11. Hamburger Ramadan-Pavillon findet dieses Mal indoor statt

Ramadan-Pavillon

Zum Auftakt des islamischen Fastenmonats Ramadan veranstaltet der Islamische Bund e.V. gemeinsam mit anderen den 11. Hamburger Ramadan-Pavillon.

Hamburg (hh-rp.de). Zum Auftakt des islamischen Fastenmonats Ramadan veranstaltet der Islamische Bund e.V. gemeinsam mit vielen muslimischen und nicht-muslimischen Einrichtungen vom 24. bis 26. März 2023 täglich von 16:00 bis 21:30 Uhr den 11. Hamburger Ramadan Pavillon im Museum für Kunst und Gewerbe MK&G, nahe dem Hamburger Hauptbahnhof.

Ramadan-Pavillon trägt den niedrigen Temperaturen Rechnung

Aufgrund der winterlichen Temperaturen findet die Veranstaltung erstmalig nicht mehr Outdoor, sondern im MK&G statt. An drei Tagen, ab 15:00 Uhr haben alle Hamburgerinnen und Hamburger die Gelegenheit, im MK&G zahlreiche Informationen sowie Podiumsdiskussionen und zahlreiche Dialoge zu erleben.

Zur Zeit des Fastenbrechens gegen 18:45 Uhr (am Sonntag um 19:45 auf Grund der Zeitverschiebung) werden alle Besucherinnen und Besucher zum abschließenden gemeinsamen Essen eingeladen. Der Pavillon hat sich in den letzten 10 Jahren zu einem festen Bestandteil des Hamburger Event-Kalenders entwickelt und zählt zu einer der größten interreligiösen Dialog-Veranstaltungen Deutschlands.

Foto: Hamburger Ramadanpavillon | A. List

Zur Eröffnungsrede am Freitag, den 24. März ist der Erste Bürgermeister der Freien und Hansestadt Hamburg Peter Tschentscher, sowie Bischöfin Kirsten Fehrs eingeladen. Im Rahmen der Kooperation mit dem MK&G wird es am Samstag, den 25.3.2023 von 16:30 bis 18:00 eine Podiumsdiskussion geben.

Führungen und Ausstellungen

Vorab sind besondere Führungen durch die Sammlungspräsentationen Islam, Christentum und Judentum geplant (um Anmeldung über die Webseite wird gebeten). Thema ist der Bedeutungswandel religiöser Objekte im/durch das Museum.

Dabei soll über die Fragen diskutiert werden woher die religiösen Objekte kommen, wie und warum sie ins Museum gelangt sind und wie sie im Museum andere Bedeutung erlangen als in ihren Ursprungskontexten sowie letztlich die Frage wie wir heute mit religiösen Werken in Museumssammlungen umgehen auf dem Podium diskutiert. Am Sonntag ist das renommierte Projekt „Kunst im interreligiösen Dialog“ vertreten, moderiert von Marion Koch.

Eine Institution in St. Georg

Der islamische Bund e.V., auch bekannt als Muhajirin Moschee, wurde 1983 gegründet und ist seitdem im Stadtteil St. Georg als gemeinnütziger Verein zuhause. Heute zeichnet sich die Gemeinde durch die kulturelle Vielfalt seiner Besucher aus, die sich nicht nur in der kulturellen Herkunft zeigt, sondern auch in den unterschiedlichen gesellschaftlichen Schichten, Altersgruppen aus denen die Gemeindemitglieder stammen.

Trotz begrenzter Räumlichkeiten bietet die Gemeinde eine breite Palette an Aktivitäten für eine Vielfalt von Interessengruppen an. Somit sind die Vereinsräume nicht nur als Gebetsräume anzusehen, sie sind auch ein sozialer und kultureller Treffpunkt.

Einblick in muslimisches Leben

Die Mehrheitsgesellschaft soll durch den Hamburger Ramadan Pavillon einen Einblick in die Kultur der muslimischen Mitbürgerinnen und Mitbürger während des Fastenmonats Ramadan erhalten. Dies umfasst sowohl kulinarische als auch geistige Aspekte. Aktuelle kulturelle und gesellschaftspolitische Themen werden ebenfalls besprochen.

Ziel dieser dreitägigen Veranstaltung, in der die Vielfalt und Schönheit muslimischen Lebens in Hamburg sichtbar werden, ist es eine Plattform für den gesellschaftlichen Dialog zu schaffen und u.a. durch kulturelle Bildungsangebote Berührungsängste abzubauen und sich besser kennenzulernen.

Foto: pxhere.com | Lizenz: CC0 1.0 Universal

Zudem sollen durch vertiefte Begegnungen Vorurteile auf allen Seiten abgebaut werden. Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf der Vernetzung unterschiedlicher Kooperationspartner im Stadtteil St. Georg, dem Bezirk Hamburg-Mitte und der Stadt Hamburg sowie das Empowerment der zahlreichenbeteiligten ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer.

Langejährige Kooperationspartner und Unterstützer des Hamburger Ramadan Pavillon sind u.a. das Institut für konstruktive Konfliktaustragung und Mediation (ikm), Schorsch, IFZ, SCHURA Hamburg – Rat der islamischen Gemeinschaften sowie die Hamburger Kunsthalle.

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Senat lobt Staatsverträge mit Muslimen

(KNA/IZ). Der Hamburger Senat hat eine positive Bilanz über die vor zehn Jahren abgeschlossenen Staatsverträge mit drei muslimischen Verbänden und der Alevitischen Gemeinde gezogen. Sie böten eine gute Grundlage für […]

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Das IZH verlässt die Schura Hamburg. Andere schiitische Vereine ziehen nach

(iz/KNA). Am 20. November kam die Mitgliederversammlung der Schura Hamburg zu einer Sitzung zusammen. Neben der Behandlung von regulären Fragen, die für Muslime der Hansestadt von Bedeutung sind, wie Religionsunterricht, […]

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Mitgliederversammlung: Das IZH verlässt die Schura Hamburg

izh hamburg

Hamburg (Schura Hamburg/iz). Am 20. November 2022 tagte die Schura Mitgliederversammlung zu verschiedenen, für das muslimische Leben in Hamburg relevanten Themen wie den Bereich Religionsunterricht für alle 2.0., die Lehramtsstudiengänge an der Universität Hamburg, interreligiöser Dialog, einheitlicher Gebetskalender, Antimuslimischer Rassismus und die Meldestelle Marwa.

Ein weiterer wichtiger Punkt war die Mitgliedschaft des IZH in der Schura. Nach einem langwierigen Prozess der Auseinandersetzung mit Grundsatzfragen, hat das IZH am 20.11.2022 in der SCHURA Vollversammlung seinen Austritt bekanntgegeben.

„Wir beobachten seit längerer Zeit die starke Fokussierung auf das IZH und seine Mitgliedschaft innerhalb der Schura. Die Weiterentwicklung als Gemeinschaft bedarf der konstruktiven Auseinandersetzung innerislamisch sowie gesamtgesellschaftlich relevanter Themen für das muslimische Leben in Hamburg. Wir haben es uns nicht einfach gemacht und zahlreiche Gespräche geführt, die zu dem Resultat geführt haben, dass das IZH kein Mitglied mehr bei der Schura ist“, erklärte Fatih Yildiz, Vorsitzender der Schura.

„Gleichzeitig möchten wir bei allem Verständnis für Kritik nochmal deutlich hervorheben, dass Kritik konstruktiv geäußert werden sollte. Anfeindungen gegenüber dem IZH, Koranverbrennungen, Sachbeschädigung, Körperverletzung, Hetze und Hass sind eindeutig grenzüberschreitend. Diese Form der Kritik ist absolut inakzeptabel und darf keinen Nährboden in unserer Stadt finden“, so Özlem Nas, stellvertretende Vorsitzende und Antirassismusbeauftragte.

Die SCHURA wünsche dem IZH für den weiteren Weg und Orientierung alles Gute und stehe mit ihrer Expertise auch nach dem Austritt geschwisterlich zur Verfügung. SCHURA werde sich weiterhin für die Belange von Hamburger MuslimInnen einsetzen.

Die Mitgliederversammlung fasste am Ende der Mitgliederversammlung noch einen Beschluss für einen einheitlichen Gebetskalender: „Dies ist ein historischer Beschluss und ein wichtiges Zeichen für die Einheit der MuslimInnen über Hamburger Grenzen hinaus“, so abschließend Imam Zulhajrat Fejzullahi, Vorsitzender des Gelehrtenrates der Schura.

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Pressemitteilung der Schura Hamburg zum Anschlag auf das IZH: Polizei fahndet nach Täter

Hamburg (Schura Hamburg). Das IZH (Islamisches Zentrum Hamburg) fiel erneut einem Anschlag zum Opfer, bei dem ein 71-jähriger Mitarbeiter schwer verletzt wurde. Ein als Paketbote getarnter Täter überwältigte und verletzte den Mitarbeiter, schloss ihn in einem Raum ein, beschmierte die Räumlichkeiten der Gemeinde mit rotem Lack, hinterließ Flugblätter und ergriff die Flucht. Die Polizei fahndet nach dem Täter.

„Arglistige Täuschung, Hausfriedensbruch, Körperverletzung, Freiheitsberaubung, Sachbeschädigung und Flucht – wir sind entsetzt über dieses kriminelle Verhalten gegenüber dem IZH.“, so Fatih Yildiz, Vorsitzender der Schura Hamburg. „Wir verstehen die berechtigte Kritik gegenüber der sogenannten „Sittenpolizei“ im Iran und sind erschüttert, dass Mahsa Amini ihr Leben verlieren musste. Das Selbstbestimmungsrecht und die Religionsfreiheit von Frauen sollte an keinem Ort der Welt angetastet werden! Das muss ein Ende nehmen.“, so Özlem Nas, stellvertretende Vorsitzende der Schura.

Gleichzeitig sei ein Anschlag auf eine Moscheegemeinde in dem ein 71-jähriger Mitarbeiter überwältigt, seiner Freiheit beraubt und verletzt wird, in keiner Weise zu dulden. „Diese kriminelle Form des Protestes weisen wir entschieden zurück! Der Mitarbeiter steht unter Schock und wird im Krankenhaus behandelt. Wir wünschen ihm eine schnelle Genesung. Wir erwarten eine gründliche Aufarbeitung dieses Hassverbrechens. Es ist wichtig, dass der Täter gefasst und für seine Taten zur Rechenschaft gezogen wird.“ so Nas abschließend.

Kritik an außenpolitischen Ereignissen dürfe nicht in Hasskriminalität enden. In jedem Falle werde erwartet, dass die Auseinandersetzung mit Konflikten sachlich erfolge und Gemeindemitglieder in Hamburg sich nicht um Leib und Leben fürchten müssen, wenn es im Ausland tragische Entwicklungen und Eskalationen gäbe. 

„Alle Hamburger Gemeinden haben ein Recht auf Sicherheit und Unversehrtheit. Wir sind uns der Kritik gegenüber dem IZH bewusst und nehmen die Anschuldigungen sehr ernst. Gleichzeitig rufen wir alle KritikerInnen zur Besonnenheit und zu einem sachlichen Umgang auf.“, so Fatih Yildiz. Derzeit berate eine Schiedskommission über den weiteren Verlauf und Verbleib des IZH in der Schura. „Im Oktober wird eine Mitgliederversammlung über das weitere Vorgehen entscheiden.“, so Yildiz abschließend.

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Riem Spielhaus zum Hamburger Staatsvertrag: „Ein bundesweiter Impuls“

(KNA). 2012 hat Hamburg als erstes Bundesland Verträge mit drei Islamverbänden und der Alevitischen Gemeinde geschlossen. Zehn Jahre nach dem Inkrafttreten sollen sie nun einer Neubewertung unterzogen werden. Auf einem Fachtag am Mittwoch spricht unter anderem die Professorin für Islamwissenschaft an der Georg-August-Universität Göttingen, Riem Spielhaus. Sie forscht zur rechtlichen Anerkennung islamischer Verbände in Deutschland. Im Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) schildert sie ihren Blick auf die Hamburger Verträge und bewertet ihre bundesweite Wirkung. Von Michael Althaus

Frage: Frau Professorin Spielhaus, haben sich die Hamburger Verträge mit den islamischen Verbänden und der Alevitischen Gemeinde aus Ihrer Sicht bewährt?

Riem Spielhaus: Ich nehme aus Hamburg einerseits Zufriedenheit sowohl auf staatlicher als auch aufseiten der Religionsgemeinschaften wahr. Die Verträge treffen Regelungen zu Feiertagen, Religionsunterricht und Bestattung und decken damit aus meiner Sicht die wichtigsten Fragen ab. Der interreligiös getragene „Religionsunterricht für alle“ scheint in Hamburg gut zu laufen. Auch die Feiertagsregelung scheint zu funktionieren. Auf der anderen Seite gab und gibt es auf muslimischer Seite auch immer mal wieder Frustration.

Frage: Worüber?

Riem Spielhaus: Über einzelne, konkrete Punkte kann ich als außenstehende Beobachterin wenig sagen. So eine Frustration muss nicht immer einen konkreten Grund haben. Manche Erwartungen sind gar nicht zu erfüllen, sondern liegen zum Beispiel auf der Ebene von gesellschaftlichem Diskurs. Man möchte zum Beispiel wertgeschätzt werden.

Frage: Und die Frustrationen auf staatlicher Seite?

Riem Spielhaus: Die islamischen Religionsgemeinschaften sind in Deutschland noch nicht so organisiert wie die beiden großen Kirchen. Auch wenn es beispielsweise in Hamburg bereits Professionalisierungskurse für das Personal in islamischen Gemeinden gegeben hat, können sicher nicht immer alle Erwartungen auf staatlicher Seite erfüllt werden. Frustration gibt es darüber hinaus immer wieder auch bei der Frage, ob die islamischen Verbände auf dem Boden des Grundgesetzes stehen. Da gab es in Hamburg etwa Debatten um die Teilnahme einzelner Vertreter des Islamischen Zentrums Hamburg (IZH) am Al-Quds-Tag oder um die Abhängigkeit der Ditib vom türkischen Staat. Die wurden teils auch innerhalb der islamischen Verbände kontrovers geführt, setzen aber natürlich vor allem die staatliche Seite unter Rechtfertigungsdruck.

Frage: Dem IZH wird eine unmittelbare Abhängigkeit vom iranischen Regime vorgeworfen. Das Zentrum ist Mitglied im Dachverband Schura, einem von drei Partnern der Stadt bei dem Islamvertrag. Sollte die Schura trotzdem Vertragspartner bleiben?

Riem Spielhaus: Mit konkreten Empfehlungen möchte ich mich zurückhalten. Die entscheidende Frage ist, wie sich die Schura in dieser Situation verhält. Sie prüft derzeit, ob das IZH seine Mitgliedschaft ruhen lassen kann und hat ein Schiedsgericht eingesetzt. Die Einflussnahme aus dem Iran auf das IZH ist offensichtlich stärker geworden. Das wird auch innerhalb der Schura diskutiert und einzelne Mitgliedsverbände haben sich bereits vom IZH distanziert, weil sie sich nicht aus dem Ausland lenken lassen wollen. Es kann weder aus Sicht der Verbände noch aus Sicht des Senats Ziel sein, eine solche Konstellation einzugehen. Ähnliche Debatten gab es auch zur Türkei-nahen Ditib. Allerdings hat sich die Hamburger Ditib immer als besonders selbstständig hervorgetan gegen Versuche aus Ankara, sie zu lenken.

Frage: Befürworter des Vertrags argumentieren, man müsse ihn um des Dialogs willen beibehalten…

Riem Spielhaus: Einen Vertrag aufzulösen bedeutet ja nicht gleich, den Dialog aufzulösen. Ein Dialog wäre selbst mit einer Organisation, in der sich ausländische Kräfte engagieren, wichtig. Es kann durchaus interne Kräfte geben, die sich versuchen, davon freizumachen. Wir kennen das zum Beispiel von der katholischen Kirche genauso, dass es Organisationsstrukturen außerhalb von Deutschland gibt, sogar staatliche mit dem Vatikan. Auch hier kann es durchaus zu Problemen kommen. Aber darüber wird konstruktiv und transparent gesprochen. So könnte man sich das auch bei den islamischen Organisationen vorstellen.

Frage: Sind denn ansonsten aus Ihrer Sicht Änderungen an den Verträgen notwendig?

Riem Spielhaus: Das wird man im bevorstehenden Gesprächsprozess Punkt für Punkt klären müssen. Zudem wäre zu fragen, ob es weitere Bereiche gibt, für die man Vereinbarungen treffen möchte. Potenziale sehe ich bei der Jugendarbeit und der Wohlfahrtspflege. Hier könnte Hamburg bundesweit noch einmal neue Akzente setzen.

Frage: Als vor zehn Jahren die Verträge abgeschlossen wurden, wurde ihnen Vorbildcharakter für die ganze Republik zugesprochen. Gilt das immer noch?

Riem Spielhaus: Ja. Hamburg hat in der Tat einen Impuls gesetzt, der sehr stark über die Grenzen der Hansestadt hinaus wahrgenommen wurde. Nicht ganz ein Jahr später wurde ein ähnlicher Vertrag mit islamischen Verbänden und später auch mit der Alevitischen Gemeinde in Bremen geschlossen. In Niedersachsen und Rheinland-Pfalz wurden Vertragsgespräche aufgenommen. In Niedersachsen ist der Prozess seit 2016 auf Eis gelegt. Rheinland-Pfalz hat 2019 einen Vertrag mit den Aleviten geschlossen. Mit den islamischen Verbänden wurden auch dort die Gespräche zwischenzeitlich gestoppt, inzwischen aber wieder aufgenommen.

Frage: Woran hapert es bei den Gesprächen, und warum tut sich in den anderen Bundesländern nichts?

Riem Spielhaus: Die Gespräche wurden vor allem wegen der Entwicklungen 2016 in der Türkei ausgesetzt. Nach den gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen der dortigen Regierung und ihren Gegnern war eine erhöhte Einflussnahme der Türkei auf die Ditib-Verbände hierzulande festzustellen. Rheinland-Pfalz geht nun einen spannenden Weg, bei dem sich die Partner Zeit nehmen und sich Zielvorgaben setzen. Ich denke, jedes Bundesland muss seine eigene Geschwindigkeit finden und seine jeweiligen Strukturen berücksichtigen. In Stadtstaaten wie Hamburg und Bremen ist die Zusammenarbeit wesentlich einfacher als in Flächenländern, weil die Akteure viel näher beieinander und besser vernetzt sind.

Frage: Wären auch andere Modelle der Zusammenarbeit als ein Staatsvertrag erstrebenswert?

Riem Spielhaus: Natürlich. In Berlin gibt es seit 2005 das Islamforum, ein Koordinierungsgremium zwischen staatlichen, islamischen und weiteren gesellschaftlichen Institutionen. Auch dort wurden verschiedene Regelungen getroffen, zum Beispiel zu Bestattungen, zu Feiertagen und zum Religionsunterricht.

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Hamburg: Landesrabbiner besucht Centrum-Moschee

Hamburg (Schura). Am 30. Juli stattete Landesrabbiner und stellvertretender Vorsitzender des Interreligiösen Forums Hamburg Shlomo Bistritzky der Centrum-Moschee in St. Georg einen Besuch ab und wurde dort vom Mitvorsitzenden der Schura, Fatih Yildiz, sowie Mitgliedern des Gemeindevorstandes und Imamen verschiedener Hamburger Moscheen empfangen.

Dieser Besuch geschah als Zeichen der Solidarität zwischen der jüdischen und der islamischen Religionsgemeinschaft angesichts einer Zunahme von Antisemitismus wie auch Islamfeindlichkeit in der Gesellschaft. Insbesondere Angriffe auf Moscheen und Synagogen bereiten dem Landesrabbiner und dem SCHURA-Vorsitzenden Sorgen.

Am vorherigen Wochenende war es zu einem Farbanschlag auf das Islamische Zentrum an der Außenalster gekommen. Bistritzky und Yildiz waren sich einig, jegliche Angriffe auf Gotteshäuser zu verurteilen. Der SCHURA-Vorsitzende und der Landesrabbiner betonten zudem das gute Verhältnis der Religionsgemeinschaften in Hamburg.

Zudem gebe es gerade zwischen Juden und Muslimen aufgrund gewisser ritueller Ähnlichkeiten eine Reihe von gemeinsamen religiösen Interessen vom Tragen religiöser Kopfbedeckungen in der Öffentlichkeit bis zur Verfügbarkeit von Koscher- und Halal-Lebensmitteln. Man möchte deshalb den Austausch zwischen Vertreterinnen und Vertretern beider Religionsgemeinschaften in Hamburg fortsetzen.

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Zur Zukunft der muslimischen Selbstorganisation: Muslimische Zusammenschlüsse auf der Landesebene tragen wichtige Elemente der Gemeindearbeit

Norbert Müller ist 52 Jahre alt. Er arbeitet im Hauptberuf als Rechtsanwalt. Engagiert aktiv ist er als Vorstandsmitglied bei der SCHURA Hamburg. Müller war unter anderem Mitglied der Verhandlungskommission, die […]

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Nach der Hamburger Randale: Kurden gegen Muslime?

(iz). Der Krieg in Syrien hat unlängst auch europäischen Boden erreicht. Kam es in den letzten Jahren „nur“ zu Gräben zwischen Sunniten und Schiiten, entbrennt nun ein Konflikt zwischen Kurden und … Muslimen? Angeheizt vom Drama um Kobane im türkisch-syrischen Grenzgebiet protestieren Kurden deutschlandweit gegen „das tatenlose Zusehen der Staatengemeinschaft“. Unter ihnen sind jedoch auch Radikale, oftmals Anhänger der PKK. Gefundenes Fressen für die wiederum anderen Radikalen, Anhänger der Terrorgruppe IS.

In Hamburg und Celle trafen wütende Mobs aufeinander, verletzten sich und lösten eine Welle der Empörung aus. Spannend ist dabei die Frage, wie sich innerhalb so kurzer Zeit diese Massen an Gewaltbereiten mobilisieren ließen. Doch keine Zeit für Verschwörungstheorien, es bedarf Schlichtung.

Die Community sollte jeden Import von Konflikten kategorisch zurückweisen. Denn so schnell entstehen Phrasen wie „Kurden und Muslime“, welche suggerieren, dass ein Kurde kein Muslim sein kann und ein Muslim kein Kurde. Selbstverständlich ist das Unsinn. Wird hier bewusst mit Begriffen gespielt? Die Emotionalisierung Jugendlicher erwies sich in der letzten Zeit als äußerst effektiv. Und die Medien danken es. Im Internet liefern sich Fanatiker, die sich als Verteidiger aufspielen, Wortschlachten. Jeder wirft dem anderen Manipulation und Hetze vor. Manipulation wovon?

Die Schura Hamburg, ein Zusammenschluss der muslimischen Gemeinden, berichtete, dass die so genannten „Salafisten“ (oder Wahhabiten) zum Angriff auf eine kurdische Einrichtung aufgerufen haben. In Facebook meinen die vermeintlichen Salafisten hingegen, die Al-Nur Moschee in Hamburg vor den wütenden Kurden beschützt zu haben. Es kam zum Dementi der Moscheeführung. So sollen die mutmaßlichen IS-Sympathisanten die Moschee gegen ihren Willen besetzt haben und sogar handgreiflich geworden sein. Versagt hat vor allem die Polizei.

Die Unterteilung in Kurden und Muslime ist in diesem Kontext absurd. In Syrien und dem Irak sind vor allem auch Muslime Opfer des IS. Außer Acht darf man auch nicht lassen, dass der Großteil der Kurden muslimisch ist. Und wohl jeder Muslim würde vehement verneinen, dass die Terrormiliz IS, ihre Sympathisanten und ihre barbarischen Gräueltaten repräsentativ für die Muslime sind. Aber auch in Hamburg sind die Fronten nicht allzu klar.

Deutschlandweit kam es immer wieder zu Übergriffen auf Unbeteiligte, was bei manchem den Drang weckt, sich zu solidarisieren. Den Radikalen, egal aus welchem Lager, darf kein Raum gegeben werden. Ebenso darf kein erneuter türkisch-kurdischer Konflikt entstehen, schon gar nicht auf deutschem Boden. Kurdisch- und türkischstämmige Muslime in Deutschland sind Geschwister. Man muss es wiederholen, so selbstverständlich das auch klingen mag. Die deutsch-muslimische Community sieht sich eigenen Herausforderungen gegenübergestellt und sollte nicht die politischen Konflikte aus dem Ausland adaptieren.

Eine starke muslimische Gemeinschaft in Deutschland könnte glaubwürdiger Vermittler für Krisenherde außerhalb werden. Es bleibt nur der Aufruf zu Besonnenheit. Außenstehende sollten sich nicht instrumentalisieren lassen. Geschädigte sind letzten Endes erneut Muslime im Allgemeinen.

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Muslimische Verbände und Theologen diskutierten unter sich, nicht miteinander

(iz). Der Worte sind genug gewech­selt“, so beginnt ein bekanntes Zitat aus dem „Faust“. Allerdings ist das bei essenziellen Fragen nicht immer der Fall. Viele beklagen, dass Wichtiges zu wenig […]

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