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Thüringenwahl: Juden und Muslime besorgt

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Foto: AfD Thüringen, Facebook

Erfurt (KNA/IZ). Nach der Landtagswahl in Thüringen haben sich Vertreter von Juden und Muslimen besorgt geäußert. Die ehemalige Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland, Charlotte Knobloch, sprach noch am Wahlabend von einer „Erosion der demokratischen Kultur“ in Deutschland. Das Ergebnis der AfD zeige, „dass in unserem politischen System etwas grundlegend aus den Fugen geraten ist“, Knobloch. „Wo eine solche Partei Erfolge feiert, da gibt es ein Problem.“

„Wer heute die AfD gewählt hat, wusste genau, was er tat“, so die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern. „Mit ihrer Stimme haben viele Wahlberechtigte eine Partei unterstützt, die seit Jahren mit ihrer Verharmlosung der NS-Zeit, ihrem offenen Nationalismus und dem von ihr geschürten Hass gegen Minderheiten, darunter auch die jüdische Gemeinschaft, den Nährboden für Ausgrenzung und rechtsextreme Gewalt bereitet.“

Der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime in Deutschland, Aiman Mazyek, twitterte: Dass rund ein Viertel der Wähler für eine „rechtsradikale beziehungsweise in Thüringen auch rechtsextreme Partei“ votiert hätten, sei „viel mehr als ein ‚Alarmzeichen‘“.

„In Thüringen hat jeder Vierte eine Partei gewählt, die offen islamfeindliche und rassistische Politik macht. Das ist beängstigend“, erklärte Bekir Altaş, Generalsekretär der Islamischen Gemeinschaft Milli Görüs (IGMG). „Die vorläufigen Wahlergebnisse in Thüringen sind beängstigend – insbesondere für Muslime. Jeder vierte Wähler hat mit der AfD eine rechtsradikale Partei gewählt, die offen Islamfeindlichkeit und Rassismus propagiert. Das ist ein Zustand, mit der wir uns nicht abfinden können und dürfen.

Auch die Gesellschaft stünde in der Pflicht, sich zusammenzuraufen und den Kampf gegen rechts gemeinsam zu führen. „Wir Muslime werden uns dieser Verantwortung stellen und uns noch stärker als bisher einbringen und den gesellschaftlichen Schulterschluss suchen.“

Der katholische Erfurter Bischof Ulrich Neymeyr sagte am Tag nach der Wahl: „Komplizierte Verhältnisse in einer Demokratie wie jetzt in Thüringen werden von Populisten gerne genutzt, um gegen das ‚System‘ zu polemisieren. Dagegen müssen aufrechte Demokratinnen und Demokraten aufstehen und unsere Werte verteidigen: am Stammtisch, im Freundeskreis, am Arbeitsplatz und wo auch immer populistische Phrasen gedrechselt werden.“

Der Landesbischof der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland, Friedrich Kramer, sagte: „Ich warne davor, das Ergebnis der AfD als reine Protesthaltung oder politische Unreife abzutun. Es handelt sich hier um manifeste politische Grundüberzeugungen.“ Wohin „solche Überzeugungen in einem Klima von gewaltsamer Sprache und Hass führen“ können, habe der rechtsextreme Anschlag in Halle vor knapp drei Wochen gezeigt.