UN sprechen von düsterer Lage

Ausgabe 280

Foto: WFP, Ahmend Basha

Humanitäre Organisationen fordern ein sofortiges Ende aller Kämpfe im Jemen. Der Machtkampf zwischen dem Iran und Saudi-Arabien dürfe nicht auf dem Rücken der wehrlosen Menschen geführt werden.
(IZ/KNA). Die Hilfsorganisation Oxfam hat mehr Schutz für Zivilisten im Jemen-Krieg gefordert. Die Zahl der Opfer habe im Vormonat einen neuen Höchststand erreicht, teilte die Organisation mit. Schuld daran sei die Rücksichtslosigkeit der Kriegsparteien gegenüber Zivilisten und das Versagen der politischen Unterstützerstaaten. Oxfam äußerte sich anlässlich der am 5. September, in Genf stattgefundenen Friedensgespräche der Konfliktparteien.
Am 22. September bezeichneten UN-Vertreter die humanitäre Lage im Jemen als „düster“. Man verliere die Schlacht gegen den Hunger in dem südarabischen Land. „Wir sehen bereits jetzt Zonen von hunger-artigen Bedingungen. Dazu ­gehören Fälle, in denen Menschen Blätter essen, weil sie keine andere Form der Versorgung haben“, sagte Mark Lowcock, Unter-Generalsekretär für humanitäre Angelegenheiten und Koordinator von Hilfsmaßnahmen (OCHA).
Zu Beginn dieser Unterhandlungen meldete sich auch die Gesellschaft für ­bedrohte Völker (GfbV) zu Wort. Sie verlangte einen sofortigen Waffenstillstand „für das seit 2015 im Krieg versinkende Land“. Weltsicherheitsrat und ­internationale Staatengemeinschaft müssten ihren Druck auf alle direkten und ­indirekten Parteien verstärken, damit es endlich eine Perspektive für einen glaubwürdigen und nachhaltigen Frieden im Jemen gibt“, sagte der GfbV-Direktor Ulrich Delius in Göttingen.
6.660 Zivilisten starben laut Angaben der UN zwischen März 2015 und August 2018; 10.563 Menschen wurden verletzt. Die Organisation schätzt die Dunkel­ziffer höher ein. Andere Helfer gehen von einer Todeszahl von mehr als 60.000 Menschen aus. Oxfams Landesdirektor im Jemen, Muhsin Siddiquey, erklärte: „Die mächtigsten Staaten dieser Welt versagen dabei, für die Einhaltung ihrer Werte einzustehen. Es ist ein schändliches Kapitel doppelzüngiger ­Diplomatie, verdeckter Deals und offener Scheinheiligkeit.“
Momentan sind mehr als 22 Millionen Zivilisten dringend auf humanitäre Hilfe angewiesen. Hunger und Seuchen nehmen immer mehr zu. Aufgrund der nicht enden wollenden Kämpfe sowie des direkten Eingreifens ausländischer Militärs wie dem saudischen und dem der Vereinten Arabischen Emirate wie jüngst bei den Gefechten um die wichtige Hafenstadt Hudaiba wird die Versorgungslage immer schwieriger. Seit dem Frühsommer, so die GfbV, hätten mehr als 350.000 im Land fliehen müssen. Die Gewalt hat seit 2015 die grundlegende Infrastruktur des Landes zerstört. Dazu gehören Gesundheits-, Wasser- und Abwassersysteme. Dies veranlasste einen UN-Vertreter dazu, von „einer der schlimmsten menschlichen Desaster der modernen Zeit“ zu sprechen.
Die Täter und direkt Beteiligten müssten hierfür zur Verantwortung gezogen werden. „Das Massensterben muss enden“, forderte Siddiquey. Hilfsorganisationen hätten aufgrund von Kämpfen und Straßenblockaden in dem arabischen Land Probleme, vor Ort zu helfen. Zerstörte Wasserversorgung und Sanitäreinrichtungen führten dazu, dass Tausenden Menschen der Zugang zu Trinkwasser fehle und die Cholera-Gefahr steige.
GfbV-Direktor Delius warf den ­Konfliktparteien Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit vor. „Der blutige Stellvertreterkrieg zwischen dem Iran und Saudi-Arabien auf dem Boden des Jemen muss endlich ­gestoppt werden. Das Morden ohne Rücksicht auf die Zivilbevölkerung hat unendliches Leid über das Land gebracht. Alle zehn Minuten stirbt dort ein Kind an den Folgen des Krieges.“
Ein Waffenembargo gegen alle Beteiligten an dem Krieg sei das Mindeste, was die internationale Staatengemeinschaft durchsetzen müsse, um das Morden zu stoppen, forderte Delius. „Allen voran müssen die USA endlich ihre Rüstungslieferungen an Saudi-Arabien einstellen, denn sie schüren damit Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit saudi-arabischer und verbündeter Soldaten.“