Umar Mita war ein japanischer Übersetzer des Qur’an. Von Abu Tariq Hijazi

Ausgabe 205

(OnIslam.net). Im Gegensatz zu Japan erreichte der ­Islam China bereits in den frühesten Zeiten. Später wurde er in Indien und Indonesien eingeführt. Aber seine ­Bewe­gung nach Nordosten wurde durch die spanische Kolonisierung der Philippinen ab Anfang des 16. Jahrhunderts aufgehalten. Japan blieb aufgrund seiner selbst gewählten und gewaltsam durchgesetzten Isolation ein buddhistisches [und schintoistisches, Anm. d. Red.] Land. Auch wenn es in früheren Zeiten eine kleine Handvoll Muslime in Nippon gab, kamen erst im 19. Jahrhundert muslimische Seeleute ins Land, die auf britischen und niederländischen Schiffen dienten. Der nächste wichtige Schritt wurde 1890 unternommen, als die Osmanen Schiffe nach Asien ­entsandten, um die ersten diplomatischen Kontakte zum Kaiserthron zu knüpfen.

Der erste Japaner, der auf die Hadsch ging, war Kotaro Yamaoka. Er nahm 1909 in Bombay den Islam an, nachdem er den in Russland geborenen Schriftsteller Abdur Raschid Ibrahim kennenlernte. Er nahm den Namen Omar Yamaoka an. Vom Khalifen Abdulhamid II. erhielt er die Genehmigung zum Bau ­einer Moschee in Tokio. Diese wurde erteilt und die Moschee 1938 fertiggestellt.

Zu einem wirklichen Gemeindeleben kam es erst nach Ankunft hunderter, muslimischer Zentralasiaten, die während und nach dem Ersten Weltkrieg vor den Bolschewiki aus Russland und Zentralasien flohen. Ihnen wurde in Japan Asyl gewährt und sie ließen sich in verschiedenen Städten nieder. In Folge nahmen einzelne Japaner der Islam an, nachdem sie den Flüchtlingen begegneten. Mit dem Wachstum der ersten Gemein­den entstanden verschiedene Moscheen. Die wichtigste steht in Kobe. Sie wurde 1935 errichtet und ist das einzige der älteren Gebetshäuser, welches das letzte große Erdbeben überlebte. Momentan gibt es zwischen 30 und 40 Moscheen, sowie mindestens hundert Gebetsräume (Musallas) in Appartments.

1953 gründeten japanische Konvertiten, die vor und während der japanischen ­Invasion Chinas und Südostasiens den Islam annahmen, unter Leitung von ­Sadiq Imaizumi die Muslimische Verei­nigung Japans. Umar Mita, den manche als den „Stolz der japanischen Muslime“ bezeichneten und der in die Annalen des Islam in Nippon Einzug hielt, fungierte als erster stellvertretender Vorsitzender. Von ihm stammt die erste, autorisierte Übersetzung der Bedeutungen des Edlen Qur’ans (1972, mit arabischem Text).

Mita kam am 19. Dezember 1892 als Ryoichi Mita zur Welt. Er entstammte einer buddhistischen Samuraifamilie aus dem Ort Chofu in der Präfektur Yamaguchi. 1916 beendete er die Wirtschafts-Oberschule in Yamaguchi. Mita war damals schon 24 Jahre alte, weil er viele Jahre lang krank war. Er bereiste China und lernte seine Sprache. Hier kam er in Kontakt mit Muslimen, deren Lebensweise ihn faszinierte. Besonders beeindruckte ihn deren Gemeinschaftssinn, den er in seiner Heimat vermisste. 1920, im Alter von 28 Jahren, veröffentlichte Mita in „Toa Keizai Kenkyu“ (Magazin für ostasiatische Wirtschaft) den Artikel „Islam in China“.

Später traf er den eingangs erwähnten Omar Yamaoka; dem ersten Japaner, der Mekka bereiste. Als der nach Japan heimkehrte, machte er sich auf eine umfangreiche Reise durch ganz Japan, auf ­denen er über den Islam informierte und zu ihm einlud. 1912 veröffentlichte Yamaoka Bücher über seine Arabienreise und seine großartigen Erfahrungen auf der Hadsch. 1921 traf Mita auf Yamaoka, der ihm weitere Informationen über den Islam vermittelte.

1941 nahm der 49-jährige Mita den ­Islam an. Später widmete er sich seiner Verbreitung und dem Studium des Arabischen. 1957 bereiste er Pakistan und ging 1958 auf die Hadsch. Nach dem Tod von Sadiq Imaizumi wurde Umar Mita zum nächsten Präsidenten der ­Muslimischen Vereinigung Japans gewählt. Während seiner Amtszeit schrieb er verschiedene Bücher über den Islam und übersetzte andere.

1920, 1937 und 1950 kamen drei Übertragungen der qur’anischen Bedeutungen auf den Markt. Eine vierte wurde 1957 veröffentlicht. Sie stammten alle von nichtmuslimischen Übersetzern. Umar Mita war der erste Muslim, der sich dieser Aufgabe annahm. 1968 wurde der Texte fertig und in seiner ersten Überarbeitung der Muslimischen Verei­nigung Japans übergeben.

1970 stellte er der Muslimischen Weltliga in Mekka seine revidierte Fassung vor. Nach einer sechsmonatigen Überprüfung durch ein Gelehrtenkomitee wurde die Arbeit freigegeben und von der Druckerei Takumi Kobo in Hiroshima produziert. Am 10. Juni 1972 war der Druck der Bedeutun­gen des Edlen Qur’an auf Japanisch fertig – nach 12 Jahren Anstrengung. Für Umar Mita war dies die Krönung ­seiner Bemühungen. Er starb 1976 im Alter von 82 Jahren.