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Berliner Moscheen: „Offener, deutschsprachiger, professioneller“

Rund 100 islamische Gebetsräume gibt es in Berlin, bis zu 300.000 Muslime sind Schätzungen zufolge in der Hauptstadt zuhause. Die Gemeindemitglieder leben zwischen Tradition und Anpassung – ein Besuch in zwei Moscheen.
Berlin (KNA) Wer in Deutschland gen Mekka beten will, muss sich nach Südosten richten. Im „Islamischen Kulturzentrum der Bosniaken“ in einem Hinterhaus an der Kreuzberger Adalbertstraße hilft das Muster des Teppichs, der im Gebetsraum in Richtung Mihrab – der Gebetsnische – ausgelegt ist.
„Das ist der Platz des Vorbeters, des Imams“, erklärt Meho Travljanin, ein Mann mit blauen Augen, kurzem Bart, Sakko und Jeans. Der 35 Jahre alte Wirtschaftswissenschaftler kam 1993 als Kriegsflüchtling aus Bosnien nach Berlin und ist Gemeindevorsteher des Kulturzentrums. In der Cafeteria kann man bosnische Kekse kaufen, es gibt eine Krabbelgruppe und einen Friseur.
Es ist einer von 98 islamischen Gebetsräumen in Berlin. Davon sind 91 in ehemaligen Fabrikgebäuden, Gewerberäumen oder Wohnhäusern untergebracht, 7 sind Moscheen mit Minarett. Bis zu 300.000 Muslime leben Schätzungen zufolge in der Bundeshauptstadt. Seit den 1990ern hat sich die Moscheenlandschaft verändert, wie die Islamwissenschaftlerin Riem Spielhaus erklärt. Moscheen sind sichtbarer im Stadtbild geworden und vielfältiger. Und: „Die Moscheen sind offener, deutschsprachiger und professioneller.“
So wie bei den Bosniaken. „Wir öffnen uns und möchten, dass unsere Gemeindemitglieder das auch tun“, sagt Travljanin. Er denkt, dass in seiner Moschee in 10 bis 20 Jahren alles auf Deutsch stattfinden wird. Die junge Generation spreche bereits jetzt besser Deutsch als Bosnisch, beobachtet er. Deshalb wird der Koran etwa im Religionsunterricht in arabisch-deutscher Übersetzung verwendet.
In der Zusammenarbeit etwa mit den Imamen Neuköllns sei aber noch „Luft nach oben“, kritisiert Bezirksbürgermeister Martin Hikel (SPD). So unterstützten eine Broschüre des Bezirks von 2017 zum Thema „Fasten im Ramadan“, die empfahl, muslimische Schüler etwa beim Abitur aus Gründen der Leistungsfähigkeit von der Fastenpflicht zu befreien, „nur 3 von 21 Moscheevereinen“. Klar sei, dass alle Bürger gleichberechtigt sein müssten und dass es für einen immer offener auftretenden Rassismus keinen Platz gebe, sagt Hikel. Er wünscht sich aber bei der Integration mehr Unterstützung von den Moscheevereinen.
Taha Sabri hatte sich hinter die Ramadan-Broschüre gestellt. Er ist Geistlicher der Dar-es-Salaam-Moschee der Neuköllner Begegnungsstätte (NBS). Seine Moschee hat traditionellerweise jeweils einen Eingang für Frauen und für Männer. Dahinter liegt die Garderobe, an der die Schuhe ausgezogen werden. Wer die Moschee betritt, tut dies auf Strümpfen oder mit nackten Füßen. Zu diesem rituellen Füßewaschen vor dem Gebet gibt es im Toilettenraum ein extra tief gelegtes Waschbecken – typisch für Moscheen.
„Manchmal nutze ich das Freitagsgebet, um einen Vortrag über die deutsche Kultur zu halten. Ich erkläre, wie wir hier leben, dass wir Frauen die Hand geben, dass hier viele Muslima kein Kopftuch tragen.“ Der zierliche Mann muss ein wenig lächeln, als er das erzählt. „Ich dachte eigentlich, diese Themen hätte ich mittlerweile abgehandelt. Aber das ist anders, seitdem die Flüchtlinge aus Syrien da sind.“
Sabri schätzt den Dialog auf vielen Ebenen. Der Tunesier hat gute Kontakte zu der evangelischen Nikodemusgemeinde im Bezirk und ungewöhnlicherweise eine Pressesprecherin, die keine Muslimin ist.

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Mädchen und junge Frauen müssen gefördert werden

(iz). Unter dem Motto „Kreative Wege für eine bessere Welt“ fand vom 23. bis 28. Oktober das erstmalige International Young Muslim Women Forum 2018 statt. Die junge Generation des Fatayat NU in Indonesien, eine Organisation junger muslimischer Frauen, veranstaltete in Jakarta ein Event, das muslimische aktive Frauen zwischen 25 und 45 Jahren aus aller Welt vereinigte.
Die Organisation wurde 1950 gegründet und ist eine Einrichtung von Nahdlatul Ulama, einer traditionellen islamischen Organisation Indonesiens. Sie ist mit über 50 Millionen Mitgliedern der größte unabhängige muslimische Verband der Welt. Entstanden ist sie in den 1920er Jahren als Reaktion auf den Aufstieg des Radikalismus im Nahen Osten und die „Modernisierung“ des Islams. Die islamischen Prinzipien wie Gerechtigkeit, Vielfalt und Toleranz spiegelt sich im Einsatz des NU in Bildung, kulturelles Engagement und sozioökonomischer Entwicklung wieder.
Das Tagungsprogramm bot eine Vielfalt interessanter Vorträge aus Gesundheit, Bildung und Erziehung, Digitalisierung, Mode, Sport und Wirtschaft. Nicht nur dies. Eine Modenschau traditioneller Mode, sowie einer Exkursion in ein islamisches Internat und die Besichtigung des berühmten Taman Mini Indonesia ließen uns in die indonesische Welt eintauchen.  Eröffnet wurde der Event mit einem Dinner, einem Zusammentreffen von jungen motivierten, starken und muslimischen „Peacemakern“ aus unterschiedlichen Kontinenten, die alle dasselbe Ziel verfolgen: Streben nach einer besseren Welt.
Präsentiert wurden auch Themen wie Förderung von Geschlechtergerechtigkeit in muslimischen Communities, Konfliktmanagement, Herausforderungen der muslimischen Frau in Führungspositionen, Frauen und mentale Gesundheit, Einfluss der sozialen Medien und vieles mehr.  Die Vortragenden waren junge Frauen, die sich genau in diesen Bereichen sei es ehrenamtlich oder hauptberuflich mit Herz und Seele einsetzen.
Die Teilnehmerinnen trafen aus 17 verschiedenen Ländern, unter anderem aus Malaysia, den Philippinen, Bangladesh, den USA, der Türkei, Afghanistan, Australien, Taiwan und Deutschland aufeinander. So war der Höhepunkt des Forums „The Jakartas Declaration of the International Young Muslim Women Change Makers 2018“, die alle Beteiligten unterzeichnen durften. In dieser Deklaration werden sieben Punkte aufgeführt, die gemeinsam erstellt wurden und ein Schritt in eine bessere Welt ermöglicht.
Als Teilnehmerin und Vertreterin des Deutschsprachigen Muslimkreises Karlsruhe erhielt ich die Möglichkeit meine Erfahrungen zu teilen aber auch viele Inspirationen und Eindrücke aus anderen muslimischen Gemeinden zu gewinnen. Zu wissen, dass es am anderen Ende des Äquators junge muslimische Aktivistinnen gibt, die gleiche Ziel verfolgen, den selben Herausforderungen gegenüberstehen und engagiert für den Abbau von Vorurteilen, rassistischen Äußerungen, Benachteiligung und Bildungsarmut Versuchen entgegen zu wirken, gibt Kraft und neue Energie.
Ich habe die Überzeugung gewonnen, dass es nichts gibt, was eine Frau nicht bewältigen kann. Es sind wiederum Frauen, die sich selbst Steine in den Weg legen. Wie wichtig scheint mir nun die Arbeit mit Mädchen in unseren Gemeinschaften. Noch bevor sie zu jungen Frauen heranwachsen sollen sie gefördert und ermutigt werden und ganz viel know-how, Visionen und Ideen entwickeln und an diesen festhalten.
Das Treffen auf internationaler Ebene scheint mir erst der Anfang neuer Inspirationen und Projekte zu sein. Die Vernetzung miteinander wird, so Gott will, weiterhin bestehen und zu neuen Intentionen führen. Die Veranstaltung wurde von allen Beteiligten mit dem selben Gedanken verlassen und zwar zurück in die eigene Community gehen und von den wundervollen Menschen, denen man begegnet ist, und ihren Aktivitäten berichten.

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Erinnerung an Andalusien

Vielen wissen vielleicht, dass die spanisch-sprachige Bevölkerung der USA – Latinos oder Hispanics – der am schnellsten wachsende Bevölkerungsanteil der Vereinigten Staaten ist. Überraschend wird für mindestens ebenso viele Menschen sein, […]

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Zur Lage in Ostturkestan: Was sollen wir tun?

(Muslim Vibe). Die Volksrepublik hat in der letzten Zeit laut unabhängigen Berichten rund eine Million Muslime, Uiguren und Kasachen in Lagern interniert. In diesen findet eine „Umerziehung“ statt. Laut der […]

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Sisi in Berlin – ein Diktator zu Besuch

BERLIN/KAIRO (GFP.com). Die Bundesregierung weitet ihre Unterstützung für das ägyptische Militärregime und ihre Kooperation mit Kairo in der Flüchtlingsabwehr aus. Verhandlungen darüber haben Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Kanzlerin Angela Merkel in den vergangenen Tagen mit dem ägyptischen Präsidenten Abd al Fattah al Sisi in Berlin geführt. Demnach wird die Bundesregierung Ägypten etwa in ökonomischen Belangen sowie mit Bildungsmaßnahmen für junge Ägypter unter die Arme greifen.
Die Stabilisierung der Kairoer Regierung gilt als sehr wichtig, um über sie Einfluss im Nahen Osten und in Libyen nehmen zu können sowie die Kontrolle über den Suezkanal nicht zu verlieren: Zuletzt konnte China seinen Einfluss in Kairo deutlich ausweiten. Deutsche Unternehmen sehen sich inzwischen nicht mehr in der Lage, die Profitchancen, die sich in Ägypten bieten, aus eigenem Einfluss zu realisieren, und dringen deshalb in Wirtschaftsbelangen auf eine engere Zusammenarbeit mit Beijing. Zugleich ist die EU bestrebt, mit Kairo ein Abkommen zur Flüchtlingsabwehr zu schließen.
Normale Beziehungen
Der Empfang für Ägyptens Präsidenten Abd al Fattah al Sisi in Berlin ist in der ägyptischen Presse schon vorab als Beleg für die Normalisierung der deutsch-ägyptischen Beziehungen gewertet worden. Eine Selbstverständlichkeit ist das nicht: Nach dem Militärputsch am 3. Juli 2013 und der anschließenden blutigen Niederschlagung islamistischer Massenproteste, bei der mutmaßlich mehr als 3.000 Menschen zu Tode kamen, sahen sich die ägyptischen Generäle eine Zeitlang scharfer Kritik aus dem Ausland ausgesetzt.
Kritik wird in Berlin offiziell immer noch geäußert, vorzugsweise von der Menschenrechtsbeauftragten der Bundesregierung, Bärbel Kofler (SPD), die sich etwa im September „bestürzt“ über 75 Todesurteile gegen Oppositionelle zeigte; die Urteile waren in einem Massenprozess gegen Regierungsgegner wegen angeblicher oder tatsächlicher Verbrechen während der Unruhen im Sommer 2013 verhängt worden.
Folgen hat die Kritik allerdings nicht. So wiesen ägyptische Medien jetzt darauf hin, Bundeskanzlerin Angela Merkel habe al Sisi schon im Juni 2015 nach Berlin eingeladen und sei dann ihrerseits im März 2017 nach Kairo gereist. Der damalige Außenminister Frank-Walter Steinmeier habe sich 2015 und 2016 mit seinem ägyptischen Amtskollegen getroffen, sein Nachfolger Sigmar Gabriel im August 2017. Der Siemens-Konzern habe im Jahr 2015 das größte Geschäft seiner Firmengeschichte abgeschlossen – mit Ägyptens Regierung. Am Montag ist Al Sisi nun von Bundespräsident Steinmeier und Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble empfangen worden, am gestrigen Dienstag von Kanzlerin Merkel. Das entspreche, heißt es in ägyptischen Medien, den guten Wirtschaftsbeziehungen in vollem Maß.
Geostrategisch bedeutend
Tatsächlich sind die Wirtschaftsbeziehungen zu Ägypten für die deutsche Industrie sowie für die Berliner Politik von einiger Bedeutung. Ägypten ist – nach Südafrika – das einzige Land des afrikanischen Kontinents, in dem deutsche Unternehmen Investitionen in einem Gesamtwert von mehr als einer Milliarde Euro getätigt haben. Zudem ist es, ebenfalls mit großem Abstand zu Südafrika, der wichtigste afrikanische Handelspartner der Bundesrepublik. Dies gilt in Berlin als nicht nur ökonomisch, sondern auch politisch wichtig: Ägypten spielt nicht nur im Nahen Osten, sondern auch in Nordafrika eine zentrale Rolle; unter anderem gilt es als eine der wichtigsten Stützen des libyschen Warlords Khalifa Haftar, dessen Streitmacht als eine der stärksten Kräfte in dem zerfallenen Staat gilt.
Darüber hinaus kontrolliert Kairo mit dem Suezkanal den Seeweg aus Europa nach Mittelost sowie nach Süd-, Südost- und Ostasien – eine der Hauptschlagadern des deutschen Exports. Berlin hat daher nicht nur Interesse, Ägypten wenigstens halbwegs zu stabilisieren; es bemüht sich auch um politischen Einfluss auf die Regierung. Bereits am Montag haben die deutschen Bundesminister für Wirtschaft, Peter Altmaier, und für wirtschaftliche Zusammenarbeit, Gerd Müller, Al Sisi weitere Unterstützung in ökonomischen Belangen und bei Ausbildungsmaßnahmen für junge Ägypter zugesagt.
Über China nach Ägypten
Allerdings sehen sich deutsche Unternehmen inzwischen trotz der intensiven Einflussarbeit der Bundesregierung nicht mehr in der Lage, die Profitchancen, die sich ihnen in Ägypten bieten, in vollem Umfang aus eigener Kraft zu realisieren. Das liegt am rasant zunehmenden Einfluss Chinas. Die Volksrepublik sei nicht nur „das wichtigste Lieferland für Ägypten“, sondern dort längst auch zum „Baumeister und Investor“ aufgestiegen, urteilt etwa die bundeseigene Außenwirtschaftsagentur Germany Trade & Invest (gtai). Eine chinesische Investmentholding betreibe die boomende Sonderwirtschaftszone Ain Sokhna; andere Konzerne aus China seien mit dem Bau von Ägyptens geplanter neuer Hauptstadt befasst. Bei Energie- und Bahnprojekten seien „chinesische Bieter in Ägypten mittlerweile eher die Regel als die Ausnahme“, konstatiert die gtai. Firmen aus Deutschland täten sich deutlich schwerer. „Eine Kooperation von deutschen und chinesischen Partnern ist noch selten, könnte in Zukunft aber neue Chancen eröffnen“, heißt es in einer gtai-Studie, die modellhaft die Bewerbung eines deutsch-chinesisch-ägyptischen Joint Ventures zum Bau einer Bahnstrecke von Ain Sokhna nach El Alamein erwähnt; beteiligt sind Siemens und die Deutsche Bahn. Der Plan, künftig mit chinesischen Unternehmen zu kooperieren, um Aufträge in Drittstaaten zu erhalten, ist keine deutsche Spezialität: Auch Japan setzt darauf, seinen Unternehmen über eine Zusammenarbeit mit chinesischen Firmen eine Beteiligung an Infrastrukturprojekten in anderen Ländern zu sichern. Entsprechende Verträge wurden vergangenes Woche beim Besuch des japanischen Ministerpräsidenten Shinzō Abe in Beijing unterzeichnet.
„Ähnlich wie das EU-Türkei-Abkommen“
Jenseits der Absprachen zur Stärkung des deutschen Wirtschaftseinflusses in Ägypten drehten sich die Berliner Verhandlungen mit Al Sisi insbesondere um die Flüchtlingsabwehr. Bereits im September, kurz vor dem Salzburger EU-Gipfel, waren EU-Ratspräsident Donald Tusk und – im Namen der EU-Ratspräsidentschaft – Österreichs Bundeskanzler Sebastian Kurz nach Kairo gereist, um dort mit Al Sisi, Außenminister Sameh Shukri und dem Präsidenten des Geheimdiensts GIS, Abbas Kamel, über neue Maßnahmen gegen Flüchtlinge zu diskutieren. Kairo sei „sehr effizient“ im „Kampf gegen ilegale Migration“, teilte Kurz anschließend in Salzburg mit.
Die Äußerung bezog sich nicht zuletzt darauf, dass es der ägyptischen Regierung gelungen ist, seit einem Schiffssunglück im September 2016, bei dem mehr als 200 Flüchtlinge ums Leben kamen, das Ablegen weiterer Flüchtlingsboote von der ägyptischen Küste vollständig zu verhindern. Kairo selbst entledigt sich unerwünschter Migranten immer wieder, indem es sie inhaftiert und umstandslos abschiebt – auch in Staaten, in denen ihnen Verfolgung und Folter droht. Ägypten könne in der Flüchtlingsabwehr den anderen Staaten Nordafrikas als Vorbild dienen, hieß es in Salzburg auf dem EU-Gipfel; Kanzlerin Merkel sprach sich dafür aus, mit den nordafrikanischen Regierungen Vereinbarungen zu erzielen, „die ähnlich geordnet sind wie das EU-Türkei-Abkommen“. Ob diesbezüglich gestern Resultate erzielt wurden, ist nicht bekannt.
Verbindungsbeamtin in Berlin
Bekannt ist allerdings, dass Berlin mit Kairo eng in Sachen Grenzabschottung kooperiert. Bereits seit Al Sisis Berlin-Besuch im Juni 2015 wird die deutsch-ägyptische Repressionszusammenarbeit systematisch ausgebaut. So teilte die Bundesregierung im Mai 2016 mit, die „Zusammenarbeit mit ägyptischen (Grenz-)Polizeibehörden“ werde im „Bereich Grenzschutz“ intensiviert – und zwar im Rahmen einer „Vorverlagerungsstrategie“ mit „Blick auf die aktuelle Migrationslage“.
Seither hat die Bundesregierung unter anderem einen „grenzpolizeilichen Verbindungsbeamten“ an der deutschen Botschaft in Kairo etabliert und Lehrgänge für ägyptische Grenzpolizisten durchgeführt. Das Bundeskriminalamt (BKA) hat sogar Schulungen für ägyptische Geheimdienstler abgehalten. Wie die Bundesregierung bestätigt, gibt es eine enge Zusammenarbeit mit Ägyptens Geheimdienst GIS; dieser hat demnach sogar offiziell „eine Verbindungsbeamtin nach Berlin entsandt“.
Der GIS ist, wie sich beim Besuch von Tusk und Kurz im September in Kairo zeigte, in die Gespräche über eine etwaige gemeinsame Flüchtlingsabwehr involviert.

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Sehnsucht nach neuen HeldInnen

(iz). Obwohl man die Treffen von Comic- und Zeichentrickfans auch von Deutschlands Buch­messen kennt, so ist das Genre etwas ganz Besonderes in den Vereinigten Staaten. Zu diesen gehört die New […]

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Kommentar: Was ist ein Mann?

(iz). Vor Kurzem hat der Sieg eines kaukasisch-muslimischen „Käfigkämpfers“ in einem ­Ultimate Fight gegen einen zugegebenermaßen unangenehmen Charakter zu Begeisterung in den sozialen Medien bei jüngeren muslimischen Männern geführt. Ungeachtet […]

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Unsere Suche nach Identität

(iz). Es gehört zu den Eigenschaften dieses Moments, dass sich die meisten Menschen ganz allgemein im Unterschied zu ihren Mitmenschen sehen. Wir tendieren dazu, uns selbst als der Andere zu begreifen. Ob als Muslime oder als Nichtmuslime, als Migranten oder Deutschdeutsche, als Privilegierte oder Unterprivilegierte – hier sind „wir“, dort sind „sie“. Unser Selbstverständnis besteht nicht selten darin, dass „wir“ nicht „sie“ sein wollen. Und das, obwohl so viele dominante Kräfte unseres Lebens erstaunlich uniform sind.
Dabei wäre schon viel geholfen, würden wir uns bewusst, dass diese Suche nach dem eigenen Selbst und die resultierende Abgrenzung zum Anderen ein verbindender Moment ist. Er ist vielen Menschen und ihren Bezugsgruppen in diesem Land gemein. Das ist kein Zufall, denn die Suche nach Identität ist nicht nur Anzeichen für ein Krisenphänomen. Sie selbst zählt zu den philosophischen Grundfragen der Moderne, seitdem der Mensch seiner spirituellen und materiellen Bezüge entfremdet wurde.
Diese manchmal anstrengende Suche nach einem authentischen und funktionierenden Selbstverständnis lässt sich weder verweigern, noch durch simple Antworten abkürzen. Denn die Antwort liegt im Offenen und ist dank unserer dynamischen Existenz eben auch fluide. Weder können wir uns fest und dauerhaft auf ein einzelnes Bild unseres Selbst­ ­versteifen, noch können wir uns dem Thema verweigern.
Im politischen Raum beispielsweise müssen die Menschen Deutschlands auf ihr Bürgersein bestehen, um am gesellschaftlichen Prozess teilnehmen und unsere Rechte einfordern zu können. Andererseits gilt besonders für uns als Muslime, dass auf der Ebene des Herzens die zeitweise Aufgabe von Identität Teil unserer spirituellen Tradition ist. Und wir sind, aufgrund der Natur unseres Daseins als Geschöpfe Gottes per Definition schon ständig im Wandel begriffen. Auch dann, wenn wir einen festen Begriff unseres Selbst fixieren wollen.
Wie die letzten zwei bis drei Mo­nate gut aufzeigen, herrscht unter Deutschlands Muslimen alles andere als durchgehende Einigkeit in Sachen Selbstverständnis. Wie wir im Themenschwerpunkt unserer letzten Ausgabe (Nr. 280) dokumentierten, gibt es eine große Spannbreite angesichts der Frage, ob die Eigenschaften „deutsch“ und „muslimisch“ zusammenpassen. Und diese Uneinigkeit besteht trotz der Tatsache, dass sich unzählige Muslime in diesem Land, deren Zahl anwächst, ganz natürlich als „deutsche Muslime“ begreifen. Eine notwendigerweise positive Antwort auf diese Herausforderung kann viel dazu beitragen, eine ­verfahrene Situation aufzulösen.

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Die großen Muslime des Westens

Das Studium der Geschichte kann auf die Anfänge der Menschheit zurückgeführt werden. Letztendlich ist sie die Beschäftigung mit den Handlungen, Taten, Untaten und Bemühungen des Menschen, seit er seine Reise […]

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Sisis Diktatur „härter und grausamer“

Berlin (KNA). Die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) hat die Menschenrechtslage in Ägypten scharf kritisiert. Die „Diktatur“ von Präsident Abdel Fattah Al-Sisi sei inzwischen „härter und grausamer als die aller seiner Vorgänger, inklusive des Muslimbruders Mohammed Mursi“, meinte IGFM-Vorstandssprecher Martin Lessenthin am 17. Oktober in Berlin. Systematische Folter und tausendfache willkürliche Verhaftungen dienten ausschließlich dem Machterhalt des de facto herrschenden Militärs.
Der Beauftragte der Deutschen Evangelischen Allianz bei Bundestag und Bundesregierung, Uwe Heimowski, wertete es als „reine Symbolpolitik“, dass Al-Sisi als erster Präsident bereits dreimal eine koptische Kirche besucht habe.
Die Vorsitzende des Bundestags-Menschenrechtsausschusses, Gyde Jensen (FDP), kündigte an, dass ihr Gremium im November eine Reise nach Ägypten plane. Dabei wolle sie sich vor allem nach der Lage der Zivilbevölkerung und der Rolle des Militärs in der Wirtschaft erkundigen und Menschenrechtler treffen. Nach Angaben Jensens wurde die Arbeit der Politischen Stiftungen in Ägypten in den vergangenen Jahren unter dem Vorwand der Terrorismusbekämpfung massiv eingeschränkt.
Nach Angaben Lessenthins verurteilte ein ägyptisches Militärgericht am 11. Oktober 17 Personen zum Tod und weitere zu lebenslangen Haftstrafen, weil sie als Mitglieder des „Islamischen Staates in Ägypten“ an drei Anschlägen gegen koptische Kirchen beteiligt gewesen seien. Die IGFM sehe darin kein positives Zeichen für den Schutz der ägyptischen Christen. „Sowohl die Todesstrafe an sich als auch der gezielte Einsatz von Folter und Verfahren vor Militärgerichten zeigen, dass es hier nicht um Rechtsstaatlichkeit geht, sondern nur um die Bekämpfung eines Konkurrenten um die Macht“, sagte Lessenthin.