Wie weiter mit dem Hass?

Ausgabe 301

studiostoks

(Mediendienst Integration). Am 25. Mai wurde der 46-jährige Afroamerikaner George Floyd von einem weißen Polizisten öffentlich hingerichtet. Die Welt konnte zuschauen. Mit Hinrichtung behaupte ich kein juristisches Urteil. Wie immer eines ausfällt, es wird nicht das richten, was alles geschehen ist und die Tat möglich machte.

Erst die bestialische öffentliche Hinrichtung macht viele Menschen aufmerksam auf die vielen anderen Fälle rassistischer Gewalt. Sie lässt für Momente die Ahnung zu, dass unter all den Hellfeldzahlen der polizeilichen Statistiken ein riesiges Dunkelfeld an Übergriffen, Beleidigungen, Diskriminierungen, Hass, Aggression und Gewalt steckt. Das mag erklären, warum die weltweite Bewegung gegen den Rassismus sich schnell auf „Black Lives Matter“ einigen konnte. Rassistische und menschenfeindliche Hasstaten sind in vielen Ländern der Welt Alltag.

Wir reden vom Alltagsrassismus, der mehr ist als ein einfacher Fachbegriff. Er ist Schmerz, Gefühle von Demütigung und Minderwertigkeit, die Missachtung von Menschlichkeit, Identitäten und Zugehörigkeiten. Wir wissen aus der Forschung eigentlich recht gut um die Folgen von rassistischen und menschenfeindlichen Hasstaten für die Opfer. Sie geraten aber oft aus dem Blick.

Vieles über Hasstaten ist gut erforscht und damit nachweisbar, also eigentlich nicht zu ignorieren. Es gibt Fakten, die die Wucht des Hasses vor der Tür dokumentieren. Dazu gehört die Mordserie des NSU, die trotz juristischer Behandlung immer noch nicht in Gänze aufgearbeitet wie verstanden ist. Dazu gehören die jüngsten Attentate, wie die Hinrichtung des Kasseler Regierungspräsidenten Lübcke am 2. Juni 2019, der antisemitische Anschlag am 9. Oktober 2019 in Halle (Saale), und das Attentat von Hanau am 19. Februar 2020.

Es fehlt meines Erachtens an Wissen und Handlungsansätzen hinsichtlich der Analyse, Prävention wie Intervention, Beratung und Bildung. An erster Stelle muss der Opferschutz stehen. Solide, vertrauensvolle und leicht zugängliche Beratungsangebote und -stellen fehlen an vielen Orten. Es gibt viele weitere Ideen, da bin ich sicher. Die Zeit jetzt mag eine Möglichkeit bieten, sich zu fragen, was wäre hier vor Ort zu tun.

Auszug eines Gastbeitrages vom 12.06. auf auf der Seite des Mediendienstes Integration. Veröffentlichung im Rahmen einer CCL-Lizenz.