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Übergriffe: die handfesten Folgen der Islamophobie

Foto: Fibonacci Blue, flickr | Lizenz: CC BY-SA 2.0

Mainz (RLP). Mit tiefer Besorgnis nehmen die Muslime in Rheinland-Pfalz die steigende Islamfeindlichkeit in unserem Land wahr. So wie im Falle der Studentin B.C. in Mainz, welche mit rüden Beschimpfungen, Buhrufen und Handgreiflichkeiten in einem Bus bedrängt wurde. Die Lokalpresse hat darüber berichtet. Anstand, Toleranz und als selbstverständlich geltende Verhaltensregeln wurden wiederholt mit Füßen getreten.
Solche und ähnliche Übergriffe gegen Mitbürger islamischen Glaubens im ganzen Land sind aktuell leider an der Tagesordnung. Das Spektrum der Angriffe ist groß und reicht vom rechtsextremen „Wir müssen das christliche Abendland verteidigen“ über „Moslems sind nicht integrationswillig“ bis zum pseudo-fortschrittlichen „Wir sind gegen Kopftücher, weil sie die Frauen unterdrücken“.
Die Studentin B.C. ist hier in Deutschland geboren, hat hier ihren Lebensmittelpunkt, spricht akzentfrei Deutsch, ist Juristin und deutsche Staatsangehörige. Sie trägt das Kopftuch aus freiem Willen. Wie muss also die geforderte Integration aussehen?
Integration ist ein wechselseitiger Prozess, an dem einzelne Personen oder Gruppen und die Mehrheitsgesellschaft aktiv beteiligt sind. Wir Muslime nehmen diesen Prozess ernst und sind mehrheitlich integriert. Die Mehrheitsgesellschaft muss ihrerseits ihre Hausaufgaben machen und diesen Prozess unterstützen.
Als Gründe für die steigende Tendenz der Islamfeindlichkeit sehen wir, die Islamischen Verbände in RLP, zum einen in der anhaltenden Gefahr extremistischer Gruppen gleich welcher Art, zum anderen in der medialen Ausschlachtung von nahezu allem, was sich zur Spaltung der Menschen in unserem Land eignet. Dazu gehört momentan die anstehende Wahl mit einem dazugehörenden Wahlkampf, welcher sich mehr mit Flüchtlingen und religiösen Minderheiten beschäftigt als mit den wirklich relevanten Themen unserer Zeit wie Rente, Bildung, Wirtschaft, Mindestlohn usw. Rechte und rechtsextreme Parteien haben sich „die Moslems“ beziehungsweise „die Türken“ herausgegriffen und hetzen gegen sie. Auch die augenblickliche politische Beziehung zur Türkei sorgt dafür, in jeder erkennbar muslimischen Person ein Feindbild zu sehen. In zynischer Art und Weise werden die Ängste der Menschen vor Attentaten und die Leiden der Opfer von Krieg und Terror für die antiislamische Hetze genutzt.
Wir Muslime leisten in Deutschland unseren Beitrag in allen sozialen und gesellschaftlichen Bereichen und übernehmen nachweislich und nachhaltig Verantwortung in unserem Land. Wir fordern nun auch Differenzierung und seriösen Journalismus von den Medien. Darüber hinaus hätten wir uns einen Wahlkampf mit relevanten Themen gewünscht und nicht Phrasen ohne Lösungsangebote, welche die Minderheiten in unserem Lande teuer zu stehen kommen.
Der Text ist eine Presseerklärung des Arbeitskreises islamischer Verbände in Rheinland-Pfalz (RLP).