanspruchen könne.

Überschneidungen mit Rechtsextremen

Ein ähnlicher Revisionismus ist in der breiteren deutschen extremen Rechten verbreitet, insbesondere bei einigen Mitgliedern der populistischen AfD-Partei. Die Leugnung der Bedeutung des Holocaust und die Betonung „positiver“ Momente der Geschichte fördern die Relativierung des Mordes an den europäischen Juden und des Antisemitismus. Im Gegensatz zu dieser, die ihre Rhetorik an den politischen Mainstream angepasst hat, missachten einige Reichsbürger die geltenden Gesetze, die Holocaustleugnung und Nazi-Propaganda verbieten. Die Gruppe wird mit unverhohlenem Hass auf Juden und Verbreitung von antisemitischen Verschwörungstheorien sowie mit offener Holocaustleugnung in Verbindung gebracht. Im März 2020 beschlagnahmte die Polizei bei Razzien in Wohnungen einiger Anhänger Neonazipropaganda.

Gewalt wird attraktiv

Einige Reichsbürger beginnen offenbar, sich an politischer Gewalt zu beteiligen. Die jüngsten Festnahmen folgten auf mehrere andere Vorfälle. Im Jahr 2016 wurde ein Polizeibeamter bei einer Razzia wegen der illegalen Waffensammlung eines Mitglieds erschossen. Im August 2020 versuchten einige im Rahmen eines Protestes gegen COVID-19-Beschränkungen, in den Deutschen Bundestag einzudringen. Im Umfeld der Razzia sprach das Innenministerium von 21.000 Reichsbürgern. Zehn Prozent von ihnen sei gewaltbereit.

Die Gegenwart ehemaliger und aktiver Soldaten beziehungsweise Polizisten sowie einer ehemaligen Bundestagsabgeordneten (und aktiven Richterin) unter den jüngst Verhafteten legt nahe, dass sie nicht ganz ohne Einfluss sind. Die AfD hat lange jede Verbindung zu ihnen geleugnet, aber sich in den letzten Jahren kontinuierlich nach rechts bewegt. 2019 berichtete das Innenministerium von vereinzelten Verbindungen von Reichsbürgern und Partei.

Man könnte sie als Randgruppe betrachten, aber ihre Ideen sind offensichtlich für einige so attraktiv, dass sie davon überzeugt sind, ein Staatsstreich sei ein lohnendes Unterfangen. Und Verbindungen zu einflussreicheren Organisationen würden sie noch gefährlicher machen – weshalb diese Angelegenheit von den Behörden so ernst genommen wird.

* Veröffentlicht im Rahmen einer Creative Commons-Lizenz.

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Erneuter Militärputsch in Burkina Faso: Hauptmann Ibrahim Traore übernimmt die Macht

Burkina Faso erlebt den zweiten Putsch seit Jahresbeginn. Jetzt hofft die Bevölkerung, dass sich die Sicherheitslage in dem Krisenstaat endlich verbessert. Von Katrin Gänsler

Ouagadougou (KNA). Paul-Henri Damiba ist in Burkina Faso Geschichte. Der Militäroffizier, der Ende Januar nach dem Staatsstreich gegen Roch Marc Christian Kabore an die Macht kam, ist in der Nacht zu Samstag, den 01. Oktober, abgesetzt worden. In einer Ansprache im staatlichen Fernsehen RTB ernannte die Junta Ibrahim Traore zum neuen Präsidenten der regierenden Patriotischen Bewegung zur Rettung und Wiederherstellung (MPSR). Damit erlebt der Sahelstaat (21,9 Millionen Einwohner) den zweiten Putsch in gerade einmal acht Monaten. Über Damiba heißt es aus verschiedenen Quellen, dass er auf dem Weg nach Togo sei.

Begonnen hatte der erneute Machtwechsel am Freitag mit Schüssen in der Hauptstadt Ouagadougou. Dort, berichtet der Journalist Gerard Beogo gegenüber der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA), sei es am Samstagmittag ruhig gewesen. Viele Geschäfte hätten geschlossen. „In anderen Städten des Landes geht das Leben aber normal weiter“, so Beogo. Seiner Meinung nach ist der Coup keine große Überraschung. „Viele standen nicht mehr hinter Damiba.“ Seine Ankündigung, den Terrorismus zu bekämpfen, habe er nicht erfüllt.

Damiba galt international als jemand, der gute Beziehungen zu Europa pflegte. Und er schien offen für Verhandlungen. Die Sichtweise seiner Landsleute ist jedoch eine andere. Gerade gegen die Präsenz der einstigen Kolonialmacht Frankreich im Sahel – im Nachbarland Mali ist im August die wenig erfolgreiche Anti-Terrormission Barkhane beendet worden – regt sich Widerstand. Als neuer Partner für Burkina Faso wird zunehmend Russland ins Spiel gebracht. In Mali sind bereits Kräfte der russischen Sicherheitsfirma Wagner stationiert. In den vergangenen Monaten wurden den Söldnern, ebenso wie malischen Streitkräften, mehrfach schwere Menschenrechtsverletzungen vorgeworfen.

Welche Strategie nun der 34-jährige Traore verfolgt, ist noch unklar. Er war bisher Leiter der 2019 gegründeten Anti-Terror-Einheit „Cobra“ in der Region Kaya nördlich von Ouagadougou. Dass ausgerechnet jemand von „Cobra“ ernannt wurde, könnte auch auf Querelen innerhalb des Militärs hindeuten. Nach Informationen des Magazins „Jeune Afrique“ warten die „Cobra“-Soldaten auf nicht gezahlte Prämien. Kritik gibt es zudem, weil ihr früherer Chef, Emmanuel Zoungrana, seit Anfang Januar in Haft sitzt. Ihm wird die Vorbereitung eines Staatsstreiches vorgeworfen. Sein Prozess soll Ende Oktober stattfinden.

Im Nordosten des Landes ist sich derweil Francois Paul Ramde, Koordinator der nichtstaatlichen „Geschwisterlichen Union der Gläubigen von Dori“, sicher: Die neuen Unwägbarkeiten werden den Kampf gegen die Terroristen nicht erleichtern, im Gegenteil. „Man wird sich mit der politischen Entwicklung beschäftigen – und weniger mit dem Kampf gegen den Terrorismus. Das macht uns Angst.“

Seit Ende 2015 haben sich islamistische Terrorgruppen, die Al-Qaida und dem Islamischen Staat nahestehen, vor allem von Mali aus in Burkina Faso ausgebreitet. Aufgrund der Gewalt sind nach Regierungsangaben mittlerweile mehr als 1,9 Millionen Menschen auf der Flucht. Der ehemalige Präsident von Niger und derzeitige Vermittler in der Burkina-Faso-Krise, Mahamadou Issoufou, schätze im Juni, dass sich 40 Prozent des Landes nicht mehr unter Regierungskontrolle befinden. Nach Informationen der Vereinten Nationen sind mehr als 4.200 Schulen geschlossen.

Seit der Unabhängigkeit im Jahr 1960 galt Burkina Faso stets als eines der ärmsten Länder der Welt. Die Sicherheitskrise hat die Situation weiter verschlimmert. „Wir haben Angst, über den Landweg zu reisen“, beschreibt Ramde den Alltag. Provinzhauptstädte seien noch einigermaßen gesichert, Fahrten in Dörfer nahezu unmöglich. „Wir können deshalb nur die Daumen drücken und beten“, sagt der Mann aus Dori. Der Kampf gegen die Terroristen müsse unbedingt fortgesetzt werden.

Denkpause nach dem Putschversuch

(iz). Wenn es einen Putschversuch im Lande gibt, wissen die Menschen nie, worum es wirklich geht und was gerade wirklich passiert und ob das nicht alles nur ein Albtraum ist. […]

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Kommentar: Bei Maybritt Illner wurde über die Lage in Ägypten gestritten

(iz). Freunde, die sich um meine Emotionen sorgen, empfehlen mir schon länger die Abstinenz von Talk-Shows. Am Donnerstagabend dann der Rückfall: Die tragische Lage in Ägypten ist es, die mich […]

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In Ägypten wird Ausnahmerecht wieder zum Normalfall

(iz). Ein Putsch soll es nach Auffassung des amerikanischen Außenministeriums nicht gewesen sein. Bisher hat das neue Regime in Kairo auch auf eine explizite Verhängung des Ausnahmezustandes verzichtet. Eini­ge Tage […]

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Deutschlands Medien und Anhänger der „Säkularisten“ entlarven sich durch ihren zynischen Sprachgebrauch

(Emran Feroz). Nachdem in Ägypten erst der Putsch des Militärs gefeiert wurde, hat sich nun die Lage erneut zugespitzt. In den letzten Tagen kam es zu mehreren Massakern gegen friedliche […]

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Hintergrund: US-Militärhilfe an Ägypten wackelt. Obama meidet das Wort „Putsch“

Milliarden fließen jedes Jahr von Washington nach Kairo. Doch der Sturz eines demokratisch gewählten Präsidenten durch das Militär könnte den Geldhahn zudrehen. Ein Dilemma – nicht nur für Ägypten, sondern auch für die USA.

Washington (dpa) – Stundenlang bleibt US-Präsident Barack Obama nach der Entmachtung des ägyptischen Präsidenten Mohammed Mursi stumm. Im abhörsicheren „Situation Room“ im Keller des Weißen Hauses berät er über die brenzlige Lage in Kairo mit Verteidigungsminister Chuck Hagel, CIA-Chef John Brennan, Generalstabschef Martin Dempsey und anderen ranghohen Mitgliedern seines Sicherheitsstabes. Erst nach gründlichem Abwägen wendet er sich kritisch ans ägyptische Militär. „Zutiefst besorgt“ sei er über den Sturz eines demokratisch gewählten Präsidenten, lässt er schriftlich verbreiten.

Das entscheidende Wort „Putsch“ vermeidet Obama bewusst. Denn sollten die USA Mursis Sturz tatsächlich als Coup d'Etat definieren, könnte das erhebliche finanzielle Konsequenzen haben: Ein US-Gesetz von 1961 schränkt die Hilfe an die Regierung jedes Landes ein, „dessen ordnungsgemäß gewählter Staatschef durch einen Militärputsch oder -erlass abgesetzt wird“. Er habe seine Regierung angewiesen, zu prüfen, welche Konsequenzen die Ereignisse auf die Hilfe für Ägypten hätten, sagt Obama. Das klingt ein wenig so, als suche er nach dem Ausweg aus einer Zwickmühle.

Empfänger von US-Hilfe
Kairo gehört seit Jahrzehnten zu den größten Empfängern von US-Militärhilfe: Rund 1,3 Milliarden Dollar (knapp eine Milliarde Euro) flössen jährlich in die Verteidigungskasse nach Kairo, heißt es im jüngsten Bericht der Recherchestelle des US-Kongresses. Das ist einerseits Folge des 1979 geschlossenen Friedensplanes zwischen Israel und Ägypten, andererseits ist es Geld, das die amerikanische Rüstungsindustrie anfeuert. Daran, den Geldhahn zuzudrehen, dürfte beiden Seiten nicht gelegen sein.

Zwei Drittel des Geldes gibt Kairo für Waffenkäufe und Zubehör beim Finanzier selbst aus. Allein der US-Rüstungskonzern Lockhead Martin lieferte in den vergangenen zehn Jahren Kriegsgerät im Wert von 3,8 Milliarden Dollar an das ägyptische Militär. Die Teile für die M1-Panzer auf dem Tahrir-Platz kamen aus dem Werk des Rüstungskonzerns General Dynamics im Mittleren Westen der USA. Durch die Aufträge aus Nordafrika können die Fließbänder am Standort Lima (Ohio) weiterlaufen – Bestellungen aus dem eigenen Land sind dort erst wieder 2017 zu erwarten. Kairo kauft auch Fregatten der Knox-Klasse, F-16-Kampfjets und Apache-Hubschrauber „made in USA“.

Auch im Haushaltsjahr 2014 will Präsident Barack Obama die Militärhilfe von 1,3 Milliarden Dollar fortschreiben. US-Außenminister John Kerry betont: „Eine starke Sicherheitspartnerschaft zwischen Ägypten und den USA, unterlegt mit Militärhilfe, erhält uns einen Draht zur ägyptischen Militärführung, die zu den Hauptmeinungsmachern des Landes gehört.“ Obendrein sollen 250 Millionen für die ökonomische Entwicklung überwiesen werden.

Haben die USA ihre Unterstützung entzogen?
Doch zahlreiche US-Politiker kritisieren seit längerem den Deal mit dem unberechenbaren Land, der vor allem auf die guten Beziehungen zwischen dem ehemaligen US-Präsidenten Jimmy Carter und seinem ägyptischen Amtskollegen Anwar el Sadat zurückgeht. „Ägyptens Militär ist unser Freund – aber Mursi ist unser Feind“, sagte kürzlich etwa der konservative Senator James Inhofe (Oklahoma), als er den Lieferstopp der F16-Kampfjets nach Kairo forderte.

Auch der republikanische Senator John McCain (Arizona) dringt darauf, die Militärhilfe zu überdenken. Statt mit Kampfjets und Panzern solle die US-Regierung Ägypten besser mit Technik zur Bekämpfung von Aufständen und Terrorismus ausrüsten.

Befürworter sehen in den Überweisungen nach Ägypten eine Möglichkeit, Einfluss zu nehmen: auf den Demokratisierungsprozess etwa oder auf die Wahrung des israelisch-ägyptischen Friedensvertrags. Für manche Kritiker ist das nicht genug. „Die Regierung hat ihre militärischen Beziehungen (zu Ägypten) auf Autopilot gestellt“, kritisiert Michelle Dune vom Thinktank „Atlantic Council“ in der „Washington Post“. Washington habe die diplomatischen Beziehungen zu Mursi einfach so weiter unterhalten wie zu seinem Vorgänger Husni Mubarak. „Diese Politik ist eine Art Schlamassel.“

Von einem Provisorium zum nächsten
Der Präsident des obersten ägyptischen Verfassungsgerichts Adli Mansur war gerade mal zwei Tage im Amt, als er vom Militär zu noch größeren Aufgaben berufen wurde. Am Donnerstag wurde er zum Interimspräsidenten des Landes am Nil vereidigt. Bis dahin kannte kaum jemand in Ägypten den 67 Jahre alten Juristen. Adli Mansur ist seit 1992 am Verfassungsgericht tätig, zuletzt war er Vizepräsident. Der Jurist hat unter anderem die gesetzlichen Rahmenbedingungen für die erste freie Präsidentschaftswahl 2012 in Ägypten miterarbeitet, aus der der Kandidat der Muslimbruderschaft, Mohammed Mursi, als Sieger hervorging.

Im Mai dieses Jahres wurde Mansur von Staatschef Mursi für die Nachfolge Maher al-Behairis am obersten Verfassungsgericht bestimmt – mit Zustimmung einer Generalversammlung der Richter. Al-Behairi ging Ende Juni in den Ruhestand. Nach dem geltenden Recht musste Mursi einen der drei am längsten amtierenden Stellvertreter des Gerichts für das hohe Amt auswählen. Die Zustimmung der Vollversammlung war zwingend. Vor dem Arabischen Frühling 2011 konnte der ägyptische Präsident noch selbst frei entscheiden, wen er auf diesen Posten setzt.

Adli Mansur wurde im Dezember 1945 in Kairo geboren. Er studierte dort Jura; ein Stipendium ermöglichte ihm später weitere Studien in Paris. Schon unter Langzeitpräsident Husni Mubarak arbeitete der Jurist für die ägyptischen Justizbehörden. Zwischenzeitlich war er einige Jahre als Berater in Saudi-Arabien. Mansur ist verheiratet, hat zwei Söhne und eine Tochter.

Westerwelle: Rückschlag für Demokratie
Bundesaußenminister Guido Westerwelle (FDP) hat den Umsturz in Ägypten als schweren Rückschlag für die Demokratie in dem nordafrikanischen Land bezeichnet. „Es ist ein schwerwiegender Vorgang, dass die ägyptischen Streitkräfte die verfassungsmäßige Ordnung ausgesetzt und den Präsidenten seiner Amtsbefugnisse enthoben haben“, sagte Westerwelle am Donnerstag in Athen. „Eine solche Aussetzung der demokratischen Ordnung ist keine nachhaltige Lösung der großen Probleme, vor denen Ägypten steht.“

Die ägyptische Militärführung hatte am Mittwoch nach tagelangen teils blutigen Massenprotesten den vor einem Jahr zum Präsidenten gewählten Islamisten Mohammed Mursi abgesetzt. Westerwelle sagte, es bestehe die ernste Gefahr, dass der demokratische Übergang in Ägypten dadurch schweren Schaden nehme. „Das hätte große Folgen weit über das Land hinaus für die gesamte Region.“ Deutschland sei weiter bereit, den Aufbau einer neuen demokratischen Staatsordnung in Ägypten zu unterstützen.