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Muslimfeindlichkeit: CLAIM Allianz veröffentlicht Kurzstudie

Saba-Nur Cheema Muslimfeindlichkeit CLAIM
Foto: Prostock-studio, Shutterstock

Täglich werden in Deutschland Menschen zur Zielscheibe von rassistischen Diskriminierungen, Anfeindungen bis hin zu tätlichen Übergriffen. Antimuslimischer Rassismus macht dabei einen nicht unerheblichen Anteil an rassistischen Hassverbrechen insgesamt aus: 2020 erfassten Behörden bundesweit mindestens 901 antimuslimische und islamfeindliche Straftaten. Gleichzeitig zeigt eine neue Kurzstudie von CLAIM, dass Beratungsstellen über wenige Ressourcen verfügen und viele Betroffene von antimuslimischem Rassismus nicht unterstützt werden können.

Berlin (CLAIM/iz). Für Betroffene antimuslimisch motivierter Diskriminierungen und Übergriffe gebe es nur unzureichende Beratungsangebote. Das geht aus einer Pressemitteilung des Netzwerkes CLAIM Allianz hervor. Nur 4 von 79 bundesweit befragten Beratungsstellen in Deutschland wiesen eine spezifische Ausrichtung auf Betroffene von antimuslimischem Rassismus auf.

Das sei nur ein Ergebnis einer neuen Kurzstudie der Allianz gegen Islam- und Muslimfeindlichkeit CLAIM, die die Beratungslandschaft für Betroffene von antimuslimischem Rassismus in den Blick nimmt.

„Expertise zu den einzelnen Formen von Rassismus ist in den Beratungsstellen dringend notwendig, um nicht nur Vertrauen zu Betroffenen aufzubauen, sondern diese auch bedarfsorientiert unterstützen zu können. Gerade im Bereich des antimuslimischen Rassismus gibt es großen Fortbildungsbedarf“, erläuterte Güzin Ceyhan, die die Kurzstudie bei CLAIM mitverantwortet hat.

„Spezialisierte nichtstaatliche Beratungsstellen sind häufig die erste Anlaufstelle für Menschen, die rassistisch motivierte Diskriminierungen oder Übergriffe erleben. Sie beraten und begleiten Betroffene kostenlos und bedarfsorientiert.“

Den Macher*nnen der Studie hätten 55 Prozent der befragten Organisationen angegeben, „kein Verfahren zu haben, um festzustellen, ob eine Person von antimuslimischem Rassismus betroffen ist“. Das habe Folgen für die Erfassung und die Dokumentation gemeldeter Fälle. Eine Erfassung und eine Klassifizierung im Hinblick auf die Motivlage seien dringend notwendig, „um auch das tatsächliche Ausmaß von Rassismus und seinen unterschiedlichen Ausprägungen abzubilden“. Offizielle Zahlen geben bisher nur einen Teil des tatsächlichen Ausmaßes von Rassismus in Deutschland wieder. Das Dunkelfeld ist groß.

Rima Hanano, stellvertretende Leitung von CLAIM, sagte hierzu: „Alleine die im Rahmen der Studie befragten Beratungsstellen melden für 2019 bundesweit rund 1.280 antimuslimisch motivierte Übergriffe bzw. Diskriminierungen – obwohl nur die Hälfte der Stellen antimuslimischen Rassismus erfasst und nur ein Teil der befragten Stellen Angaben zu Fallzahlen gemacht hat. Diese Zahl lässt nur erahnen, wie virulent das Problem von antimuslimisch motivierten Diskriminierungen und Übergriffen in Deutschland tatsächlich ist.“

Die Studie zeige insgesamt, dass Beratungsstellen über wenig Ressourcen verfügten und etwa die Hälfte der untersuchten Stellen kurzfristig finanziert sei. „Die Ergebnisse der Studie zeigen bestehende Lücken in der Beratungslandschaft auf und machen deutlich, dass ein struktureller Ausbau und eine nachhaltige Finanzierung von existierenden Beratungsstellen dringend nötig sind, um strukturellem Rassismus etwas entgegen zu setzen. Die Unterstützung von Betroffenen ist wesentlich, um diskriminierende Strukturen aufbrechen, die Rechte von Rassismus betroffenen Menschen durchsetzen und ihre gleichberechtigte Teilhabe gewährleisten zu können“, so Rima Hanano.