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Von Bosnien bis zur USA: Kurzmeldungen aus Ausgabe 346

kurzmeldungen Operation Luxor Österreich Wien

Kurzmeldungen: In dieser Ausgabe reichen unsere Kurzmeldungen von globalen Themen bis zu den USA. Resolution gegen Muslimfeindlichkeit beschlossen NEW YORK (Agenturen). Die UN-Generalversammlung hat am 15. März mit überwältigender Mehrheit […]

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Afrikas: Ein Kontinent, der nicht zur Ruhe kommt?

afrika

Afrika: Der Konflikt im Sudan geht in den fünften Monat. Ein Putsch im Niger droht die Sahelzone noch weiter zu destabilisieren. Zahlreiche weitere Konflikte schwelen auf dem Kontinent. Warum kommt Afrika nicht zur Ruhe? Hintergründe von Christina Peters, Kristin Palitza und David Renke

Khartum (dpa/iz). Seit vier Monaten kämpfen im Sudan zwei ehemals verbündete Generäle ohne Rücksicht auf Verluste um die Macht. Gut 4.000 Kilometer weiter westlich, in der Sahelzone, toben Kämpfe gegen Terroristen.

niger

Foto: Freepik.com

Afrika blickt gerade auf den Niger

Mit dem jüngsten Putsch im Niger, fällt ein weiterer Staat in die Hände von Militärs. Der Konflikt könnte die gesamte Region destabilisieren. Auch in anderen Teilen Afrikas gehören Terrorismus und Gewalt nahezu zum Alltag.

Immer wieder Schreckensnachrichten. Warum kommt der Kontinent nicht zur Ruhe? Auf dem zweitgrößten Erdteil leben mehr als 1,4 Milliarden Menschen, mehr als eine Milliarde davon südlich der Sahara. Etwa 70 Prozent von ihnen sind jünger als 30 Jahre. 2050 wird Schätzungen zufolge ein Viertel der Menschheit hier leben.

Vorsicht vor Klischees

Das ist Afrikas Chance auf eine steigende Produktivität; die Chance, sich zu einem wichtigen Absatzmarkt zu entwickeln und Investitionen anzuziehen. 

Schon heute lassen dynamische Metropolen wie Luanda, Kigali, Lagos oder Nairobi die Klischees des leidenden Kontinents verblassen, auch wenn die Stadtkerne noch immer von Slums umgeben sind. In diesen Städten baut sich eine Digitalwirtschaft auf, leben gut ausgebildete junge Menschen, wächst der Mittelstand, blüht Innovation.

Foto: yiannisscheidt, Shutterstock

Aktuelle Brandherde

Und dann gibt es die andere Seite. 44 Millionen Menschen werden nach Schätzungen der UN in diesem Jahr südlich der Sahara auf der Flucht sein, vertrieben von Gewalt, Hunger oder Katastrophen.

Laut Global Peace Index 2022 befinden sich von den zehn am wenigstens friedlichen Staaten der Welt fünf in dieser Region. Mehr als 15 Konflikte in denen Zivilisten unter Gewalt leiden zählte Human Rights Watch in Subsahara-Afrika allein in diesem Jahr. Einige davon:

Sudan: Seit dem 15. April kommt es zwischen der Armee und der rivalisierenden RSF-Miliz zu schweren Gefechten. Neben der Hauptstadt konzentrieren sich die Kämpfe vor allem auf die westliche Region Darfur, wo es laut UN-Berichten zu ethnisch motivierten Kriegsverbrechen gekommen sein soll.

Westlicher Sahel: Extremistische Terrorgruppen, die der Terrormiliz Islamischer Staat oder dem Terrornetzwerk Al-Kaida ihre Treue geschworen haben, überzogen seit 2012 Mali, den Niger und Burkina Faso mit Gewalt. Nach Staatsstreichen regiert im Niger, in Mali, Burkina Faso, in Guinea sowie im Tschad nun das Militär.

Äthiopien: Nach einem jahrelangen Bürgerkrieg in der nördlichen Region Tigray eskalierte die Gewalt zwischen der Zentralregierung und der Volksgruppe der Amharen in der Region Amhara, die im Süden an Tigray grenzt.

Demokratische Republik Kongo: Im Osten, wo sich große Vorkommen an Kupfer, Diamanten, Kobalt, Koltan und Gold befinden, verüben Rebellengruppen seit Jahrzehnten Angriffe. Denn wer die Region kontrolliert, profitiert von den Bodenschätzen.

Mosambik: Im Norden Mosambiks – einer Region, in der der französische Energiekonzern Total an einem milliardenschweren Flüssiggasprojekt beteiligt ist – verüben extremistische muslimische Rebellen seit 2017 immer wieder Anschläge.

Nigeria: Afrikas größte Volkswirtschaft kämpft an mehreren Fronten: kriminelle Banden im Nordwesten, die Terrormiliz Boko Haram im Nordosten, gewaltsame Kämpfe um Land zwischen Viehhirten und Ackerbauern im Zentrum sowie Gewalt im Süden, die immer wieder um die Kontrolle von Ölfeldern aufflammt.

Somalia: Seit mehr als zehn Jahren destabilisiert die Terrormiliz Al-Shabaab das Land am Horn Afrikas und kontrolliert große Teile des Südens des Landes.

Foto: ssu.gov.ua/VOA

Ursachen sind komplex

Die Gründe für die Konflikte sind komplex. Zu den vielschichtigen Ursachen gehören laut Experten tiefgreifendes politisches und wirtschaftliches Versagen, Armut und Arbeitslosigkeit, korrupte Eliten, schwache Staatsführung sowie Abhängigkeit von Rohstoffexporten. Auch die gewichtige, innenpolitische Rolle des Militärs ist in vielen Staaten ein entscheidender Faktor.

Das Erbe des Kolonialismus lastet schwer auf Afrikas Schultern. „In der heutigen multipolaren (Un-)Ordnung intervenieren sowohl westliche Mächte (die Vereinigten Staaten und Frankreich) als auch aufstrebende Mächte (China, Russland und die Türkei) in der Region, um unterschiedliche und oft widersprüchliche Interessen zu verfolgen“, schreiben Analysten des Internationalen Instituts für Strategische Studien (IISS) in Südafrika.

Schon während der Kolonialzeit unterstützten Großmächte mit Interessen in Afrika gezielt rivalisierende Konfliktparteien, um innerstaatliche Bruchlinien zu vertiefen und Gewalt zu eskalieren, so das IISS.

Dazu setzt der Klimawandel Afrika immer stärker unter Druck. Extreme Wetterereignisse wie Dürren, Fluten, Tropenstürme und Heuschreckenplagen gehören zum Alltag. Menschen sterben, müssen fliehen, verlieren alles. „Das Potenzial des Klimawandels zur Verschärfung gewalttätiger Konflikte ist in Afrika offensichtlich“, sagt Philip Osano, Direktor des Afrika Zentrums des Stockholmer Umweltinstituts (SEI). Der zunehmende Kampf um natürliche Ressourcen werde existierende Spannungen weiter verstärken, so Osano.

Wie könnte mehr Ruhe in Afrika einkehren? Man müsse wiederkehrende Ursachen identifizieren, anstatt Symptome zu bekämpfen, sagt Raymond Gilpin, Analyst beim Think Tank Africa Centre.

Zu den Ursachen gehörten beispielsweise die Kontrolle über Bodenschätze, neokoloniales Machtstreben, Kriminalität und Terrorismus, aber auch externe Unruhestifter wie die russische Söldnergruppe Wagner. Versuche, Gewalt durch Aufstandsbekämpfung, Wirtschaftssanktionen oder schnelle Neuwahlen zu schlichten, seien oftmals kontraproduktiv, warnt Gilpin: „Mit umfassenden, langfristigen Ansätzen lässt sich viel mehr erreichen“.

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Geberkonferenz für Sudan bringt fast 1,5 Milliarden Dollar an Zusagen

Geberkonferenz Sudan

Bei einer Geberkonferenz für den Sudan haben UN-Organisationen Zusagen von fast 1,37 Milliarden Euro erhalten.

Genf (dpa). Bei einer Geberkonferenz für den Sudan haben UN-Organisationen Zusagen von fast 1,5 Milliarden Dollar (1,37 Milliarden Euro) erhalten. Das gab der Nothilfekoordinator der Vereinten Nationen, Martin Griffiths, am Montagabend in Genf bekannt.

UN-Hilfsorganisationen hatten insgesamt mehr als 3 Milliarden Dollar gefordert, um den Menschen in dem von einem schweren Konflikt betroffenen Land in diesem Jahr zu helfen. 24,7 Millionen Menschen im Sudan – etwa die Hälfte der Bevölkerung – benötigen laut den Vereinten Nationen humanitäre Hilfe.

Foto: UNHCR/Charlotte Hallqvist

Geberkonferenz: Berlin will bis 2024 200 Mio. Euro geben

Deutschland will bis 2024 200 Millionen Euro für die Menschen im Sudan und in der umliegenden Region bereitstellen. 100 Millionen Euro davon seien neue Mittel, die je nach Entwicklung der Sicherheitslage und Zugangsmöglichkeiten für humanitäre Hilfe noch verplant werden müssten, sagte die Staatsministerin im Auswärtigen Amt.

„Die Kriegsparteien müssen Plünderungen beenden und sicheren Zugang ermöglichen“, forderte die Grünen-Politikerin in einer Videoschalte. Die EU-Kommission sagte darüber hinaus weitere 190 Millionen Euro zu.

Von den mehr als 3 Milliarden geforderten Dollar entfallen 2,56 Milliarden Dollar auf das Nothilfebüro der Vereinten Nationen (OCHA), das damit vorrangig Nahrung, Wasser, Unterkünfte und medizinische Hilfe im Land finanzieren will. Weitere 470 Millionen Dollar sind für die etwa 480 000 Menschen vorgesehen, die aus dem Sudan vorwiegend in umliegende Länder geflohen sind.

Foto: Elijah Pepe, vie Wikimedia Commons | Lizenz: CC BY-SA 4.0

Machtkampf zwischen den Generälen

Im Sudan kämpfen seit Mitte April die Paramilitärs des früheren Vize-Machthabers Mohammed Hamdan Daglo gegen die Streitkräfte unter der Führung von De-facto-Staatschef Abdel Fattah al-Burhan. Die beiden Generäle hatten sich 2019 und 2021 gemeinsam an die Macht geputscht, später aber zerstritten.

Ein von der Zivilbevölkerung geforderter Übergang zur Demokratie in dem rund 46 Millionen Einwohner zählenden Land im Nordosten Afrikas blieb aus. Neben der Hauptstadt Khartum ist die seit Jahrzehnten von ethnischen Konflikten zerrüttete Region Darfur von schwerer Gewalt betroffen.

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Geberkonferenz für den Sudan: 19 Millionen von Hunger bedroht

Sudan Hunger

Sudan: Das Gesundheitswesen steht vor dem Zusammenbruch. In Khartum ist die sichere Entbindung von 200.000 Kindern gefährdet.

Bonn (CARE/iz). Im Vorfeld der Sudan-Geberkonferenz, die am kommenden Montag stattfindet, appelliert die internationale Hilfsorganisation CARE daran, dass dringend mehr finanzielle Mittel für die Krise im Land bereitgestellt werden müssen. Um die Menschen mit Hilfe zu erreichen, muss den humanitären HelferInnen uneingeschränkter Zugang gewährt werden.

Foto: UNHCR/Aristophane Ngargoune

Sudan: Mehr als die Hälfte auf Hilfen angewiesen

Mehr als die Hälfte der sudanesischen Bevölkerung ist derzeit auf Hilfe angewiesen. Dies entspricht einem Anstieg von 57 Prozent seit Beginn der Krise Mitte im April dieses Jahres. Sollte der Konflikt weiter anhalten, geht das Welternährungsprogramm davon aus, dass 19 Millionen der 46 Millionen SudanesInnen in den nächsten zwei bis fünf Monaten sogar von akuter Ernährungsunsicherheit betroffen sein werden.

„Die Krise im Sudan ist von dramatischem Ausmaß. Die internationale Gemeinschaft muss jetzt handeln, um eine noch größere humanitäre Katastrophe abzuwenden“, erklärte Arthur Molenaar, stellvertretender CARE-Landesdirektor für den Sudan.

„Vor allem mangelernährte Kinder, Entbindungsstationen und die medizinische Notfallversorgung brauchen im Land Unterstützung. Darüber hinaus sind auch die Nachbarländer, die unzählige Geflüchtete aus dem Sudan aufgenommen haben, dringend auf Hilfe angewiesen. Wir sind vor allem besorgt darüber, dass die Mehrheit der Vertriebenen Frauen und Mädchen sind, die in solchen Konflikten häufig geschlechtsspezifischer Gewalt erfahren und trotzdem kaum Hilfe erhalten.“

Seuchenausbrüche

Foto: World Vision

Gesundheitswesen vor dem Kollaps

Das Gesundheitswesen im Sudan steht kurz vor dem Zusammenbruch und gefährdet allein in der Hauptstadt Khartum die sichere Entbindung von über 200.000 Kindern. Die Sudan Doctors Trade Union schätzt, dass zwei Drittel der Krankenhäuser in der Nähe der Konfliktgebiete geschlossen sind. Ferner steigen die Preise für Lebensmittel, Treibstoff und andere Grundgüter rasant, sodass überlebensnotwendige Waren für viele Menschen unerschwinglich sind.

Ein weiteres großes Problem ist die fehlende Unterstützung für Kleinbauer:innen. Ohne sie und ihre Erträge werden in diesem und im nächsten Jahr noch mehr Menschen hungern.

Foto: CARE Deutschland

Hilfe ist unverzichtbar

„Finanzielle Unterstützung ist von entscheidender Bedeutung für die Menschen. Aber es braucht mehr, um das Leid im Land zu stoppen“, sagte Molenaar. „Wir fordern die internationale Gemeinschaft auf, ihren Einfluss gegenüber den Konfliktparteien geltend zu machen, um die Zivilbevölkerung zu schützen, das humanitäre Völkerrecht einzuhalten und humanitären Helfer:innen uneingeschränkten Zugang zu gewährleisten.“

Nach Angaben des sudanesischen Gesundheitsministeriums wurden bisher landesweit mindestens 780 Menschen getötet und etwa 5.800 verletzt. Mindestens 18 Gesundheits- und humanitäre Mitarbeiter haben ihr Leben verloren und mehrere humanitäre Einrichtungen wurden angegriffen und geplündert.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat bis zum 2. Juni 2023 zudem 46 Angriffe auf Mitarbeiter:innen und Einrichtungen des Gesundheitswesens bestätigt.

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Suche nach einer Waffenruhe im Sudan

Waffenruhe Sudan

Sudan ohne Waffenruhe: Der Kampf zwischen Armee und RSF verschlechtert die bereits angespannte Lage der Bevölkerung. (IZ/KNA). Im Sudan wurde mehrfach erfolglos versucht, die zerstörerischen Kämpfe zwischen der regulären Armee […]

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Krieg im Sudan: Angst vor Seuchenausbrüchen in Khartum wächst

Seuchenausbrüche

Angesichts der Regenzeit und dem Scheitern der Waffenstillstandsgespräche wächst die Furcht vor Seuchenausbrüche im Sudan, berichtet Islamic Relief.

Köln (Islamic Relief). Die Regenzeit soll im Juni beginnen, während die Zerstörungen durch die wochenlangen Kämpfe den Ausbruch von durch Wasser und Vektoren übertragbaren Krankheiten wie Malaria, Cholera und Chikungunya noch wahrscheinlicher macht.

Foto: Islamic Relief Deutschland

Krieg befördert Gefahr von Seuchenausbrüchen

In Khartum und Teilen von Darfur liegen immer noch Leichen auf den Straßen, die Wasserinfrastruktur ist beschädigt, der Müll türmt sich und die meisten Krankenhäuser sind immer noch nicht funktionsfähig – all dies erhöht das Risiko der Ausbreitung von Krankheiten und der Verseuchung von Wasserquellen.

Die jüngste Aussetzung der Waffenstillstandsverhandlungen im Sudan hat bereits zu einem erneuten Anstieg der Gewalt geführt. Berichten zufolge wurden am vergangenen Donnerstag und Freitag in Khartum zahlreiche Zivilisten durch Granatenbeschuss getötet und verletzt.

Hilfsorganisationen stehen vor einem Wettlauf mit der Zeit, um die Hilfsgüter noch vor Beginn der Regenzeit zu liefern. Eine Zunahme der Gewalt wird dies weiter erschweren. 

Foto: Pixabay

Ärzte berichten von Anstieg der Erkrankungen

Örtliche Ärzte haben von einer Zunahme der Krankheitsfälle, einschließlich Meningitis bei Kindern, in Khartum berichtet, die auf verwesende, nicht bestattete Leichen und verfaulende Lebensmittel auf den Straßen zurückzuführen sind. In Teilen von Darfur wurden Zivilisten an Wasserstellen angegriffen, so dass viele Familien keinen sicheren Zugang zu sauberem Wasser haben.

Elsadig Elnour, Landesdirektor von Islamic Relief im Sudan und Fachkraft für öffentliche Gesundheit, sagt:

„Ich rechne mit einem Ausbruch von Krankheiten in Khartum, wenn die Regenzeit kommt. Die Kombination aus verwesten Leichen, zerstörter Infrastruktur und heftigen Regenfällen ist das Rezept für eine Katastrophe. Denn die Gesundheitseinrichtungen haben weder die Vorräte noch die Kapazitäten, um mit einem größeren Ausbruch fertig zu werden.

Diese Regenzeit wird die Krise und das Leid der Menschen hier noch verschärfen. Es ist von entscheidender Bedeutung, dass beide Seiten sichere Wege für humanitäre Hilfe öffnen und sicherstellen, dass die Leichen begraben und die Stadt vollständig gesäubert werden kann, bevor die Regenfälle beginnen.“

Foto: Wadi Lissa, Unsplash

Schäden an der Infrastruktur

Der Krieg hat sich auf die Energie- und Wasserinfrastruktur ausgewirkt und zu Nahrungsmittel- und Versorgungsknappheit in Khartum geführt, was bedeutet, dass viele Bewohner ohne fließendes Wasser überleben und sich bei einer Kampfpause einfach Wasser aus dem Nil oder örtlichen Brunnen holen. Die Regenfälle könnten ein weiteres Krankheitsrisiko darstellen, wenn Menschen aus unreinen Quellen trinken.

Die Zeit der erhöhten Niederschläge im Sudan dauert normalerweise zwischen Juni und  Oktober an und wird voraussichtlich auch die Fähigkeit humanitärer Organisationen beeinträchtigen, Hilfe in abgelegene Gebiete des Sudan zu leisten. Denn die Regenfälle beeinträchtigen Straßen und machen Teile des Landes praktisch unzugänglich.

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USA erlassen erste Sanktionen gegen Kriegsparteien im Sudan

Sanktionen USA Blinken

Sudan: Nach mehreren gescheiterten Waffenruhen und erfolglosen Verhandlungsrunden beschließen die USA Sanktionen gegen beide Seiten.

Washington (Agenturen/AA/iz). Die USA haben am 1. Juni eine erste von Sanktionen gegen Akteure im Sudan angekündigt, nachdem die Gespräche zwischen dem sudanesischen Militär und einer rivalisierenden paramilitärischen Kraft im saudischen Dschidda scheiterten. Die Gespräche wurden teilweise von Saudi-Arabien und den USA moderiert.

Die USA erklären, dass ihr vorrangiges Ziel im Sudan darin besteht, die Gewalt einzudämmen, bevor sie auf ein dauerhaftes Ende der Kämpfe und die Rückkehr zu einer zivilen Regierung im Land hinarbeiten.

Foto: Bumble Dee, Shutterstock

Sanktionen folgen auf gescheiterten Waffenstillständen

Die Entscheidung fiel weniger als einen Monat, nachdem Präsident Joe Biden erweiterte Befugnisse angekündigt hatte, die den USA die Möglichkeit eröffneten, Sanktionen gegen Einrichtungen im Sudan zu verhängen.

„Trotz eines Waffenstillstandsabkommens geht die sinnlose Gewalt im ganzen Land weiter, was die Bereitstellung humanitärer Hilfe behindert und diejenigen trifft, die sie am dringendsten benötigen“, erklärte der nationale Sicherheitsberater der USA, Jake Sullivan, in einer Erklärung. „Der Umfang und das Ausmaß des Blutvergießens in Khartum und insbesondere in Darfur sind entsetzlich.“

Die Sanktionen umfassen sowohl Wirtschafts- als auch Visasanktionen. Sie werden verhängt als Reaktion auf anhaltende Verstöße gegen die von den sudanesischen Streitkräften (SAF) und der paramilitärischen Gruppe Rapid Support Forces (RSF) während der von den USA und Saudi-Arabien vermittelten Verhandlungen in Jeddah (Saudi-Arabien) eingegangenen Verpflichtungen.

Das US-Außenministerium hat Personen, die mit der SAF und der RSF in Verbindung stehen, sowie frühere Führungspersönlichkeiten der Regierung des langjährigen Machthabers Omar al-Bashir auf eine „schwarze Liste“ gesetzt und ihnen die Erteilung von US-Visa verweigert. Grundsätzlich äußert sich das Ministerium nicht öffentlich zu einzelnen Visumangelegenheiten.

Foto: beast01, Shutterstock

Abmachungen werden von beiden Seiten nicht eingehalten

Ein von Saudi-Arabien und den USA vermittelter siebentägiger Waffenstillstand zwischen beiden Seiten lief am 29. Mai aus. Die Gegener einigten sich darauf, das Abkommen um fünf weitere Tage zu verlängern, doch die Friedensgespräche wurden am 31. Mai abgebrochen, als die SAF ihren Rückzug ankündigte und behauptete, die RSF habe „keine der Bedingungen des Abkommens umgesetzt und den Waffenstillstand kontinuierlich verletzt“.

Die Entscheidung fiel, nachdem es in der Hauptstadt Khartum und in El-Obeid, der Hauptstadt des Bundesstaates Nord-Kordofan, zu heftigen Zusammenstößen zwischen dem Militär und den RSF-Kämpfern kam.

„Durch die Sanktionen unterbrechen wir die wichtigsten Finanzströme sowohl zu den schnellen Eingreiftruppen als auch zu den sudanesischen Streitkräften und entziehen ihnen die Mittel, die sie für die Bezahlung der Soldaten, die Bewaffnung, die Versorgung und die Kriegsführung im Sudan benötigen“, erklärte Finanzministerin Janet Yellen.

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Sudan: UN-Experte verurteilt Angriffe auf Kirchen und Moscheen

Sudan Afrika

Im Sudan gefährden Kämpfe zwischen Armee und RSF neben der Zivilbevölkerung auch religiöse und kulturelle Stätten.

Pretoria/Genf (KNA) Der UN-Experte für Menschenrechte im Sudan hat die Zerstörung von Religions- und Kulturstätten durch Militärs verurteilt. „Etliche Moscheen und Kirchen wurden angegriffen. Die Situation ist abscheulich“, sagte Radhouane Nouicer der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).

Foto: Fabian Lambeck, via Wikimedia Commons | Lizenz: CC BY-SA 4.0

Historische Stätten im Sudan sind gefährdet

Betroffen seien auch historische Stätten wie etwa der alte Markt der Nil-Metropole Omdurman; er wurde Mitte Mai durch Brandstiftung zerstört.

Nouicer berichtet, die Kämpfe zwischen der sudanesischen Armee und den paramilitärischen Rapid Support Forces (RSF) hätten die Menschen seit Mitte April in eine „Ausnahmesituation“ gestürzt: „Ich habe im Irak, Dschibuti, Syrien und Jemen gearbeitet. Aber ich habe noch nie so eine Hartnäckigkeit erlebt, mit der im städtischen Wohnraum gekämpft wird“, so der UN-Experte. Die militärischen Kriegsgegner zeigten vollkommene Missachtung für das Leben von Zivilisten.

Foto: World Vision

Den Preis zahlt die Zivilbevölkerung

Millionen Sudanesen seien derzeit ohne Zugang zu Nahrung, Wasser, Strom und Medikamente, oft in ihren Wohnungen verschanzt. „Sie können wegen der Unsicherheit nicht mal die Leichen ihrer Verwandten von den Straßen holen“, so Nouicer. Verschlimmert werde die Lage noch durch weitgehende Gesetzlosigkeit.

Berichten zufolge kam es in den vergangenen Wochen zu Plünderungen, sogar von ausländischen Botschaften. „Laut den Gefängnisbehörden wurden 12.000 Häftlinge entweder befreit oder konnten entkommen. Was soll man in einer Situation erwarten, in der sich Kriminelle frei auf der Straße bewegen?“, fragte Nouicer.

Hoffnung setzt der UN-Experte in eine Waffenruhe, die Armee und RSF am Wochenende unter Vermittlung der USA und Saudi-Arabiens vereinbart hatten. Allerdings kommt es auch nach Inkrafttreten der Feuerpause am Montag weiter vereinzelt zu Kämpfen. Es gelte, optimistisch zu bleiben und zu versuchen, eine Deeskalation der Gewalt zu erreichen, so Nouicer.

Der aus Tunesien stammende UN-Diplomat wurde 2022 von Hochkommissar Volker Türk ernannt. Er soll die Menschenrechtsvergehen untersuchen, die seit dem Militärputsch im Sudan 2021 begangen wurden.

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CARE: Konflikt im Sudan droht Hunger zu verschärfen

Sudan Hunger

Im Sudan könnten anhaltende Kämpfedie kommende Saatperiode behindern. CARE-Analyse zeigt: Frauen besonders von Ernährungsunsicherheit betroffen

Bonn (Care Deutschland). Einen Monat nach Ausbruch der Kämpfe im Sudan droht die Zahl der Hungernden im Land deutlich anzusteigen, warnt die internationale Hilfsorganisation CARE. Bereits vor der aktuellen Krise hatten 11 Millionen Sudanes:innen, etwa ein Viertel der Gesamtbevölkerung, nicht genügend zu essen.

Sudan Afrika

Foto: beast01, Shutterstock

Sudan: Konflikt gefährdet Lebensmittelsicherhet

Nun droht die Saatperiode, die Ende Mai beginnen sollte, vom Konflikt erheblich behindert zu werden. Dies hätte fatale Konsequenzen für die nächste Ernte und somit für die Ernährungssicherheit im ganzen Land. Insbesondere Frauen sind von diesen Folgen betroffen, wie eine aktuelle CARE-Analyse ergibt.

„Während 31 Prozent der Haushalte, die von Männern geführt werden, in ihrer Nahrungsmittelversorgung gefährdet sind, sind es bei frauengeführten Haushalten bereits jetzt 42 Prozent. Frauen übernehmen im Sudan eine Schlüsselrolle in der Nahrungsmittelproduktion, doch aufgrund der derzeitigen Kämpfe haben sie oft keinen Zugang zu ihren Feldern“, sagt David Macdonald, Länderdirektor von CARE im Sudan.

„Der Konflikt muss beendet werden, damit die sudanesischen Landwirtinnen und Landwirte nicht nur ihre eigenen Familien, sondern auch die Gemeinschaft mit Nahrungsmitteln versorgen können.”

Foto: World Vision

Höchste Rate an Unterernährung bei Kindern

Der Sudan weist weltweit die höchste Rate an Unterernährung bei Kindern auf: Mehr als drei Millionen Kinder unter fünf Jahren sind unterernährt und mehr als 610.000 Kinder leiden an schwerer akuter Unterernährung. Diese Zahlen steigen derzeit weiter an, vor allem in Gebieten, in denen es vermehrt zu Gewalt kommt.

Gleichzeitig ist die Gesundheitsversorgung stark eingeschränkt: In Khartum bleiben fast zwei Drittel der Gesundheitszentren weiterhin komplett geschlossen – nur jedes Sechste ist derzeit im Normalbetrieb. Damit gibt es auch kaum Möglichkeiten, die geschwächten Kinder medizinisch zu versorgen.

Foto: aleksandarlittewolf, Freepik.com

„Wir fordern einen ungehinderten Zugang für humanitäre Hilfe in allen Teilen des Landes sowie einen generellen Waffenstillstand. Der Sudan braucht einen dauerhaften Frieden und kann es sich nicht leisten, die kommende Saatperiode zu verpassen“, so Macdonald.

Die sudanesischen LandwirtInnen sehen sich neben der derzeitigen Gewalt mit vielen weiteren Herausforderungen konfrontiert, angefangen beim begrenzten Zugang zu landwirtschaftlichen Betriebsmitteln über die marode Verkehrs- und Marktinfrastruktur bis hin zu den negativen Auswirkungen des Klimawandels in Form von Dürren und Überschwemmungen.

Diese Faktoren haben bereits in der Vergangenheit zu einer geringen landwirtschaftlichen Produktivität geführt und die Bemühungen des Sudans behindert, Selbstversorgung im Nahrungsmittelbereich zu erreichen.

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Sudan: UN-Menschenrechtsrat verlangt Ende der Gewalt

Menschenrechtsrat Genf UNO

Die Kriegsparteien im Sudan wurden vom UN-Menschenrechtsrat zum sofortigen Ende der Gefechte aufgefordert.

Genf (KNA). Der Menschenrechtsrat der Vereinten Nationen hat eine sofortige Einstellung der Feindseligkeiten im Sudan gefordert. Diese müsse ohne Vorbedingungen erfolgen, heißt es in einer am Donnerstag in Genf angenommenen Resolution.

Weiter verlangten die Vertreter der Staatengemeinschaft von den rivalisierenden Militärs, den Weg zu einer zivil geführten Regierung einzuschlagen sowie Zivilisten und humanitäre Helfer zu schützen. Die für Menschenrechtsverletzungen Verantwortlichen seien zur Rechenschaft zu ziehen.

Foto: Bumble Dee, Shutterstock

Menschenrechtsrat: Kämpfe beenden!

Die Entschließung wurde mit 18 Ja-Stimmen gegen 15 Nein-Stimmen bei 14 Enthaltungen angenommen. Gegen den Text votierten vor allem arabische und mehrheitlich muslimische Länder sowie Bolivien, China, Kuba und Vietnam.

Der Ständige Vertreter des Sudan bei den Vereinten Nationen in Genf, Hassan Hamid Hassan, kritisierte die Einberufung der Sondersitzung am Donnerstag nur wenige Wochen vor dem regulären Treffen des Menschenrechtsrats im Juni.

Foto: UN Photo / Jean-Marc Ferré, via flickr | Lizenz CC BY-NC-ND 2.0

Türk: Viel Schaden angerichtet

UN-Menschenrechtskommissar Volker Türk erinnerte daran, der Sudan habe mit dem Sturz von Diktator Omar al-Baschir 2019 für viele weltweit einen „Hoffnungsstrahl“ gezeigt. „Heute ist ungeheurer Schaden angerichtet, der die Hoffnungen und Rechte von Millionen Menschen zerstört“, sagte Türk.

Wenn es eine Lehre gebe, die aus dieser „tragischen Krise“ gezogen werden könne, dann sei es die „dringende Notwendigkeit, dass alle Übergangsregelungen auf feste Verpflichtungen zu Rechenschaft, Nichtdiskriminierung und Teilhabe aufbauen“. Frieden könne nur nachhaltig und stabil sein, wenn er gerecht sei, betonte Türk.

Seit am 15. April die Kämpfe zwischen der regulären Armee und den rivalisierenden Rapid Support Forces (RSF) begannen, wurden im Sudan nach UN-Angaben mehr als 600 Menschen getötet.

Über 150.000 flohen ins Ausland, 700.000 mussten innerhalb des Landes vor der Gewalt Schutz suchen. Das Welternährungsprogramm WFP rechnet für die kommenden Monate infolge des Konflikts mit 2 bis 2,5 Millionen Hungernden im Sudan; dies sei ein „Rekordhoch“.