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Wie religiös ist die Türkei?

Bielefeld (iz). In den letzten Jahren haben in der Türkei sozialwissenschaftliche Studien zugenommen. Der gesellschaftliche Wandel in dem Land hat auch Institutionen und Einrichtungen hervorgebracht, die diesen Wandel soziologisch untersuchen. […]

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Verbände beklagen „fehlende Solidarität“ mit der Türkei

Köln (KNA). Zum ersten Jahrestag des Putschversuchs in der Türkei beklagen mehrere muslimische Organisationen „fehlende Solidarität“ und eine „unterkühlte Reaktion Europas“, die die „Türkeistämmigen sehr verunsichert“ habe. „Dass Europa das […]

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Hamburg gedachte der Opfer von Srebnica

Hamburg (iz/IKC). Jedes Jahr am 11. Juli treffen sich die Hinterbliebenen von Srebrenica, um ihren Männern, Vätern, Söhnen und Brüdern die letzte Ehre zu erweisen. Srebrenica hinterlässt unvergessliche Narben und ist auch heute noch, fast 22 Jahre danach, allgegenwärtig.
So verloren innerhalb von drei Tagen 8.372 muslimische Männer und männliche Kinder auf brutalste Art und Weise ihr Leben. Diese Gräueltat, die vor den Augen des stillschweigenden Europas und den Blauhelmsoldaten der UN geschah, ist eine der Schrecklichsten der neueren europäischen Geschichte. Viele Menschen warten heute noch darauf, ihre Angehörigen beerdigen zu können. Die Überreste von über 1.000 Opfern wurden noch nicht identifiziert.
Am 01. Juli organisierte das Islamische Kulturzentrum der Bosniaken in Hamburg und Umgebung e.V. (IKC) in der Katholischen Akademie Hamburg eine ganztägige Gedenkveranstaltung zum Thema. In mehreren, teils bewegenden, teils informativen Beiträgen hatten die Besucher – die mehrheitlich bosniakischer Abstammung waren – die Chance, sich das ganze Ausmaß dieses historischen Schreckens vor Augen zu führen.
Dr. Esmir Catic, der 2008 an der Universität Wien zum Genozid von Srebrenica promovierte, gab in seiner tiefgründigen und erhellenden Einführung zur „Leugnung – Die letzte Stufe des Genozids“ einen Überblick über das Thema. Insbesondere ging er auf psychiotischen Denkmuster der serbischen Politik ein, die sich bis heute einer angemessenen Wertung des Völkermordes von Srebrenica verweigert. Gleichzeitig wies der Forscher die Vorstellung zurück, es gäbe so etwas wie „genozidale Völker“. Die Philosophin Hanna Arendt zitierend, sagte Catic: „Wenn alle schuldig sind, dann ist es keiner.“
Ein weiterer Höhepunkt war eine szenische Lesung zur Vorgeschichte des Bosnienkrieges, der Leiden der bosnischen Muslime sowie der eigentlichen Ereignisse in und um Srebrenica am 11. Juli 1995. Das gelesene Stück war ein Werk von Wolfgang Stockmann. Dank der Leistung der SchauspielerInnen Marion Gretchen Schmitz und Stephan Benson sowie der sensiblen Begleitung am Akkordeon durch Waldemar Gudi entstand so ein Gesamtkunstwerk, das weit über die bloße Aufzählung der Grausamkeiten von 1992 bis 1995 hinausging, die in die Ereignisse vom Juli 1995 kulminierten.
Schmerzhaft ließ diese herausragende Lesung die Vorgänge und die mit ihnen verbundenen menschlichen Leiden zum Leben erwecken. Die Performer machten klar, warum es sich bei dem Bosnienkrieg um die größte Untat auf europäischem Boden seit 1945 handelte. Ihre Präsentation ließ keinen Platz für Relativierung oder Rechtfertigung der Ereignisse. Eine solche Präsentation des Bosnienkrieges, bei dem die angegriffenen Muslime übrigens niemals zum Mittel des Terrors griffen, ließ die seit 16 Jahren anhaltenden Islamdebatten in Europa wie Makulatur erscheinen.
Zum Schluss rundete ein englischsprachiger Zeitzeugenvortrag der Kinderärztin Dr. Fatima Klempic-Dautbasic diesen wichtigen und lobenswerten Thementag ab. Sichtlich um ihre Fassung ringend beschrieb sie ihre Erlebnisse in Srebrenica sowie den verzweifelten Versuch vieler Zivilisten, auf dem sogenannten Marsch des Todes auf bosniakisch kontrolliertes Gebiet zu entkommen. Sie gehörte zu den wenigen, die diese Qual überstehen konnte.
Dr. Klempic-Dautbasic machte aber auch deutlich, was die Bosniaken seit dem Vertrag von Dayton auszeichnet: Dass sie Gerechtigkeit und Respekt wollen, aber eben keine Rache. Es ist diese weitsichtige Haltung, die mithilft, den wackligen Frieden auf dem westlichen Balkan zu halten.
Mit diesem hochklassigen und gut organisierten Event erfüllte das IKC Hamburg seine Absicht. „Als Ziel dieser Veranstaltung ist neben der Erinnerung, die Sensibilisierung dieses Völkermordes“, heißt es auf der Webseite des Vereins. Das ist den Organisatoren gelungen.
Dem IKC Hamburg e.V. ist für diesen wichtigen Beitrag der Wissensbildung über den Genozid von Srebrenica zu danken. Es wäre wünschenswert, wenn ihr Bemühen in ganz Deutschland Nachahmer fände. Daher ist es schade, dass die gut gelegene Location im Hamburger Zentrum noch Platz für mehr Besucher gehabt hätte. Insbesondere wäre es schön gewesen, wenn noch mehr nicht-bosniakische Muslime an diesem wichtigen Tag teilgenommen hätten.

Mahnmal europäischer Geschichte

(iz). Anfang Juli wird auf zahlreichen Veranstaltungen wieder den Opfern der Balkankriege der 1990er Jahre gedacht. Der Völkermord an den bosnischen Muslimen, die Verfolgung von Frauen, Männern, Kindern und die zahlreichen Kriegsverbrechen gelten als eines der dunkelsten Kapitel europäischer Nachkriegsgeschichte. Zudem hat ein Gericht im niederländischen Den Haag gerade die Mitschuld niederländischer UN-Soldaten am Massaker in Srebrenica festgestellt. Bis heute wirken diese Geschehnisse als ein Mahnmal und als deutliche Warnung vor den Abgründen identitärer Politik.
Die Erinnerung an die Balkankriege ist somit zweifellos ein zentrales Anliegen der europäischen Muslime. Sie geht einher mit dem Respekt vor dem Versöhnungswillen der bosnischen und albanischen Muslime und der nüchternen sowie bedeutsamen Feststellung, dass ihr Gedenken an die erlittenen Gräuel niemals in die Eskalation des Terrorismus geführt hat.
In Deutschland sind die bosnischen und albanischen Gemeinden, die nach der Flüchtlingswelle entstanden sind, inzwischen eine Bereicherung der deutschen Gesellschaft. Aus ihren schmerzlichen Erfahrungen lässt sich nicht zuletzt die Bedeutung guter Nachbarschaft nachvollziehen.
Außerdem können sie auf ein großes Erbe und den Erfahrungsschatz einer ­islamischen Zivilisation zurückblicken. Die Altstädte von Städten wie Prizren oder Sarajevo erzählen von der sozialen Kompetenz der Muslime und sind städtebauliche Zeichen gelebter Toleranz. Bis heute ist die muslimische Infrastruktur noch nicht vollständig wiederhergestellt und leidet unter den Enteignungen der Stiftungen unter der kommunistischen Herrschaft.
Die aktuelle Lage in dieser Region Südosteuropas gibt wieder einmal Anlass zur Sorge. Die ungelösten ökonomischen Probleme, wachsender Nationalismus und der Import von Ideologien sind die alten Rezepte für den Rückschritt. Der neue Staat Kosovo ist zudem noch nicht vollständig völkerrechtlich anerkannt und in praktisch allen Staaten des ehemaligen Jugoslawien schwelen nach wie vor Grenzkonflikte.
Die Integration der Balkanstaaten in die EU, die noch keine Mitglieder sind,  ist gerade wegen der unsicheren Lage ein wichtiges Thema. In einem vereinten Europa der Regionen besteht wohl zur Zeit die einzige Möglichkeit, die Brisanz der Grenzziehungen zu überwinden. Nach wie vor gilt aber auch, gerade für junge Europäer, dass zu einem umfassenden Verständnis des Islam in Europa Reisen in die muslimisch geprägten Landstriche gehört.

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Wer ist der Sohn der Zeit?

(iz). Der bewundernswerte Maulana Dschalaladdin Rumi, dem sowohl im Morgen- als auch im Abendland sehr viel nachgesagt wird, verkündete selbst: „Solange diese Seele in diesem Körper ist, bin ich der […]

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Jenseits der Hashtags wartet das Offene

(iz). Der vierte Kalif des Islam, ‘Ali ibn Abi Talib, sagte sinngemäß über die Zeit, dass sie wie ein Schwert sei. Schneiden wir nicht mit ihm, würde es uns schneiden. Wie […]

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Mauretaniens erste Öko-Mahdhara

„Da nahm ihr Herr sie auf gütigste Art an und ließ sie auf schöne Weise heranwachsen und gab sie Zakariyya zur Betreuung. Jedesmal, wenn Zakarijja zu ihr in die Zelle […]

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Muslime in Deutschland zwischen Reform und Stillstand

„Die Frage nach der Reform muslimischer Organisationsformen sollte jedenfalls genauso wenig ein Tabu sein, wie die Frage nach der Erfolgsbilanz des politischen Islam überhaupt.“
(iz). Der Ramadan ist wie in jedem Jahr ein Höhepunkt im sozialen Leben der Muslime und wichtiger Bestandteil der spirituellen Realität. Zahlreiche öffentliche Veranstaltungen haben aber auch den Willen der Muslime bezeugt, sich nicht etwa zurückzuziehen, sondern gerade in diesem Monat Kontakt mit der Mehrheitsgesellschaft aufzunehmen. Diskussionen über den Einsatz von Organisationen im Kampf gegen den Terror erinnerten dabei an die politische Debatte über die Präsenz der Muslime in Europa. Im Kern geht es dabei immer wieder um den Gegensatz zwischen sogenannten liberalen und konservativen Muslimen, denen jeweils bestimmte Assoziationen in ihrem Verhältnis zur Demokratie unterstellt werden. Hier gilt der Lehrsatz des französischen Psychoanalytikers Lacan, „Es bist nicht Du der in der Debatte gewinnt, sondern die Debatte selbst“. Seine Aussage bezeugt die destruktiven Aspekte der Politisierung des muslimischen Lebens.
Viele Muslime fürchten nicht nur den Dauerkonflikt und seine Folgen, sondern auch die weitere Stärkung der Extreme, die sich bereits in Form einer wachsenden Zahl von Esoterikern, Nationalisten und ideologisierten Salafisten zeigt. Die Frage nach der mittleren Position und was sie ausmacht – auch jenseits des Politischen –, ist also aktueller denn je.
Religionen sind nicht durch den Willen zur Macht, sondern durch den Willen zur Verbundenheit ausgezeichnet. Im Zusammenleben von Muslimen braucht es dabei einen Minimalkonsens über die Frage was der Islam überhaupt ist und damit grundlegende Kenntnisse über Islam, Iman und Ihsan. Die Rechtsschulen ermöglichen einerseits den Rücklauf zur ersten Gemeinschaft, andererseits beschäftigen sie sich mit neuen Rechtsfragen, wie sie sich beispielsweise aus technischen Innovationen ergeben. Über Jahrhunderte stritten muslimische Gelehrte über den richtigen Weg, ohne zu vergessen, dass ein Konsens zwischen Muslimen auch diverse Unterschiede nicht ausschließt. In unserer Zeit kommt nun die Notwendigkeit hinzu, religiöse Überzeugung von ideologischem Eifer zu unterscheiden. Fakt ist, einzig auf diesen Grundlagen kann eine große Zahl von Menschen überhaupt nur gebunden werden. Der Minimalkonsens droht aber unter dem Druck des rein politischen Diskurses zu zerbrechen.
Gerade im vergangenen Ramadan zeigte sich dieses Phänomen unter anderem im Streit um die Teilnahme an Demonstrationen. Plötzlich sollte Teilnahme oder Fernbleiben von Muslimen an einer Kundgebung gleichzeitig ihre allgemeine politische Haltung indizieren. Bezeichnenderweise verlieren Muslime in diesem hitzigen Diskurs zunehmend die Definitionshoheit über sich selbst. Sie sollen nunmehr liberal oder konservativ sein, allerdings unter dem Ausschluss der dritten Möglichkeit, also liberale und konservative Aspekte in sich zu vereinen.
Teile der deutschen Gesellschaft sind aber nach wie vor von der Idee geprägt, die Extremisten könnten in einem dialektischen Prozess zur Vernunft gebracht werden. Dem radikalen Salafisten steht dann der harmlose Esoteriker, als die – in dieser Systematik – einzige positive Alternative gegenüber. Die große Mehrheit der Muslime kann allerdings mit derart simpler Dialektik nicht gebunden werden, im Gegenteil, es besteht vielmehr die Gefahr weitergehender Polarisierung. Dieses Ergebnis dient aber auf Dauer weder unserem Staat, noch den Muslimen.
Es ist kein Zufall, dass innerislamische Diskussionen, aber auch der öffentliche Streit um den Islam zunehmend in den sozialen Medien stattfinden. „Das Internet“, so der slowenische Philosoph Zizek, „ist dabei der Ort wo das Undenkbare denkbar, und das Unmögliche möglich scheint“. Die Doppeldeutigkeit des Phänomens zeigt sich einerseits in der bedrohlichen Zunahme von Hassbotschaften, aber auch in einer lebhaften, durchaus spannenden Debatte. Man spricht im Netz dabei naturgemäß mehr über den Anderen als wirklich miteinander. Das Internet verkörpert, wenn man das berühmte Gleichnis von Carl Schmitt anwendet, die nihilistische Trennung von „Ordnung und Ortung“, in Form einer Ordnung ohne wirkliche Ortung. Man könnte aber, um zu Zizek zurückzukehren, auch davon ausgehen, dass es die virtuelle Vorbereitung auf reale Möglichkeiten andeutet. Ob diese Realität eine Positive wird, werden für uns Muslime die nächsten Monate zeigen.
Ein symbolischer Ort der realen Begegnung der mehr oder weniger organisierten Muslime war bisher der sogenannte „Koordinationsrat der Muslime“. Dessen Krise und Sprachlosigkeit, die sich in den letzten Debatten akut manifestierten, lässt sich von der Frage nach der künftigen Rolle des politischen Islam nicht trennen.
Zunächst sollte man sich fragen, warum diese Koordination der unterschiedlichen Verbände nicht mehr funktioniert. Tatsächlich gibt es darauf eine einfache Antwort, die mit den in die Jahre gekommenen Grundideen des politisch-organisierten Islam zusammenhängen. Es geht hier um die Definition von Macht, die sich als organisierter Wille versteht und der eigenen Machtsteigerung dienen soll. Je größer der Verband, nach dieser Logik gedacht, desto größer ist seine Bedeutung und Wirkungsmacht für die Muslime.
Aus diesem egozentrischen Selbstverständnis heraus erklärt sich zum einen die mangelnde Bereitschaft mit unabhängigen, kleinen, aber effizienten Bewegungen oder NGO zusammenarbeiten, sie überhaupt ernst zu nehmen, aber auch zum anderen die Schwierigkeit, mit anderen Großverbänden eine gemeinsame Strategie im Interesse aller Muslime zu finden.
Unlängst zeigte sich dieses Dilemma in Person des aktuellen Sprechers des KRM und Vorsitzenden des ZMD Aiman Mazyek. Während sich Mazyek in seiner Funktion als ZMD-Vorsitzender für die Kölner Demonstration engagierte, schwieg er als Sprecher des Koordinationsrates. Mit anderen Worten, es gab keine Koordination oder Absprache in einer der wichtigsten gesellschaftlichen Fragen unserer Zeit.
Die Lage zeigt auch ein Paradox in der Konstruktion des Rates: Würde der KRM tatsächlich funktionieren, wäre er selbst ein Machtfaktor und dies würde aus Sicht der dann „untergeordneten“ Verbände nichts anderes als einen Machtverlust bedeuten. Daraus erklärt sich vielleicht der Konstruktionsfehler des KRM und das Desinteresse der Beteiligten an einem funktionierenden Gremium. Nebenbei haben persönliche Fehden einiger Verbandsegos das Klima vergiftet und jede Möglichkeit weiterer Kooperation erschwert.
Die Frage nach der Reform muslimischer Organisationsformen sollte jedenfalls genauso wenig ein Tabu sein, wie die Frage nach der Erfolgsbilanz des politischen Islam überhaupt. Im globalen Maßstab geht es darum, zu erklären, warum dieser Ansatz eigentlich in Bürgerkriege und Diktaturen führt, hier in Deutschland darum, warum er die Polarisierung nicht aufhalten und die Verbundenheit nicht steigern kann.
Bei der kritischen Aufarbeitung des politischen Islam geht es nicht um die Reformierung des Islam an sich, sondern um die Frage nach der inneren Balance der muslimischen Lebenspraxis. Ein Beispiel ist der Umgang mit der Zakatpflicht. Sie manifestiert in ihrer korrekten Anwendung durchaus ein Politikum, aber es geht dabei nicht um die Stärkung eines bestimmten Verbandes, sondern um die Solidarität von Muslimen in ihrem gesellschaftlichen Kontext.
Denkt man über die notwendige Reformierung muslimischer Strukturen nach, sollte es also unter anderem um eine neue Idee von sozialer Macht gehen, inclusive der Denkmöglichkeit gemeinsam auch andere zu ermächtigen, insbesondere dann, wenn Sie als NGO, Netzwerk oder Unternehmung offensichtlich dem Gesamtinteresse aller Muslime dienen.
Ein konkreter Zwischenschritt wäre vielleicht, auch den KRM künftig nicht auf vertikal-hierarchischer Ebene über den Verbänden, sondern auf horizontaler Ebene neben den Verbänden, als ein offenes Gremium zu etablieren, dem es weniger um Repräsentanz, sondern um notwendige Koordinierung und internen Austausch mit Muslimen geht. Damit fänden die virtuellen Debatten eine Fortsetzung in realen Begegnungen. Mit diesem Schritt würden die Verbände nicht nur ihren Reformwillen zeigen, sondern auch aus Sicht der Muslime ihrer gesellschaftlichen Bedeutung gerecht werden.
Für den Fortbestand des organisierten Islam spricht dabei eine einfache Weisheit: Gemeinsam ist man stärker. Gesellschaftliche Positionen sind in größeren Verbünden nachdrücklicher einzufordern, ebenso lassen sich wichtige Debatten gemeinsam besser auslösen und gestalten. Schlussendlich dürfte auch den Verbänden selbst am intensiven Austausch mit externen Beratern, Gelehrten, Aktivisten oder Intellektuellen gelegen sein, denn ohne eine Modernisierung der alten Organisationsformen droht der Stillstand. Zudem machen die eigenen Jugendorganisationen längst Druck von unten und machen vor, wie man gemeinsame Absichten mit anderen besser koordiniert.
Sollten sich die bestehenden Organisationen allerdings für den Stillstand entscheiden, droht ironischerweise der weitere Machtverlust. Die zahlreichen lokalen Bewegungen, NGOs und Gruppen an der Basis könnten dann eines Tages selbst einen alternativen Koordinationsrat der Muslime gründen, ihre Anliegen bündeln und ihre Synergien ausloten. Je nach konkretem Fall könnte dann dieser kleine aber dynamische Rat den Kontakt mit den antiquierten alten Verbänden suchen. Es wäre durchaus ein Vorteil, dass ein neuer, frischer Ansatz sich nicht mit den alten ethnischen Zwisten und Historien der Verbände rumschlagen müsste.

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Kein Ramadan ohne Zakat Al-Fitr

(IZ). Der bekannte Prophetengefährte und Gelehrte Ibn ‘Umar berichtete, dass der Gesandte Allahs es für jeden Muslim – frei oder abhängig, männlich oder weiblich, jung oder alt – zur Pflicht […]

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London: Attacke auf Gläubige aus zwei muslimischen Einrichtungen

London (dpa/KNA/iz). Aus Sicht des Britischen Rats der Muslime (Muslim Council of Britain) könnte der blutige Zwischenfall aus der Nacht zum Montag in London ein gegen Muslime gerichteter Anschlag gewesen sein. „Von den Augenzeugenberichten her scheint es, als wäre der Täter von Islamhass motiviert gewesen“, schrieb der Rat am frühen Montagmorgen auf Twitter. Muslime hätten in den vergangenen Wochen und Monaten oft Hass auf den Islam erleben müssen, der nächtliche Vorfall nahe einem muslimischen Gemeinschaftshaus sei, nach Ansicht von Generalsekretär Harun Khan, dessen „gewalttätigste Manifestation“ bislang.
Der Rat forderte Polizeischutz für Moscheen. Die Behörden müssten nicht nur den aktuellen Vorfall aufklären, sondern auch etwas gegen die „in höchstem Maße beunruhigende Zunahme des Islamhasses“ tun. Die Polizei hatte zuvor mitgeteilt, dass Anti-Terror-Spezialisten die Ermittlungen übernommen hätten.

Ein Lieferwagen war kurz nach Mitternacht in eine Menschenmenge im Stadtteil Finsbury Park gerast – mindestens ein Mann soll getötet worden sein, viele weitere Menschen verletzt. Nach Angaben des Rats der Muslime ereignete sich der Vorfall vor einem muslimischen Gemeinschaftshaus in der Nähe einer Moschee im Stadtteil Finsbury Park – nicht direkt vor der Moschee, wie es der Rat zunächst mitgeteilt hatte.
Am 3. Juni hatten auf der London Bridge und am Borough Market drei muslimische Terroristen mindestens acht Menschen getötet und Dutzende weitere verletzt. Die Täter wurden kurz darauf von Polizisten erschossen.
Der Londoner Bürgermeister Sadiq Khan hat den Zwischenfall vor einem muslimischen Gemeinschaftshaus als Terroranschlag bezeichnet. „Die Londoner Polizei ist nach einem fürchterlichen Terroranschlag auf unschuldige Menschen in Finsbury Park im Einsatz“, schrieb er am frühen Montagmorgen auf Facebook. Die kompletten Details seien noch nicht bekannt, „aber das war klar ein gezielter Angriff auf unschuldige Londoner, von denen viele gerade die Gebete während des heiligen Monats Ramadan beendeten“, schrieb Khan weiter. Seine „Gedanken und Gebete“ seien bei allen Betroffenen.