,

Langjährige Forderung wird umgesetzt

Berlin (KNA). Mit Blick auf zunehmende Hasspropaganda gegen Muslime soll die Polizei nach Medieninformationen von 2017 an speziell islamfeindliche Straftaten erfassen. Eine von der Innenministerkonferenz beauftragte Arbeitsgruppe von Polizeiexperten aus Bund und Ländern hat empfohlen, das Definitionssystem „Politisch Motivierte Kriminalität (PMK)“ um diesen Tatbestand zu erweitern, wie der „Tagesspiegel“ (12. Mai) berichtet.
Erfasst werden sollen danach künftig zudem christenfeindliche und antiziganistische Delikte, also Straftaten gegen Sinti und Roma. Die Minister würden im Juni bei ihrer Tagung im saarländischen Mettlach vermutlich die Spezialisierung der PMK beschließen, hieß es danach im Umfeld der Innenministerkonferenz.
Unterdessen nimmt die Kriminalität von Neonazis und anderen Rechten in Deutschland offenbar weiter zu. In den ersten drei Monaten registrierte die Polizei nach vorläufigen Erkenntnissen danach 3.443 rechte Straftaten, darunter 299 Gewaltdelikte. 214 Menschen wurden verletzt. Die Polizei ermittele 1.572 Tatverdächtige, 66 Personen seien festgenommen worden. Neun hätten einen Haftbefehl erhalten.
Die aktuellen Werte seien schon jetzt höher als die vorläufigen Angaben, die die Polizei im ersten Quartal 2015 gemacht hatte. Damals berichtete die Regierung von 2.692 rechten Straftaten mit 151 Gewaltdelikten, bei denen mindestens 108 Menschen Verletzungen erlitten hatten.
Die Polizei erfasst zudem speziell antisemitische Delikte. Laut Bundesregierung wurden im 1. Quartal 2016 nach vorläufigen Erkenntnissen insgesamt 150 festgestellt, darunter fünf Gewalttaten. Fast alle Verbrechen ordnet die Polizei der rechten Kriminalität zu (145 Straftaten mit allen fünf Gewaltdelikten). Fünf Taten wurden von politisch motivierten Migranten verübt.
Bei einem antisemitischen Delikt war die ideologische Herkunft des oder der Kriminellen bislang nicht feststellbar. Die aktuellen Zahlen liegen leicht unter denen, die die Polizei vorläufig von Januar bis März 2015 gemeldet hatte. Laut Zeitung stammen die Zahlen aus der Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Linksfraktion.

Labour-Kandidat Sadiq Khan siegt

London (dpa). Labour verschafft sich mit den britischen Regional- und Kommunalwahlen eine Atempause. In London ist die Partei nach dem Sieg von Sadiq Khan endlich wieder am Ruder. Doch anderswo verliert sie an Boden.
London (dpa) – London hat zum ersten Mal einen muslimischen Bürgermeister gewählt. Das stand bereits vor der endgültigen Auszählung aller Stimmen am Freitagabend fest. Der Labour-Politiker Sadiq Khan erhielt rund 44 Prozent der Stimmen und lag damit fast zehn Prozentpunkte vor seinem konservativen Rivalen Zac Goldsmith. Damit übernimmt die Arbeiterpartei nach acht Jahren wieder das Ruder in der britischen Hauptstadt.
Bei den Regional- und Kommunalwahlen in Großbritannien musste Labour ansonsten vor allem in Schottland schmerzliche Verluste verkraften. Ein Debakel konnte die Partei von Jeremy Corbyn aber abwenden: Bei den Kommunalwahlen in England schlug sich Labour besser als erwartet. Die EU-feindliche UKIP-Partei kann in Wales zum ersten Mal ins Parlament einziehen.
Nach seiner Wahl zum Labour-Chef im Spätsommer waren die Regional- und Kommunalwahlen als erster Test für Corbyn gewertet worden. Im Vergleich zu den Wahlen 2011 und 2012 musste seine Partei zwar Verluste hinnehmen. Die große Schmach blieb dem Oppositions-Chef aber erspart. In England verlor die Partei gut zwei Dutzend Mandate – wesentlich weniger als erwartet. „Wir sind drangeblieben und haben vielerorts Unterstützung gewonnen“, sagte Corbyn.
Der konservative britische Premier David Cameron erklärte, der von Medien „Super Thursday“ getaufte Wahltag habe gezeigt, dass die Arbeiterpartei die Verbindung zu den Wählern „völlig verloren“ habe. In Schottland musste Corbyns Partei eine Niederlage einstecken. Hier überholten die Konservativen Labour: Sie wurden zweitstärkste Kraft hinter der linksgerichteten schottischen Nationalpartei (SNP).
Deren Chefin Nicola Sturgeon feierte am Freitag den dritten Wahlsieg ihrer Partei in Folge. „Wir haben Geschichte geschrieben“, erklärte die schottische Ministerpräsidentin. Die absolute Mehrheit verloren die Separatisten aber. Im März hatte die SNP angekündigt, nach dem Referendum über die britische EU-Mitgliedschaft am 23. Juni erneut für die Abspaltung Schottlands aus Großbritannien werben zu wollen. Sturgeon will nun eine Minderheitsregierung bilden.
In Wales wurde Labour wieder mit Abstand stärkste Kraft. Hier ergatterten die Rechtspopulisten mehrere Sitze und sind künftig zum ersten Mal überhaupt im Parlament vertreten. Auch in England gewann die EU-feindliche Partei dazu. UKIP-Chef Nigel Farage sprach von einem „Durchbruch“. Millionen Briten hatten am Donnerstag neue Regional- und Kommunalparlamente sowie neue Bürgermeister in London und anderen Städten gewählt.

,

Bisher eine „Männerdomäne“

(iz). Es ist eine Gruppe junger, intelligenter, engagierter und im deutschen Alltag fest verwurzelter Frauen, die sich einmal wöchentlich zusammenfindet, um Gott und Seinen Propheten zu preisen: die Firqah al-Muhammadiyya aus Berlin. Ursprünglich sind sie in der Absicht zusammengekommen, die Qasida al-Burda, einen altehrwürdigen gesanglichen Lobpreis auf den Propheten des Islam, lesen und singen zu lernen. Damit „dem Propheten Muhammad Freude zu bereiten und ihm nahe zu kommen“, hat sich hier eine Gruppe von derzeit neun dynamischen Frauen formiert, die nun auch „den Musliminnen einen Dienst erweisen“ wollen, indem sie ihnen die Möglichkeit bieten „eine weibliche Gesangsgruppe für feierliche Anlässe zu buchen“. Eine Einrichtung nämlich, die in ursprünglich muslimischen Ländern lange Tradition hat und auch bereits in diversen Europäischen Ländern etabliert ist, war hierzulande bis anhin „Männerdomäne“.
Die Firqah hat mittlerweile ihr Repertoire auf melodisch rezitierte Gedichte (arabisch Qasaid, Singular Qasida) unterschiedlichster Herkunft erweitert – wird doch der Brauch der poetischen und lyrischen Untermalung der Botschaft Allahs an unseren Propheten sowie dessen Lobpreis bis auf die Zeit seines Lebens und Wirkens selbst zurückgeführt.
Beispiele dafür sind der Dichter Labid ibn Rabiá Ibn Malik, dem der Prophet Muhammad „wahrste Worte“ zugestand oder Hassan Ibn Thabit, dem zum Zwecke der Rückendeckung und des Preises des Propheten – Gott segne ihn und gebe ihm Frieden – in dichterischer Gestalt sogar ein Podest in der Moschee errichtet wurde. Auch die lyrische Unterstreichung der Poesie, vor allem zu festlichen Anlässen, war immer – von unserem Propheten zugelassener und gutgeheissener – Bestandteil der muslimischen Praxis gewesen.
Die Motivation der jungen Frauen setzt sich aus verschiedensten Komponenten zusammen. So wird das „Stärken der Geschwisterlichkeit“, das „Zusammenkommen“ und „Zusammenwachsen mit Menschen, die man liebt“, das „Herunterkommen nach stressigen Tagen“ und der „spirituelle Ausgleich zum weltlichen, oft bürokratischen Alltag“ genannt. Das „Einwirkenlassen der Stimmen auf die Seele, um zur Ruhe zu kommen, inmitten der verschiedensten gesellschaftlichen Verpflichtungen, denen Frauen im Alltag ständig nachkommen sollen“. Aber auch „das können, was (erst mal) nur die Männer konnten“ sowie die „lyrische Tradition nach außen tragen, den Segen zu verbreiten“. „Lobgesang ist verbindend“ … Ausdruck von Freude, Dankbarkeit und Gemeinsamkeit begleitet und stärkt die Gruppe.
Keine der Frauen hat ihr 30. Altersjahr erreicht. Sie studieren, arbeiten, sind verheiratet oder auch nicht. Die jüngste, Batul, 15 Jahre, besucht die 10. Klasse. Die beiden Sängerinnen und Trommlerinnen, Susan H. und Lisa Marie B. sind heute nicht zugegen; Lisa Marie ist als einziges Mitglied am Islam und insbesondere an dessen musikalischer Tradition interessierte Nichtmuslimin. Sie hat Islamwissenschaften studiert und beschäftigt sich nebst ihrem derzeitigen Musikstudium mit den verschiedenen Rezitationsarten des Heiligen Qur’an, besucht regelmässig Tajweedunterricht
Inspiration ist der gemeinsame Maulid am Freitagabend in einer Moschee in Berlin. Gesungen wird ferner im Kreis der Familien, bei Krankenbesuchen sowie bei Hochzeiten oder Festen der Namensgebung, im Kreise der Frauen. Man hält sich an die islamische Gesangstradition und kann dabei aus einem fast weltweiten Repertoire schöpfen. An die typische Tradition hält man sich auch insofern, als man nur die Trommel als Instrument benutzt. Die oben erwähnten Qasaid sind sich überall ähnlich, wobei die Rhythmen variieren. Diejenigen aus dem marokkanischen Raum zum Beispiel empfindet man als „peppiger“ und man kann gut beobachten, wie stark die Wirkung der Melodien von ihrem Rhythmus abhängt.
Auch auf Deutsch wird gesungen – der Bruder eines Mitglieds hat vieles übersetzt und es liegt der Firqah viel daran, auch in Deutsch zu singen, sodass der Islamische Lobgesang auch im deutschen Raum etabliert und verwurzelt wird. Auch die Burda von Imam al Busairi, die – gemeinsam mit den Männern – einmal im Monat in der „Akademie“*) in Berlin Moabit vorgetragen wird, kann auf unterschiedliche Weise rezitiert werden.
Von Südafrika über Marokko bis Indonesien fliessen hier kulturelle Besonderheiten, der „kulturelle touch“ der Völker ein, die sich beispielsweise auch in der Hamziah desselben Autors manifestieren. Verschiedene modernere Sänger/innen knüpfen übrigens ebenfalls an diese Traditionen an, wie zum Beispiel Mustafa Atef, der u.a. das berühmte Intro (Mawal) des Liedes Qamarun von Hassan al Thabit, dem Prophetengefährten herleitet.
Was bedeutet den Frauen das gemeinsame Singen vom Gesichtspunkt ihres Muslimseins her? Stellt es einen Kontrapunkt oder eine Ergänzung zum oft sehr trockenes, als rein „normatives Gebilde“ dargestellten Islam dar?
Janine, Studentin der sozialen Arbeit, Erzieherin und Koordinatorin innerhalb der „Akademie“ streicht den Gesang als verbindendes Element heraus. „Schon immer und bis jetzt“, weshalb er immer „wichtiges Element“ gewesen war – obwohl er in jüngerer Zeit an Ansehen verloren hat und „vielleicht auch nicht mehr als zum Islam zugehörig gesehen wird“. Oft seien Menschen „verwundert“ darüber, das Singen als Teil des Islam kennenzulernen – „man sieht halt oft nur das Grobe im Islam“ und Gesang werde schnell mal „mit Haram verbunden“. Je nach Typ jedoch kann es sein, dass einem das Singen Öffnung nach innen ermöglicht und man könne sich das ruhig trauen – mit Bedacht darauf, im „halalen Bereich zu bleiben“.
Zainab, Jurastudentin, sieht im Einbezug der Gefühlswelt einen bedeutsamen Aspekt – obwohl da manchmal „eine gewisse Hemmschwelle überwunden werden muss“. Es berührt sie die Erzählung über die Frauen, die unter einer Palme sassen und sangen, als der Prophet, Friede und Segen Allahs sei auf ihm, vorüberging und sie nach ihrer Absicht und ihrer Liebe zu ihm befragte. Als sie bejahend antworteten, sagte er darauf „und ich liebe Euch!“ – „Man hofft und wünscht sich auch als Frau die Bindung zum Propheten.“
Für Zeynep K., Erzieherin und Studentin im Bereich Soziale Arbeit, aus der Türkei war eine Reise in den Yemen ein Schlüsselerlebnis, die sie mit einem Institut für weibliche Studierende vor einiger Zeit unternommen hat. „Zum Ritual sowohl beim Unterricht als auch bei Hochzeiten, Geburten und so weiter gehört Musik und das gemeinsame Singen dazu, ohne sie ist der Anlass nicht vorstellbar“. „Als Ausdruck der Freude und des Glücks sowie der Bindung zu Gott“. Oft wird dies auch durch selbstgeschriebene Gedichte ausgedrückt, man knüpft an Persönlichkeiten früherer Zeiten an, übt oft zu Hause schon … Sie war nach dieser Reise entschlossen, diese Tradition auch hier nach Möglichkeit einzuführen: „Ich sehe im Gesang auch einen spirituellen Aspekt. Es wird in dieser Hinsicht auch die Seele ernährt. Wie der Körper braucht auch die Seele Nahrung und Ich sehe das gemeinsame Singen und Lesen so auch als Nahrung für die Seele.“
Verbindendes Element, Einbezug der Gefühlswelt, Öffnung des Herzens, Ausdruck von Freude und Glück, Nahrung für die Seele. Alles Dinge, die bei oberflächlicher Betrachtung beziehungsweise auch Ausübung heutzutage nicht unbedingt dem Islam zuerkannt werden, die dennoch immer schon zum Herzen auch dieser Religion gehörten und die im Melodischen Heimat und Ausdruck finden. Kein Wunder, dass dem Gesang, der Musik gerade auch auf gesellschaftlicher Ebene ein hoher Stellenwert zukommt.
Viola, Verkehrsplanerin, ist sich der verbreiteten Vorbehalte unter den Muslimen in Bezug auf Musik aller Art wohl bewusst. „Wir haben manchmal Angst, dass wenn man Islam praktiziert, die Musik nicht mehr dazugehören darf – obwohl sie immer Teil des Lebens war, ob muslimisch oder nichtmuslimisch“. So sei es durchaus sinnvoll, „diesen Aspekt, der einen grossen gesellschaftlichen Anteil einnimmt und der auch viele Gefühle anspricht“ beizubehalten und auszubauen.
Ferdaus, Germanistikstudentin und Mediengestalterin im Bereich Printmedien erinnert zudem an einen gewichtigen Aspekt des Melodischen, nämlich dessen Einbindung „als etwas Geistreiches“ in der gesamten Islamischen Tradition: An erster Stelle natürlich bei der Rezitation des Heiligen Buches, des Qur’an, dessen Rezitation keineswegs als Gesang zu verstehen, dennoch ohne klangliche Untermalung und Betonung nicht vorstellbar ist. Aber „auch die Wissenschaft im Islam hat eine sehr weite ästhetische Komponente – es gibt etliche Grundlagenwerke der Glaubenslehre, der Rechtswissenschaften, der Pädagogik, die in Form von Lehrgedichten geschrieben worden sind und dann auch mit einer ‘Melodie’ weitergegeben und auswendig gelernt wurden.“
Was wohl unter anderem darauf zurückzuführen sei, dass man „Texte in Versform viel besser auswendig lernen kann, als in Prosa. Dieser Aspekt interessiert und begeistert mich sehr“. Außerdem sei es bemerkenswert, „dass Musik, Klang und Lyrik viel schneller den Zugang zu den Herzen der Menschen findet als Prosatexte und Vorgelesenes. So eignet sie sich unter Umständen eher zur Einladung an die Menschen als Vorträge oder Diskussionen“.
Die Feedbacks muslimischer – wie nichtmuslimischerseits sind, so Zainab „überwiegend positiv und unterstützend“. Viele Leute seien „begeistert und berührt“. Es ist motivierend, wenn man erlebt, dass man die Menschen „einmal auf ganz andere Art erreicht“, nicht auf die dozierende „der Prophet war so und so…“, sondern indem man „das Geliebte von Herz zu Herz trage“. Ferdaus hatte eindrückliche Begegnungen mit Kommilitonen an der Uni, die ihr zeigten, „wie wenig über den islamischen Lobgesang eigentlich bekannt ist und von was für einem aussergewöhnlichen Projekt ich da Teil bin.“
Zu öffentlichen Auftritten allerdings wollen sich die jungen Sängerinnen bis anhin noch nicht entschließen – trotz einiger seriöser Anfragen diesbezüglich und trotz ermutigendem Feedback allerseits, auch aus der muslimischen Männerwelt, die bei Gelegenheit – vor allem wenn es um technische Details geht – auch schon mal sehr hilfreich zur Seite stehen: „Wir wollen keinesfalls islamische Grenzen überschreiten und wollen in erster Linie den Frauen einen Dienst erweisen.“
Haben sie dennoch eine „Botschaft an die Welt“?
Zainab fällt an erster Stelle ein Zurechtrücken des Ansehens der Islamischen Religion ein. „In der Gegenwart wird der Islam ja in die negative Ecke ‘gepusht’, Frauen als unterdrückte Wesen dargestellt etc.. Demgegenüber stellen wir das Bild studierender, beruflich und gesellschaftlich aktiver und engagierter Frauen, die sich mit ihrem Kopftuch unter die Menschen mischen. Die ausserdem zusammensitzen und singen, sich aktiv einbringen, sich treffen und miteinander Spass haben.“
Janine ergänzt, dass man sich in einer „doch recht materialistisch geprägten Zeit“ das Ziel setzt „sich für Allah ta’ala und Seinen Gesandten zu treffen und viel Zeit dafür investiert“. Gerade das Singen auf Deutsch kann als Aufruf verstanden werden, den Propheten des Islam – seine Eigenschaften, sein Äußeres, seine Geschichte – kennenzulernen: „Er wird in unserer Religion innig gepriesen, hoch geschätzt, geliebt, in jedem Zusammenhang erwähnt. Da muss man sich doch mal fragen, warum!“
Man nennt sich „‚Firqa Muhammadiyya“ bezugnehmend auf Imam al Busairi, dessen „Burda“ das verbindende Element und DAS Gedicht darstellt. Die Qasida Muhammadiyya war „zweites Element“ der Gruppe – von dem der Name abgeleitet wurde. Man würde sich wünschen, dass man Frauen „allgemein mehr Mut macht, Eigeninitiative zu ergreifen“. Und dass die Gruppe Zuwachs erfährt: „Es kann gerne jede hier dazustoßen, egal aus welcher Gemeinde, ob jung oder alt …“
*) Akademie zur Förderung der interkulturellen Harmonie e.V. Berlin.

, , ,

Die bosnische Frau

(iz). Bei jedem Bosnienbesuch fasziniert mich eine Sache immer wieder: die Stärke und Sanftheit der bosnischen Frau. Mit einer Selbstverständlichkeit schaffen diese Damen es, das Leben so zu nehmen wie es ist. Wenn es bedeutet, dass sie Holz hacken müssen, um Brennholz für den Winter vorzubereiten, dann tun sie es. Wenn es heißt, die Kinder alleine zu erziehen, weil der Mann verstorben ist, ein Schahid ist, oder sie einfach verlassen hat, dann tun sie es.
Wenn sie für die Studienkosten gleich mehrerer Kinder alleine aufkommen müssen, dann tun sie es, denn die Bildung ist ihnen besonders wichtig. Auch wenn es bedeutet, durch viel zu harte und unterbezahlte Arbeit die eigene Gesundheit zu gefährden. Das Glück der Kinder steht an erster Stelle.
In diesem Leben hat die Diskussion um Feminismus keinen Platz. Dafür hat die bosnische Frau keine Zeit. Sie ist viel zu sehr damit beschäftigt, tatsächlich und ohne soziologische Argumentation ihren Alltag zu bewältigen. Und sie bewältigt ihn mit Würde. Gerade in der Großstadt lässt sich erkennen, dass die Frauen ihre Weiblichkeit durch Stil und Eleganz bewahren möchten. Möglicherweise ist die Kleidung schon vor Jahren gekauft worden, viel Geld haben die meisten schließlich nicht.
Aber die bosnische Frau wird zu Genügsamkeit erzogen und vor allem dazu, sich um Kostbares gut zu kümmern. Schließlich wurde hier eine große Zahl der Menschen mittleren Alters noch auf dem Land geboren und man kannte keinen Luxus. Dinge werden erhalten, sodass die Würde erhalten bleibt, auch in schlechten Zeiten. Ja, sie ist schick, die bosnische Frau. Ob mit oder ohne Kopftuch. Daran hält man sich hier nicht allzu sehr auf.
Sie hat aber auch vieles erlebt. Hat man das Glück, ein wohltuendes Gespräch mit ihr zu führen, wird sie gerne Ratschläge geben: „Lass‘ dich nicht veräppeln, folge einem charmanten Kerl nicht gleich blind.“ Hausmittel für gefühlt jede Krankheit hat sie auch im Repertoire, und die seelischen Ursachen für diese wird sie Dir gleich mit verraten.
Es ist eine gelassene Weisheit, auf die man trifft. Zu dieser Weisheit gehört aber auch die dunkle Seite. In ihren Augen siehst Du, wie viel sie erleiden musste. Du siehst, dass das Leben nicht leicht war für sie. Du siehst eine grausame Geschichte, die eines oder gleich mehrerer Kriege, in ihnen. Aber es ist ein Schicksal, das sie ertragen und im wahrsten Sinne des Wortes über-lebt hat. Sie steht über dem, was ihr passiert ist.
„So ist das Leben“ wird man oft von ihr hören. Selten Beschwerden und Hoffnungslosigkeit. Die bosnische Frau verkörpert Weiblichkeit in ihren schönen wie auch schmerzhaften Facetten. Das macht sie zur Heldin des Balkans, eigentlich zur Heldin Europas.

, ,

Quo vadis Deutschland?

(iz). Gerade erlebte die Republik eine Neuauflage alter Debatten. Bereits bekannte Ansichten und Forderungen aus dem Kontext „Islam“ und „Muslime“ wurden, in einer von der AfD betriebenen Verschärfung, erneut in den […]

IZ+

Weiterlesen mit dem IZ+ (Monatsabo)

Mit unserem digitalen Abonnement IZ+ (Monatsabo) können Sie weitere Hintergrundbeiträge, Analysen und Interviews abrufen. Gegen einen Monatsbeitrag von 3,50 € können Sie das erweiterte Angebot der Islamischen Zeitung sowie das ständig wachsende Archiv nutzen.

Abonnenten der IZ-Print sparen beim IZ+ Abo 50%.

Wenn Sie bereits IZ+ Abonnent sind können Sie sich hier einloggen.

* Einfach, schnell und sicher bezahlen per Paypal, Kredit-Karte, Lastschrift oder Banküberweisung. Das IZ+ Abo verlängert sich automatisch um einen Monat, wenn es nicht vorher gekündigt wurde. Sie können ihr bestehendes Abo jederzeit auf der Mein Konto-Seite kündigen.

,

Die Welt nach Newton

(iz). Niemand muss von der Zentralität der Wissenschaft und Technologie in unserem Zeitalter überzeugt werden – obwohl die Leute in Hinblick ihres Nutzens geteilter Meinung sind. Hier ein Urteil zu […]

IZ+

Weiterlesen mit dem IZ+ (Monatsabo)

Mit unserem digitalen Abonnement IZ+ (Monatsabo) können Sie weitere Hintergrundbeiträge, Analysen und Interviews abrufen. Gegen einen Monatsbeitrag von 3,50 € können Sie das erweiterte Angebot der Islamischen Zeitung sowie das ständig wachsende Archiv nutzen.

Abonnenten der IZ-Print sparen beim IZ+ Abo 50%.

Wenn Sie bereits IZ+ Abonnent sind können Sie sich hier einloggen.

* Einfach, schnell und sicher bezahlen per Paypal, Kredit-Karte, Lastschrift oder Banküberweisung. Das IZ+ Abo verlängert sich automatisch um einen Monat, wenn es nicht vorher gekündigt wurde. Sie können ihr bestehendes Abo jederzeit auf der Mein Konto-Seite kündigen.

, ,

AfD, Opium für’s Volk?

„Wie alle konservativen Strömungen unterhält die Partei keinen wirklich anspruchsvollen Kontakt zu Muslimen. Stattdessen beherrscht die Führung eine krude, selbstverfasste Vorstellung, was der Islam angeblich sei.“ (iz). Wenn Teile der […]

IZ+

Weiterlesen mit dem IZ+ (Monatsabo)

Mit unserem digitalen Abonnement IZ+ (Monatsabo) können Sie weitere Hintergrundbeiträge, Analysen und Interviews abrufen. Gegen einen Monatsbeitrag von 3,50 € können Sie das erweiterte Angebot der Islamischen Zeitung sowie das ständig wachsende Archiv nutzen.

Abonnenten der IZ-Print sparen beim IZ+ Abo 50%.

Wenn Sie bereits IZ+ Abonnent sind können Sie sich hier einloggen.

* Einfach, schnell und sicher bezahlen per Paypal, Kredit-Karte, Lastschrift oder Banküberweisung. Das IZ+ Abo verlängert sich automatisch um einen Monat, wenn es nicht vorher gekündigt wurde. Sie können ihr bestehendes Abo jederzeit auf der Mein Konto-Seite kündigen.

,

Zeitlebens ein Reisender

(iz). Es ist kurz vor 17 Uhr, auf dem Parkplatz der neuen Moschee in Bonn Tannenbusch. Schaikh Bashir empfängt die geladenen Gäste persönlich. Gewöhnlich sieht man ihn in langen Gewändern, […]

IZ+

Weiterlesen mit dem IZ+ (Monatsabo)

Mit unserem digitalen Abonnement IZ+ (Monatsabo) können Sie weitere Hintergrundbeiträge, Analysen und Interviews abrufen. Gegen einen Monatsbeitrag von 3,50 € können Sie das erweiterte Angebot der Islamischen Zeitung sowie das ständig wachsende Archiv nutzen.

Abonnenten der IZ-Print sparen beim IZ+ Abo 50%.

Wenn Sie bereits IZ+ Abonnent sind können Sie sich hier einloggen.

* Einfach, schnell und sicher bezahlen per Paypal, Kredit-Karte, Lastschrift oder Banküberweisung. Das IZ+ Abo verlängert sich automatisch um einen Monat, wenn es nicht vorher gekündigt wurde. Sie können ihr bestehendes Abo jederzeit auf der Mein Konto-Seite kündigen.

, ,

Aus Berlin nichts Neues

(IZ/Agenturen). Die jüngsten Vorstöße der Unionspolitiker Andreas Scheuer (CSU) und Volker Kauder (CDU) kommen nicht von ungefähr. Während die AfD die innerdeutsche Islamdebatte mit ihren polarisierenden Positionen an sich band, […]

IZ+

Weiterlesen mit dem IZ+ (Monatsabo)

Mit unserem digitalen Abonnement IZ+ (Monatsabo) können Sie weitere Hintergrundbeiträge, Analysen und Interviews abrufen. Gegen einen Monatsbeitrag von 3,50 € können Sie das erweiterte Angebot der Islamischen Zeitung sowie das ständig wachsende Archiv nutzen.

Abonnenten der IZ-Print sparen beim IZ+ Abo 50%.

Wenn Sie bereits IZ+ Abonnent sind können Sie sich hier einloggen.

* Einfach, schnell und sicher bezahlen per Paypal, Kredit-Karte, Lastschrift oder Banküberweisung. Das IZ+ Abo verlängert sich automatisch um einen Monat, wenn es nicht vorher gekündigt wurde. Sie können ihr bestehendes Abo jederzeit auf der Mein Konto-Seite kündigen.

, ,

Über die Liebe und das Heiraten

Sie ist die Hälfte des Glaubens. So beschrieb der Prophet Muhammad, Allahs Frieden und Segen auf ihm, die Ehe. Ohne Frage sollte es zur Lebensplanung eines jeden gehören, irgendwann zu heiraten. Die zwischenmenschliche Vereinigung ist der einzige Weg, das Gefühl der Einsamkeit und Isolation, welches dem Menschsein innewohnt, dauerhaft zu überwinden. Im Islam ist die Ehe der einzig legitime Rahmen für diese Form der Vereinigung, für diese Form der Liebe. In Anbetracht der Wichtigkeit dieses Themas muss auch über falsche Vorstellungen, Hoffnungen und eine allgemeine Hysterie unter vielen Muslimen in Sachen Ehe gesprochen werden.
Warum heiraten?
Die essentiellsten Fragen scheinen einem derart offensichtlich, dass man es am Ende glatt versäumt, sie sich einmal ehrlich und aufrichtig zu stellen, und nach einer Antwort zu suchen. Oft habe ich den Eindruck, dass der Wille und die Bereitschaft zu heiraten von ganz verschiedenen Einflüssen bestimmt werden, über die wir uns nicht immer bewusst sind. Das Problem ist nur, wirklich glücklich können wir mit einer Entscheidung nur werden, wenn wir genau wissen, was wir damit angestrebt haben. Vielleicht ist dieses Wissen sogar wichtiger, als das eigentliche Ergebnis unserer Anstrengungen. Gesellschaftlicher und familiärer Druck, ein schwaches Selbstwertgefühl oder Zukunftsängste sind Dinge, die viele Muslime im heiratsfähigen Alter plagen. Um die damit verbundenen negativen Gefühle abzuschütteln, sagen wir uns dann: Erstma’ heiraten. Um die Eltern zufrieden zu stellen. Um endlich Liebe und Anerkennung zu erfahren. Um Verantwortung abzugeben. Um vollkommen zu sein. Auf den Traummann oder die Traumfrau, die einem das alles gibt, wird man aber vergeblich warten. Oder noch schlimmer: Man projiziert dieses Bild auf den gewählten Ehepartner, und wird schon bald enttäuscht sein.
Die Antwort auf die Frage „Warum überhaupt heiraten?” kann nur eine sein und sie wurde anfangs bereits angeschnitten: Liebe. Sie wird für das Denken wahrscheinlich weiterhin ein großes Mysterium bleiben, aber erleben tut sie jeder. Es gibt die Nächstenliebe oder die Liebe der Eltern. Aber auch die Liebe zu Gott, die für den wahrhaft gläubigen Menschen ohne Zweifel im Mittelpunkt stehen sollte. Und natürlich die Selbstliebe, die die Quelle unseres Selbstbewusstseins sein sollte und nicht zu verwechseln ist mit Selbstsucht. Die Art der Liebe, die in der Ehe gelebt wird, ist noch einmal eine ganz spezielle, hängt aber mit den anderen Formen zusammen. Sie ist exklusiv auf einen Menschen gerichtet und beinhaltet etwa auch sexuelle Aspekte. Es ist keine Übertreibung zu sagen, dass ein unbeschwertes Leben ohne Liebe nicht möglich ist. In uns liegt der Wunsch nach Vereinigung und ab einer gewissen Reife auch der Wunsch und die Fähigkeit, diese durch die kulturelle Institution der Ehe zu erreichen.
Aber hat wirklich jeder, der groß vom Heiraten spricht, auch diese Reife erreicht? Reif, und damit für die Ehe bereit zu sein, bedeutet hier, die Bedeutung der Liebe zumindest in der Theorie verstanden zu haben. Weder ist sie ein Gefühl, dass einen ganz von selbst überkommt sobald „der richtige” Ehepartner gefunden ist, noch lässt sie sich zwischen einander völlig fremden Menschen erzwingen. Sie ist eine Kunst und verlangt von beiden Beteiligten aktive Hingabe und Selbstdisziplin.
Enttäuschung ohne Liebe
Wo führt es hin, wenn man sich, ohne zumindest die Voraussetzungen der Liebe zu kennen, auf das Thema Heirat stürzt? In einer vom Konsum und Massenunterhaltung beherrschten Gesellschaft ist beim Einzelnen eine tiefe Auseinandersetzung mit der Liebe eher die Ausnahme. Hollywood vermittelt uns ein romantisches Zerrbild dessen, was Liebe bedeutet, in dem es eher darum geht, geliebt zu werden, statt aktiv zu lieben, während der Markt und das kapitalistische Denken unseren Fokus darauf richten, wie eine Beziehung in materieller, aber auch emotionaler Hinsicht, möglichst „produktiv” und ein „fairer Tauschhandel” sein kann. Diese Einflüsse führen zu einer Reihe von falschen Erwartungen und Hoffnungen. Zunächst gilt: Wer sich nicht selber liebt, ist auch im Bezug auf andere kaum liebesfähig. Wenn man sich durch einen Partner die Befreiung von verfestigten Minderwertigkeitsgefühlen erhofft, wird die Enttäuschung nicht lange auf sich warten lassen.
Fazit
Kommen wir also gleichermaßen los von der kitschigen, und auch von der im Kern selbstsüchtigen Vorstellung der zwischenmenschlichen Liebe. Erkennen wir hingegen den ernsthaften und essentiellen Charakter des Themas „Liebe”, speziell vor dem Hintergrund der islamischen Ehe.
Zum Autor: Deutsch-Jordanier mit palästinensischem Migrationshintergrund. Wohnhaft in der Nähe von Berlin. Schreibt vorwiegend über Islam und Muslime in Deutschland aus der ­Innenperspektive.