Zankapfel Taj Mahal

Ausgabe 270

Foto: Yann Forget, Wikimedia Commons | Lizenz: CC BY-SA 4.0

(KNA). Weltkulturerbe seit 1983, architektonisches Juwel, Touristenmagnet. Großmogul Shah Jahan (1592-1666) ließ den Taj Mahal als Grabmal für seine 1631 verstorbene große Liebe Mumtaz Mahal errichten. Seither fasziniert die „Krone des Palastes“ die Besucher aus nah und fern. Doch das strahlend weiße Ensemble im nordindischen Bundesstaat Uttar Pradesh droht in einen ziemlich schmutzigen politischen Streit herabzusinken, der einiges über die Verwerfungen im Indien der Gegenwart verrät.
Dieses wird von der BJP und Premierminister Narendra Modi regiert. Die BJP wiederum ist der politische Arm der radikal-nationalistischen Bewegung Hindutva. Hindutva bezeichnet das politische Konzept, aus Indien einen hinduistischen Gottesstaat zu machen. Dazu passt nicht, dass der Norden Indiens zwischen 1526 und 1858 von muslimischen Großmoguln wie Shah Jahan regiert wurde. Mehr noch: Die Hindu-Nationalisten lassen kaum eine Gelegenheit aus, um die Gefahr einer neuerlichen islamischen Dominanz über Indien und den Hinduismus an die Wand zu malen.
Und so wird der Taj Mahal zum Zankapfel im bizarren Kulturkampf indischer Hindunationalisten. Denn die BJP regiert auch im Bundesstaat Uttar Pradesh. Der Taj Mahal spiegle nicht die indische Kultur wider, ließ Regierungschef Yogi Adityanath, ein ehemaliger Hindu-Priester, vor einigen Wochen verlautbaren. Die im Haushalt 2018 vorgesehen Mittel zur Instandhaltung des weltberühmten Bauwerks wurden gestrichen, der Taj Mahal aus den Broschüren zur Tourismuswerbung entfernt.
Die Hindunationalisten verschärfen mit Blick auf den Taj Mahal den Ton. Vor Kurzem forderte die radikale „Nationale Freiwilligenorganisation“ (RSS), die ideologische Bewegung der BJP, ein Verbot des islamischen Freitagsgebets am Taj Mahal. Man werde bald Beweise dafür vorlegen, dass dieser ursprünglich ein hinduistischer Shiv-Tempel gewesen sei, tönte Balmukund Pandey, Generalsekretär der Abteilung für Geschichte der RSS.
Bereits 2015 wollte eine Gruppe von Anwälten diese Ansicht per Gerichtsentscheid durchsetzen und die Anlage unter hinduistische Kontrolle bringen. Die Initiative scheiterte damals am Widerstand aus dem Kulturministerium. Doch inzwischen scheint im, immer totalitärer werdenden Indien immer öfter die Devise zu gelten: „Hindus zuerst!“