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Brot für die Welt: Hilfe für Geflüchtete wird weltweit erschwert

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Weltweit wird die Situation von Menschen, die sich für andere engagieren, schwieriger – das beklagt Brot für die Welt in einem Report. Eine Helfer-Gruppe ist in diesem Jahr besonders im Blick.

Berlin (KNA). Helfer von Geflüchteten sehen sich nach Einschätzung des Hilfswerks Brot für die Welt weltweit zunehmend Repressionen ausgesetzt. „Wer sich für Menschen einsetzt, die Schutz und Unterstützung am dringendsten brauchen, wird kriminalisiert, an der Arbeit gehindert oder bedroht“, sagte die Präsidentin von Brot für die Welt, Dagmar Pruin, am Mittwoch in Berlin bei der Vorstellung des Reports „Atlas der Zivilgesellschaft“. Von Michael Kinnen

Grafik Brot für die Welt | Daten: Civicus

Brot für die Welt beklagt „zynisches Spiel mit Menschenleben“

Auch in der EU werde Hilfe für Geflüchtete behindert. Seit 2016 hätten Regierungen Schiffe zur Seenotrettung insgesamt über 1.000 Wochen lang blockiert. Das sei etwa jede dritte mögliche Einsatzwoche gewesen, erklärte Pruin. „Der Tod dient als Abschreckung. Das ist ein zynisches Spiel mit Menschenleben.“

In Griechenland seien Nichtregierungsorganisationen früher für ihre Hilfe „gefeiert“ worden, heute würden sie bedroht, heißt es in dem Bericht. Helfer und Anwälte hätten zum Teil keinen Zugang zu Geflüchteten.

Foto: studio v-zwoelf, Adobe Stock

Zum sechsten Mal hat Brot für die Welt aus Daten des zivilgesellschaftlichen Netzwerks Civicus sowie weiteren Analysen einen solchen Atlas erstellt. Mehr als jeder vierte Mensch auf der Welt lebt demnach in einem Land mit vom Netzwerk so bezeichneten „geschlossenen zivilgesellschaftlichen Handlungsräumen“, in denen Grundrechte wie Meinungs- und Pressefreiheit nicht gewährleistet sind.

In fünf Kategorien von „offen“ über „beeinträchtigt“, „beschränkt“ und „unterdrückt“ bis „geschlossen“ kategorisiert der Report Regionen und Staaten. Deutschland liegt mit 37 weiteren Ländern in der höchsten Kategorie „offen“.

Grenze

Foto: Sergey Chayko, Shutterstock

„Keine Paradiese der Freiheit“

Aber auch diese seien „keine Paradiese der Freiheit“, so Pruin. Auch dort würden zum Teil „mindestens fragwürdige Entscheidungen getroffen gegen engagierte Menschen aus der Zivilgesellschaft“. Angriffe auf Medienschaffende, wie sie in einem aktuellen Ranking von Reporter ohne Grenzen beschrieben werden, seien alarmierend, sagte Pruin.

Als „geschlossen“ gelten 26 Länder wie China, Nordkorea und Saudi-Arabien sowie in diesem Jahr neu hinzugekommen auch Russland, Afghanistan und Myanmar. Im Vergleich zur Erhebung davor habe sich die Lage in insgesamt 15 Ländern verschlechtert; in zehn Ländern sei sie im Vergleich besser geworden, darunter in den USA, Lettland und in Chile.

In den USA etwa seien die Gewerkschaften nach der Amtszeit von Präsident Trump wieder gestärkt worden. Lettland habe ein Online-Portal eingeführt, um die Zivilgesellschaft in Entscheidungen einzubinden. In Chile könnten zivilgesellschaftliche Gruppen an einer neuen Verfassung mitarbeiten.

Die Weltkarte im „Atlas der Zivilgesellschaft“ sei allerdings in weiten Teilen rot eingefärbt. 6,7 Milliarden Menschen weltweit lebten in Ländern mit beschränkten, unterdrückten oder geschlossenen Handlungsräumen. Nur für drei Prozent der Weltbevölkerung seien in ihren Ländern die Grundrechte garantiert, heißt es in dem Bericht.

* „Atlas der Zivilgesellschaft 2023: Gefährlicher Beistand. Schwerpunkt Migration – Zahlen. Analysen. Interviews. Weltweit.“, Oekom-Verlag München, ISBN: 978-3-98726-017-9, 84 Seiten, 20 Euro.

Nach 5 Jahren gezeichnet

Bonn (KNA) Vor der Geberkonferenz am Donnerstag in London fordern rund 100 deutsche und internationale Hilfsorganisationen verbindliche Vereinbarungen, um das Leid der Menschen in Syrien und den Nachbarländern beenden oder zumindest lindern zu können. Zu den am Montag vom Bündnis „Aktion Deutschland Hilft“ vorgestellten Forderungen gehören unter anderem die Einhaltung des internationalen Völkerrechts, der sichere Zugang zu Hilfsmaßnahmen für alle Betroffenen und sicherere Arbeitsbedingungen für lokale und internationale Helfer.
Eine politische Lösung für Syrien scheine nicht in Sicht zu sein, betonte Manuela Roßbach, Geschäftsführerin von „Aktion Deutschland Hilft“: „Männer, Frauen und Kinder sind nach fünf Jahren Krieg, Gräueltaten, Vertreibung und Flucht gezeichnet. Die Besinnung auf und Einhaltung von verbindlichen humanitären Vereinbarungen und deren Umsetzung ist jetzt das wichtigste und vielleicht das einzige Mittel, um den Menschen grundlegend und perspektivisch helfen zu können.“
Im Hinblick auf die Geberkonferenz in Syrien fordern die Hilfsorganisationen daher, gemäß internationalem Völkerrecht alle Angriffe auf Zivilisten und zivile Einrichtungen wie Krankenhäuser und Schulen zu beenden. Außerdem dürften nicht länger Essensvorräte bei der Einfuhr kontrolliert oder gar zerstört oder Preise künstlich in die Höhe getrieben werden. Allen Helfern müsse es darüber hinaus ermöglicht werden, die Menschen in Not zu erreichen, ohne ihr eigenes Leben zu gefährden, in Gefangenschaft oder zwischen die Fronten zu geraten.
Auf Einladung Deutschlands, Großbritanniens, Norwegens, Kuwaits und der Vereinten Nationen kommen am Donnerstag in London mehr als 70 Regierungsvertreter zusammen, darunter Kanzlerin Angela Merkel. Ziel sind vor allem weitere Hilfen für die Syrer. Neben finanziellen Hilfszusagen will man auch auf politischer Ebene Zukunftsperspektiven für Flüchtlinge in der Region schaffen, etwa durch Bildung und einen besseren Zugang zum Arbeitsmarkt.
Die „Aktion Deutschland hilft“ ist ein Zusammenschluss von insgesamt 24 Hilfsorganisationen. Dazu gehören etwa der Malteser Hilfsdienst, die Johanniter, CARE, Help – Hilfe zur Selbsthilfe, Islamic Relief, World Vision, Handicap International und arche noVa.
Photo by EU Humanitarian Aid and Civil Protection
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Zur Zukunft der muslimischen Selbstorganisation: Muslimische Zusammenschlüsse auf der Landesebene tragen wichtige Elemente der Gemeindearbeit

Norbert Müller ist 52 Jahre alt. Er arbeitet im Hauptberuf als Rechtsanwalt. Engagiert aktiv ist er als Vorstandsmitglied bei der SCHURA Hamburg. Müller war unter anderem Mitglied der Verhandlungskommission, die […]

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Dynamik hilft: Nur diejenigen, die Lösungen anbieten können, werden ernst genommen. Von Eren Güvercin

Zur Abwechslung sollten Muslime die üblichen und längst langweiligen Integrations- und Islamdebatten ignorieren. Durch solch eine lebendige muslimische Zivilgesellschaft, die für etwas Positives steht, können Muslime ihren Beitrag bei existenziellen Fragen leisten.

(iz). Der demografische Wandel, das Auseinanderdriften von Gesellschaftsgruppen und die immer größer werdende Schere zwischen Arm und Reich gehören zu den existenziellen Fragen unserer Gesellschaft, die uns in den kommenden Jahren immer mehr beschäftigen werden. Manch ein Politiker predigte vorschnell, dass wir die Finanzkrise schon überwunden hätten, aber schneller als erhofft, werden wir von der Realität wieder eingeholt. Längst ist vielen Menschen klar geworden, dass die sozialen Verwerfungen in unserer Gesellschaft zunehmen werden. Und auch die hier lebenden Muslime sind als Teil der Gesellschaft in der Verantwortung, sich mit diesen Fragen auseinanderzusetzen.

Das mag den einen oder anderen Leser überraschen, denn wenn bisher von Muslimen die Rede war, dann oft nur im Kontext von Debatten rund um Integration, Extremismus und albernen Streitigkeiten über Aussagen von Kabarettisten. Häufig geben Muslime und ihre Vertreter dabei die Schuld „den Medien“. Schnell ziehen sie sich in einer Opferhaltung zurück, agieren viel zu wenig, sondern reagieren immer nur auf bestimmte Themen, die ihnen von außen, von so genannten Islamkritikern oder Politikern, die wieder mal ein Wahlkampfthema gefunden haben, aufgedrängt werden.

Zur Abwechslung wäre es nicht schlecht, mal die üblichen und längst langweiligen Integrations- und Islamdebatten zu ignorieren, die Opferhaltung abzulegen und eine souveräne Haltung an den Tag zu legen. Denn der Rechtfertigungsdiskurs, den manche Muslime in diesen Debatten an den Tag legen, ist nicht wirklich hilfreich dabei, Vorurteile abzubauen und auch der Gesellschaft mitzuteilen, dass man hier verortet ist.

Warum also nicht einmal eine muslimische Position zu existenziellen Fragen unserer Gesellschaft formulieren? Gibt es einen Beitrag von deutschen Muslimen zu wichtigen Problemen unserer Gesellschaft? Was sagt der Islam, was sagen die Muslime eigentlich zum demographischen Wandel, zur sozialen Gerechtigkeit, zur Solidarität zwischen Arm und Reich? Die Vertreter der Muslime scheinen derart mit Integrationsdebatten und der Islamkritik beschäftigt zu sein, dass sie kaum über diese relevanten Themen unserer Zeit reflektieren, obwohl es im Islam spannende Anknüpfungspunkte gibt.

Traditionell ist etwa die Moschee die Institution, die das gemeinschaftliche Leben der Muslime prägt. Moscheen sind aber alles andere als nur Gebetsräume, sondern waren in der Geschichte immer lokale Einrichtungen, die sowohl Muslimen als auch Nichtmuslimen bestimmte Dienstleistungen anboten. Rund um den Gebetsraum fanden sich im Moscheekomplex Stiftungen, Märkte, Bibliotheken, Armenküchen, medizinische- und karitative Einrichtungen. Sie waren Zentren einer lebendigen muslimischen Zivilgesellschaft mit spirituellen, sozialen und vor allem ökonomischen Komponenten. Überhaupt spielen ökonomische Fragen in den klassischen Schriften zum Islamischen Recht eine zentrale Rolle.

Eine andere wichtige ökonomische Komponente im Islam ist die Zakat, die für Muslime verpflichtende Abgabe. Dabei geben vermögende Muslime einen bestimmten Prozentsatz in Höhe von 2,5 Prozent von ihrem Ersparten an ärmere Menschen ab. Anders als im Islam eigent­lich vorgesehen, wird heutzutage die Zakat in Deutschland über Hilfsorganisationen ins Ausland transferiert. Es ist aber nach den klassischen Quellen des Islam verpflichtend, die Zakat lokal zu erheben und auch dort zu verteilen, also die Schere zwischen Arm und Reich in der direkten Umgebung damit zu lindern.

Die Entrichtung per Banküberweisung ins Ausland widerspricht dementsprechend dem Geist dieser wichtigen Säule des Islam. Durch die korrekte Entrichtung der Zakat würde die muslimische Gemeinschaft einerseits gestärkt und sozial verwebt werden – und aber auch eine Eigenverantwortlichkeit aufbauen. Die Zakat kann somit durchaus eine entscheidende Rolle in der notwendigen Neuorientierung des sozialen und gemeinschaftlichen Lebens von uns Muslimen in Deutschland spielen und im Aufbau einer lokalen Identität helfen, die nicht von Faktoren aus den Herkunftsländern abhängig ist. Auch führt sie zu mehr Interaktion unter den hier lebenden Muslimen, aber vor allem auch mit der gesamten Gesellschaft. Um die Zakat effizient zu erheben und vor allem zu verteilen, muss man auch die Bedürftigen kennen.

Durch solch eine lebendige, in Deutschland verortete muslimische Zivilgesellschaft, die für Verantwortung, für Solidarität – als etwas Positivem – steht, können Muslime einerseits ihren Beitrag zu existenziellen Fragen unserer Gesellschaft leisten und auch dem nichtmuslimischen Umfeld zeigen, dass der Islam nichts Fremdes ist und eine Bereicherung für die ganze Gesellschaft darstellt, denn ein zivilgesellschaftliches Wohlfahrtsmodell auf Grundlage der muslimischen Stiftungen und der Zakat sind auf die Linderung akuter wirtschaftlicher Not ausgerichtet und bauen mittelfristig neue, vitale Sozialstrukturen auf, die die Last der zukünftigen Herausforderungen unseres Landes mitstemmen.

Daher der Appell an die Muslime: Die beständige Rechtfertigung gegenüber Vorwürfen, muss einer positiven Haltung Platz machen. Nur so kommt der Islam aus der Ecke heraus, in der er zurzeit steht: ein Problem zu sein, nicht Teil einer Lösung. Nur wer Lösungen und Antworten präsentiert, wird ernst genommen. Und nur so kann man auch effektiv bestehende Ressentiments bekämpfen. Dann kann auch von der verbreiteten Opferhaltung Abschied genommen werden. Die absurde Frage, ob der Islam nun Teil Deutschlands sei oder nicht, wäre dann längst obsolet.

Der Text erschien erstmals am 31.10.2014 im Berliner „Tagesspiegel“.

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Die Feuerpausen sollte man angesichts der Opfer auf beiden Seiten zum Nachdenken nutzen

(iz). Es ist die – hoffentlich nicht ewige – Wiederkehr des Gleichen. Die Hamas und einige andere Bewegungen in Palästina setzten ihre Nadelstiche mit Raketen, Israel – oder ­besser die […]

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Der neu gegründete „Grüne Halbmond“ möchte soziale Arbeit leisten. Von Yasin Alder

(iz). Der Bedarf an sozialen Dienstleistungen in verschiedenen Bereichen ist in Deutschland weiter im Steigen begriffen, auch seitens der muslimischen Bürger. Muslime waren bisher in den so genannten „karitativen“, sozialen […]

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