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Jerusalem bereitet Sorgen

Jerusalem Tempelberg Al-Aksa-Moschee Haram al-Scharif

Amman/Jerusalem (dpa/IZ) Rund eine Woche vor Beginn des Fastenmonats Ramadan wächst die Sorge vor möglichen Auseinandersetzungen um den Al-Haram al-Scharif in Jerusalem. Jordaniens König Abdullah II. empfing am Montag drei arabische Abgeordnete der Knesset, wie der Königshof in Amman mitteilte. Israelischen Medienberichten zufolge sollen sie um Unterstützung für ungehinderten Zugang für Muslime zur Al-Aksa-Moschee auf dem auch als Al-Haram al-Scharif bekannten Komplex gebeten haben. Das jordanische Königshaus hat zumindest symbolisch die Schirmherrschaft für die heiligen Stätten in Jerusalem, auch wenn diese de facto seit dem Sechstagekrieg im Jahr 1967 von Israel kontrolliert werden. 

Abdullah II. mahnte Israel einer Mitteilung seines Büros zufolge zur Zurückhaltung. Alle Seiten müssten zu einer Deeskalation beitragen, so der Monarch. Vertreter der Hamas hatten die Palästinenser in Jerusalem und im Westjordanland zuvor aufgerufen, zum Beginn des Ramadan, der am 10. oder 11. März beginnen soll, zur Al-Aksa-Moschee zu ziehen. Hamas-Vertreter Osama Hamdan rief die Menschen in einer Rede in der libanesischen Hauptstadt Beirut am Montag dazu auf, „jeden Tag des Fastenmonats zu einem Tag der Zusammenstöße“ zu machen. 

Am Sonntag hatten sich israelischen Medien zufolge bereits hochrangige Vertreter der Armee, der Polizei und des israelischen Inlandsgeheimdienstes Schin Bet getroffen, um Sicherheitsvorkehrungen für den Tempelberg zu besprechen. 

Jerusalems heilige Stätten für unter 70jährige gesperrt?

Der rechtsextreme Polizeiminister Itamar Ben-Gvir pocht auf weitreichende Beschränkungen für Palästinenser aus dem Westjordanland. Mitte Februar hatte er verlangt, dass Muslime aus Israel im Alter unter 70 Jahren keinen Zugang zu der Anlage haben, während er Palästinensern aus dem besetzten Westjordanland grundsätzlich verwehrt werden soll. Am Montag bekräftigte Ben-Gvir seine Forderungen. 

Medien zufolge lehnen aber der israelische Inlandsgeheimdienst Schin Bet und das Militär strenge Auflagen ab, die in der Vergangenheit zu Zusammenstößen geführt haben. Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu verschob Medien zufolge ein weiteres für Montag geplantes Treffen über die Sicherheitsvorkehrungen aus gesundheitlichen Gründen. Die Kabinettssitzung könnte am Dienstag nachgeholt werden und dann im Sinne der Vorschläge von Schin Bet und Militär entscheiden, berichtete der Fernsehsender Channel 12. 

Im vergangenen Jahr war der Zugang zum Tempelberg Frauen jeden Alters, Männern wiederum nur über 55 Jahren erlaubt. Der Tempelberg mit dem Felsendom und der Al-Aksa-Moschee ist die drittheiligste Stätte im Islam. Als Maßnahme zur Deeskalation wurde in den vergangenen Jahren zudem Juden der Besuch für die letzten zehn Tage des Ramadan verboten. Der Tempelberg (arabisch: Al-Haram al-Scharif) gilt auch Juden als heilig, weil es die Stätte der beiden in der Antike zerstörten jüdischen Tempel ist.

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EU und Bundesregierung kritisieren Tempelberg-Besuch von Ben-Gvir

Berlin (KNA/iz). Die Bundesregierung hat den Tempelberg-Besuch des israelischen Ministers für nationale Sicherheit, Itamar Ben-Gvir, kritisiert. Die Regierung lehne einseitige Schritte ab, die den Status quo gefährdeten, sagte ein Regierungssprecher am 4. Januar in Berlin. Der Besuch sei eine Provokation gewesen.

Ben-Gvir, der als rechter Hardliner gilt, hatte die heilige Stätte in der Jerusalemer Altstadt am Dienstagmorgen unter hohem Polizeischutz besucht. Begleitet wurde der Vorsitzende der Partei Otzma Jehudit (Jüdische Stärke) laut Medien von jüdischen Tempelbergaktivisten. Ben-Gvir gilt als starker Verfechter von Gebetsrechten für Juden am Tempelberg. Wiederholt hatte er erklärt, den geltenden Status quo an der heiligen Stätte ändern und „gleiche Rechte für Juden“ einführen zu wollen.

Der Tempelberg ist für Juden, Muslime und Christen eine wichtige Heilige Stätte. Bis zur Zerstörung durch die Römer im Jahr 70 befand sich an dieser Stelle der jüdische Tempel, zentrales Heiligtum Israels. Zahlreiche biblische und religiöse Überlieferungen wie die Erschaffung Adams und Evas, die Opferung Isaaks oder aufseiten des Islam die Himmelsreise Mohammeds werden mit dem Ort verbunden.

Der geltende Status Quo gestattet Nichtmuslimen zwar den Besuch; das öffentliche Gebet ist auf dem Tempelberg aber Muslimen vorbehalten. An Besuchen nationalistischer Israelis sowie an jüdischen Forderungen nach Gebetsrechten auf dem Tempelberg entzündete sich in der Vergangenheit wiederholt teils gewalttätiger Protest von Palästinensern. Ein Besuch des späteren israelischen Ministerpräsidenten Ariel Scharon auf dem Tempelberg 2000 gilt als Mitauslöser der zweiten Intifada. Nach Worten des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu soll der Status quo „strikt und unverändert“ beibehalten werden.

EU mahnt zu Verzicht auf Provokationen in Israel

Als Reaktion auf den Besuch von Ben-Gvir auf dem Jerusalemer Tempelberg hat die EU zu Zurückhaltung gemahnt. Die Zusammenarbeit mit der neuen Regierung werde von deren Handlungen abhängen, kündigte der Chefsprecher des Auswärtigen Dienstes in Brüssel, Peter Stano, am 4. Januar an. Der Status quo der Heiligen Stätten, also die Regelung der Zutritts- und Nutzungsrechte religiöser Orte für Juden, Christen und Muslime in Jerusalem, müsse erhalten bleiben. „Wir als EU sind besorgt über Handlungen, die dem zuwiderlaufen“, sagte Stano.

Über die vergangenen Wochen habe man „eine gefährliche Zunahme von Spannungen“ mit Toten und Verletzten beobachtet, so der Sprecher weiter. „Deeskalation ist das Wort der Stunde“, mahnte Stano. Dabei gelte es, „jegliche Handlungen und Provokationen zu vermeiden, die diese Spannungen anheizen“.

Netanjahu: Status quo am Tempelberg soll beibehalten werden

Der Status quo am Tempelberg soll nach Worten des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu von Dienstagnachmittag „strikt und unverändert“ beibehalten werden. Netanjahu reagierte damit auf scharfe Kritik aus dem In- und Ausland am Besuch seines Ministers für nationale Sicherheit, dem Rechtsextremen Itamar Ben-Gvir, an der umstrittenen heiligen Stätte in der Jerusalemer Altstadt am Morgen des gleichen Tages.

In seiner Erklärung wies Netanjahu Behauptungen als falsch zurück, der Besuch Ben-Gvirs stelle eine Änderung des bisherigen Zustands dar. „Im Rahmen des Status quo sind in den letzten Jahren Minister auf den Tempelberg gegangen, darunter auch der [frühere; Anm. d. Red.] Minister für öffentliche Sicherheit, Gilad Erdan“, so der Regierungschef. Israel lasse sich von der palästinensischen Hamas nichts vorschreiben.

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