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Brüssel: Mutmaßlicher IS-Sympathisant tötet zwei Menschen

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Brüssel: In der belgischen Hauptstadt hat ein Attentäter mindestens zwei schwedische Besucher erschossen.

Brüssel (dpa, iz). Nach tödlichen Schüssen in Belgien haben Ermittler einen mutmaßlichen Verdächtigen identifiziert. Das berichtete die belgische Nachrichtenagentur Belga am Montagabend unter Berufung auf die Bundesstaatsanwaltschaft.

Nähere Angaben zum mutmaßlichen Täter wurden nicht gemacht. Wegen eines „potenziell terroristischen Motivs“ habe die Behörde die Ermittlungen an sich gezogen, hieß es weiter.

Brüsseler: Sah sich der Täter als „Soldat des IS“?

In sozialen Netzwerken sei zudem ein Beitrag einer Person geteilt worden, die sich als Täter ausgab und behauptete, von der Terrororganisation IS inspiriert worden zu sein. Zudem wurde im Internet ein Video geteilt, das die Tat zeigen soll.

Nach Angaben des deutsch-schweizerischen Islamwissenschaftlers Reinhard Schule im Online-Dienst X habe sich der Attentäter, dessen Namen Schulze mit Abdassalam al-Dschilani angab, als „Soldat“ des IS bezeichnet.

„Er ermächtigt sich selbst zu einer ‘Vergeltungstat’, mit der er im Namen eines ‘wütenden Gottes’ Rache nimmt, und zwar in Gestalt einer rituellen Kulthandlung, die ihm das Heil bringen soll.“

Ein Opfer ist außer Lebensgefahr

Bei den Opfern handelt es sich um zwei Schweden. Ein drittes Opfer, ein Taxifahrer, ist nach Angaben der Staatsanwaltschaft inzwischen außer Lebensgefahr. Nach dem Täter werde gefahndet.

Meldungen von Dienstagfrüh zufolge soll er von der Polizei „niedergeschossen“ worden sein, wie der Spiegel vermeldet. Ob es sich dabei um den Täter handelt und ob er überlebt hat, ist noch unklar. Andere Medien berichteten, der Mann sei wie in früheren Fällen den Behörden bekannt gewesen.

Premierminister Alexander De Croo rief die Brüsseler zur Wachsamkeit auf. Ein EM-Qualifikationsspiel zwischen Belgien und Schweden in Brüssel war nach der ersten Halbzeit beim Stand von 1:1 abgebrochen worden.

De Croo sagte, da die Bedrohungsstufe für Brüssel auf die höchste Stufe angehoben worden sei, werde die Polizeipräsenz verstärkt. Außerdem würden die Sicherheitsmaßnahmen an einer Reihe sensibler Orte verstärkt, insbesondere an Orten, die mit der schwedischen Gemeinschaft in Verbindung stehen.

Schwedische Staatsbürgerschaft als mögliches Motiv

Die Nachrichtenagentur Belga zitierte einen Sprecher der Bundesstaatsanwaltschaft, wonach die schwedische Staatsbürgerschaft der Opfer ein Motiv für die Tat sein könnte.

In Schweden und später auch in Dänemark hatten in diesem Jahr mehrfach Menschen Koran-Exemplare verbrannt und damit wütende Reaktionen unter Muslimen ausgelöst. Für die skandinavischen Länder hatte dies diplomatische Verstimmungen zur Folge.

Der schwedische Ministerpräsident Ulf Kristersson rief seine Landsleute in Belgien zu Vorsicht und Wachsamkeit auf. De Croo sprach Kristersson sein Beileid aus: „Als enge Partner ist der Kampf gegen den Terrorismus ein gemeinsamer Kampf.“

Der Sprecher der Bundesstaatsanwaltschaft stellte jedoch klar, dass es bislang keinen Zusammenhang zwischen dem Anschlag und dem israelisch-palästinensischen Konflikt gebe.

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Terrorismus ist keine Option – unabhängig von Ort und Zeit. Eine klare Positionierung

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Terrorismus macht eine Positionierung nötig: Eine Ablehnung ist ein fundamentaler islamischer Grundsatz.

(iz). Die Hamas ist eine terroristische Organisation. Das Massaker an der israelischen Zivilbevölkerung ist abscheulich und menschenverachtend. Für die perfide selbstmörderische Strategie dieser Bewegung zahlten nicht nur israelische Zivilisten, sondern in den kommenden Wochen insbesondere die Palästinenser, einen furchtbaren Preis.

Foto: council.gov.ru, via Wikimedia Commons | Lizenz: CC BY 4.0

Terror der Hamas nimmt schreckliches Szenario bewusst in Kauf

Die Hamas nimmt dieses Szenario zum wiederholten Mal bewusst in Kauf. Die Ablehnung von Terrorismus und Selbstmordattentaten – an jedem Ort, zu jeder Zeit – ist ein fundamentaler islamischer Grundsatz.

Eigentlich könnte man erwarten, dass diese Positionen in der islamischen Gemeinschaft keinen Widerspruch finden. Ein Blick in die sozialen Medien zeigt das Gegenteil. Die Logik, die sich in Form einer bedingungslosen Solidarität mit der Hamas zeigt und ihre Mittel toleriert, funktioniert so: Das wahllose Töten jenseits des Gazastreifens sei eine Art „Notwehr“.

Wer diesem Argument nicht folgt, habe keine Empathie, kein Mitleid und kein Verständnis gegenüber dem Schicksal der Palästinenser. Diese Dialektik müssen wir zurückweisen.

Ein wiederkehrendes Vorgehen

Die ewige Wiederholung des Gleichen: Die Hamas attackiert, die israelische Armee schlägt hart zurück. In den nächsten Wochen dürfen wir nicht vergessen, dass diese Dynamik von der Hamas ausdrücklich gewollt ist. Das Ziel dieser Ideologie ist nicht mehr eine Zwei-Staaten-Lösung, sondern ein Inferno, inklusive der Vernichtung Israels. 

Und: Jede israelische Regierung müsste verrückt sein, unter diesen Bedingungen einen von der Hamas geführten Staat zu akzeptieren. Es ist gut, dass nach dem Mord an Millionen Juden durch die Nationalsozialisten, die absolute Mehrheit aller deutschen BürgerInnen für das Existenzrecht Israels eintritt.

Screenshot: Tasnim News

Seit Jahrzehnten streitet die deutsche Zivilgesellschaft 

Seit Jahrzehnten streitet die deutsche Zivilgesellschaft über israelische Menschenrechtsverletzungen, die Siedlungspolitik der letzten Jahre und ringt um eine Lösung dieses Konfliktes. Die Rolle organisierter Muslime besteht darin, sich hier ebenso klar zu positionieren und sich darüberhinaus am konstruktiven Dialog mit den Juden in Deutschland zu beteiligen.

Immerhin gibt es in Israel und Deutschland zahlreiche Stimmen, welche die israelische Regierung daran erinnern, dass die Idee des totalen Krieges keine Grundlage im Völkerrecht hat, die aktuelle Siedlungspolitik jede Friedensoption zerstört und der demütigende Alltag der Palästinenser nicht akzeptabel ist.

Foto: Islamic Relief Worldwide

Unverständlich, warum keine Trennlinie gezogen wird

Man kann verstehen, dass Muslime in Deutschland, die Verwandte und Freunde in der Region haben, sensibel und verzweifelt reagieren. Natürlich hat es Gründe, dass sich in dem Gewaltraum, der Gaza umgibt und in dem Menschen seit Jahrzehnten festsitzen, keine gemäßigte Zivilregierung etablieren konnte.

Nicht zu verstehen ist allerdings, warum es den organisierten Muslimen und ihren Gelehrten – zumindest in Teilen – in Deutschland nicht klar genug gelingt, die Trennlinie zum Terrorismus zu ziehen. Die Radikalisierung von Muslimen in Europa, die Terror bejubeln, tolerieren oder gar ähnliche „Zeichen“ setzen, ist das Schreckenszenario, das wir gemeinsam verhindern müssen.

Man muss in einer Parallelwelt leben, wenn die Notwendigkeit klarer Positionierung in diesen Tagen nicht offensichtlich ist. Was für ein fatales Signal an junge Muslime, die nach Orientierung und Klarheit suchen.

Die Lehre muss deutlich machen, dass sie sich nicht politisieren lässt und keinen Zweifel daran lassen, dass die Rechtfertigung der Mittel der Hamas keine Grundlage im Islam hat. Das ist die Verantwortung der in Deutschland lebenden Muslime.

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Hamas-Terror fordert Hunderte Tote: Israel erklärt Krieg

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Hamas-Terror und seine Folgen: Seit gestern herrscht offiziell Krieg zwischen Israel und der Hamas. Beschuss aus dem Libanon. Ein erster Überblick der Ereignisse

Berlin (dpa, kann, iz). In den frühen Morgenstunden des 7. Oktober erklärte die Hamas, die den Gazastreifen kontrolliert, den Beginn einer „Militäroperation“. Das sagte Militärchef Mohammed Deif am Samstagmorgen. Seit Beginn schoss die Organisation tausende Flugkörper auf Israel ab.

Hamas-Terror in bisher unbekanntem Ausmaß. Sorgen um Entführte

Neben den bekannten ungelenkten Raketenangriffen auf Ziele in Israel kam es zu massiven Angriffen jenseits des Grenzzauns. Einheiten überwanden die Grenzsperren zu Fuß, mit Fahrzeugen und mit Ultraleichtfahrzeugen. Sie griffen mehr als 14 Siedlungen, Städte sowie Stützpunkte an.

Neben einer hohen Zahl entführter Bürger und Soldaten starben mehr als 500 Zivilisten durch Terroraktionen. Aus Israel ist inzwischen von mehr als 600 Toten und unzähligen Verletzten die Rede. In Gaza sollen nach Angaben der Gesundheitsbehörden mindestens 370 Menschen bei israelischen Luftangriffen getötet worden sein.

Foto: Fars Media Corporation, via Wikimedia Commons | Lizenz: CC BY 4.0

Hamas hat bei ihrem Angriff nicht nur zahlreiche Menschen ermordet, viele Bewohner der Grenzregion wurden verschleppt. Darunter sind Deutsche. Schätzungen, die von Medien kolportiert werden, gehen über die offizielle Zahl hinaus: Demnach sollen sich rund 170 Israelis in Gefangenschaft im Gazastreifen befinden – auch alte Menschen und Kinder.

An mehreren Orten gelang es der israelischen Armee, von der Hamas als Geiseln genommene Israelis zu befreien. Die Bemühungen um die Befreiung weiterer Geiseln dauern an.

Angriff kam unerwartet

Der massive Angriff aus dem Gaza-Streifen kam unerwartet. Allerdings hatte sich die Lage vor allem im besetzten Westjordanland zuletzt wieder zugespitzt. Ministerpräsident Netanjahu muss sich inzwischen unangenehme Fragen von Bevölkerung, Medien und Opposition gefallen lassen: Zum Zeitpunkt des Terroranschlags befand sich ein großer Teil aktiver Einheiten in den palästinensischen Gebieten des Westjordanlands.

Im Gazastreifen leben nach UN-Angaben mehr als zwei Millionen Menschen unter schlechten Bedingungen. Die von der EU, den USA und Israel als Terrororganisation eingestufte Hamas hatte 2007 gewaltsam die alleinige Macht übernommen. Tel Aviv verschärfte daraufhin eine Blockade des Küstengebiets, die von Ägypten unterstützt wird.

Der israelische Oppositionsführer Jair Lapid forderte den Premierminister auf, eine Notstandsregierung zu bilden. Er habe dem Regierungschef angeboten, Differenzen beiseitezulegen, um die Gefahr eines sich ausweitenden Krieges zu bewältigen. Mit dem gegenwärtigen extremistischen Sicherheitskabinett könne er keinen Krieg führen.

Foto: World Economic Forum / Manuel Lopez, via flickr | Lizenz: CC BY-NC-SA 2.0

Netanjahu: „Wir sind im Krieg“

„Bürger Israels, wir sind im Krieg“, verkündete Ministerpräsident Benjamin Netanyahu am Samstag aus dem Militärhauptquartier. Offiziell wurde das Land in Kriegsbereitschaft versetzt. Als Reaktion auf den Angriff hätten Kampfflugzeuge den von der Hamas kontrollierten Gazastreifen angegriffen, bestätigte ein Armeesprecher.

„Der Feind wird einen Preis zahlen, wie er ihn noch nie zuvor gekannt hat“, sagte er in einer ersten Reaktion auf den anhaltenden Raketenbeschuss aus dem Gazastreifen in einer Videobotschaft auf dem Portal X.

„Die Hamas hat heute Morgen einen schweren Fehler begangen und einen Krieg gegen den Staat Israel begonnen“, sagte der israelische Verteidigungsminister Joav Galant am Samstag. Soldaten kämpften „an allen Stellen, an denen eingedrungen wurde“. Derzeit würden die verbliebenen Hamas-Einheiten auf israelischem Gebiet bekämpft.

Dabei soll es nicht bleiben. Nachdem die Streitkräfte in den Kriegszustand versetzt wurden, zieht Tel Aviv verfügbare Einheiten und Reservisten zusammen. Sie sollen Gaza nicht nur aus der Luft, sondern auch vom Boden aus angreifen.

Foto: imago/UPI Photo

Teheran „gratuliert“ zum Terror

Im Gegensatz zu weiten Teilen der Welt „gratulierte“ der Sprecher des iranischen Außenministeriums der Hamas nach ihrem Angriff. Die Operation sei „ein Wendepunkt in der Fortsetzung des bewaffneten Widerstands des palästinensischen Volkes gegen die Zionisten“, sagte Nassar Knaani der Agentur ISNA am Samstag.

Am selben Tag riefen Abgeordnete im Teheraner Parlament zu Beginn der Sitzung „Nieder mit Israel“. Ein hochrangiger Militärberater von Staatsoberhaupt Khamenei äußerte sich nach dem Großangriff zustimmend. „Wir unterstützen diese Operation, und wir sind sicher, dass auch die Widerstandsfront dieses Anliegen unterstützt“, meinte Kommandeur Rahim Safavi.

Am Sonntag erklärte ein Hamas-Sprecher vor Journalisten, man habe dafür iranische Hilfe erhalten. Ein Vertreter Khameneis bestätigte dies.

Libanesischen Medienberichten zufolge begrüßte die vom Iran unterstützte Hisbollah die Angriffe der Hamas. Die „siegreiche Operation“ sei eine entscheidende Antwort auf die ständigen Verbrechen der Besatzer und die Entweihung von Heiligtümern, heißt es demnach in ihrer Erklärung.

Foto: World Economic Forum / Manuel Lopez, via flickr | Lizenz: CC BY-NC-SA 2.0

UN warnt vor „Mehrfrontenangriff“

Der UN-Sonderkoordinator für den Nahostfriedensprozess, Tor Wennesland, verurteilte in einem X-Beitrag den „Mehrfrontenangriff“ auf Israel.

„Diese Ereignisse haben zu schrecklichen Gewaltszenen und zahlreichen israelischen Todesopfern und Verletzten geführt, von denen viele vermutlich innerhalb des Streifens entführt wurden“, so Wennesland, der ein sofortiges Ende der Gewalt auf Zivilisten forderte.

Der Angriff habe „schreckliche Auswirkungen auf die israelische Zivilbevölkerung“, sagte der UN-Hochkommissar für Menschenrechte Volker Türk laut einer Mitteilung. Er forderte ein sofortiges Ende der Gewalt und rief Tel Aviv auf, bei seinen Vergeltungsschlägen in Gaza „alle Vorsichtsmaßnahmen zu ergreifen, um zivile Opfer zu vermeiden“.

Außenministerin warnt vor „großer Eskalation“

Bundesaußenministerin Annalena Baerbock warnte nach dem Großangriff vor einer Eskalation in der Region. „Dieser Tag ist eine Zäsur, ein beispielloser Akt der Eskalation durch die Hamas“, sagte die Grünen-Politikerin am Samstag in Berlin. „Durch diese Terrorangriffe besteht nun die unkalkulierbare Gefahr einer großen regionalen Eskalation.“ Sie könne nur „auf das Schärfste davor warnen, dass sich andere diesem Terror anschließen“.

„Nichts rechtfertigt unterschiedslosen Raketenbeschuss, Kommandoangriffe auf friedliche Zivilisten, die brutale Entführung von unschuldigen Menschen“, so Baerbock. Die Geiselnahmen der Hamas seien „abscheulich und verstoßen gegen das humanitäre Völkerrecht“.

Der Terror der Hamas müsse sofort beendet werden. Die Bundesregierung stehe solidarisch an der Seite Israels. Das Land habe laut dem internationalen Recht einen verbrieften Anspruch auf Selbstverteidigung. Zugleich forderte sie die Palästinenser auf, sich vom Terrorismus und dem Vorgehen der Hamas zu distanzieren.

„Deutschland verurteilt diesen massiven und rücksichtslosen Angriff auf Zivilisten aus der Luft und vom Land aus“, schrieb der deutsche Botschafter in Tel Aviv, Steffen Seibert, auf X.

Vor dem Bundespräsidialamt, dem Kanzleramt und dem Bundestag wehte am Sonntag die israelische Flagge. Auf das Brandenburger Tor wurde sie am Samstagabend Fahne projiziert. Bundesweit wurden die Sicherheitsvorkehrungen vor israelischen und jüdischen Einrichtungen erhöht.

Foto: Ecrusized, via Wikimedia Commons | Lizenz: CC BY-SA 4.0

Die USA forderten alle Seiten auf, von Gewalt und Vergeltungsangriffen abzusehen. Der Angriff der Hamas-Terroristen werde „unmissverständlich verurteilt“, zitiert die Zeitung „Haaretz“ aus einer Stellungnahme des US-Büros für palästinensische Angelegenheiten.

Die chinesische Führung verlangte ein Ende der Gewalt.  China sei zutiefst besorgt über die jüngste Verschärfung der Spannungen, hieß es am Sonntag in einer Mitteilung des Pekinger Außenministeriums. Alle Beteiligten sollten „Zurückhaltung üben, das Feuer sofort einstellen, die Zivilbevölkerung schützen und sicherstellen, dass sich die Situation nicht weiter verschlechtert“.

Der einzige Weg zu einer Beilegng sei die Umsetzung einer „Zwei-Staaten-Lösung“ und die Gründung eines unabhängigen palästinensischen Staates.

Koordinationsrat der Muslime verurteilt Gewalt und fordert sofortiges Ende

„In Israel und Palästina kam es wieder zur Gewalteskalation. Die Hamas startete einen Angriff gegenüber Israel, bei der auf beiden Seiten mehrere hunderte Menschen ums Leben gekommen sind. Tausende Menschen wurden verletzt und befürchten, dass die Kämpfe weiter anhalten“, hieß es in einer Pressemitteilung des Koordinationsrates der Muslime (KRM).

„Wir als KRM verurteilen die Raketenabschüssse und Gewalt gegen die Zivilbevölkerung und appellieren an alle Parteien, der Gewalt ein Ende zu setzen und auf keinen Fall noch weiter eskalieren zu lassen.“ In diesen Zeiten sei Besonnenheit und Mäßigung gefordert, „ansonsten droht die Gefahr, dass es zu fürchterlichen Gewaltexzessen und -überschreitungen kommt“. (sw)

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Historikerin Terhoeven: „Opfer sind unbequem für die Gesellschaft“

Opfer Terror Rassismus Hanau Kurtović

Gesellschaftliche Hierarchien spiegeln sich auch im Umgang mit Opfern. Es gibt Betroffene, die eine größere Lobby haben und erfolgreicher für ihre Belange werben können.

Göttingen (KNA). Terroranschläge, Amokläufe oder Mordserien: Immer wieder haben schwere Verbrechen die Gesellschaft in den vergangenen Jahren erschüttert. Während sich die breite Aufmerksamkeit schnell wieder verschiebt, bleiben solche für Überlebende und Hinterbliebene eine Zäsur. Im Umgang mit ihnen hat sich viel verbessert, sagt die Historikerin Petra Terhoeven. Im Interview der KNA spricht sie darüber, welche Probleme dennoch weiterhin bestehen. Von Paula Konersmann

Umgang mit Opfern hat sich verbessert

Frage: Frau Professorin Terhoeven, wie bewerten Sie den gesellschaftlichen Umgang mit Menschen, die von gravierenden Verbrechen betroffen sind?

Terhoeven: Das lässt sich so allgemein schwer beantworten. Tendenziell hat sich der Umgang mit Opfern in den vergangenen Jahrzehnten verbessert – was allerdings nicht bedeutet, dass nicht nach wie vor massive Fehler gemacht werden. Dafür spielen unterschiedliche Rahmenbedingungen eine Rolle, zum Beispiel das Internet.

Foto: Tinnakorn, Shutterstock

Frage: Inwiefern?

Terhoeven: Online wird Menschen, die Leid erfahren haben, bisweilen übel mitgespielt, und es ist viel schwieriger, sie zu schützen. Nach jedem Autounfall gibt es Leute, die Bilder davon im Netz veröffentlichen. Dagegen ist die Sensibilität für das Thema sowohl in der Politik als auch in den seriösen Medien und in der Wissenschaft gewachsen. Manche Fachleute sprechen von einem „turn to the victim“: Sie sehen diese Hinwendung zu den Opfern als entscheidenden Wendepunkt.

Frage: Kann man diesen Wendepunkt zeitlich verorten?

Terhoeven: Jan Philipp Reemtsma, der durch seine Entführung selbst Opfer einer fürchterlichen Gewalttat war, vertritt die These, dass der Wandel eingesetzt hat, als man begonnen hat, den Überlebenden der Schoah zuzuhören.

1976 ist das Opferentschädigungsgesetz in Kraft getreten, in den 80er Jahren wurde in der Folge auch der Status von Opfern vor Gericht stark aufgewertet. In dieser Zeit sind zudem zivilgesellschaftliche Organisationen wie der Weiße Ring entstanden. 1980 erfolgte der Eintrag von posttraumatischen Belastungsstörungen in das internationale Manual für psychische Probleme, das DSM. Seither werden Traumata viel stärker anerkannt.

Foto: ZUMA Press, Inc. / Alamy Stock Photo

Folge vergangener Terroranschläge

Frage: Welche Rolle spielen die Anschläge der vergangenen 20, 25 Jahre?

Terhoeven: Im Anschluss an den 11. September 2001, wo 3.000 Menschen gleichzeitig Opfer eines terroristischen Anschlags wurden, haben Angehörige für ihre Belange gestritten – und waren dabei erfolgreich. Was die Opfer rechter Gewalt angeht, muss man die Zäsur deutlich später setzen. Da hat es eine sehr lange Missachtung gegeben, eine gesellschaftliche Nicht-Anerkennung. Das hat sich erst nach der Selbstenttarnung des NSU 2011 teilweise geändert.

Frage: Durch die Terror-Anschläge der jüngeren Vergangenheit ist das Thema näher gerückt …

Terhoeven: Deswegen ist es so wichtig, dass es einen Opferschutzbeauftragten der Bundesregierung gibt, an den sich Betroffene mit ganz konkreten Anliegen wenden können. Oder auch Gedenktage: Ich befasse mich vor allem mit den Opfern von Terrorismus, ihnen ist der 11. März als europäischer Gedenktag gewidmet. Seit 2022 wird der Tag auch bei uns begangen. An diesem Tag im Jahr 2004 wurden Vorstadtzüge in Madrid angegriffen, dabei starben 193 Menschen, und über 2.000 wurden verletzt.

Foto: Pixnio, Amanda Mills

Was sich ändern muss

Frage: Wo sehen Sie Nachholbedarf?

Terhoeven: Die Entwicklungen, die ich beschrieben habe, sind in vielerlei Hinsicht zwiespältig. Es ist auf jeden Fall ein zivilisatorischer Fortschritt, dass es weniger Misstrauen gibt, dem Opfer über Jahrhunderte ausgesetzt waren.

Zugleich gibt es den Begriff „Opfer“ weiterhin als Schimpfwort, insbesondere auf Schulhöfen. Viele Betroffene wollen nicht als Opfer bezeichnet werden, weil sie genau dieses Stigma fürchten, die Unterstellung, man versuche sich unrechtmäßige Vorteile zu erschleichen. Daher kann man nur bedingt von einer Erfolgsgeschichte sprechen.

Frage: Sie haben das Thema NSU angesprochen. Was sagt das über die Wahrnehmung verschiedener Gruppen von Betroffenen aus?

Terhoeven: Gesellschaftliche Hierarchien spiegeln sich auch im Umgang mit Opfern. Es gibt Betroffene, die eine größere Lobby haben und erfolgreicher für ihre Belange werben können. Da andere weniger präsent sind, gibt es weiterhin so etwas wie eine Opferkonkurrenz. Dabei ist es ein Unding, das eine Leid gegen das andere aufzurechnen. Es sollte keine Rolle spielen, ob jemand Opfer eines rechts- oder linksextremen oder auch islamistisch motivierten Anschlags geworden ist.

Foto: DVIDSHUB, via flickr | Lizenz: CC BY 2.0

Eine Frage der Begriffe

Frage: Welchen Unterschied macht es, ob man etwa von „Opfern“, „Überlebenden“ oder „Betroffenen“ spricht?

Terhoeven: Jeder Begriff hat Vor- und Nachteile. Letztlich gilt das Veto der Betroffenen: Wenn jemand sagt, er möchte mit einem bestimmten Begriff nicht bezeichnet werden, dann sollte man das selbstverständlich respektieren. Zugleich fände ich es problematisch, auf den Begriff „Opfer“ vollkommen zu verzichten. Der Kultursoziologe Hans-Joachim Höhn argumentiert, wo auf Begriffe verzichtet wird, da werden bald auch Phänomene ignoriert. Der Begriff kann also auch dazu dienen, Gewalt als illegitim zu markieren.

Frage: Das führt auch zur Frage nach Anerkennung von Leid …

Terhoeven: … nach der Anerkennung eines Leids, das nicht wiedergutzumachen ist – oder nach der Anerkennung einen unwiederbringlichen Verlustes. Für Betroffene kann es wichtig sein, zu vergessen und sich aus dem Opferstatus zu befreien. Aber darüber darf niemand Außenstehendes entscheiden. Opfer sind unbequem für eine Gesellschaft, die lieber verdrängen möchte, wie verletzlich wir alle sind. Die mangelnde Bereitschaft, sich damit auseinanderzusetzen, kann eben auch zur Abwertung von Opfern führen: Die sind nicht ernstzunehmen, die sind nicht objektiv, die geben sich mit nichts zufrieden.

Frage: Sie sprechen auch von einem „Stigma durch Hilflosigkeit“. Was ist damit gemeint?

Terhoeven: Unter einem Opfer stellen sich viele Menschen jemanden vor, der passiv ist. Auf diese Rolle werden Betroffene zu Recht ungern festgelegt. Im Englischen wird unterschieden zwischen „victim“ und „sacrifice“, und im Begriff „victim“ steckt schon sprachgeschichtlich viel von dieser Passivität. Die lateinische Wurzel des Wortes verweist auf das besiegt- oder festgebunden werden.

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Pakistan: Tote und Verletzte nach Anschlag

Pakistan

In Pakistan sind Polizei- und Regierungseinrichtungen immer wieder Ziel islamistischer Terroranschläge.

Islamabad (KNA). Bei einer Explosion auf dem Markt im pakistanischen Barkhan sind am 26. Februar mindestens vier Menschen getötet und 14 verletzt worden. Der zuständige Regierungschef der Provinz Belutschistan, Mir Abdul Quddus Bizenjo, sprach gegenüber pakistanischen Medien von einem Terroranschlag.

„Diejenigen, die das Blut unschuldiger Menschen vergießen, sind Feinde der Menschheit“, sagte Bizenjo und fügte hinzu: „Terroristen schaffen Unsicherheit, um ihre bösen Ziele zu erreichen.“ Bislang hat sich niemand zu dem Anschlag bekannt.

Gewalt von Taliban in Pakistan

In dem an den Iran und Afghanistan grenzende Belutschistan haben Berichten zu Folge mit der verbotenen Terrorgruppe „Tehreek-i-Taliban Pakistan“ (TTP) verbündete Milizen in letzter Zeit ihre Kampfhandlungen verstärkt. Die Rebellen fordern die Unabhängigkeit der Provinz.

Nachdem die Gespräche zwischen der Regierung und TTP im November letzten Jahres abgebrochen wurden, hat die Gruppe ihre Gewaltaktionen ausgeweitet. In der vergangenen Woche hatten schwerbewaffnete Kämpfer der TTP den Amtssitz des Polizeichefs der Millionenstadt Karatschi gestürmt und vier Menschen, darunter zwei Polizisten, getötet.

Im mehrheitlich sunnitisch-islamischen Pakistan sind sowohl Polizei- und Regierungseinrichtungen als auch Kirchen sowie Moscheen der muslimischen Minderheiten der Schiiten und Ahmadiya immer wieder Ziel islamistischer Terroranschläge. Die Stadt Barkhan liegt etwa 500 Kilometer östlich von Belutschistans Hauptstadt Quetta, wo 2013 bei einem Terroranschlag mehr als 130 Menschen ums Leben kamen.

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Tote und Verletzte im Westjordanland

Westjordanland Nahostkonflikt Ringen Waffenruhe Ramadan

Die Lage in den besetzten palästinensischen Gebieten bleibt weiter angespannt. Die jüngsten Gewaltausbrüche im Westjordanland sind Wasser auf den Mühlen der Hardliner. Jerusalem/Ramallah (KNA). Die Gewalt im israelisch-palästinensischen Konflikt nimmt […]

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3 Jahre nach Hanau: Empathie für Betroffene

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Die Bekämpfung des Rechtsextremismus muss aus Sicht von Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) weiterhin besondere Priorität haben. Es gelte, „Empathie für die Betroffenen und Härte gegen Extremisten“ zu zeigen, erklärte Faeser am 17. Februar mit Blick auf den rassistischen Anschlag von Hanau mit neun Toten, der sich an diesem Sonntag (19. Februar) zum dritten Mal jährt.

Berlin/Hanau (dpa/iz). Auch wenn sich der öffentliche Fokus durch Russlands brutalen Krieg gegen die Ukraine verändert habe und sich Deutschland vor neuen Bedrohungslagen schützen müsse, dürfe nicht vergessen werden: „Der Rechtsextremismus ist weiterhin die größte extremistische Bedrohung für unsere Demokratie.“ Ein 43-jähriger Deutscher hatte in Hanau am 19. Februar 2020 neun Menschen aus rassistischen Motiven erschossen. Danach tötete er seine Mutter und sich selbst.

Nach Hanau: Klima der Menschenverachtung

Rechtsextreme Hetze und Gewalt, Anfeindungen und Ausgrenzung – all das erlebten viele Menschen in der Gesellschaft tagtäglich, erklärte Faeser. „In vielen dunklen Ecken des Netzes wird weiter ein Klima der Menschenverachtung geschürt“, so Faeser. Die Morde in Hanau hätten vor drei Jahren das ganze Land zutiefst erschüttert.

„Der 19. Februar 2020 bleibt ein tiefer Einschnitt. Wir werden Gökhan Gültekin, Sedat Gürbüz, Said Nesar Hashemi, Mercedes Kierpacz, Hamza Kurtovic, Vili-Viorel Paun, Fatih Saraçoglu, Ferhat Unvar und Kaloyan Velkov nie vergessen.“

Landtagspräsidentin: Rechtsextremismus ist größte Gefahr

Zum dritten Jahrestag des rassistischen Anschlags von Hanau hat Hessens Landtagspräsidentin Astrid Wallmann (CDU) die Gefahren durch Rechtsextremismus für die freiheitlich-demokratische Gesellschaft hervorgehoben. „Dieser Ideologie entschieden und mit allen Mitteln entgegenzutreten ist Aufgabe und Verpflichtung aller staatlicher Gewalt – aber auch aller Bürgerinnen und Bürger unseres Landes“, sagte Wallmann am 17. Februar in Wiesbaden.

„Auch drei Jahre nach der schrecklichen Tat lautet unsere Botschaft klar und unmissverständlich: Die Opfer von Hanau waren ein Teil von uns, sie waren unsere Mitbürgerinnen und Mitbürger. Die Opfer sind nicht ‘die anderen’ – ‘die anderen’ sind die Täter“, betonte die Landtagspräsidentin. „Lassen Sie uns das Gedenken an die Opfer zum Anlass nehmen, Fremdenfeindlichkeit noch entschiedener entgegenzutreten. An diese Verantwortung und Verpflichtung erinnert uns der 19. Februar 2020.“

Drei Jahre nach Hanau: ndo fordert Aufklärung und Maßnahmen

Bundesweit wird bei knapp 80 Veranstaltungen am 19. Februar den Opfern gedacht. Während die Hinterbliebenen und die Zivilgesellschaft sich weiterhin beharrlich um eine lückenlose Aufklärung bemühen, hat sich politisch zu wenig bewegt. „Rassistische Strukturen in der Gesellschaft und staatlichen Institutionen sind weiterhin intakt. Das ist eine Gefahr für uns alle“, erklärt das Netzwerk neue deutsche Organisationen in einer Pressemitteilung.

Weiterhin gebe es unzählige offene Fragen. Der seit Dezember 2021 und bis Sommer 2023 laufende parlamentarische Untersuchungsausschuss im Hessischen Landtag lasse diese weitgehend unbeantwortet. Politische Konsequenzen gebe es keine. Das liege auch an einer „Blockade“ der Landesregierung einer „lückenlosen Aufarbeitung“. Es seien nach wie vor die Angehörigen und Überlebenden selbst, die genauen Abläufe in der Tatnacht ermitteln und rekonstruieren würden. „Ermittlungen von offizieller Seite wurden bereits eingestellt.“

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Daesh-Mörder töten über 50 Menschen in Syrien

Daesh Terror Syrien Irak

Die Terrorgruppe Daesh ist zwar in Syrien militärisch besiegt, allerdings gibt es weiterhin aktive Zellen, die Anschläge verüben. So auch am Freitag im Osten des Bürgerkriegslandes.

Damaskus (dpa). Bei einem Anschlag der Terrororganisation Islamischer Staat (IS) in Syrien sind nach Angaben von Aktivisten und Staatsmedien mindestens 53 Menschen getötet worden. 46 der Opfer seien Zivilisten gewesen, teilte die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte am Freitagabend mit. Sieben waren demnach syrische Soldaten. Der Angriff ereignete sich in der Stadt Al-Suchna im Osten des Landes.

Angriffe auf Zivilisten

Die Terroristen seien mit Maschinenpistolen bewaffnet und auf Motorrädern unterwegs gewesen, sagte der Leiter der Beobachtungsstelle, Rami Abdel-Rahman, der Deutschen Presse-Agentur. Zunächst attackierten sie demnach einen Checkpoint und töteten dabei die Soldaten. Anschließend hätten sie auf einem Feld „wahllos“ auf die Zivilisten geschossen. Die Menschen suchten den Angaben nach dort nach Trüffeln. Neben einigen Opfern gelang der Beobachtungsstelle zufolge auch allen Terroristen die Flucht.

Die Staatsagentur Sana berichtete unter Berufung auf das zuständige Krankenhaus, dass Mediziner nach dem Anschlag neben Leichen mit Kopfschüssen auch fünf aufgrund von Granatsplittern Verletzte untersucht hätten. Unklar blieb zunächst, ob die Attentäter ihre Opfer auch mit Sprengsätzen oder ausschließlich mit Schüssen töteten.

Bereits vor einigen Tagen hatten IS-Extremisten etwa 75 Trüffel-Sucher in der Region entführt und schließlich 16 von ihnen getötet, wie die syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mitteilte. Dutzende werden demnach noch vermisst.

Wichtiger Stützpunkt von Daesh

Die Wüstenstadt Al-Suchna liegt in der zentralen Provinz Homs und wurde 2015 zur strategisch wichtigen IS-Bastion, bevor syrische Regierungstruppen die Terrormiliz zwei Jahre später von dort vertrieben.

Der IS kontrollierte vor Jahren weite Gebiete in Syrien und dem benachbarten Irak. Inzwischen ist der IS dort zwar militärisch besiegt, allerdings gibt es weiterhin aktive Terroristenzellen in beiden Ländern, die Anschläge verüben.

Teil regionaler Machtverhältnisse

Die Gebiete um Al-Suchna werden von den Regierungstruppen und pro-iranischen Milizen kontrolliert. Der Iran und Russland sind im Krieg die wichtigsten Unterstützer von Syriens Präsident Baschar al-Assad. Russische Streitkräfte haben in den vergangenen Monaten mehrere Verstecke des IS in der Wüste ausfindig gemacht und Dutzende Anhänger des Terrornetzwerks getötet.

Der IS sieht in Assad eine Marionette Moskaus und Teherans. In den iranischen Milizen, die zumeist Schiiten sind, sehen die sunnitischen Terroristen einen Erzfeind.

Das US-Verteidigungsministerium hatte kurz vor Bekanntwerden des Anschlags mitgeteilt, dass das US-Militär im Nordosten Syriens ein hochrangiges IS-Mitglied bei einem Hubschrauberangriff getötet habe.

In Syrien tobt seit fast zwölf Jahren ein Bürgerkrieg, in dem nach UN-Schätzungen mehr als 350.000 Menschen starben.

Der Nordwesten des Landes wurde zudem am Montag vergangener Woche von heftigen Erdbeben erschüttert, Tausende starben. Al-Suchna war von den Beben nicht betroffen. Die Mitglieder des Islamischen Staates nutzen der Beobachtungsstelle für Menschenrechte zufolge aus, das sich die Öffentlichkeit derzeit mit den verheerenden Erdbeben beschäftigt, um Anschläge zu verüben.

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Zahl der Toten nach Anschlag in Pakistan steigt weiter an

Pakistan

Islamabad (dpa/KNA). Die Zahl der Toten nach einem Selbstmordanschlag in einer Moschee im Nordwesten Pakistans ist auf mindestens 89 gestiegen. Andere Medien sprachen von mindestens 95 Opfern. In der Nacht zum Dienstag seien mindestens zehn Tote aus den Trümmern des eingestürzten Gebäudes geborgen worden, sagte ein örtlicher Polizeisprecher der Deutschen Presse-Agentur.

Mehr als 220 Menschen seien verletzt worden. Der Angriff ereignete sich am 30. Januar während des Mittagsgebets in einer Hochsicherheitszone der Stadt Peschawar, in der sich auch viele Polizeigebäude befinden.

Die Opfer seien hauptsächlich Polizisten, sagte der Sprecher weiter. Premierminister Shehbaz Sharif verurteilte den Anschlag. “Es war nichts weniger als eine Attacke auf Pakistan“, sagte er.

Bislang hat sich keine Gruppe zu dem Anschlag bekannt. Ende vergangenen Jahres hatten jedoch die pakistanischen Taliban – die unabhängig von der islamistischen Taliban-Regierung im benachbarten Afghanistan sind – eine Waffenruhe mit der Regierung in Islamabad aufgekündigt. Seither haben sie mehrere Anschläge für sich reklamiert. Auch die Terrormiliz Islamischer Staat hatte sich in der Vergangenheit zu Anschlägen auf Moscheen bekannt.

In Pakistan ist die große Mehrheit der Bevölkerung von mehr als 230 Millionen Einwohnern muslimischen Glaubens. Peschawar mit seinen etwa zwei Millionen Einwohnern war lange Zeit Zentrum einer Unruheregion in Pakistan – nach einer Militäroffensive gegen islamistische Terrorgruppen im Jahr 2014 war es dort ruhiger geworden.

In den vergangenen Jahren gab es jedoch dort wieder vermehrt Anschläge. Erst im März 2022 sprengte sich ein Attentäter der Terrormiliz IS in Peschawar in die Luft und tötete mehr als 60 Menschen. Die Sicherheitslage in Pakistan hat sich laut Experten seit der Machtübernahme der Taliban in Afghanistan im August 2021 rapide verschlechtert. Pakistans Innenminister Rana Sanaullah sagte Ende Dezember 2022, im eigenen Land sei die Zahl der Taliban-Kämpfer gestiegen und liege mittlerweile zwischen 7.000 und 10.000.

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Uiguren verurteilen umstrittenen Besuch in Xinjiang

New York (iz). Der Weltkongress der Uiguren (WUC) verurteilte am 12. Januar die Reise von Vertretern des Weltrates der muslimischen Gemeinschaften (TWMCC) nachen Ostturkestan sowie dessen „Unterstützung der Verbrechen der chinesischen Regierung gegen die Menschlichkeit und des Völkermordes am uigurischen Volk“ aufs Schärfste.

Am 8. und 9. Januar nahm eine Delegation von mehr als 30 muslimischen Persönlichkeiten und Schaikhs aus 14 Ländern (darunter Gelehrte aus der arabischen Welt sowie der ehemalige bosnische Mufti Mustafa Ceric) an einem von der chinesischen Regierung organisierten Besuch teil. Zu ihren Stationen gehörte der Aufenthalt in einem sogenannten Museum für den Kampf gegen Terrorismus und Extremismus, das in der uigurischen Heimat liegt. Delegationsleiter und Vorsitzender Al Nuaimi lobte „die Bemühungen der chinesischen Behörden im Kampf gegen den Terror in Xinjiang“.

„Es ist empörend, dass der TWMCC an diesem Propaganda-Besuch teilgenommen hat und sich nun die Darstellung der chinesischen Regierung zu eigen macht“, sagte WUC-Präsident Dolkun Isa. Er verrate Millionen muslimischen Brüder und Schwestern, die unter der chinesischen Regierung litten. „Und handelt in direktem Widerspruch zu seiner eigenen Grundcharta.“

Die uigurischen Repräsentanten wiesen das Pekinger Narrativ „über die anhaltenden Verbrechen gegen die Menschlichkeit und den Völkermord an den Uiguren“ entschieden zurück. Von Anfang an habe die chinesische Regierung diese Menschenrechtsverletzungen als Maßnahmen zur „Terrorismusbekämpfung“ dargestellt, „während sie alle alltäglichen und legalen Formen religiösen Verhaltens, wie das Tragen eines Bartes oder eines Hijab und den Besitz eines Qur’ans, kriminalisiert hat“.

Konsequenzen: Islamische Gemeinschaft in Bosnien distanziert sich von Ceric

Nach Bekanntwerden der Delegation hat sich die islamische Gemeinschaft in Bosnien-Herzegowina von den Aussagen des ehemaligen Reisu’l-Ulema Mustafa Ceric distanziert.

„Weder Mustafa Ceric noch der Vorsitzende des Meshihat der islamischen Gemeinschaft in Serbien, Mevlud Dudic, reisten im Namen und in der Organisation der Islamischen Gemeinschaft nach China“, zitierte die „Sarajevo Times“ die muslimische Vereinigung. Darüber hinaus habe die Gemeinschaft Informationen über die Lage der Uiguren, die den Aussagen von Ceric und Dodik deutlich widersprächen.