Was ist zu tun, damit das Gebet nicht zu einer Abfolge sinnentleerter Bewegungen wird? Von Rami Nsour

Ausgabe 240

Imam Al-Akhdari sagt in seinem „Mukhtasar“: „Das Gebet hat ein immenses Licht, dass die Herzen aller erstrahlen lässt, die es verrichten. Niemand wird diesen Rang erlangen; es sei denn, er ist furchtsam. Wenn ihr also zum Gebet geht, leert euer Herz von der diesseitigen Welt und allem, was von ihr enthalten ist. Beschäftigt euch mit eurem Herrn, dem Einen, den ihr anbetet. Und seid gewahr, dass das Gebet Unterwerfung und Bescheidenheit gegenüber Allah durch das Stehen, Beugen und Niederwerfen ist. Es ist Erhöhung und Verherrlich Allahs durch Takbir [arab. für das Sprechen von „Allahu Akbar“], Tasbih [arab. für das Sprechen von „Subhanallah“] und Dhikr [arab. für die Erinnerung an Allah, das Angedenken]. Erlaubt dem Teufel nicht, mit eurem Herzen zu spielen, oder euch vom Gebet bis zu einem Punkt abzulenken, dass euer Herz erblindet und ihr davon abgeschnitten werdet, das Vergnügen der Lichter im Gebet zu erfahren. Ihr müsst den ­Zustand der Unterwerfung (arab. Khuschu’) im Gebet aufrechterhalten, da es wegen dieser Unterwerfung vor schlechten und falschen Handlungen schützt. Sucht die Hilfe bei Allah und Er ist der beste Beschützer.“

Die letzte Feststellung des Imams betrifft die konstante Demut im Gebet. Denn sie hindert einen dank ihrer Eigenschaft vor Verdorbenheit und Missetaten. Alle schlechten Handlungen und üble Dinge in der Welt können verhindert werden, wenn eine Person betet. Tut er dies, dann bewahrt ihn die Demut vor falschen Handlungen.

Agiert eine Person schlecht, sollte sie über ihr Gebet nachdenken. Betet ­jemand korrekt, erlauben ihm die Demut und das Bewusstsein der Gegenwart ­Allahs, die er so bekommt, falsche Handlungen zu unterlassen. Je häufiger eine Person schlecht handelt, umso weniger Bewusstsein hat sie in ihrem Gebet, und umso oberflächlicher ist ihre Unter­werfung während der Salat [arab. für ­Gebet].

In einem anderen Vers des Qur’an heißt es sinngemäß, dass man die Zeichen der Niederwerfung in den Gesichtern der Gläubigen sehen kann. Und das sind keine physischen Merkmale auf dem menschlichen Antlitz. Die ‘Ulama haben gesagt, dass einige Unwissende glauben, es handle sich dabei um ein körperliches Merkmal. Also versuchen sie manchmal, es übermäßig durch die Niederwerfung auf einer harten Oberfläche, wie einen Stein, zu erzeugen, damit sich Hornhaut auf ihrer Stirn bildet. Wenn das ohne explizite Absicht geschieht, ist dagegen nichts einzuwenden. Versucht jemand aber, dergleichen bewusst zu verursachen, dann gilt das als Indiz für Ignoranz.

Das Zeichen, über das Allah hier spricht, ist die Demut, die durch das Gebet kommt. Die Niederwerfung und das gesamte Gebet verleihen einer Person tiefe Ehrfurcht vor Allah und die Menschen werden das auf ihrem Gesicht erkennen können. Sie werden es an ihren Taten sehen, an ihrem Gang, an der Art und Weise, wie sie redet, und im Umgang, den sie mit den Menschen pflegt. Wenn Menschen in ihrem Gebet im Zustand der demütigen Unterwerfung sind, dann wird Allah ihnen Erfolg geben, sodass sie in allen anderen Aspekten ihres Lebens demütig sein können.

Einer meiner Freunde, und ebenfalls Student von Murabit al Hajj, befragte einen unserer Lehrer, Murabit Muhammad Al-Amin danach, wie man zu dieser Konzentration im Gebet kommt. Dieser Lehrer riet uns, bevor wir den Takbir zum Beginn des Gebetes sprechen, über das Folgende nach zu denken:

„Stellt euch vor, dass ihr tot seid, und dann gewaschen und beerdigt werdet. Dann stellt euch vor, dass die Trompete geblasen wird und jeder erneut zum Leben erwacht. Alle werden für die Auferstehung versammelt. Dann werdet ihr all die Dinge sehen, die am Jüngsten Tag zu finden sind (Leute, die vor geliebten Menschen fliehen, das Feuer, die Abwägung der menschlichen Taten etc.). Und ihr seid die Beobachter. Dann werdet ihr plötzlich von hinten ergriffen und über die Ebene der Stehenden gehoben – immer höher und höher. Unter euch könnt ihr alles beobachten, was vor sich geht. Ihr seht auch das Paradies und das Höllenfeuer. Dann werdet ihr fallengelassen und ihr fallt. Und ihr wisst nicht, ob ihr in das Feuer oder in den Garten stürzen werdet… ‘Allahu akbar’ und beginnt euer Gebet.“

Ich habe das ausprobiert, und es funktioniert wirklich. Und mir sind auch andere bekannt, die davon profitiert haben. Eines der Dinge, die ich in der Moschee von Murabit al Hajj beobachten durfte, war, dass dieser kurz mit dem Takbir, hinter dem Imam stehend, inne hielt. Er muss durch den gleichen Prozess gegangen sein – und Allah weiß es am besten.

Der Autor wurde in der jordanischen Hauptstadt Amman geboren und kam im Alter von neun Jahren in die Vereinigten Staaten. Seitdem studierte er unter bekannten Gelehrten in den USA wie Schaikh Hamza Yusuf oder Schaikh Abdullah bin Ahmedna. Danach ging er nach Mauretanien, um seine Studien auszuweiten. Dort widmete er sich den Wissenschaften des Islam wie Qur’an, ‘Aqida, Fiqh und Tasawwuf.

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