Ramadan 2024: „Das Fasten gehört Mir“

ramadan

Der Verzicht im Ramadan beginnt mit Verneinung und mündet in geistigem Wachstum.

(iz). Imam Muslim überlieferte von Abu Huraira, möge Allah mit beiden zufrieden sein, vom Propheten, Allahs Frieden und Segen auf ihm, dass Allah sagte: „Jede Handlung des Sohnes von Adam gehört ihm selbst, außer dem Fasten. Es ist Mein und Ich werde ihn dafür entlohnen. (…) Der Fastende hat zwei Freuden: Wenn er sein Fasten bricht, erholt er sich, und wenn er seinem Herrn gegenübersteht, hat er Freude an seinem Fasten.“

Ramadan als Monat des Verzichts

Muslime in aller Welt (die unter Krieg und Entbehrungen leiden wie jene, die in den Wohlstandsinseln des Globus leben) stehen vor den Toren des Ramadan. Auf sie wartet ein Monat des Verzichts, der Erinnerung und Vergeistigung.

Wenn Allah im obigen Hadith Qudsi davon spricht, dass Ihm das Fasten (arab. saum) gehört, kann das auch als Hinweis auf die Besonderheit dieser Form der Anbetung verstanden werden.

Ihr spezieller Charakter wird vielleicht am unscheinbaren Fakt erkennbar, dass sie im Gegensatz zu den anderen vier „Pfeilern“ des Islam nicht bildlich greifbar ist.

Ramadan

Foto: IgorZh, Adobe Stock

Es beginnt mit Verneinung

Glaubensbekenntnis, Gebet, Zakat und Hadsch lassen sich auf irgendeine Weise darstellen. Dem entzieht sich das Fasten. Es ist zuallererst Verneinung – und gleicht damit dem Anfang des Glaubensbekenntnisses (arab. schahada), das mit „es gibt keinen …“ beginnt.

Es muss ein Geheimnis im rituellen Verzicht geborgen sein. Ansonsten gäbe es diesen erwähnten Unterschied nicht. Obwohl wenn das Fasten im Ramadan von diversen Akten der freiwilligen Anbetung (von der Qur’anrezitation bis zum Stehen im Gebet) durchdrungen ist, handelt es sich essenziell darum, etwas nicht zu tun. Das heißt, auf – ansonsten erlaubte oder lobenswerte – Dinge und Verhaltensweisen dieser Welt zu verzichten.

Rumi hat unsere Welt als „die große Brust“ bezeichnet. Das Fasten bricht für 29 bzw. 30 Tage mit dem Alltag insofern, als dass wir zeitweise „abgestillt“ werden – ohne dadurch Schaden zu leiden. Als solches stellt es auch eine Verschiebung der und Bruch mit den Gewohnheiten des Selbst dar.

Foto: Umut Rosa, Shutterstock

Ramadan als Monat des Wachstums

Allerdings bleibt es beim verpflichtenden Fasten im Islam nicht bei der Verneinung – ähnlich wie bei der Schahada. Schwächen wir die Dinge dieser Welt in uns ab, werden u.a. Elemente der nächsten wichtiger.

Ein Verweis ist hierbei der Name des freiwilligen Tarawwih, das im Anschluss an das Nachtgebet vollzogen wird. Es lässt sich u.a. mit „Vergeistigung“ übersetzen.

Das heißt, wir werden vom Ego (arab. nafs) zum Geist (arab. ruh). Die abendlichen Gebete stellen dabei sicher, dass wir diese Erfahrungen mit anderen teilen können.

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Anstieg der Bevölkerungszahlen gemeldet

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Umweltschutz und der ganzheitliche Zusammenhang

„Nur wer die Offenbarung nicht mehr ganzheitlich denken kann oder will, wird aber die ‘Umwelt’ als einen von der Ökonomie getrennten Bezirk behandeln. Der Zusammenhang zwischen dem Umgang mit der Natur und unserer Geldschöpfung, die die ‘Naturgesetze’ außer Kraft setzen will, ist ja offensichtlich.“

(iz). Deutschland gilt als Heimat und Ursprung der grün-politischen Bewegung. Dachte ich zumindest. Im Nationalmuseum Kasachstans in Almaty finden sich handgeschriebene Flugblätter aus den 1950er Jahren, die in kasachischer Sprache gegen die sowjetischen Nukleartests in der Gegend protestieren. Das mutige Aufbegehren der Muslime damals war hochgefährlich. Eine politische Bewegung konnte sich unter den diktatorischen Verhältnissen der Sowjetunion nie entwickeln.

Deutschland gilt als Heimat und Ursprung der grün-politischen Bewegung. Dachte ich zumindest. Im Nationalmuseum Kasachstans in Almaty finden sich handgeschriebene Flugblätter aus den 1950er Jahren, die in kasachischer Sprache gegen die sowjetischen Nukleartests in der Gegend protestieren. Das mutige Aufbegehren der Muslime damals war hochgefährlich. Eine politische Bewegung konnte sich unter den diktatorischen Verhältnissen der Sowjetunion nie entwickeln.

Die Bürgerinitiative musste wenig später den Bau eines Atommeilers in Fessenheim – auf der anderen, französischen Rheinseite – hinnehmen. In Frankreich hatte die Atomlobby freie Bahn und der Widerstand von der anderen Rheinseite konnte in Frankreich nicht Fuß fassen. Der Reaktor läuft noch heute, gilt als extrem unsicher und gefährdet noch immer die „grünen“ Komfortzonen in der nahe gelegenen Universitätsstadt Freiburg.

Aus dem unmittelbaren Bürgerprotest dieser Tage entwickelten sich die Grünen als Partei. Der lange Marsch durch die Institutionen begann. Die grüne Philosophie wurde von der Idee getragen „böse“ Technologien, wie Atomkraft, möglichst bald durch „gute“ Technologien, wie „Photovoltaikanlagen“, zu ersetzen. Insbesondere der Kampf gegen die Atomkraft wurde zu einem Symbol der Grünen, gegen eine Technik gerichtet, die neben allen ihren Segnungen auch fundamentale Grenzen überschreitet.

Die deutsche Nachkriegsphilosophie warnte gleichzeitig vor der verbreiteten Technikgläubigkeit. Die technische Welt ist eine Wirklichkeit jenseits von gut und böse. In Freiburg hatte Martin Heidegger in seiner Schrift „Die Technik und die Kehre“ die moderne Technik im Ganzen als ein „Herausfordern der Schöpfung“ definiert.

Dass wir die Schöpfung immer wieder herausfordern, wird heute angesichts verschmutzter Meere und drängender ökologischer Schicksalsfragen überdeutlich. Die Frage ist nur, mit welcher Macht diese entfesselte Technik überhaupt noch gemäßigt werden kann. Heidegger hatte eher pessimistisch darauf hingewiesen, dass nicht etwa wir die Technik, sondern die Technik uns in der Hand hätte.

Den Zusammenhang zwischen Umweltzerstörung, menschlichen Machtphantasien und den Möglichkeiten des Kapitals beschäftigte schon das Universalgenie Goethe. Die treibende Kraft hinter der „Unterwerfung“ der Erde war für den Dichter zweifellos – wie er schon im „Faust“ beschrieb – die moderne Finanztechnologie. Die Möglichkeit endloser Kapitalgewinnung durch die Erfindung des Papiergeldes schuf schon zu Zeiten Goethes ungeheure neue Aussichten.

Das Vermögen, Geld zu drucken, wurde das Versprechen der Macht, ein Politikum. Die Trennung von Geld und Ressourcen und die Schaffung des Geldes ohne Eigenwert war schlussendlich der magische Schlüssel zur Technisierung und Unterwerfung eines ganzen Planeten.

Erst die „imperiale“ Einführung von Banken in der islamischen Welt beendete dort die muslimischen Traditionen echten Geldes und fairen Handels. Der islamische Modernismus sah in der Technik nur die faszinierende Möglichkeit der Machtsteigerung, ohne aber die Einflüsse der Technik selbst auf das Leben der Menschen kritisch zu hinterfragen. Nicht zufällig fehlt es dem politischen Islam in allen seinen Facetten bis heute konkret an einer Geldkritik und allgemein an tieferen Reflexionen über das Wesen der Technik.

Der Zusammenhang von Geld und Technik problematisierten übrigens auch die Grünen kaum. Ihre Wirtschaftspolitik blieb gegenüber den Banken und Zentralbanken eher bürgerlich zurückhaltend. Grüne Politik lehrte zwar eine höhere, der Schöpfung verpflichtete Moral, aber die Forderung nach einer „Ethik“ der Geldproduktion blieb der Partei grundsätzlich fremd.

Heute stehen die Grünen sogar vor der Hochzeit mit der CDU, die früher eher ein Feindbild war. Die politische Dialektik hat sich aufgelöst. Das grüne Aufbegehren könnte in den sicheren Hafen des bürgerlich-religiösen Establishment unseres Landes münden. Kritiker sehen darin eine endgültige Integration der grünen Bewegung in die bestimmende Welt der Ökonomie.

Es ist eine gute Idee, dass wir Muslime endlich den Umweltschutz als ein relevantes Thema entdecken. Die erfolgreiche Aktion des „Tags der offenen Moschee“ setzt dieses Jahr zweifellos einen wichtigen inhaltlichen Schwerpunkt. Allerdings: Ohne die sinnvolle Verknüpfung des Themas mit dem, was wir durch die Offenbarung wissen, muss die Debatte oberflächlich bleiben!

Natürlich ist die Frage nach dem Schutz der Schöpfung und dem Respekt vor dem Schöpfer nicht mit begrüßenswerten Auflagen für den Wasserverbrauch bei der Gebetswaschung erfüllt. Das Verbot von Riba und das Gebot freien Handels – bis hin zur Freiheit, unsere Zahlungsmittel selbst zu bestimmen – sind die entscheidenden Grundlagen, die den Sinn einer Ökonomie mit Maß überhaupt erst bergen.

Ein Kapitalismus, der entfesselt agiert, wird weder zur Harmonie mit der Schöpfung in der Lage, noch zu seiner Mäßigung gewillt sein. Nur wer die Offenbarung nicht mehr ganzheitlich denken kann oder will, wird aber die „Umwelt“ als einen von der Ökonomie getrennten Bezirk behandeln. Der Zusammenhang zwischen dem Umgang mit der Natur und unserer Geldschöpfung, die die „Naturgesetze“ außer Kraft setzen will, ist ja offensichtlich.

Das Religiöse, dass die wundersame Geldvermehrung heute in sich trägt, muss echtem Glauben eher suspekt sein. Das Prinzip endlosen Wachstums, dass heute gepredigt wird, bleibt in seinem Kern irrational und widerspricht auch ironischerweise der Logik der Aufklärung. Es bleibt dabei: Ohne eine Mäßigung und ohne Begrenzung der Möglichkeiten der Kapitalerhebung wird der Mensch die Schöpfung immer weiter herausfordern.