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Russland und die islamische Welt

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Debattenbeitrag: Woher kommt die gutwillige Haltung vieler Muslime und ihrer Regierungen zu den Machthabern in Russland? (iz). Der folgende Text wurde vor dem 7. Oktober verfasst. Daher sind die Folgeereignisse […]

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Krieg: Bücher helfen, durch seinen Nebel zu dringen

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Der Krieg in der Ukraine wird durch soziale Medien nur noch unverständlicher. Bücher helfen beim Verständnis. (iz). Der aktuelle Krieg Russlands in und gegen die Ukraine ist ein passendes Beispiel […]

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Niger: Das Great Game läuft in Echtzeit

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Der Staatsstreich in Niger ist der sechste in Westafrika in nicht einmal drei Jahren. Mittlerweile stehen vier Länder ohne gewählte Regierung da. (iz/IPS/GFP.com). Am 26. Juli 2023 trat Oberst-Major Amadou […]

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Sudan: Gewalt ist ein allgemeineres Symptom

Sudan

Sudan: Der Machtkampf zwischen Armee und RSF-Milizen steht für ein systemisches Problem der politischen Ordnung in Afrika. (The Conversation). Im Sudan ist es trotz ausgerufener Waffenruhe anlässlich der Ramadanfeiertage erneut […]

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Der Krieg in der Ukraine führt in ein Dilemma

Ukraine Demo Solidarität

Zwei legitime Argumentationsketten treffen aufeinander: sich drehen sich um das Recht auf Selbstverteidigung der Ukraine und um die verbreitete Angst vor Selbstzerstörung.

(iz). Robert Oppenheimer dachte an der nach der Zündung der ersten mit Plutonium gefüllten Atombombe 1945 an einen Vers aus der Überlieferung des Hinduismus: „Jetzt bin ich der Tod geworden, der Zerstörer der Welten.“ Die Möglichkeit, den Planeten mit Atombomben zu vernichten, greift fatal in die Schöpfungsgeschichte des Menschen ein.

In der Ukraine kann neuer Schrecken drohen

Nach den Erfahrungen des 20. Jahrhundert droht wieder das Ungeheure, eine nukleare Konfrontation zwischen den Großmächten, nur wenig hunderte Kilometer von Berlin entfernt. Es ist zum Verzweifeln, dass der Zwist um nationale Grenzen in Europa die ganze Welt wieder ins Unglück stürzen könnte.

Wer will angesichts dieser drohenden Katastrophe nicht rebellieren und zum Protest aufrufen? Fakt ist: Die Idee, dass weltstaatliche Institutionen das Potential der Atombomben in der Welt begrenzen, hegen und verwalten ist in Weite ferne gerückt.

Die imaginär vorgestellte Selbstzerstörung trifft in diesen Tagen auf das reale Bemühen der Ukrainer frei von Fremdbestimmung zu sein und fordert nach einer Abwägung. Zwei legitime Argumentationsketten treffen aufeinander: sich drehen sich um das Recht auf Selbstverteidigung der Ukraine und um die verbreitete Angst vor Selbstzerstörung.

Dilemma
Ukraine

Heikler Grat zwischen Solidarität und Vermeidung

Dieser heikle Grat dominiert die Position der Bundesregierung, die Waffen liefert und gleichzeitig keine direkte Konfrontation mit Russland riskieren will. Die öffentliche Debatte nimmt ebenso Fahrt auf, es wird die Frage diskutiert, ob die Atommacht Russland besiegt werden kann: mit welchen Waffen und zu welchem Preis?

Der alte Gegensatz zwischen Krieg und Frieden führt zur Frage, was man in diesem Fall unter Frieden verstehen will. Wer Verhandlungen fordert, muss auch beantworten mit wem, über was und worüber er verhandeln will.

Welche Narrative gelten?

Das Faktum, dass Russland den Krieg zweifellos begonnen hat, ist eine Schlüsselinformation der letzten Monate. Naturgemäß verdrängt sie entscheidende Erzählungen, die die Entstehung des Konflikts und seine Vorgeschichte erklärt.

Hier geht es um die Machtfragen auf dem eurasischen Kontinent und das Schicksal des transatlantischen Bündnisses und langfristig um den Zugang zu wichtigen Energieressourcen. An diesen Machenschaften sind staatliche und nichtstaatliche Akteure involviert. In der Öffentlichkeit wird der Verdacht gestreut, nicht alle Beteiligten wollen den Frieden so schnell wie möglich erreichen.

Dilemma
Ukraine

Widersprüche dulden

Aus dieser Gemengelage heraus, muss eine freiheitliche Gesellschaft Widerspruch und – jenseits der Persönlichkeiten – den Wettstreit von Argumenten dulden. Im Umgang mit gut formulierten Kontrollfragen entscheidet sich der politische Stil und der Beweis der These, dass man in einer Demokratie seine Meinung vertreten kann, ohne verfemt zu werden. Es beweist sich zusätzlich der Charakter der SprecherInnen: Es ist schwer vorstellbar, eine Krise zu bewerten, ohne Tod, Verzweiflung und Verbrechen in der Ukraine zur Sprache zu bringen. Heldentum und Zivilcourage zeigen sich alleine in der Ukraine – nicht an den Schreibtischen, nicht in der Ferndiagnose und auch nicht auf Demonstrationen.

Wo sind wir Muslime?

Muslime begrüßen sich jeden Tag mit dem Friedensgruß. Wie definiert sich unsere Position zu dem Krieg in der Ukraine, wo ist die Stimme der muslimischen Gelehrsamkeit zu dem oben beschriebenen Dilemma? Klar ist, dass die Allmachtsphantasien, die mit atomarer Zerstörung und der Drohung mit ihr einhergehen, kein gläubiger Mensch akzeptieren kann.

Zweifellos verbietet sich nach den Erfahrungen der letzten Jahrzehnte mit dem russischen Imperialismus – von Tschetschenien, über die Krim, bis hin nach Syrien – eine Romantisierung der Rolle Moskaus. Der verbreitete anti-amerikanische Reflex in der muslimischen Weltgemeinschaft erklärt nicht, wie eine künftige Friedensordnung, mitbestimmt von Indien, China oder Russland funktionieren soll. Der Sieg über die kritisierten Doppelstandards des Westens wird kaum mit Mächten gelingen, die überhaupt keine Standards akzeptieren.

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Amnesty: Aggression gegen die Ukraine stoppen

Aggression Ukraine Geopolitik

Russlands Einmarsch in die Ukraine ist ein Verstoß gegen die Charta der Vereinten Nationen, ein Akt der Aggression und damit ein Völkerrechtsverbrechen.

Berlin (Amnesty). „Ich möchte zu Hause leben und rausgehen können, wann ich will. Wir warten auf das Ende, aber wir wissen nicht, auf welches Ende.“ Maryna ist 75 Jahre alt und lebte mit ihrem Ehemann in der ukrainischen Stadt Charkiw. Beide mussten im März 2022 fliehen, weil die russische Armee die Stadt angriff.

Der 11-jährige Oleksandr* wurde im April 2022 gewaltsam von seiner Mutter getrennt, als russische Truppen Mariupol überfielen. Er erzählte später Amnesty: „Sie brachten meine Mutter in ein anderes Zelt. (…) Sie sagten mir, dass man mir meine Mutter wegnehmen würde (…) Ich habe seitdem nichts mehr von ihr gehört.“

Viele Menschen in der Ukraine haben ähnliches Leid erfahren. Die Bevölkerung ist seit Beginn des russischen Angriffskrieges am 24. Februar 2022 den zerstörerischen Angriffen russischer Truppen ausgesetzt. Millionen Menschen sind auf der Flucht.

Aufruf von Amnesty: Aggression gegen die Ukraine stoppen

Das russische Militär begeht wieder und wieder Kriegsverbrechen. Amnesty hat zahlreiche davon dokumentiert und in Berichten veröffentlicht. Dazu zählen Vertreibung und Folter, Verschleppungen oder außergerichtliche Hinrichtungen. Russische Luftangriffe treffen Wohnhäuser, Krankenhäuser oder Schulen und töten Zivilist*innen – auch das sind Kriegsverbrechen. Die Verantwortlichen für diese Gräueltaten müssen vor Gericht gestellt werden.

Russlands Einmarsch in die Ukraine ist ein Verstoß gegen die Charta der Vereinten Nationen, ein Akt der Aggression und damit ein Völkerrechtsverbrechen. Die russische Führung greift die Ukraine, aber auch die internationale Ordnung an, zu deren Grundwerten seit Ende des Zweiten Weltkrieges das Gewaltverbot und die Menschenrechte gehören. Das dürfen wir nicht zulassen.

Die russische Führung muss den Angriffskrieg gegen die Ukraine sofort stoppen. Fordere mit uns weiterhin ein Ende des Angriffskrieges!

Link zum Aufruf:
https://www.amnesty.de/allgemein/kampagnen/russland-angriffskrieg-stoppen?etcc_med=Newsletter&etcc_cmp=Russland-Angriffskrieg-stoppen&etcc_ctv=Ein-Jahr-Angriffskrieg-gegen-die-Ukraine-stoppen&etcc_var=Aktions-NL&the=Ukraine&dat=KW08&j=73928&sfmc_sub=66517324&l=45_HTML&u=1120445&mid=536000658&jb=27

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Debatte: Was sind unsere Gefahren oder stimmen deutsche Sicherheitsdiskurse noch?

Der folgende Debattenbeitrag ist keine Relativierung des real existierenden Extremismus unter einigen Muslimen oder gar von Terrorakten, die in den letzten 20 Jahren verübt wurden. Es ist genauso im Interesse […]

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Kommentar: Muslime zwischen alten und neuen Großreichen

Siedlergewalt Nahost

Völker mit einstigen Reichen vergessen selten ihre Geschichte oder ihre traditionellen Feinde. Russlands Präsident Putin hat das erst wieder mit Wortmeldungen zur Ukraine und NATO deutlich gemacht. Nachdem die Sowjetunion mit US-Hilfe in die Geschichtsbücher verschwand, wandte sie ihre Aufmerksamkeit Bewegungen der muslimischen Welt zu. Unter dem Schleier des „Kriegs gegen den Terror“ verbrachten die USA die letzten 20 Jahre damit, den Aufstieg des neuen Feindes zu stemmen, der die rote Gefahr ablöste. Von Jahangir Mohammed

(Ayaan Institute). Amerika versank im Irak, in Afghanistan, in Afrika und im Arabischen Frühling. In der Zwischenzeit stieg China auf und wurde zu einem ökonomischen Kraftzentrum. Obwohl die USA anderswo erfolgreich waren, scheiterte es mit seiner Strategie in Afghanistan und gegen den Iran (ein weiteres Land, dass alten Glanz zurück will). Der hastige Rückzug vom Hindukusch im letzten Jahr (um sich auf China zu fokussieren) hat das Image als Supermacht schwer beschädigt. Inmitten eines weiteren Propagandakriegs gegen Peking verpassten sie den Aufstieg eines neuen russischen Reiches. Die USA sind verwundet, angeschlagen und stehen vor eigenen Abgründen, während ihre wichtigsten Rivalen aufsteigen und von Großreichen träumen.

Präsident Xi Jinping hat seit seinem Amtsantritt 2012 den verfallenden chinesischen Kommunismus umgestaltet und ihn durch einen Sozialismus mit „chinesischen Merkmalen“ ersetzt. Er inspiriert die Hanchinesen mit Reden über ihre große frühere Zivilisationen und erinnert an vergangene Demütigungen durch die Europäer und Japaner. Jetzt will er das gesamte Volk in einem neuen Reich vereinen und vor allem Taiwan zurückerobern.

In der Zwischenzeit haben Präsident Putin und Russland einen Aufschwung erlebt und sich mit der drohenden Unabhängigkeit des Kaukasus, Georgiens und der Krim befasst. Er hat sein Land im Nahen Osten in Syrien und im Irak fest verankert, und unterstützt ein anderes Volk, das mit der Schaffung von Großserbien an vergangenen Glanz anknüpfen will. Bosniens Serben haben das übernommen. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis es verwirklicht wird und die bosnischen Muslime Gefahr laufen, zu einer historischen Erinnerung zu werden. Auch China steht hinter Serbien. Moskauer Tentakel haben sich in Afrika in Libyen und Mali ausgebreitet, wo die Franzosen kürzlich russischen Söldnern weichen mussten.

Im 21. Jahrhundert erleben wir erneut den Aufstieg großer Machtblöcke. Jenseits von Russland und China hat die Europäische Union einen Block geschaffen, der sich nach Osten ausdehnt. Bisher ist es ein christlicher, der das muslimische NATO-Mitglied Türkei nicht haben will.

In Indien ist die Maske einer säkularen Demokratie gefallen. Und wir können jetzt eine regierende BJP erleben, die eine große Hindu-Kultur der Vergangenheit und ihr früheres Reich wiederbeleben möchte. Dieser Drang ist schon alt, aber wir ließen uns von Schlagworten wie „Säkularismus“ und „Demokratie“ täuschen.

Und wo sind die Muslime in all dem? Nirgendwo. Die Wahrheit ist: Ist man in der gegenwärtigen Welt kein Teil eines Machtblocks oder hat keinen eigenen, wird man vom Anderen unterworfen. Heute stehen einige ihrer Länder vor Krieg, Sanktionen oder ökonomischem Elend. In Europa werden sie diskriminiert. Und in China, Russland und Indien werden großen Gemeinschaften ohne wirkliche Widerstandsmöglichkeiten verfolgt. Indien hat mit 200 Millionen Menschen die größte muslimische Minderheit der Welt, die am Rande des Völkermords steht und scheinbar machtlos ist, das Unvermeidliche zu verhindern. Dies ist die größte sich abzeichnende Katastrophe, der sich die Ummah gegenübersieht, und wir sind uns ihrer nicht bewusst.

Während Allah der eigentliche Beschützer ist, spielt politische Macht in der Welt eine Rolle. Ob als Minderheit oder Mehrheit müssen Muslime sich so organisieren, diese projizieren zu können. Geschichte zählt und wir sollten von ihr lernen. Keine dieser aufsteigenden Mächte hat eine Geschichte der Toleranz gegenüber Islam und Muslimen. Wir sollten wissen, was bei ihnen zu erwarten ist.

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Russlands Angriffskrieg – Wo die Länder des Nahen Ostens stehen

Beim ersten Treffen der arabischen Staats- und Regierungschefs seit langem hätte Algerien gerne Syrien wieder begrüßt. Doch der Wunsch der russischen Schutzmacht stieß auf Widerstand. Wie blicken die arabischen Staaten derzeit auf Moskau? Von Cindy Riechau

Algier (dpa). Die arabische Welt hält sich bislang mit Kritik an Russland und dessen Angriffskrieg gegen die Ukraine zurück. Doch ein Streit innerhalb der Arabischen Liga, die am Dienstag und Mittwoch erstmals seit dreieinhalb Jahren wieder zu einem Gipfel zusammenkam, offenbart, dass die Einstellung zu Russland nicht zwangsläufig bei allen Mitgliedern so neutral ist. Gastgeber Algerien hatte im Vorfeld des Treffens der arabischen Staats- und Regierungschefs gefordert, Moskaus Verbündeten Syrien wieder in deren Reihen aufzunehmen. Doch die Initiative scheiterte am Widerstand einiger Länder.

„Das ist ein Schlag gegen die diplomatische Strategie Russlands, das beträchtliche Ressourcen investiert hat, um zu beweisen, dass es ein zuverlässiger Partner für die arabischen Länder ist“, schreibt der französische Geopolitiker Pierre Boussel in einem Artikel der US-Denkfabrik Carnegie. Der Krieg in der Ukraine habe „gezeigt, dass Moskau nicht der Verbündete ist, für den es sich ausgibt.“

Die Arabische Liga hatte Syriens Mitgliedschaft vor elf Jahren wegen seines brutalen Bürgerkriegs ausgesetzt. Die Wiederaufnahme war ein ausdrücklicher Wunsch von Syriens Schutzmacht Russland. Katar, Ägypten und Saudi-Arabiens waren dagegen. Riad begründete sein Veto damit, dass ein von der Liga erarbeiteter Plan zur Beendigung des Kriegs in Syrien nicht umgesetzt worden sei. Dass Kronprinz Mohammed bin Salman dem Gipfel in Algier fernblieb, deuteten einige Beobachter jedoch als Drücken vor der Auseinandersetzung mit den wahren Gründen. Offiziellen Angaben zufolge rieten Ärzte dem faktischen Herrscher des Golfstaats von der Teilnahme ab.

Riads Einstellung zu Russland ist indes schwer durchschaubar. Das Königreich stimmte etwa einer Förderkürzung für Öl zu. Die USA werteten den Schritt als Unterstützung des russischen Angriffskriegs, da Saudi-Arabien und Russland als die führenden Kräfte im Ölverbund Opec+ gelten. Riad beteuerte, die Gründe für den Beschluss seien „rein wirtschaftlich“. Vor zwei Wochen sicherte der Golfstaat der Ukraine dann humanitäre Hilfe in Millionenhöhe zu. Bei einer UN-Vollversammlung stimmte das Königreich – wie übrigens fast alle anderen arabischen Länder auch – für eine Resolution, die die völkerrechtswidrigen Annexionen Russlands in der Ukraine verurteilt.

Einzig Syriens Regierung, die dank Moskaus Hilfe im Bürgerkrieg wieder rund zwei Drittel des Landes beherrscht, stimmte dagegen.

Der Islam-Experte Boussels sieht die Beziehungen zwischen Moskau und dem Nahen Osten vor allem auch wegen der wirtschaftlichen Auswirkungen des russischen Angriffskriegs belastet. Die Ukraine ist etwa für viele arabische Länder der wichtigste Lieferant für Getreide. „Diese Volkswirtschaften waren noch nie so geschwächt“, sagte er der dpa. Nach Angaben des IWF sind in der Region mehr als 140 Millionen Menschen von Ernährungsunsicherheit bedroht. Das Thema steht ebenfalls auf der Agenda des Gipfels.

Dass sich die USA mehr und mehr aus der Region zurückziehen, bestärkt viele arabische Länder aber in ihrer Zurückhaltung. Sie wollen Konflikte mit anderen Großmächten und damit weitere wirtschaftliche Verwerfungen vermeiden. Für die arabischen Bevölkerungen sind zudem die Kriege im Jemen, Syrien und Libyen viel näher dran.

Russlands Einsatz iranischer Kampfdrohnen in der Ukraine dürfte aber vor allem die Golfstaaten beunruhigen, die im Iran eine existenzielle Bedrohung sehen. Die USA fürchten derzeit zudem iranische Angriffe auf Saudi-Arabiens Territorium. Die wachsende militärische Zusammenarbeit zwischen Moskau und Teheran könnte die Golfmonarchie deshalb womöglich bald zu einer klareren Haltung zwingen.

Moskau schickte zum Auftakt des Gipfels indes warme Worte an die 22 Mitgliedstaaten: Die Zusammenarbeit zwischen Russland und ihnen leiste einen Beitrag zum Frieden in der Welt.

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In Afrika wächst der Einfluss von Putins Söldnern

Mali

Während Wladimir Putin weiter Krieg gegen die Ukraine führt, versucht er, den russischen Einfluss im Nahen Osten und in Afrika auszuweiten. Längst beschäftigt das Treiben der Wagner-Söldner nicht nur Politik-Experten. Von Katrin Gänsler, Markus Schönherr und Joachim Heinz

Pretoria/Porto-Novo/Bonn (KNA). Zum Beispiel Mali. Im September 2021 hieß es aus dem westafrikanischen Staat erstmals, dass die Übergangsregierung unter Assimi Goita einen Vertrag mit der russischen Wagner-Truppe unterzeichnen wolle. Goita, der sich im August 2020 mit einer Gruppe von Generälen an die Macht geputscht hatte, zahlt Berichten zufolge den bis zu 1.000 Söldnern monatlich umgerechnet gut 9,1 Millionen Euro.

Im April dieses Jahres bemühte sich Außenminister Abdoulaye Diop, die Angelegenheit herunterzuspielen: Man unterhalte seit langem eine Kooperation mit dem russischen Staat. Mali ist kein Einzelfall. Die Söldner sollen auch etwa in Libyen, der Zentralafrikanischen Republik, im Sudan oder in Mosambik operieren.

Politik-Experten beobachten das Treiben der Gruppe, die nicht Teil der regulären russischen Streitkräfte ist, mit Sorge. Und das nicht nur, weil Russland sich mit diesem Engagement Einfluss in Afrika sichern will. Im Syrien-Krieg stellten die Söldner unter Beweis, dass bei ihnen Menschenleben nicht viel zählen.

Kenner der Szene wunderte es kaum, als die Vereinten Nationen Anfang August über ein Massaker der malischen Armee an der Grenze zu Mauretanien berichteten. Betroffen davon: Angehörige der ethnischen Gruppe der Peulh. Im Schlepptau der Malier: „weiße Soldaten“, mutmaßlich Wagner-Söldner. Sie sollen auch für den Tod von bis zu 400 Menschen in Moura im Zentrum des Landes mitverantwortlich sein.

Als Gründer der Truppe wird immer wieder Oberstleutnant Dmitri Utkin genannt, ehemals Mitglied des russischen Militärgeheimdienstes GRU. „Er wählte den Namen Wagner als Hommage an den deutschen Komponisten und wegen des damit verbundenen Symbolcharakters“, heißt es in einem unlängst erschienenen Buch über „Putins geheime Armee“. Utkin sei „ein großer Bewunderer des Dritten Reichs und Adolf Hitlers“. In den Sozialen Netzwerken bezeichneten sich die Söldner in Anspielung darauf als Mitglieder eines Orchesters, „das von einem ‘Komponisten’ geleitet werde und ‘Konzerte’ auf der ganzen Welt gebe“.

Finanziell ist der Dienst in der Truppe durchaus lukrativ. Bis zu 3.000 Euro im Monat können die Söldner im Auslandseinsatz angeblich verdienen – der Durchschnittslohn in Russland lag zuletzt bei 400 Euro. Als wichtigster Geldgeber gilt der Oligarch Jewgeni Prigoschin. Der 62-Jährige saß als junger Mann wegen mehrerer Delikte im Gefängnis. Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion begann er eine zweite Karriere und betätigte sich unter anderem als Betreiber einer Hotdog-Kette und mehrerer Luxusrestaurants.

Heute verfügt „Putins Koch“ über einen direkten Draht zum Kreml-Herrscher und agiert nach Meinung der Buchautoren wie ein Mafiapate alter Schule: „Allgegenwärtig, aber unsichtbar.“ In Afrika verhalten sich die von ihm unterstützten Kämpfer im Regelfall ähnlich diskret. Ihre Aktivitäten werden gleichwohl aufmerksam registriert – nicht zuletzt von Hilfsorganisationen. Manche äußern sich nur hinter vorgehaltener Hand. Andere wie Misereor sind offener.

„Der Umgang mit den Söldnern ist ein Thema, das bei unseren Partnern in Mali ständig auf der Tagesordnung steht“, sagt der Leiter der Dialog- und Verbindungsstelle von Misereor für Mali, Burkina Faso und Niger, Adegbola Faustin Adeye. Er fügt allerdings hinzu, dass ein Großteil der Bevölkerung in dem krisengebeutelten Land das Engagement durchaus positiv sieht. „Die Menschen in Mali wollen Frieden und Sicherheit, notfalls eine Pazifizierung mit Gewalt“, so Adeye.

Die Sympathien für Russland haben zudem historische Wurzeln, wie der Misereor-Vertreter erklärt. Schon der erste Präsident Malis, Modibo Keita, verfolgte demnach einen sozialistischen Kurs. Studenten wie Militärs seien in der Sowjetunion und den Nachfolgestaaten stets mit offenen Armen empfangen worden. Adeye schätzt, dass etwa die Hälfte der Offiziere in Mali eine militärische Ausbildung in Russland durchlaufen hat.

In der Zentralafrikanischen Republik scheint die Gemengelage ähnlich wie in Mali. „Seit der russischen Intervention herrscht mehr Sicherheit im Land“, sagt eine Akademikerin in der Hauptstadt Bangui. „Sie haben die Rebellen weit genug zurückgedrängt, sodass wir ziemlich angstfrei leben konnten.“ Anders als die UN-Blauhelme im Land hielten die Wagner-Söldner auch mit der Waffe auf ihre Feinde, statt nur mit der Kamera.

Auch der Herausgeber einer Online-Zeitung in Bangui bestätigt die Präsenz russischer Kämpfer: „Vor Beginn des Krieges in der Ukraine waren es 2.500. Mit Kriegsausbruch kehrte ein Teil davon nach Russland zurück.“ Allerdings habe durch „Misshandlungen“ ein Umdenken in Bevölkerung stattgefunden: „Sie sind nicht mehr beliebt. Die Menschen wollen, dass sie gehen.“

In Mosambik versuchte die Regierung, den 2017 begonnenen Aufstand von Islamisten mithilfe der Wagner-Gruppe niederzuschlagen. Doch die Mission war ein „blanker Misserfolg“, wie Mosambik-Experte Eric Morier-Genoud berichtet. „Wenn ich mich recht entsinne, wurden sechs oder acht ihrer Männer durch die Aufständischen geköpft, woraufhin sie beschlossen, wieder abzuziehen.“ Auch in dem südafrikanischen Land mehrten sich in dieser Zeit Berichte von „Angriffen auf Zivilisten“, erinnert sich Johan Viljoen, Direktor des katholischen Denis-Hurley-Friedensinstituts in Pretoria.

Wo immer Wagner-Kämpfer auftreten, reißen sie Teile der lokalen Wirtschaft an sich. In Sudans Goldsektor mischen sie ebenso mit wie in den zentralafrikanischen Diamantenminen; sogar ins Kaffee- und Zuckergeschäft sollen sie eingestiegen sein. In Mali geht es neben Gold um Gas, Erdöl, Kali, Uran – und Wasser. Das Land hat Anschluss an ein riesiges Reservoir, das bis nach Libyen reicht.

Neben Söldnern schickte Moskau zuletzt vermehrt politische und wirtschaftliche Hilfe, auch in Form von Waffen, sagt Gustavo de Carvalho. Putin nutze das Misstrauen aus, das zwischen dem Westen und einigen afrikanischen Ländern herrsche, analysiert der Experte des Südafrikanischen Instituts für Internationale Angelegenheiten (SAIIA). Er bezweifelt jedoch, dass das russische Engagement langfristig Stabilität bringt.

Unterdessen bereitet „Putins Koch“ Prigoschin offenbar den Boden für weitere Allianzen. Anfang des Monats meldete er sich nach dem Putsch in Burkina Faso zu Wort. „Ich grüße und unterstütze Hauptmann Ibrahim Traore.“

* Marat Gabidullin, „Wagner – Putins geheime Armee. Ein Insiderbericht. Mit einem Vorwort von Ksenia Bolchakova und Alexandra Jousset“, Econ, Berlin 2022, 22,99 Euro.