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Welche Art von Moschee brauchen wir?

Ausgabe 255

Foto: Claus-Joachim Dickow | Lizenz: CC BY-SA 3.0

(KNA/IZ). Ende Mai kam es auf Einladung der Heinrich-Böll-Stiftung zu einer Tagung, deren Relevanz eine Nachbetrachtung wert ist. Verschiedene Teilnehmer diskutierten bei der Parteistiftung darüber, welche Art von Neubauten Muslime in der Hansestadt brauchen. Das Beispiel Hamburgs ließe sich auch auf viele andere große deutschen Kommunen übertragen. Das Event fand in der früheren evangelischen Kapernaum-Kirche in Hamburg-Horn statt, die derzeit zu einer Moschee umgebaut wird.
Eine repräsentative Moschee besitzt Hamburg laut einer Studie. Die anderen 42 befinden sich in Läden, Hinterhöfen, Tiefgaragen oder Hochhäusern. „Hamburg braucht eine Moschee-Entwicklungsplanung“, forderte Stefanie von Berg, religionspolitische Sprecherin der grünen Bürgerschaftsfraktion. „Wir brauchen Stadtteilmoscheen – überall“, erklärte von Berg und räumte ein: „Bisher sind wir da noch nicht so weit gekommen.“ Es dürfe nicht sein, dass die meisten Muslime in ehemaligen Garagen, Läden oder anderen Provisorien beten müssten. Gerade angesichts der Ängste, die durch die Zuwanderung in der Bevölkerung entstünden und von rechten Kräften forciert würden, seien Orte der Begegnung wichtig: „Und Moscheen sind solche Orte.“
Skeptisch äußerte sich die grüne Abgeordnete zur politischen Stimmung in Sachen Moscheen. Es sei zwar der CDU-Bürgermeister Ole von Beust gewesen, der vor mehr als vier Jahren den Staatsvertrag zwischen der Stadt und den muslimischen Verbänden angeregt habe, aber inzwischen hätten einige CDU-Politiker entdeckt, dass man mit dem Thema Ängste schüren könne. Architekt Reinig nannte ein aktuelles Beispiel für die Haltung der CDU in der Frage.
Der Architekt leitete für die Schura, den Rat der islamischen Gemeinden, und die großen muslimischen Verbände DITIB und VIKZ mit Förderung des Senats eine Studie zu Hamburgs Moscheen, die er bei der Podiumsdiskussion vorstellte. Für die Untersuchung besuchte Reinig alle 42 Moscheen der genannten Verbände. Der Bedarf an Gebetsräumen für die Muslime sei lange bekannt, aber man habe wenig getan, bedauerte Reinig. Jetzt erst habe der Hamburger Senat die Dringlichkeit des Themas erkannt. Es müssten Moscheen gebaut werden, die im Stadtbild deutlich erkennbar sind, forderte er.
Beim Vorsitzenden der Al-Nour-Gemeinde Abdin, einem von drei Vorstandsvorsitzenden der Hamburger Schura, liefen von Berg und Reinig offene Türen ein. „Würdelos“ sei es, unter welchen Bedingungen Mitglieder seiner Gemeinde noch beten müssten. Die Al-Nour-Gemeinde, deren Besucher aus 30 Nationen kommen, nutzt derzeit noch eine ehemalige Tiefgarage im Hamburger Stadtteil St. Georg. Beim Freitagsgebet müssen Gläubige zum Teil wegen Überfüllung auf die Straße davor ausweichen. (von Kristian Stemmler)