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Wenn uns der Atem stockt

Ausgabe 290

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In einer Welt, die Tag für Tag industrialisierter wird, steigt Luftverschmutzung anscheinend an.

(IPS). Während es in wichtigen Großstädten Versuche zum Kampf gegen die schwerwiegenden gesundheitlichen Folgen der Verschmutzung gibt, gibt es überall noch viel Spielraum für Fortschritt. Karen Beck Pooley, Professorin für praktische Politikwissenschaften und Direktorin für Umweltpolitik der Universität Lehigh, sagte gegenüber IPS: „Wir wissen längst, dass wir bis vor Kurzem diesem Problem nicht genug Aufmerksamkeit geschenkt haben. Es war nicht bewusst, in welchem Maße die direkte menschliche Umwelt die Gesundheit der Leute beeinflusst.“

Wie wichtig es ist, die Luftverschmutzung als vorherrschendes Problem anzuerkennen, wurde am Weltumwelttag 2019 unterstrichen, der im diesjährigen Gastgeberland China offiziell begangen wurde. Zusätzlich wurden hierzu jüngst Berichte veröffentlicht. Ein Papier mit dem Titel „Luftverschmutzung und menschliche Gesundheit: Der Fall des Westbalkan“ erschien unlängst in ­Sarajevo. Diese Papiere beleuchten die Negativfolgen für die Öffentlichkeit, die durch Verunreinigungen unserer Atemluft entstehen.

Catriona Brady, Leiterin der Kampagne „Better Places for People“ des World Green Building Council, erklärte zu den Auswirkungen der Luftverschmutzung: Luftverschmutzung gelte heute als die größte Umweltbedrohung der menschlichen Gesundheit. „Untersuchungen ­ergeben, dass über 90 Prozent der Menschen weltweit einer gefährlichen Luftverschmutzung ausgesetzt sind, zu der sowohl die Bevölkerung in Großstädten als auch kleine Gemeinden gehören. Die Auswirkungen dieser Verschmutzung auf die Gesundheit der Bürger sind entsetzlich. Studien zufolge kann fast jedes ­Organ des menschlichen Körpers von giftigen Partikeln aus der Luft befallen werden. Dies führt zu ca. sieben Millionen vorzeitigen Todesfällen pro Jahr.“

Karen Beck Pooley merkt an, dass die eigentliche Stadtplanung Wirkung auf die Menge der erzeugten Verschmutzung habe. „Die Art und Weise, wie wir unsere Städte bauen und wie Menschen ihr ­Leben organisieren, beeinflusst die Menge des PKW- und LKW-Verkehrs. Das gilt auch für umweltverschmutzte Dinge wie Müllabfuhranlagen und wer inmitten der Auswirkungen dieser Dinge lebt.“

Zwar gibt es positive Pläne wie die Entscheidung des kanadischen Premierministers Justin Trudeau zur Einstellung der Kohlenutzung bis 2030 oder der Plan des kenianischen Präsidenten Uhuru ­Kenyatta zum Verbot von Einwegkunststoffen. Darüber hinaus bestünden ­Bemühungen auf kleinerer Ebene weltweit. Laut Pooley fänden derzeit die ­meisten Bemühungen zur Reduzierung von Treibhausgasen und vergleichbaren Dingen in den Städten statt.

Laut Pooley könnten die Bürger selbst kleinere, hilfreichere Veränderungen vornehmen. „Die Reduzierung von Autofahrten kann eine große Hilfe sein, da viel Umweltverschmutzung durch sie verursacht wird. Je mehr Orte zu Fuß und mit dem Fahrrad zu erreichen sind und je mehr Wege mit dem PKW eingespart werden, desto weniger Umweltverschmutzung haben wir.“

Tägliche Maßnahmen könnten sehr hilfreich sein, aber die Einführung von Richtlinien könne auch dazu beitragen, die schädlichen Auswirkungen einer schlechten Luftqualität auf das Leben der Bewohner dieser Gebiete zu verhindern. Catriona Brady schlägt etwas Ähnliches vor, hält es aber auch für wichtig, dass die Bürger aktiv werden. Politische Initiativen wie die jüngste Londoner Zone für ultraniedrige Emissionen können dazu beitragen, Maßnahmen für saubere Luft zu katalysieren.

Die Durchsetzung von Richtlinien in Bezug auf Energieerzeugung, Gebäudeenergieeffizienz, Baupraktiken, Verkehr, Abfall und viele andere Faktoren ist für die Erhaltung der Gesundheit der Bürger von entscheidender Bedeutung. „Auch die Rolle des Bürgers ist wichtig. Eine ­Reduzierung der Emissionen aus unserem Lebensstil in Bezug auf Energieverbrauch und Auswahlmöglichkeiten, Ernährung und Transportmethoden ist für den ­Einzelnen erreichbar „, sagte Brady.

„Und wenn Sie befürchten, durch Radfahren oder Gehen der Umweltverschmutzung ausgesetzt zu sein, sollten Sie wissen, dass Sie in einem Auto im Straßenverkehr oder in einem unterirdischen System im Allgemeinen einem weitaus höheren Schadstoffgehalt ausgesetzt sind!“ Es ist klar, dass mit den Vorschlägen für Pläne zur Verhinderung ruinöser Umwelteinflüsse und der Umsetzung neuer Strategien durch die Städte Fortschritte bei der Schaffung einer saubereren Umwelt erzielt werden.