,

Belagerung: 1.425 Tage des Schreckens

belagerung sarajevo

Belagerung: Am 5. April eines jeden Jahres jährt sich der Beginn des Beschusses von Sarajevo durch Serben. Dabei starben zwei Friedensdemonstranten. Sie waren die ersten Opfer einer 1.425-tägigen Belagerung der […]

IZ+

Weiterlesen mit dem IZ+ (Monatsabo)

Mit unserem digitalen Abonnement IZ+ (Monatsabo) können Sie weitere Hintergrundbeiträge, Analysen und Interviews abrufen. Gegen einen Monatsbeitrag von 3,50 € können Sie das erweiterte Angebot der Islamischen Zeitung sowie das ständig wachsende Archiv nutzen.

Abonnenten der IZ-Print sparen beim IZ+ Abo 50%.

Wenn Sie bereits IZ+ Abonnent sind können Sie sich hier einloggen.

* Einfach, schnell und sicher bezahlen per Paypal, Kredit-Karte, Lastschrift oder Banküberweisung. Das IZ+ Abo verlängert sich automatisch um einen Monat, wenn es nicht vorher gekündigt wurde. Sie können ihr bestehendes Abo jederzeit auf der Mein Konto-Seite kündigen.

, ,

Wahlen in Bosnien: Nationalisten bleiben trotz Verlusten bestimmend 

Die Probleme sind riesig: Ineffiziente Verwaltung, Korruption und Vetternwirtschaft lähmen das Land. In Bosnien regieren seit dem Krieg der 90er-Jahre nationalistische Parteien. Bleibt ihre Macht auch nach dieser Wahl ungebrochen?

Sarajevo (dpa). Bei den Wahlen in Bosnien-Herzegowina haben die Nationalisten Verluste erlitten, bleiben aber im komplizierten Macht- und Verwaltungsgefüge des kleinen Balkanlandes bestimmende Kraft. Im Kampf um das dreiköpfige Staatspräsidium fuhren am Sonntag zwei von drei nationalistischen Kandidaten eine Niederlage ein, wie die Wahlkommission am Montag in Sarajevo nach Auszählung von 85 Prozent der Stimmen mitteilte.

Den augenscheinlichsten Erfolg nicht-nationalistischer Reformkräfte feierte der Sozialdemokrat Denis Becirovic. Mit 57 Prozent der Stimmen sicherte er sich den bosniakischen Sitz im Staatspräsidium. Der Vorsitzende der unter den bosnischen Muslimen dominierenden muslimisch-nationalistischen SDA-Partei, Bakir Izetbegovic, unterlag ihm mit 38 Prozent der Stimmen deutlich. Damit wird zum ersten Mal seit zwölf Jahren kein SDA-Politiker im Staatspräsidium vertreten sein.

Neben dem Staatspräsidium wählten die Bürger am Sonntag auch das Bundesparlament, die Parlamente in den beiden weitgehend selbstständigen Landesteilen, die Präsidentschaft in der Serbischen Republik (RS) und die Kantonsverwaltungen in der bosnisch-kroatischen Föderation (FBiH).

Die Machtkämpfe und die korrupte Klientelpolitik der eingesessenen Nationalparteien verhindern, dass das Land seine eigentlichen Probleme löst: wirtschaftliche Rückständigkeit, schlechte Verwaltung, schwacher Rechtsstaat. Anders als die Ukraine und Moldau hat Bosnien-Herzegowina immer noch keinen EU-Kandidatenstatus. Als Voraussetzung verlangt die Union, dass das Land 14 Missstände in den Bereichen Verwaltung, Rechtsstaatlichkeit und Gleichbehandlung der Bürger beseitigt.

Im Staatspräsidium vermochte der bürgerliche Reformer Zeljko Komsic den kroatischen Sitz gegen eine Kandidatin der nationalistischen HDZ-Partei zu verteidigen. Der serbische Sitz ging klar an eine Nationalistin aus der RS. Zeljka Cvijanovic ist eine Vertraute des starken Mannes in der Serbenrepublik, des Separatisten Milorad Dodik. Er hatte die serbische Position im Staatspräsidium in den letzten vier Jahren besetzt.

Dodik selbst hatte sich diesmal um den Posten des Präsidenten der RS beworben. Nach Angaben der Wahlkommission gewann er mit 49 Prozent der Stimmen gegen die konservative Wirtschaftswissenschaftlerin Jelena Trivic mit 43 Prozent. Im Bundesparlament zeichnet sich die fortwährende Dominanz der Nationalparteien ab. Im Landesteil FBiH wurde die SDA mit 25 Prozent der dort abgegebenen Stimmen stärkste Kraft, gefolgt von der kroatischen HDZ mit 19 und den Sozialdemokraten mit 12 Prozent der Stimmen.

In der Serbenrepublik bleibt Dodiks SNSD mit 42 Prozent der Stimmen, die in der RS für das Bundesparlament abgegeben wurden, die stärkste Partei. Die moderat-nationalistische SDS und die konservative PDP folgen mit 19 beziehungsweise 11 Prozent. Für die Mandatsverteilung in der gesamtstaatlichen Volksvertretung lagen zunächst keine Angaben vor.

Ersten Einschätzungen zufolge bleibt die Lage in Bosnien schwierig, weil sich die nationalistischen Kräfte weiterhin gegenseitig blockieren können. Dodik strebt zudem eine Abspaltung der RS von Bosnien an und genießt dabei die Unterstützung Russlands, Serbiens und des EU-Landes Ungarn. Die kroatische HDZ versucht wiederum, den Gesamtstaat zu schwächen, um eine eigene ethnische „Entität“ aus dem Landesteil der bosnisch-kroatischen Föderation herauszulösen. Unterstützt wird sie vom EU-Land Kroatien und einigen westlichen Diplomaten.

Bosnien war 1992 bis 1995 Schauplatz eines von Serbien gestarteten blutigen Kriegs. Rund 100.000 Menschen wurden getötet, an die zwei Millionen vertrieben. Der Friedensvertrag von Dayton schuf auch das Amt eines internationalen Repräsentanten. Zu Zwecke Einhaltung des Vertrags kann er Gesetze erlassen und außer Kraft setzen sowie bosnische Amtsträger absetzen. Seit über einem Jahr bekleidet der frühere deutsche Landwirtschaftsminister Christian Schmidt das Amt.

Warnung: Der eingefrorene Krieg heizt sich auf

Göttingen (GfbV/presseportal.de). Die Gesellschaft für bedrohte Völker International (GfbV) richtete heute einen Appell an die EU-Mitgliedstaaten, die USA und die internationale Gemeinschaft, unverzüglich entschlossene Maßnahmen zu ergreifen, um eine gewaltsame Eskalation in Bosnien und Herzegowina zu verhindern. 

Durch serbisch-nationalistische Hetze und separatistische Drohgebärden scheine sogar ein neuer Krieg möglich: „Die wachsende Radikalisierung in der Republika Srpska und auch in Serbien ist nicht mehr zu übersehen. Seit zehn Jahren droht der serbische Vertreter im bosnischen Staatspräsidium ganz offen mit einer Abspaltung von Bosnien und einer Vereinigung mit Serbien. Die Staaten der EU sowie die USA haben diese Drohungen ignoriert – und das rächt sich jetzt“, erklärte Jasna Causevic, GfbV-Referentin für Genozid-Prävention und Schutzverantwortung. 

Milorad Dodik und andere Politiker aus der Republika Srpska hätten das jüngst eingeführte Gesetz gegen Genozid-Leugnung zum Anlass genommen, den gesamten bosnischen Staat zu blockieren. 

„Die Gefahr eines neuen Krieges ist real. Es ist höchste Zeit, Dodik und seine Unterstützer mit empfindlichen Sanktionen zu belegen. Dazu zählen die Streichung von Finanzhilfen der EU, Einreiseverbote in Länder der EU sowie das Einfrieren von Geldern im Ausland“, so Causevic. „Die Nationalisten wollen den Vernichtungs-Feldzug gegen alles Nicht-Serbische vollenden, den das Friedensabkommen von Dayton vor 26 Jahren unterbrochen hat. Daran muss die internationale Gemeinschaft sie mit allen Mitteln hindern.“

Begleitend zu den Sanktionen müssten sich die EU, Großbritannien und die USA unmissverständlich gegen die groß-serbischen Bestrebungen positionieren und auch auf Kroatien und kroatische Extremisten in Bosnien einwirken, die den bosnischen Staat zerstören wollen. Es dürfe nicht sein, dass ein EU-Mitgliedsland mit ethno-nationalistischen Praktiken den Frieden in einem Nachbarland und damit gesamten Region unterminiert, heißt es im Appell.

Einige EU-Staaten sähen die Krise in Bosnien und Herzegowina als weiteren Hebel für die Durchsetzung eigener Interessen. Dieses zynische Taktieren könne für die Menschen in Bosnien und Herzegowina tragisch enden. „Wenn die Europäische Union außen- und sicherheitspolitisch ernstgenommen werden will, darf sie die Fehler aus den 1990er Jahren nicht wiederholen. Sie darf Genozid und Kriegsverbrechen nicht zulassen – oder durch Wegsehen dulden“, mahnt Causevic.

Die IZ-Blogger: Bitterer bosnischer Frühling

(iz). Immense Schäden sind das Resultat der landesweiten größten Proteste in Bosnien-Herzegowina nach Ende des Bosnien-Krieges. In mehreren Städten des Landes brannten Regierungsgebäude. Die Proteste hatten sich am Mittwoch entzündet, weil vier privatisierte Staatsunternehmen pleite gingen. Monatelang bekamen die Arbeiter keinen Lohn. Die Protestwelle, die in Tuzla ihren Anfang fand, weitete sich in den kommenden Tagen auf das gesamte Land aus.

Die Proteste in der Hauptstadt Sarajevo zeigten abermals, wie unfähig die führenden bosnischen Politiker sind, Herr der Lage zu werden. Der politischen Kaste geht es (noch) gut, da Bosnien mit Krediten des Internationalen Währungsfonds (IWF) am Leben gehalten wird. Viele dieser so genannten Geldspritzen werden aber nicht für Entwicklungsprojekte verwendet, sondern landen als Gehälter bei den Bediensteten, die vom Staat ihr Salär beziehen. Somit wurde vielerorts der bosnische soziale Frieden mit IWF-Geldern gekauft. Doch auch dies wird bald ein Ende haben, wenn es an die Rückzahlung der Kredite geht.

Bei den Angriffen auf das brennende Präsidiumsgebäude in der bosnischen Hauptstadt zeigte sich auch der politische Unwille. Die SIPA (State Investigation and Protection Agency), die ihren Aufgaben her in etwa dem deutschen Bundeskriminalamt entspricht und zuständig ist für den Schutz von Regierungsgebäuden, war nicht präsent, als die ersten Scheiben zu Bruch gingen. Das bosniakische Präsidiumsmitglied Bakir Izetbegović rief die Spezialeinheit der Föderationspolizei an, um Ruhe und Ordnung herzustellen. Bei der SIPA, die von einem bosnischen Serben geleitet wird, rief er nicht an, da Izetbegović hier nicht auf schnelle Hilfe hoffen konnte.

Ebenso konnte sich der amtierende Sicherheitsminister und ehemalige Medienmogul Fahrudin Radončić nicht mit Ruhm bekleckern. Er beließ es lieber bei Parolen und erinnerte an seine Ermahnungen, in denen er letztes Jahr vor solchen und ähnlichen Taten warnte. Von Koordinierung der Polizei und Schutz der Bürger keine Spur. Radončićs Partei, die SBB, hofft weggeschwommene politische Felle im Fall vorgezogener Neuwahlen zurückzuholen. Politische Spekulationen gehen vor Bürgerschutz. Alles Resultate des Daytoner-Abkommens.

Politisches Kapital aus den Protesten schlagen primär die nationalistischen politischen Gruppierungen, die dem bosnischen Gesamtstaat nicht wohl gesonnen sind und ihrem Traum der Abspaltung beziehungsweise Loslösung vom Gesamt-Staat nun ein Schritt näher gekommen sind. Angefangen vom Präsidenten der bosnischen Serben-Republik Milorad Dodik, der schnurstracks nach Belgrad flog, um sich dort mit dem stellvertretenden serbischen Ministerpräsidenten Aleksandar Vučić zu treffen. Der kroatische Ministerpräsident Zoran Milovanović flog nach Mostar, um dort die hiesigen kroatischen politischen Führer zu sehen. Im Chaos wäre es einfach, eine kroatische Republik in Bosnien herzustellen. Gründe gibt es zuhauf, die das System Dayton immer wieder produziert. Die serbische Republik wurde durch Dayton zementiert. Zement, der getränkt ist von Tötungen, Vertreibungen und Massengräbern über das ganze Land. Das Massengrab von Prijedor, in dem 430 bosniakische Leichen gefunden wurden, wird nicht das letzte sein, das freigelegt wird.

Dies sind nicht die ersten Proteste. Schon im Sommer wurde in Bosnien demonstriert. Demonstranten belagerten das Parlament in Sarajevo, nachdem ein krankes bosnisches Baby aus politischen Gründen gestorben war. Der Grund: Die politische Klasse hatte sich im Streit um neue Personalausweise nicht auf einen Kompromiss einigen können, weshalb die Familie des kranken Kindes keine Dokumente besaß, um es zu einer lebensrettenden Behandlung nach Deutschland zu bringen. Die damaligen Proteste verliefen sich aber rasch wieder.

Zu erwarten ist, dass die Proteste, die von der nordbosnischen Stadt Tuzla ausgingen, sich wiederholen werden. Zu groß ist der Unmut der Bevölkerung, die sich mit Problemen der Arbeitslosigkeit, sozialer Ungerechtigkeit und Armut auseinander setzen muss. Der Nachteil der Protestbewegung ist, dass sie nicht koordiniert wird und von keiner Bürgerbewegung eine Steuerung erfährt. Sie passiert im bosnischen Affekt. In der Ukraine leistet diese Aufgabe die Opposition. In Bosnien ist diese nicht fähig, den gemeinsamen Nenner zu finden. Zu tief sind die politischen Gräben, die ihnen das System Dayton bietet, gegeneinander statt miteinander zu arbeiten.

Der kroatische Ex-Präsident Stjepan Mesić forderte die Revision des Dayton-Abkommens. „Dieses Abkommen, das wir alle begrüßt haben, weil es einen blutigen Krieg beendet hat, ist mit dem Willen seiner Erschaffer zu einem Hindernis geworden, BiH in ein funktionierendes Land zu verwandeln“. Wichtig sei, dass die internationale Gemeinschaft und die Vertragsunterzeichner, darunter auch Kroatien, begreifen, dass eine unaufschiebbare Änderung es Abkommens notwendig sei, betonte Mesić. Der Ex-Präsident meinte, dass die zwei Entitäten des Landes, die sich immer mehr zu „Para-Staaten“ entwickeln würden, weder eine historische noch eine politische Berechtigung hätten.

Die Frage, die sich ebenso stellen muss, ist, welche Strategie die internationale Staatengemeinschaft verfolgt. In den letzten Jahren verwaltete sie mehr das Systemchaos, als es zu ordnen oder gar neu aufzustellen. Warnende Fortschrittsberichte der Europäischen Union in Bezug auf die Beitrittsunfähigkeit des Landes konnten weder aufwecken noch schrecken. Man hat es sich im bosnischen Chaos bequem gemacht und beobachtet den leisen Untergang des Landes. Die Amerikaner schweigen, überlassen den Europäern das Feld. Europa tut das, was es am besten machen kann. Es schreibt fleißige Berichte an und in Brüssel und lamentiert hier und da. Gut bezahlte EU-Diplomaten müssen natürlich auch irgendwelche Resultate liefern.

„Deutschland würde mit solch einer Verfassung den Laden nach vier Jahren dicht machen“, kommentierte ein deutscher Politiker das Daytoner-Konstrukt. Bosnien hat bald die Marke von 20 Jahren geknackt. Da in Sotschi die olympischen Winterspiele stattfinden, ist diese bosnische Ausdauer goldmedaillenverdächtig. Fragt sich nur wie lange.

In Istanbul geht es immer wieder um das Schicksal der Syrer. Ein Tagungsbericht von Abu Bakr Rieger

(iz). Istanbul wird zweifellos immer mehr zu dem Treffpunkt der islamischen Welt. Im November war die Metropole am Bosporus wieder einmal Tagungsort wichtiger internationaler Konferenzen. Auf dem „Bosporus Summit 4“ eröffnete Staatspräsident Abdullah Gül eine Kontaktbörse für islamische Geschäftsleute und Entscheidungsträger. Im Mittelpunkt der Veran­staltung, die konzeptionell an den Wirtschaftsgipfel in Davos erinnert, stand nicht nur die Rolle der Türkei als Regio­nalmacht, sondern auch die Rolle des „Nahen Osten“ in der Weltentwicklung. Hier – so auch Staatspräsident Gül – ­liegen gerade für Europa wichtige Herausforderungen für die nächsten Jahrzehnte. Gül forderte zwar kein Interven­tionsverbot raumfremder Macht, er rief aber die „islamische Welt“ auf, zunächst selbst aktiv für Lösungen und eine tragfähige Friedensordnung in der Region zu ­sorgen.

Im Mittelpunkt der aktuellen Sorgen steht dabei aus Sicht der Regierung in Ankara natürlich der ungelöste Syrienkonflikt. Nach einigen Jahren der ökono­mischen und politischen Kooperation mit dem Nachbarland, hat sich die Regierung Erdogan schlussendlich für eine harte Anti-Assad Haltung entschieden. Statt Neutralität zu wahren ist das Land nun mehr oder weniger klar auf der ­Seite der syrischen Opposition. Darin sehen nicht nur Kritiker in der AK-Partei selbst durchaus ein außenpolitisches Abenteuer mit ungewissem Ausgang. Bei aller verständlicher Empörung über die humani­täre Lage, steht auch die Türkei eher ratlos vor der unübersichtlichen Aufsplitte­rung der Opposition in einige Kleingruppen, deren Agenda auf Dauer kaum abzuschätzen ist. Hinzu kommt, dass sich diese Gruppen immer mehr radikalisieren, je länger der Bürgerkrieg andauert.

Das Dilemma der Türkei ist also offen­sichtlich. Es gibt bisher keine schnelle Lösung. Noch vor kurzem schien die dynamische Außenpolitik der aufstrebenden Wirtschaftsmacht mühelos neue Räume zwischen Sarajevo und Kairo zu erschließen, zwischenzeitlich wurde Ankara sogar eine „neo-osmanische“ Außen­politik vorgeworfen. Heute ist die Lage nach den Ereignissen in Kairo und Damaskus verworren und die alte ­Euphorie über die Rolle als Ordnungsmacht in der Region verflogen. Sicher ist nur, vor den Augen der Weltöffentlichkeit spielt sich jeden Tag eine humanitäre Katastrophe ab. Die UN ist durch die Vetorechte einiger Staaten paralysiert, zum Zuschauen verurteilt und dient eigentlich nur noch, wie Ministerpräsident Erdogan neulich bitter anmerkte, „zum Zählen der Toten“.

Aber, das syrische Problem ist natürlich komplex und die NATO-Staaten angesichts der Rolle des Iran und Russlands mit einigen Gründen nur verhalten aktiv. Der außenpolitische Coup Russlands, nach dem schrecklichen Giftgas-Angriff auf die Zivilbevölkerung, einen bevorstehenden Angriff der USA mit einer Abrüstungsinitiative zu kontern, hat die Kriegsdynamik vorerst beendet. Die Lösung passt auch zur Tendenz in den USA zur „Eisenhower-Doktrin“ zurückzukehren, sich also weniger als Weltpolizist aufzuführen und die eigenen Interessen pragmatischer zu verwalten. Der diplomatische Vorstoß Russlands in Sachen Syrien kam insoweit nicht ganz zur falschen Zeit. Im Moment muss Russland Ergebnisse bei der Abrüstung der Chemiewaffen liefern, Washington spielt dagegen auf Zeit. In Russland und den USA gibt es zudem Stimmen, die dafür plädieren, den Bürgerkrieg einfach sich selbst zu überlassen, denn auf beiden Seiten kämpfen schließlich „bad guys“ gegeneinander. Natürlich wäre ein Zerfall des syrischen Staates, unter den Bedingungen eines Bürgerkrieges, das Ende der Idee „multiethnischer und multikon­fessioneller“ Staaten. Einher ginge diese Entwicklung mit dem fatalen Eingeständnis der Muslime in der Region, kein Garant mehr für das Wohlbefinden und die Sicherheit von Minderheiten zu sein.

Man könnte nach diesen Lektionen der Realpolitik zur Tagesordnung überge­hen, wäre da nicht nach wie vor das unerträgliche Leid der Zivilbevölkerung. Nicht weit von dem „Bosporus Summit“ befasste sich eine andere Konferenz mit der unerträglichen Lage der Syrer. Die „Lawyers International ­Islamic Organization“, ein Ableger der saudischen Muslim World League, befasste sich mit dem Konflikt und seinen Implikationen für das internationale Recht. Im Kern gingen über 120 anwesende Juristen schlicht der Frage nach, ob das Regime Assad vor dem internationalen Gerichtshof zur Verantwortung gezogen werden könne. Viele Muslime, aus ­deren Sicht Asad schlicht ein Kriegsverbrecher ist, verstehen nicht, warum die Taten des Diktators keine Rechtsfolgen oder Anklagen auslösen.

Zur „Einstimmung“ auf die Konferenz wur­de dann auch ein Video über schlimmste Kriegsgreuel gezeigt. Der Rechtsberater der syrischen Opposition, Haitham al Maleh, wies dann auch in seiner Rede jeden Ansatz mit dem – aus seiner Sicht – „Mörder“ Asad zu verhandeln schroff zurück. Zahlen, die der Oppositionelle bitter präsentierte, verstören tatsächlich noch immer. Über 120.000 Tote, davon etwa 15.000 Kinder, unzählige Verletzte und Millionen Flüchtlinge sind die traurige Bilanz des Schreckens. Al Maleh, der unter dem Vater des aktuellen Präsidenten 7 Jahre in einem syrischen Gefängnis verbrachte, berichtete von hunderten Kilogramm Akten, welche die Kriegsverbrechen des Regimes eindeutig belegen könnten. Der Sprecher der UNIW, einem Dachverband islamischer NGOs, Ali Kurt, sprach ebenfalls von tausenden Dokumenten die seiner Organisation vorliegen. Zwar ist dieses Material bisher nicht ins Englische übersetzt und kann deswegen juristisch nicht von unabhängiger Seite bewertet werden, allerdings liegt es natürlich nahe, diesen Vorwürfen auch rechtlich nachzugehen.

Seit Jahren beklagen Muslime, dass der internationale Gerichtshof in diesen Angelegenheiten scheinbar nur sehr schwerfällig vorgeht. Es ist jedoch nicht unmög­lich, dass der Gerichtshof, der politische Bevormundung stets abstreitet, agiert. Die bosnische Juristin Vasvija Vidovic hat nicht nur jahrelang Beweismaterial gegen die Regierung Milosevic gesammelt, sondern stand auch langjährig unter Todesdrohungen serbischer Extremisten. Vor Jahren habe ich die coura­gierte Frau in Sarajevo besucht, die lange Zeit im Alleingang die Beweise für ­einen der spektakulärsten Strafprozesse Europas zusammengetragen hat. Sie weiß also aus leidvoller und langwieriger Erfahrung, wovon sie spricht. Auf der Konferenz verteidigte sie trotz mancher Unzulänglichkeit das System des internationalen Strafgerichtshofes. Doch, so Vidovic, Erfolg ist möglich, vor allem müsse dagegen fortlaufend auch eine interessierte Öffentlichkeit hinter diesen Verfahren stehen.

Eine Beobachtung, die viele Juristen, die Erfahrung mit den Verfahren in Den Haag haben, teilen. Der Autor dieses Berichtes, selbst Rechtsanwalt, hat ebenfalls eine Eingabe an den Staatsanwalt in Den Haag bezüglich der jüngsten Übergriffe gegen die Rohingya in Birma eingereicht. Nach der Erteilung einer Regis­trierungsnummer ist es aber oft schwer, ohne entsprechenden Druck der Öffentlichkeit, mit dem Staatsanwalt weiter in Kontakt zu treten oder zu kommu­nizieren. Ob und wie die Den Haager Staatsanwaltschaft ermittelt, bleibt so in einigen Fällen eher unklar. Hier spielt das öffentliche Interesse, bis hin zu Medienberichten und Konferenzen, eine wichtige Rolle.

Fakt ist, so zumindest die Meinung vieler Teilnehmer der Konferenz, dass der Internationale Strafgerichtshof im Falle Syriens bisher nicht losgelöst von politischen Vorgaben agiert. Dies liegt auch an der Konstruktion der Römer Verträge, die der Gerichtshof 1998 kons­tituierte, die aber von vielen Staaten nicht ratifiziert wurden. In Staaten wie den USA, Israel und natürlich auch Syrien, welche die Römer Verträge nicht gezeichnet haben, hat der Staatsanwalt zunächst keine „automatischen“ ­Befugnisse.

De facto muss der Staatsanwalt nur ermitteln, wenn ihn der UN-Sicherheitsrat dazu auffordert, er kann jedoch auch selbständig und in jedem Land ­ermitteln, wenn Eingaben und Vorwürfe das Vorliegen eines Genozids oder schwerer Kriegsverbrechen nahelegen. Im Falle Syri­ens hat der Sicherheitsrat, wegen des Vetos von China und Russland keine Schritte unternommen. Es macht dennoch Sinn, eindeutiges Beweismaterial gegen das Regime Asad oder sonstiger Akteure der Den Haager Staatsanwaltschaft zuzuführen, auch wenn die Staatsanwaltschaft immer wieder unter einigem politischen Druck steht und auch weder über Personal noch Mittel verfügt, allen Vorwürfen sofort nachzugehen.

Auf der Konferenz wurde teilweise kontrovers diskutiert, inwieweit der Bürgerkrieg erfolgsversprechend auch mit juristischen Mitteln begleitet werden kann. Dabei gab es durchaus Stimmen, die in dem Engagement internationaler Gerichte nur eine lästige Einmischung in das Kriegsgeschehen sehen. Einige ­Juristen wollen sich schon lieber mit einer Rechtsordnung für die „befreiten“ Gebie­te in dem auseinander fallenden Land befassen. In der Schlusserklärung ­wurde dann auch nicht ausdrücklich die Anklage gegen Asad eingefordert, eine Gruppe von spezialisierten Rechtsanwälten soll aber derartige Klagen und ­Begründungen vorbereiten.

Fazit: Es ist sehr wichtig, dass internationale Gruppen von Juristen die Geschehnisse in Syrien genau beobachten. Mittelfristig könnte der Internationale Gerichtshof die Verbrechen in der Regi­on nach dem Vorbild Bosniens ­durchaus aufarbeiten. Dabei dürfen sich gerade muslimische Juristen nicht politisch instrumentalisieren lassen. Leider wurden auf der Konferenz etwaige Kriegsverbrechen der Oppositionellen oder Übergriffe gegen Minderheiten nicht ausdrücklich verurteilt oder angesprochen. Für die Glaubwürdigkeit der Konferenz, gerade aus islamischer Sicht, wäre es meines Erachtens jedoch wichtig gewesen, diese Vorkommnisse nicht einfach nur als „Notwehr“ abzuhaken.

Am Ende scheint ein Waffenstillstand die Bedingung zu sein, um die Anarchie und Rechtlosigkeit in Syrien schnell zu überwinden. In der Zeitschrift „Internationale Politik“ hat es die Politikwissenschaftlerin Bassma Kodmani, wie ich finde, ganz gut auf den Punkt gebracht: „Im Prinzip ist ein Waffenstillstand am gefährlichsten für das Regime“.

Früher dachten Philosophen und Poeten über „Dichten“ und „Bauen“ nach, haute leiden Städte unter wachsender Segregation und Verelendung. Ein „Beitrag“ von Sulaiman Wilms

(iz). Die Arten und Weisen, wie wir wohnen und wie ­unsere Städte organisiert sind, prägen unser Leben bis in die Tiefe ­unseres fundamentalen Seins. Da diese Wirklichkeit so grundlegend ist und gleichzeitig so banal zu sein scheint, machen wir uns – wie bei der Atmung – nur ­Gedanken, wenn etwas nicht stimmt. Uns Muslimen sollte die Wichtigkeit dieser Frage allerdings bewusst sein. Entwickelte sich doch der Islam, im ­Gegensatz zum landläufigen Missverständnis, nicht „in der Wüste“, sondern – einer prophetischen Aussage zufolge – in der Stadt. Der Prophet, möge ­Allah ihn segnen und ihm Frieden geben, hinterließ keinen strukturellen Staat, sondern die beiden urbanen ­Schwerpunkte Moschee und Markt.

Angefangen von den frühesten zielge­richteten Städtegründungen Kufa oder Qairuan bis zu ausgefeilten Kulturzentren wie Sarajevo, Cordoba oder Delhi: Überall, wo Muslime sesshaft wurden, manifestierten sie ihre dynamische Lebensweise in einer architektonischen und städtischen Ordnung. Ob organisch-chaotisch oder geometrisch-geordnet: Ihr Wohnen ließ sich weder von ihrer sozialen, noch von ihrer spirituel­len Realität trennen. Mit Recht ­können wir uns die Frage stellen, ob „Kultur“ überhaupt ohne passende Vision des Wohnens und des Städtebaus möglich ist. Immerhin: Die antike und die „christlich-abendländische Kultur“ entstand nicht in den dünn besiedelten Wäldern Mittel- und Nordeuropas, sondern am Ufer des Mittelmeers.

Würden wir den Zustand unserer „Kultur“ beziehungsweise unsere kollek­tive Vision am Entwicklungsgrad und am augenblicklichen Zustand unserer Kommunen messen, ist eine gewisse Skepsis nicht unbegründet. Inmitten der sozialen Erschütterung und Auflösung unserer gesamtgesellschaftlichen Solidarität stellt sich die Frage, woher diese Vision kommen soll, die bisher funktionierenden Sätdte und ein menschenwürdiges Wohnen zukünftig aufrechtzuerhalten. Anders als in den Jahrzehnten nach dem Zweiten Weltkrieg gibt es weder die Fähigkeit, noch den kollektiven Willen der Deutschen, den sich abzeichnenden Mangel an bezahlbarem Wohnraum durch umfangreiche Programme und den einstmals gerühmten „sozialen Wohnungsbau“ zu beheben.

Seit einem Jahrzehnt streitet unsere Gesellschaft auf sehr manische Art und Weise über metaphysische Themen wie „Leitkultur“ oder „Integration“. Die soziologischen und ökonomischen Erkenntnisse der Forschung aus den 1960er Jahren wurden dank der unermüdlichen Arbeit deutscher Leitmedien zugunsten essenzialistischer ­Sichtweisen über Bord geworfen. Während der Mainstream einerseits den Bestand real existierender „Ghettos“ – nebst deren negativen Begleiterscheinungen – beklagt, stellt er nur selten die Frage nach dem materiellen „Warum“.

Vor Kurzem starb die bekannte deutsche Psychoanalytikerin Margarete Mitscherlich. Ihr Ehemann, der Arzt und Psychoanalytiker Alexander Mitscherlich, veröffentliche 1965 das Buch „Die Unwirtlichkeit unserer Städte“. In dieser urbanen Analyse findet sich eine beißende Kritik der architektonischen Moderne, die mit ihren Hochhausvisionen (wie die von Le Corbusier) und Großbausiedlungen die tradierte Blockbauweise europäischer Städte dekonstruierte. Die Wirklichkeit dieses architektonischen Wunsches, den „neuen Menschen“ mit Hilfe des Bauwesens zu schaf­fen, zeigt sich auch in den unzähligen Plattenbausiedlungen Ostdeutschlands (von denen manche bereits abgerissen wurden) oder sozialen Brennpunkten wie Köln-Chorweiler, die vielen als nicht-reformierbar gelten. Wie so ­viele andere soziologische Ansätze seit Ende des Systemgegensatzes scheinen auch ihre Erkenntnisse in Vergessenheit gera­ten zu sein.

Dass sich Menschen aus der Prob­lemgruppe der drei „A“ (Alter, Arbeits­losigkeit und Ausländer) in jenen Stadtvierteln niederlassen, in denen sie erschwinglichen Wohnraum finden, ist eine logische Konsequenz. Während die Mittelschichten früher aus den Stadtzentren in die Eigenheimsiedlungen der Vororte zogen, kehrte sich dieser Trend vor einiger Zeit um. Gut oder besser situierte Familien beziehungsweise Sing­les werden verstärkt von den urbanen Zentren angezogen. In Massenmedien wird dieser Prozess oft mit dem Begriff der „Gentrifizierung“ beschrieben.

Es kann und darf niemanden verwun­dern, dass in den noch nicht „zurück gebauten“ (ein Euphemismus für „abge­rissenen“) Plattensilos des Ostens oder westdeutschen Betonghettos wie Chorweiler, Mümmelmannsberg oder der Siemensstadt kaum zivilisatorische ­Impulse oder bürgerliches Engagement erwachsen. Konzentrieren sich verschie­dene Faktoren der schleichenden urbanen Verelendung hier auf so großem Raum, sodass das Bestehen des Alltags zum einzigen Erfahrungshorizont wird. Vor den letzten NRW-Wahlen berichtete die „ZEIT“ über Köln-Chorweiler. Laut des Artikels („Die wählen ­sowieso nicht“) würden Politiker, die dort kandidierten, aber auch Sozialarbeiter oder Lehrer, nicht einmal selbst in Chorwei­ler wohnen.

Am 18. Juni publizierte das gleiche Wochenmagazin unter dem Titel ­„Teure Wohnimmobilien liegen im Trend“ eine längere Meldung über den Erfolg teurer Mietimmobilien. Demnach beklagen sowohl Verbände der Wohnungswirtschaft als auch der deutsche Mieterbund, dass unter den, in diesem Jahr gebauten Wohnungen immer mehr Objekte „aus dem hochpreisigen Segment“ seien. Nach Angaben des Bundesverbands deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen (GdW) entstünden derzeit 43 Prozent aller Wohnungen „im oberen Preissegment“. Sinkende Gewinnaussichten, die Finanzkrise und gestiegene Kosten führten dazu, dass sich bei Neubauten derzeit Preise unter sechs Euro pro Quadratmeter nicht lohnen würden. In Räumen wie München lägen laut „ZEIT“ die Durchschnittsmieten bei über 12 Euro. Erschwerend käme hinzu, dass internationale Investoren ihr Kapital aus Südeuropa abzögen und durch ihre Anlagen auf dem deutschen Markt die Preise nach oben trieben. Eine weitere lauernde Zeitbombe für unsere Städte sind die unzähligen, ehemals städtischen oder genossenschaftlichen Wohnhäuser, die im Zuge der Privatisierungswelle von Kommunen und Wohnungsgesellschaften verschachert wurden. Viele dieser, oft ausländi­schen Besitzer haben kein Interesse daran, die Anlagen angemessen zu unterhalten oder regelmäßig zu renovieren. So wird die Krise der Finanzindustrie zu einer Krise unseres Wohnens.

Der Deutsche Mieterbund (DMB) geht in seiner Pressemitteilung vom 12. Juni davon aus, dass Wohnungsnot zu einem wachsendem sozialen Problem werde. Betroffen seien „insbesondere Menschen mit niedrigem Einkommen, Arbeitslosen, Familien mit Kindern und Alleinerziehende. Ebenso Sozialhilfebe­rechtigte und Menschen mit Migrationshintergrund.“ Wohnraumförderung böte „die große Chance“, zeitgemäßen Wohnraum zu schaffen – „nämlich energetische und altersgerechte Wohnungen“. Zudem „ist der Wohnungsbau nach wie vor ein wichtiger Motor für die Binnenkonjunktur.“ Wie dies in Zeiten der sich steigernden Krise finan­ziert werden soll, weiß bisher niemand.

Wenn der bisherige Trend bei Wohnungsbauten anhalte, würden bis 2017 in Deutschland 825.000 Wohnungen fehlen. Dadurch würden nach ­Angaben von DMB-Vertreter Lukas Siebenkotten die Mieten noch schneller steigen. Bereits heute fehlten nach Angaben des Hannoveraner Pestel-Instituts bis zu 100.000 Wohnungen. Laut einer Studie des Deutschen Instituts für Urbanistik (Difu) sei die Arbeitslosigkeit in deutschen Städten zwar rückläufig. Andererseits „nimmt die sozialräumliche Spaltung zwischen Arm und Reich“ jedoch zu. Insbesondere Kinderarmut konzentriere sich zunehmend in bestimmten Stadtteilen. „Eine Verdrängung der von Armut betroffenen Haushalte mit Kindern in die Großwohnsiedlungen am Stadtrand ist mittlerweile nachweisbar.“

Diese Entwicklung werde aus einem Städtevergleich deutlich, den das Difu mit anderen durchgeführt hatte. „Zentraler Bestandteil hierbei ist die Wohnungspolitik. Bezahlbaren Wohnraum für benachteiligte ­Bevölkerungsgruppen bereitzustellen, ist eines der ­wichtigsten Instrumente, um der Konzentration von Armut in einzelnen Stadtteilen sowie der Verdrängung armer Menschen an den Stadtrand entgegenzuwirken“, ist eine der Schlussfolgerungen des ­Instituts.

Welche familiäre und individuelle Folgen dies haben könne, beschrieb ­Silke Bigalke (Süddeutsche Zeitung, 20.03.2012) in dem Artikel „Wenn der Kinderwunsch zu teuer wird“. Immer öfter wollten Frauen ­Schwangerschaften aus finanziellen Sorgen abbrechen. Die Hälfte der Frauen, die 2011 im Großraum München zu einer Abtreibungsberatung ging, gab finanzielle ­Probleme als Grund an. „In München“, so Bigal­ke, „gefährden vor allem die hohen Mieten die Familienplanung. Wenn beide Partner verdienen, gehe oft ein Einkom­men für die Wohnung drauf, das ande­re braucht die Familie“. Das bayrische Familienministerium räumte ein, dass der Mangel an preiswerten ­Wohnungen in der Landeshauptstadt ein Problem für Familien darstellt. Jährlich würden nur 3.500 Sozialwohnungen frei, 11.000 Antragsteller erfüllten die ­Anforderungen.

Wie also können wir noch „dichterisch wohnen“, so wie es der Philosoph Martin Heidegger in seiner Beschäftigung mit dem Werk des Dichters Hölderlins schrieb? Vor mehr als 16 Jahren stießen wir in den ersten Ausgaben der Islamischen Zeitung eine Debatte über die Notwendigkeit eigenständiger muslimische Konzepte des Wohnens und der Städteplanung an; nicht im Sinne einer „Parallelgesellschaft“, sondern im Rahmen der hiesigen Gesetze und zum Nutzen aller. Gegner der IZ ­benutzten dieses Unterfangen als Steilvorlage für bösartige Unterstellungen, so mancher Muslim belächelte uns.

Angesichts der heutigen urbanen Wirklichkeit stellt sich die Frage erneut, wer Recht hatte.

Unsichere Grenzen, unsichere Staaten: Der Balkan bleibt für die Muslime in Europa eine Herausforderung. Von Khalil Breuer

(iz). Für die Muslime in Europa bleibt die Balkanregion ein faszinieren­des Phänomen. Hier in Südosteuropa, zwischen Sarajevo und Istanbul, treffen sich nicht nur alte und ­berühmte Handelsrouten, sondern hier fand […]

IZ+

Weiterlesen mit dem IZ+ (Monatsabo)

Mit unserem digitalen Abonnement IZ+ (Monatsabo) können Sie weitere Hintergrundbeiträge, Analysen und Interviews abrufen. Gegen einen Monatsbeitrag von 3,50 € können Sie das erweiterte Angebot der Islamischen Zeitung sowie das ständig wachsende Archiv nutzen.

Abonnenten der IZ-Print sparen beim IZ+ Abo 50%.

Wenn Sie bereits IZ+ Abonnent sind können Sie sich hier einloggen.

* Einfach, schnell und sicher bezahlen per Paypal, Kredit-Karte, Lastschrift oder Banküberweisung. Das IZ+ Abo verlängert sich automatisch um einen Monat, wenn es nicht vorher gekündigt wurde. Sie können ihr bestehendes Abo jederzeit auf der Mein Konto-Seite kündigen.

München: Zur Strafverfolgung des "Retters von Sarajevo"

(iz). Der Bosnische Akademische Kreis e.V., ein in München ansässiges Netzwerk bosnischer Akademiker, hat in einem offenen Brief an das österreichische Innenministerium und das österreichische Bundeskriminalamt seine Bestürzung über Festnahme […]

IZ+

Weiterlesen mit dem IZ+ (Monatsabo)

Mit unserem digitalen Abonnement IZ+ (Monatsabo) können Sie weitere Hintergrundbeiträge, Analysen und Interviews abrufen. Gegen einen Monatsbeitrag von 3,50 € können Sie das erweiterte Angebot der Islamischen Zeitung sowie das ständig wachsende Archiv nutzen.

Abonnenten der IZ-Print sparen beim IZ+ Abo 50%.

Wenn Sie bereits IZ+ Abonnent sind können Sie sich hier einloggen.

* Einfach, schnell und sicher bezahlen per Paypal, Kredit-Karte, Lastschrift oder Banküberweisung. Das IZ+ Abo verlängert sich automatisch um einen Monat, wenn es nicht vorher gekündigt wurde. Sie können ihr bestehendes Abo jederzeit auf der Mein Konto-Seite kündigen.

,

Ein kurzer Abriss über die Gebetsstätten unseres Kontinents. Von Prof. Nevzat Yalcintas

„Wahrlich, der allein vermag die Erhaltung der Moscheen Allahs vorzunehmen, der an Allah und an den Jüngsten Tag glaubt und das Gebet verrichtet und die Zakah entrichtet und keinen außer […]

IZ+

Weiterlesen mit dem IZ+ (Monatsabo)

Mit unserem digitalen Abonnement IZ+ (Monatsabo) können Sie weitere Hintergrundbeiträge, Analysen und Interviews abrufen. Gegen einen Monatsbeitrag von 3,50 € können Sie das erweiterte Angebot der Islamischen Zeitung sowie das ständig wachsende Archiv nutzen.

Abonnenten der IZ-Print sparen beim IZ+ Abo 50%.

Wenn Sie bereits IZ+ Abonnent sind können Sie sich hier einloggen.

* Einfach, schnell und sicher bezahlen per Paypal, Kredit-Karte, Lastschrift oder Banküberweisung. Das IZ+ Abo verlängert sich automatisch um einen Monat, wenn es nicht vorher gekündigt wurde. Sie können ihr bestehendes Abo jederzeit auf der Mein Konto-Seite kündigen.

Überlegungen aufgrund der Erfahrung des bosnischen Islam in Europa. Von Mirnes Kovac, Sarajevo

(iz). Niemals zuvor gab es in Europa – ­sowohl auf der intellektuellen als auch auf der medialen Ebene – mehr Rufe nach der Notwendigkeit zur Anpassung und für funktionierende Beziehungen, […]

IZ+

Weiterlesen mit dem IZ+ (Monatsabo)

Mit unserem digitalen Abonnement IZ+ (Monatsabo) können Sie weitere Hintergrundbeiträge, Analysen und Interviews abrufen. Gegen einen Monatsbeitrag von 3,50 € können Sie das erweiterte Angebot der Islamischen Zeitung sowie das ständig wachsende Archiv nutzen.

Abonnenten der IZ-Print sparen beim IZ+ Abo 50%.

Wenn Sie bereits IZ+ Abonnent sind können Sie sich hier einloggen.

* Einfach, schnell und sicher bezahlen per Paypal, Kredit-Karte, Lastschrift oder Banküberweisung. Das IZ+ Abo verlängert sich automatisch um einen Monat, wenn es nicht vorher gekündigt wurde. Sie können ihr bestehendes Abo jederzeit auf der Mein Konto-Seite kündigen.