Zu Besuch bei neuen Muslimen in Laos

Ausgabe 291

Foto: Azizah Seise

(iz). Laos ist ein kleines Binnenland in Südostasien, gelegen zwischen seinen großen Nachbarn Thailand und Vietnam, teilt es auch Grenzen mit Myanmar, Kambodscha und China. Die Hauptstadt Vientiane liegt nah an der Grenze zu Thailand und der Mekong fließt behäbig von Nord nach Süd durch das Land. Über sieben Millionen Menschen leben in Laos. Sie sprechen Laotisch, eine Sprache, die nah mit dem Thai verwandt ist. Traditionell ist Laos ein buddhistisches Land. Mittlerweile gibt es jedoch über 500 Kirchen, meist pentakostalischen Einschlags. Das Christentum ist zwar vor über 300 Jahren vor allem mit den Kolonialherren nach Laos gekommen, hat aber seit den letzten Jahren eine neue Dynamik ­entwickelt. Muslime machen nur 0,01 Prozent der Bevölkerung aus.

Islam in Laos
Islam, als Religion vor allem indischer Händler, ist seit circa 200 Jahren in Laos präsent. 1969 wurde die erste Moschee in dem Vientianer Stadtteil Sisaket gegründet. Die Einladung zum Islam (arab. da’wa) war jedoch kaum Teil der muslimischen Bevölkerung in Laos, so dass Islam auf eine kleine Minderheit indischer oder indisch beziehungsweise pakistanisch-abstämmiger Menschen ­beschränkt blieb. Muslimische Händler aus Kambodscha, meist Cham, sind eine weitere muslimische Minderheit in Laos. Diese haben 1986 eine kambodschanische Moschee in dem Stadtteil Nongbouthong in Vientiane gegründet. Doch auch die kambodschanischen Muslime haben lange Zeit keine direkte Da’wa für die lokale, indigene Bevölkerung ­gemacht. So kommt es, dass es bisher fast gar keine einheimischen muslimi­schen ­Laoten gibt.

Die erste laotische muslimische Familie
Im Jahr 2006 entschied sich Abdallah aus Laos an der Internationalen Islami­schen Universität Malaysia zu studieren. Er hatte erfahren, dass man dort gut Englisch lernen kann und dass ausländische, neue Muslime die Möglichkeit hatten, ein Stipendium zu erhalten. Abdallah wollte mehr über Islam lernen und ging in die indische Moschee in Vientiane. Dort empfing man ihn alles andere als herzlich und fragte ihn, was er da wolle als Laote. Abdallah antwortete er wolle Islam lernen und es wurde ihm geantwortet, dass das nicht ginge. Er sei Laote. Laoten seien keine Muslime. Ein wenig enttäuscht, doch nicht entmutigt, ging er wieder nach Hause. Er entschied sich nach Malaysia zu reisen und dort direkt Islam zu lernen. In Malaysia sprach er das Glaubensbekenntnis, studierte, bekam ein Stipendium. Und lernte Dr. Mahfuth aus Uganda kennen.

Beide wurden beste Freunde und besuchten gemeinsam Laos und Abdallahs Familie. In nur wenigen Tagen, kam Abdallahs gesamte Familie, außer seinem Großvater zum Islam. Dr. Mahfuth beschreibt diese Tage mit Tränen in den Augen: „Ich konnte kein Laotisch und die Familie konnte fast gar kein Englisch. Abdallah war unterwegs und ich blieb im Dorf bei seiner Familie zurück. Ich sagte ihnen immer wieder, dass Allah nur Einer war. Ich zeigte mit meinem Zeigefinger und sprach ‘Ahad, Ahad’. Dann zeigte ich ihnen wie man das ­Gebet verrichtet. Und bevor Abdallah wiederkam, hatten seine Mutter, Großmutter, Schwester, Nichte und Neffe, das Glaubensbekenntnis gesprochen.“ Das war im Jahr 2008. Seitdem haben mehrere Dutzend Laoten den Islam angenommen. Die meisten kommen aus armen Familien. Einigen konnte Dr. Mahfuth Stipendien zum Studium oder für die weiterführende Schulen in ­Malaysia verschaffen.

Der Traum vom ­islamischen Zentrum
Anfang diesen Jahres ist Abdallah aus Medina zurückgekehrt. Dort hat er fünf Jahre lang studiert. Nach seinem Studium in Malaysia, hatte er ein Stipendium erhalten. Mehrere seiner Nichten und Neffen studieren zurzeit noch in Malaysia. Abdallah träumt von einem kleinen islamischen Zentrum, mit Moschee und Räumen, um Qur’an zu unterrichten. Von den alteingesessenen Muslimen nicht-laotischer Abstammung werden die neuen Muslime kaum akzeptiert. Die kambodschanischen Muslime sind jedoch mittlerweile in der ­Einladung zum Islam aktiv geworden. Abdallah möchte die islamische Religion auf laotisch unterrichten. Er möchte ­verschiedene Dienstleistungen für die einheimische nicht-Muslimische Bevölkerung anbieten. Er möchte ein kleines Halal-Restaurant gründen. Abdallah hat viel vor. Doch zurzeit kämpft er mit seiner Frau und den vier Kindern ums Überleben.

Die muslimische Jugend
Besonders wichtig, so Dr. Mahfuth aus Uganda, sind die jungen Leute in Laos. Deshalb hat er dieses Jahr das zweite Jugendcamp für Muslime und Freunde organisiert. Neun laotische junge Erwachsene haben während dieses Camps ihr islamisches Glaubensbe­kenntnis bezeugt. Treffpunkt war jedoch die Hauptstadt Kambodschas, Phnom Penh. Dort konnten die laotischen Muslime andere junge Muslime kennenlernen und sich mit ihnen austauschen. Isayyah ist einer von ihnen. Er kommt, wie fast alle neuen Muslime, aus einer armen laotische Familie aus der Nähe von Vientiane. Isayyah studiert Medizin und möchte als erster muslimischer ­laotischer Arzt als gutes Beispiel für die Muslime in Laos stehen. „Wenn wir ­anderen helfen und gut und freundlich mit ihnen sind, dann sind sie vielleicht interessiert auch Muslim zu werden“, beschreibt er seine Vision.

Was bringt die Zukunft?
Es gibt noch viel zu tun, so Dr. Mahfuth. Er ist unaufhörlich damit beschäftigt, mögliche Sponsoren und Spender für die neuen Muslime in Laos zu finden. „Es beginnt mit der Unterstützung, ein eigenes kleines Geschäft aufzubauen, um den Lebensunterhalt zu sichern. Das laotische islamische Zentrum ist unser großer Traum“, so Dr. Mahfuth. Mar­yam Panin hat nach langem Ringen endlich ein Stipendium erhalten, um ihr Studium in Malaysia fortzusetzen. Sie möchte danach zurückkehren in ihr Heimatland. Aisha ist dabei, ihre Doktorarbeit in Malaysia abzuschliessen. Auch sie möchte nach Laos zurückkehren. Beide sind seit sechs Jahren Muslime. Dr. Mahfuth findet es wichtig, dass die neuen Muslime nach Malaysia kommen: „Noch haben wir keine islamische Infrastruktur in Laos, deshalb müssen wir die neuen Muslime anders stärken. In Malaysia zu lernen und zu studieren, um dann gefestigt nach Laos zurückzukehren, ist zurzeit die beste Strategie für die neuen Muslime in Laos“, erklärt Dr. Mahfuth.

Wer Interesse hat, neue Muslime in Laos zu unterstützen, kann sich mit der Autorin in Verbindung setzen: claudia@seise.de