Trotz Dialog: Kirchen sollen nicht in Moscheen umgewandelt werden dürfen. Von Ali Kocaman

Ausgabe 205

Trotz vieler Beteuerungen im interreligiösen Dialog trägt dieser im Alltag nicht immer Früchte. Immer noch wehren sich Vertreter der großen Kirchen gegen den Verkauf ihrer Immobilien an ­muslimische Gemeinden.

(IZ/Agenturen). Der „interreligiöse Dialog“ gehört seit Langem zum Alltags­geschäft großer Kirchen. Anfänglich zwischen den dominanten christ­lichen Konfessionen und jüdischen Gemeinden geführt, wurde er bereits vor ge­raumer Zeit auch auf die deutschen Mus­lime ausgeweitet. Trotz diverser Großtref­fen und öffentlicher Beteuerungen ­fragen sich nicht wenige Muslime, welche konkrete Früchte er – jenseits medien­wirk­samer Auftritte – getragen hat. Werden Muslime öffentlich angegriffen oder sind Medienkampagnen ausgesetzt, sind es nur selten ihre Dialogpartner, die öffentlich für sie eintreten.

Am 21. Juni nahmen Spitzenvertreter des Koordinationsrates der Muslim (KRM) und der Evangelischen Kirche (EKD) einen erneuten Anlauf, ihr seit mehr als drei Jahren angespanntes Verhältnis wieder zu verbessern. Nach Angaben des turnusmäßigen KRM-Sprechers Kizilkaya habe das Treffen in einer „ausgesprochen herzlichen und offenen Atmosphäre stattgefunden“. Ganz wichtig sei, dass „wir heute konkret verabredet haben, eine verbindliche Arbeitsebene zu etablieren“. Zu erheblichen Differenzen zwischen EKD und KRM kam es ab 2006 nach dem EKD-Papier „Klarheit und gute Nachbarschaft“, das unter Ägide des damaligen EKD-Chefs Huber und mit Beteiligung evangelikaler Hardliner entstand.

Prüfstein der guten Absichten können offenkundig nicht die vollmundigen Erklärungen sein, sondern konkrete Handlungsweisen im Alltag. Eine der Stolperfallen ist die Frage, ob und wie ehemalige Kirchengebäude zu religiösen Zwecken an muslimische Gemeinden verkauft werden dürfen. Die Stimmung in dieser Frage – sowohl bei Kirchenbürokratie wie bei lokalen Gemeinden – ist stellenweise deutlich ablehnend. Ob diese Haltung allerdings angesichts des demographischen Niedergangs durchgehalten werden kann, ist noch unentschieden.

Trotz eindeutiger Stellungnahmen (wie beispielsweise in der EKD-Handreichung) oder bei aktuellen Fällen ist die Wirklichkeit durchaus ambivalent. So hat im Hamburger Stadtteil Wilhelmsburg die dortige Türkisch-Islamische Gemeinde das Gebäude der einstigen Neuapostolischen Kirche übernommen. Und in Berlin gibt es mindestens fünf muslimische Gemeinden, die ihre Moscheen nun in ehemaligen Kirchen haben.