,

Warum Muslime sich nicht als „die neuen Juden“ sehen können

(iz). Muslime sind nicht “die neuen Juden” und Muslime tragen auch nicht “den neuen Judenstern”. Das kann und darf ich als Muslim nicht behaupten. Zumal es historisch Nonsens ist und man die Situation der Muslime heute und die der Juden vor und in der NS-Zeit wenig bis kaum miteinander vergleichen kann.
Es gibt eine Misslage. Einige Stimmen aus Medien und Politik sind ganz offen antimuslimisch. Ihre so genannte “Islamkritik” hat ohne Zweifel Mitschuld am Erstarken von rechtem Gewaltpotential. Auch werden die Muslime immer öfter unter Pauschalverdacht gestellt und kriminalisiert, unbeachtet ihrer Rechte. Um auf diese Misslage aufmerksam zu machen und sie effektiv zu bekämpfen, benötigen wir keine Vergleiche.
Vor allem ist es eben spirituell hochgefährlich. Wenn wir beginnen uns in einer Operrolle zu sehen, begeben wir uns auf einen sehr negativen Pfad. Es ist der drohende Zweifel an Allah, der Vorherbestimmung und der göttlichen Gerechtigkeit. Wir glauben, dass Allah unser Herr und Beschützer ist. Wir glauben an das Schicksal, es ist eine Säule des Iman.
Wenn wir “bösen Mächten”, die uns Muslime offenbar schlecht darstellen wollen, so viel Einfluss auf die Welt zusprechen, dann laufen wir Gefahr zu vergessen, was im Qur’an festgelegt ist, dass alle Macht bei Allah liegt.
Darum muss die Folge aus der gegenwärtigen Lage sein, dass wir uns fragen, was Allah uns damit sagen will und welche Aufgaben daraus für uns resultieren. Und nicht die Versetzung in die Opferrolle. Denn Muslime sind nie die Opfer des Schicksals, über das Allah entscheidet. So sehr man Muslimen auch schlechtes will oder sie schlecht darstellen möchte, wer übernimmt die Darstellung des Schönen? Wir glauben daran, dass wir bei richtiger Umsetzung unserer Aufgaben Gutes erfahren werden, so wie Allah im Qur’an verspricht, dass mit der Erschwernis die Erleichterung kommt. Und nie die Beschwerde.
Die gegenwärtige Lage ist uns eine Warnung und ein Aufruf, denn sie zeigt, was wir offensichtlich, und daran liegt kein Zweifel, versäumt haben. Hätten wir uns früher bemüht Land und Leuten den Islam vorzuleben, extreme Randgruppen einzuschränken, die sozialen und ökonomischen Realitäten des Islam zu präsentieren, würde kein Mensch mediale und politische Hetze glauben. Die Aufaben bestehen noch immer und sind notwendiger denn je. Wir sind keine Opfer. Diese Einstellung lähmt. Sie weckt Misstrauen, schafft das Gefühl, dass der Stempel besteht, ganz egal was wir tun. Diese Einstellung bedient mit ihrer Propaganda vom „ewigen Muslim“ oder dem „Muslimstern“ auf eine populistische Weise die Emotionen und lenkt ab von den eigentlichen Aufgaben. Diese Einstellung unterschlägt dem Muslim das Wissen, dass er als Gottergebener immer einen höheren Auftrag hat, der von Natur aus mit Hindernissen verbunden ist. Diese Einstellung fördert die Auflösung der eigenen Idenitätsfindung, da Medien, Politik und Industrie anhand eines historischen Vergleichsversuchs die Definitionshoheit zugesprochen wird.
Nichtmuslimische Stimmen, wie die von Jürgen Todenhöfer oder von Xavier Naidoo, die nun vom “neuen Judenstern” sprechen, mögen mit diesen Ausdrücken zwar wohlwollend auf antimuslimischen Rassismus aufmerksam machen, es darf aber nicht von Muslimen übernommen werden. Sie haben keinen Anspruch auf die Gestaltung der muslimischen Geisteshaltung.
Es ist kein Zufall, das vor allem Sektenanhänger und Menschen deren „islamisches Leben“ sich vor allem im Internet abspielt unter Muslimen am energischsten diese negative Geisteshaltung versuchen zu verbreiten. Eine Bestätigung für solch eine Einstellung oder Überzeugung wird sich aber in keiner muslimischen Lehrtradition oder Rechtsschule finden lassen. Man mache den Test und frage seinen Imam.
Als Moses, Allahs Frieden auf ihm, vom Allmächtigen gesandt wurde, war es für die Gläubigen seiner Zeit eine grausame Lage. Aber ihre Prüfung war Glaube. Wir alle kennen die Geschichten der Israeliten. Wir kennen auch die Geschichten der vielen anderen gläubigen Völker, die von den Menschen ihrer Zeit mit Härte behandelt wurden. Dennoch kamen Jesus, Allahs Frieden auf ihm, oder Muhammad, Allahs Frieden und Segen auf ihm, nie zu dem Entschluss sich und ihre Anhänger als “neue Isrealiten” zu bezeichnen oder ein Opferschicksal der Muslime zu propagieren, so viel Härte man ihnen auch entgegenbrachte. Der Gottergebene würde sich doch nie über sein Schicksal beschweren. Der Gottergebene hat Hoffnung in Allah und eine gute Meinung von Ihm. Wir sind bei Allah Muslime und nichts geschieht, kein Blatt fällt, ohne Seine Kenntnis und Erlaubnis.
“Gut und Böse sind nicht gleich. Wehre (das Böse) mit dem ab, was besser ist, und schon wird der, zwischen dem dir Feindschaft herrschte, wie ein guter Freund werden. Das wird aber nur denen gegeben, die geduldig sind; niemandem wird es gegeben als dem Besitzer innerer Größe.” (Qur’an 41:34-35)
Noch kein Abo der Islamischen Zeitung? Dann aber schnell! Die IZ ist Brückenbauer und Sprachrohr der deutschsprachigen Muslime Europas. Die unabhängige Monatszeitung versorgt euch mit exklusiven Inhalten
http://www.islamische-zeitung.de/?cat=abo
Folgt uns für News auf:
https://www.facebook.com/islamischezeitungde
und:
https://twitter.com/izmedien